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1871k Frankenberger Rachrichtsklatt Bezirksanzeiger Guido Emil Erscheint wöchentlich drei Mal- Vierteljährlich 10 Ngr. — Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Post-Expeditionen. der 4. Compagnie des 12. Jägerbataillons, am 19. Octbr. in Claye vor Paris an der Gelb sucht gestorben ist. Druck bis zur endlichen Bereitwilligkeit Frank reichs zum Friedensschlüsse und zur Beendigung deS selbst herausbeschworrnen Krieges werde auf recht erhalten. Eine Anzahl Abgeordnete sogar der Linken deS ehemaligen Gesetzgebenden Kör per- neigen sich dieser Ansicht zu und haben die selbe der Regierung unterbreitet, welche eine neue Gesetzgebende Versammlung einberufen und dieser den FriedenSschluß überlassen soll. Nach seiner augenscheinlich erfolglosen Rundreise bei den europäischen Cabineten ist dazu auch Herr ThierS ins deutsche Hauptquartier und nach mit einem dichten Schleier umgebenen Verhandlungen nach Pari- gegangen. Vielleicht gelingt «S dem alten Staatsmann, im Verein mit jenen Deputaten, unterstützt durch den Verlust von Metz und von mehr als 170,000 ManU intakter Truppen, dir Regierung zu bekehren und gemeinsam mit dem großen Theil der Bewohner, der durch die Fort bauer der jetzigen Zustände nur verlieren kann, für den Waffenstillstand bereitwillig zu machen. Nach dem Falle von Metz taucht wiederholt in Nachrichten aus dem Hauptquartiere die Ver- muthung auf, daß man es auch bei Paris nichc zum Bombardement kommen lassen, sondern wie bei Metz den Hunger als Bundesgenossen ver wenden werde. So lange wie Metz wird sich Paris allerdings nicht halten können, aber trotz dem wünschen wir, daß Paris recht bald zum Fall« gebracht werde, damit unsre braven Sol daten nach dem damit verbundenen Friedens schlüsse ihre siegreichen Schritte wieder heimwärts zum friedlichen Heerde lenken könnend Ihre Sehnsucht dafür spricht sich genug in Briesen auS! ner aus Bockendorf, von Vom Kriegsschauplätze. Sfficielle Mittheilungen. Bersatlle S, 31. Letbr. Prinz Friedrich Karl meldet, »atz bei Metz 53 Adler mit Fahne,« ak- geliefert morde«« sind. Thiers ist heute Mittag aus Paris hierher zuriickgckehrt. Sonst ist vor Paris nichts vorgefallen. Die Vorposten des Ge nerals v. Werder träfe«« an« 27. Letbr. in der Umgegend von Grah anf feindliche Truppe», schlu gen dieselben überall in die Flucht und nahmen: 15 Offiziere und 500 Mann gefangen. von Podbielski. Zur Situation. Frankenberg, 3. Novbr. Nachdem längere Zeit wieder die Thaten un» serer Armeen durch ihre rasche Aufeinanderfolge, die wir stets zu registriren hatten, eine Skizzirung der Situation überflüssig erscheinen ließen, fassen wir heule dieselbe wieder einmal inS Auge. Noch läßt sich nicht sagen, welchen Eindruck der Fall von Metz auf die Bewohner von Paris und die übrigen Franzosen machen wird. Daß sie nach wie vor mit dem nur zum Unheile deS Landes an der Spitze der Regierung in TourS stehenden heißblütigen Advokaten Gambetta, der nach sei- nen ersten Proklamationen sich unter den Mauern von Paris begraben lassen wollte, inzwischen aber doch vorzog, per Luftballon einen anderen Regierungssitz zu suchen, gehen und den Kamps bis auf- Aeußerste sortsetzen werden, ist nach den letzten Vorgängen doch wohl zu bezweifeln, wenn man sich auch nicht verhehlen darf, baß Frank reich reich genug ist, die Scharten dieses Krieges in kürzerer Frist, als dies Deutschland möglich sein würde, auSzuwetzen, da sein Nationalwohl, stand ein anerkannt größerer ist, als der unsere. Aber nachdem die Armee Bazaine'S, auf die so Viele ihre Hoffnung als die einzige noch tüchtige Feldarmee gesetzt, an deren Durchbruch sie noch immer geglaubt, gefangen ist, nachdem die starke