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Allgemeiner Anzeiger Amtsblatt für die Ortsdehörde und den Gemeindera! zu Bretnig. Lolal-Rnzeizer für die Ortschaften Bretnig, Hauswalde, Großröhrsdorf, Frankenthal nnd Umgegen». Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. AbonnementSprei» inkl. des allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Unterhaltungsblatte«" vierteljährlich ab Schalter 1 Mark, bei freier Zusendung durch Voten in« Hau« 1 Mark 30 Pfennige, durch die Post 1 Mark exkl. Bestellgeld. J»ser«te, die 4 gespaltene Korpuszeile 10 Pfg., sowie Bestellungen auf den All gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unsere sämtliche Zeitung«boten jederzeit gern entgegen. — Bet größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähren wir Rabatt «ach Uebereinkunft. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bi« Dienstag vormittag V,11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bi« Freitag vormittag >/,11 Uhr einzusenden. Rr. 23. Schristleilung, Druck unö Verlag *von A. Schurig, Drelnig. Sonnabend den IS. Mär; 1910. 20. Jahrgang. Zur «oustrmatiou den junge» Neukonfirmierten gewidmet. Meine Lieben! Wa« willst du »erden? Da« ist die große Frage, die jetzt an »ich herantritt. Einen Beruf sollst du ergreifen. Es ist etwa« Große» um einen Beruf, »er keinen Haden will, den nennt man mit Recht eine» Nlcht»tuer, Müssiggänger, Pflastertreter, Tagedieb. Alle Männer, di« in dec Bibel erwähnt werden, heben ihren Beruf: Kain war ein Ackertmann, Abel ein Schäfer, des gleichen Mose«, obwohl al« Prinz erzogen. Auch die Apostel trieben ein Handwerk: Mat thä«« war ein Zöllner, Anvrea«, Johanne», Jakobu« wäre» Fischer, Paulu» hat sich mit Teppichweber, sein Brot verdient. Also »er Beruf ist die Lebenstätigkeit eine« Mensche», in die Gott ihn drrufen und hineingestellt hat, al« ob er zu ihm spräche: Da» treibe! Da« ist mei» Auftrag an dich! Wie beruft nun Gott? die Meisten wohl dadurch, daß er besondere Gaben und Anlagen in sie legt, od«r Trieb, Lust und Neigung z» einer bestimmten Lebentbeschäftigung in ihnen erweckt. Bei «e» sie «och nicht so vorhanden ist, soll hier die Eltern bestimm«» lassen, die di« Anlagen und Gaben ihrer Kinder oft visier «rkennen al» diese selbst. Meine Lieben, haltet also daran fest, daß euer Beruf von Gott ist. Bedenkt a»ch, daß fast alle veruf«arten in der Bibel erwähnt, also dadurch geehrt und «»«gezeichnet werden; ihr seht, Gotte« Wort verachtet keinen Beruf, rr s«i noch so gering. Nun hört noch einige goldene Wort«: Ver säumt niemal« da» Gebet am Morgen und am Abend, wie ihr e» gelernt habt im Elternhaus«, ihr werdet Segen davon haben. Oft »erden di« Lehrjahre ench sauer an- kommen, denn aller Anfang ist schwer. Uber müßt ihr tüchtig arbeiten, so dankt Lott da- sür, denn die Arbeit ist nicht nur di» Würze de» Leben», sondern sie vevahrt «uch vor vielen Sünden. Habt ihr et»a» versehen und «erd«t gescholten, nehmt e» mit darauf hin, e» fällt euch Herwegen keine Perl« au» »er Kron«, ihr habt ja noch gar k«ine, sondern sollt sie euch erst verdienen. Vergeßt niemal«, daß bei aller «nrer Ar beit, auch wenn ihr ganz allein seid, immer Einer hinter euch steht: Jesu« Ehristu». Er sieht alle«, hört alle« und merkt sich alle« und »ird einst alle» an» Licht bringen. Hört ihr wohl? E« gilt fleißig sein. Nur durch Fleiß «ird man tüchtig in sein«« Stande. Große Gaben haben nur Wenig«, fleißig sein kann