Veste Metz mit ihren reichen Vorräthen an Kriegs. Materialien gefallen, nachdem nördlich von Paris unsre Truppen sich in den Besitz der Districte setzen, die noch Zufuhren liefern könnten, wäh rend sie auch südlich dieselben vereiteln und hier besonders etwa entgegenziehenden Ersatztruppen sich entgegenstelle«« und dieselben unaufhörlich, seien eS reguläre ober mobile, Niederdrücken, scheint denn doch, wenn man über Brüssel kommenden Nachrichten trauen darf, in einsichtsvollere Köpfe die Ueberzeugung einzuztehen, daß Frankreich wohl den Widerstand noch eine Weile sortsetzen könne, daß aber Deutschland noch länger seinen eisernen O e r t l i ch e S. Frankenberg, 3. Novbr. In dieser Woche hat auch unser Gewerbeverein seine öffentliche Thätigkeit wieder begonnen. Am Montag wurde der erste Familienabend abgehalten, zu dem sich die Mitglieder mit Frauen und Töchtern wie auch Gästen in recht erfreulicher Zahl ein- aefunden hatten. Das Programm der Unter haltung bestand in durch einige unsrer Herren Lehrer mit großer Bereitwilligkeit ausgefiihrten Pianoforte- und Gesangvorträgen, wie in Im provisationen, ernsten und heiteren Vorträgen des vom Vorstande gewonnenen Rhetors Hrn. Scha berg Fröhlich, die sehr beifällig ausgenom men wurden und Veranlassung waren, daß der Redner nach dem lebhaften Wunsche der An wesenden noch verschiedene die Lachmuskeln drr Zuhörer bewegende Scherze zum Besten gab. Ein belebtes Tänzchen bildete den Schluß dieses Abends, der nach vielseitigen Aeußerungen sehr befriedigt und das Verlangen nach Beibehaltung dieser Einrichtung geweckt hat. — Gestern Abend fand die erste öffentliche Vereinsversamm lung statt, in welcher nach einem kurzen die Geschichte,, geographische Lage und industrielle Bedeutung von Elsaß und Lothringen behandeln den Vorträge verschiedene Vereinsanaelegenheiten, darunter besonders die Frage, ob gleichzeitig mit der im nächsten Jahre hier stattfindenden land- wirthschaftlichen Ausstellung eine dergleichen ge werbliche abzuhalten möglich sei, welche schließ lich einer aus Vorstands-und Vereinsmitgliedern gebildeten Deputation zur weiteren Erledigung überwiesen wurde, Stoff zu längerer Debatte gaben. Erfreulicherweise kam auch wieder eine größere Zahl von Anmeldungen neuer Mitglie der zur Kenntniß der Versammlung und darf man sich wohl der Hoffnung hinaeben, daß auch dieses Semester den Verein und seine Bestrebun gen fördern werde. Frankenberg, 3. Novbr. Zu den von uns gegebenen Nachrichten über die Schicksale der im Felde stehenden Soldaten aus unsrer Pflege ist hinzuzufügen, daß nach einer Mitthei- lung des Auskunftsbüreaus des internationalen Hülfsvereins im Königreich Sachsen der Jäger Bekanntmachung. Vom diesjährigen Gesetz- und Verordnungsblatt ist daS 20. Stück erschienen und kann an RathSstelle eingesehen werden» Dasselbe rnchält: JZ 114. Bekanntmachung, die Bewilligung einer von dem Spar- und Vorschußvereine für Neukirchen und Umgegend erbetenen Ausnahme von bestehenden Gesetzen betreffend; vom 3. October 1870. ^3 115. Bekanntmachung, die technische Beaufsichtigung dec Dampfkessel in den KreiSdirectionSbezirken Dresden und Bautzen betreffend; vom 10. Ociobcc 1870. - , ^3 118. Bekanntmachung, die Bewilligung einer von den« Spar-, Vorschuß, und Ereditvereine zu Grünhain erbetenen Ausnahme von be stehenden Gesetzen betreffend; vom I I. Octobcr 1870. »R 117. Verordnung, die Erpropiation von Gcundeigenthum für Unterführung der Lößnitzstraße in Dresden unter der Sächsisch-Schlestschen: StaalSeisenbahn betreffend; vom 13. October 1870. ^3 118. Verordnung, die Aichung und Stempelung von Silbcrmünzgewichlen betreffend; vom 20. October 1870. Frankenberg, am 3. November 1870. DerStadtrath. Meltzer, Brgrmstr.