Jeder. Weiter gilt el: treu sein im Berufe und zwar bei Kleinigkeiten, denn darauf kommt gar viel an. Noch zwei Tugenden habe ich euch an's Herz zu legen: die erste heißt: Gewiffenhaf- tigkett, die sich d»rch nicht» von der Erfüllung der Pflicht abhalten läßt, vor allem durch Vergnügung«» nicht. Ihr wißt, wa» damit gemeint ist. Die z»,ite Tugend ist die Ehrlichkeit. E» wird euch «ft Geld an»ertraut werben, dann seid auf eurer Hut, wachet und betet, daß ihr nicht in Anfechtung fallet. Lernet an» diesen goldrnen Leben«regeln, dann könnt ihr e» «eit und hoch bringen i» eurem Berufe. Ader die Frage: Wa» willst du werden? kehrt noch einmal wieder. Sie kehrt immer wieder, auch wenn du ,« weit und hoch in deine« irdischen Beruf« durch Fleiß und Treue gebracht hast. Wollte Gott, du antwortetest auf diese Frag« freudigen Herzen»: Ich will gern« selig werden! Dethalb die letzte Mah nung ist die: Trachtet am ersten nach de« Reiche Gottes und seiner Gerechtigkeit! Oertttche- u»d «LchMcke». Bretnig. Am Palmsonntage abend« 7 Uhr veranstaltet der Ev.-luth. Jüngling«- und Jungfrauenverein zu Ehren unserer Neu- konsirmierten und deren Angehöligen einen Familienabend im deutschen Hause. Zur Aus- sührnng gelangen verschiedene deklamatorffche und gesangliche Darbietungen. «ußrrdem haben beide Vereine sich der Mühe unterzogen, da« große sechsaktige Volk»schaustück „Die Salzburger" einzustudieren. Diese« Stück spielt im Jahre 1731 und behandelt die Vertreibung der Evangelischen au» dem Erz- bi»tum Salzburg durch den grausame» Erz bischof A»to» Elautheriu«, Baron von Firmian. Lm 11. Juli 1731 ließ dieser »ine öffentliche Volkszählung veranstalten und da fanden sich 30 688 Evangelische im Salzburgerland. Am 5. August diese» Jahre» schloffen diese infolge der Bedrückung durch de» Erzbischof den Salzbund an der Sch«arzach, »obet sie schwuren, dem Evangelium triu zu bleiben, einander beizustehen in der Not und auszuwandern, fall» ein evangelischer Fürst de» d«utsLen Reiche» sie al» Ansiedler in seinem Lande aufnähmt. Am 31. Okt. 1731 «urden sie mit Gewalt au« de« Lande Hinausgetrieben, ihr Hab und Gut wurde konfisziert. Da «rbarmtt sich ihrer der e»le Preußenkönig Friedrich Wilhelm I. und fiedelte sie in seinem Land», in Litthauen, an. — Alle diese Vorgänge bringt da» Stück in ergr»ifender Weise zur Darstellung, vor allem die Bedrückung, mit der man sie mit Gewalt katholisch machen wollte, den Salzbundschwur an der Schwarzach, ihr Elend al« Vertrieben« in de» Berger höhlen und zuletzt ihr Auszug in di« Fr«md«. Für eine gediegen« Au»stattung d«» Stücke« mit historisch gitreuen Kostümrn ist Sorge getragen worden. Hoffen wir, daß di«s«m Ab«nde von seit«« der gesamten Gemeinde ein r«cht z«hlriicher Besuch zu teil werde. Eintritt » Person 20 Pfg. gegen «ine Vor- trag«ordnung. Beginn de« Familienabend» pünktlich um 7 Uhr abend». Bretnig. Am Montag abend hielten im Gasthof zum deutschen Hause die Kom mandanten der freiwilligen Feuerwehr«» von Bretnig, Großröhrtdorf mit Fabrikfiuerwehr der Firma S. G. Großmann nnd Ohorn (Hauswald« hatte sich entschuldigt) ihre Schlußsitzung über die im Vorjahre hierseldtz stattgefundene gemeinsame Uebung ab. Dabei wurde u. «. beschlossen, in diesem Jahre wiederum eine derartige Uebnng und zwar in Großröhrsdorf zu veranstalten. Di« Leitung oerselben übertrug man der «roßmannschen Fabrikfeuerwehr. Die Festsetzung de» Ta,«» unterliegt einer späteren Beschlußfassung. Bretnig. Am Dien.tag abend gegen 8 Uhr fanden hiesige Bewohner auf v«r Mühlstrabe gegenüber dem Gcoßmrnnsche» Haus« ein von Krämpfen befallene« junge« Mädchen, mit dem Gesichte «uf der Scde liegend, vor. Datselbe wurde zunächst in da» genannte Hau« geschafft und nach Vornahme künstlicher Atmung feiten« de« hiesigen Arzte« und hils.bereiter Personen durch Mitglieder oer Sanitättkolonne noch am selben Adeno nach dem Gcoßröhr«dorfer Krankenhau« ge bracht, wo sie längere Zeit ohn« Besinnung gelegen hat. Da« Mädchen heißt Frida Woyton und stammt au« Kamenz. Sie hatte die Absicht gehabt, eine hiesige Freundin zu besuchen. Kamenz. Die diesjährige Musterung im hiesigen AuShebungtbezirk hatte folgende« Erqebni«: 452 Mann zurückgestellt, 18 »u»- gemustert, 245 Landsturm, 117 Ersatzreserv«, 340 tauglich befunden und zwar: 150 Mann Infanterie, 26 Grenadiere, 12 Pioniere, 8 Jäger, 7 Schützen, 4 Krankenwärter, 1 Oeko- nomie-Handwerker, 16 Husaren, 10 schwere Reiter, 15 Fußartillerie, 19 Ulanen, 6 rei tende Artillerie, 12 Train 1 jährig, 3 Eisen bahn- und Trlezraphentruppe und 50 Feld artilleri«. Kam «uz. Mittwoch, den 23. März, vormittag« 8 Uhr öffentliche Sitzung de« Be zirksausschüsse». Bautzen. (Butter mit Kartoffelbrei.) Am Sonnabend, zu dem hier stattsindenden Wochenmarkt«, kaufte eine hiesige vürger»srau von einer Landfrau '/» Kanne Butter, die ihr aber b«i näherer Betrachtung keinen guten Eindruck machte. Sie zerschnitt sie de»halb in zwei Hälften und fand zu ihrem Erstaunen, daß die Butter in der Mitte ausgehöhlt und mit Kartoffelbrei gefüllt war. Die Verkäu ferin wurde der Polizei übergeben. Sie ist au» einem Dorfe nahe bei Bautzen. — Zweimal zu erhängen versuchte sich am 12. d. M. der Schiffer L. au« Kripp«n. Beide Mal« gelang e«, den Ledentmüden bei der Ausführung seiner Tat zu erwischen, so daß er noch rechtzeitig von Hausbewohnern abgeschnitten werden konnte. — Ein eigenartiger Automobilunfall ereig nete sich am Sonntag den 13. d. M. in der Nähe der ober»» Schule in Oberoderwitz. Ei nem in langsamer Fahrt daherkommenden Automobil kamen zu gleicher Zeit ein Geschirr und ein Reiter entgegen. Kurz vor der Be gegnung stellte sich nun da« Pferd ganz plötz lich quer über die Straße, so daß da« Auto ihm direkt unter de» Leid fuhr. Da» Pferd kam dadurch auf da» Auto zu sitzen, «ährend der Reiter herabflog. Nachdem sich Roß und Auto wieder getrennt hatten, sah man, daß da» Auto der Last nicht gewachsen gewesen war, denn die Vorderachse war verbogen, auch «ar der Vorderbau zum Teil abgerissen. In folgedessen «ar eine Weiterfahrt aulgeschlossen. Da» Pferd hatte vur einige Hautverletzungen «rlitten. Der R«itrr «ar mit dem Schreck davongekommen. . „ , — Ein anonymer Briefschreiber hat in Freiberg wieder einmal namenlose« Unglück über eine Familie heraufbeschworen. Der Sohn einer angesehenen Familie, der die Bauschule besuchte, hatte ein Verhältnis mit einem jungen Mädchen angeknüpft. Der Vater de« jungen Manne« erhielt Kenntni« von d«r Liebelei seine» Sohne« durch mehrere anonyme vri»fe, i» den»» u. a. gesagt «urde, der Sohn s»i durch do» Verhältnis moralisch und sittlich tief gesunken. Der Vater macht» darüber dem Sohne heftige Vorwürfe, die sich dieser so zu Herzen nahm, daß er sich am 14. v. M. erschoß. Jetzt hat die Ange legenheit ein« höchst überraschtnde Wendung genimmen; im Zusammenhang mit diesem Selbstmord ist vor einigen Tagen ein bisher bei der dortige» Polizeibehörde beschäftigter Registrator von seine« Amt» su«pendierl worden, da er dringend verdächtig ist, die Snese geschrieben zu haben. Man hatte bi»her angcnommen, daß die anonymen Briese, die die Ergüsse eine« maßlo« Eifersüchtigen enthielten, von einem andern Bauschüler herrührten, zumal da die Briefe auf Zeichen papier und mit gezeichnete» Buchstaben geschrie ben waren. Durch die Angaben de» in Frage kommenden Mädchen» wurde der Verdacht jedoch auf den erwähnten städtischen Polizeibeamten gelenkt, der, obwohl er ver heiratet ist und in den vierziger Jahren steht, oa» noch nicht 16 Jahre alte Mädchen, da« früher in seinen Diensten stand, schon seit langem mit Anträgen verfolgt hatte. Der vriefschretber war inzwischen bemüht gewesen, den Verdacht von sich abzulenken, und ein au» Rußland kommender, von gleicher Hand geschriebener Brief sollte den Glauben erwek- ken, al» wenn der Briesschretber inzwischen nach Rußland abgereist wäre. Der Inhalt diese» Briefe» bestand aber au» einer beschrie benen unfrankierten Postkarte, die die gleich» Formularnummer enthielt, wie sie die bei der Freiberger Behörde verwendete» Postkarte» trage». Auf dies« und noch ander» Verdacht»- gründe hi» erfolgte die Suspendierung de« Beamten. Dieser hatte, wa« den Fall beson der» tragisch erscheinen läßt, seinerzeit in amtlicher Funktion die Aushebung der Leiche de« erschossenen, durch die Briese in den Tad getriebenen vauschüler« vorzunehmen, und gerad«, al« er in der Wohnung de« Vater» de» Erschossenen da« Protokoll auf nah«, traf mit der Post der dritte an den Later gerichtet« anonyme Brief ein, der ihm selbst zum Oeffnen übergeben wurde. 8elger»hain, 16. März. Da« Schloß de« Fürsten von Schönburg-Waldenburg ist gestern niedergebrannt. Gegen 5 Uhr nach mittag konnte man de» Feuer» Herr «erden. Ldgkbraunt find der Dachstuhl und die Etage de» östlichen Flügel» de» Schlosse». Die Entstehungsursache «ird auf einen Effenbrand zurückgeführt. E» sind einige wertvolle Gegen stände der reichhaltige» Sammlungen de» Schloßinhaber« mit vernichtet worden. Der Fürst und seine Gemahlin befinden sich zurzeit in Aegypten. Olbernhau. Der 23jährige Postasststent Hermann Max Goltfche au« Ehemnitz ist »ach Unterschlagung erheblicher Geldbeträge beim hiesigen Postamt flüchtig geworden. — I» Schönfeld hat ein junger Mann an seine« 16. Geburtstage zum »Scherze eine Schlinge um den Hal« gelegt und sich aufge- Mgt, um da« Hängen zu probieren. Er konnte sich aber nicht wieder au» der Schlinge befreien und so «urde au« dem Scherz« Ernst; er «ar bereit« tot, al« man die Schling« lösen könnt«. — Die Sache de« B«zirk»feld«ebel» Beyer in Reichenbach, der mit einem Sergeanten vom vezirk«kommando Plaue» festgenommen «urde, «ird viel besprochen. Es ist kein Ge heimnis »ehr, daß Beyer sein« Vorteil« bei Befreiung UebungSpflichtlger von militärischen llebuugen im Auge behielt und da seine miß lichen Finanzen aufzubeffrr» versuchte, wo I» bei geeigneten Personen ohne vorläufige Ge fahr geschehen konnte. Auch in anderer Hin sicht scheint der Inhaftierte nicht mit der erforderlichen Korrektheit seinen Dienst ausge übt zu haben. Ein tzau«dursche von Reichen bach «ar z. v. in den Verdacht geraten, fahnenflüchtig geworden zu sein, weil angeblich die Anmeldung nicht erfolgt «ar. In Wirk lichkeit hatte sich der Verdächtige bereit« 4 dis 5 Wochen vorher gemeldet, die Anmeldung war aber vom Feldwebel nicht erledigt worden.