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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.12.1891
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-12-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18911205014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891120501
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891120501
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-12
- Tag 1891-12-05
-
Monat
1891-12
-
Jahr
1891
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Abrm«e«eirtsprers kn der Honptexpeditton odrr d«n tm Stadt bezirk und lxn Vororten errichteten Au«, aabefielle» «dg« holl: viertei,ährlich^l4^L bei zweimaliger tätlicher Zustellung in« Hau« » 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland uud Oesterreich: vierteijLhrUch >4 6.—. Direrte tägliche Kreuzbandienduag tu« Au«Ia»d: monatlich S —. Die Morgen-Au-gnbe erscheint täglich V,7 Uhr, dt« Abeud-AuSgabe Wochentag« ö Uhr. Redaktion vnd Ervedition: LohannrSgastc 8. Di« Expedition ist ununterbrochen g«. Iss»«) vou srüh 8 di« Abend« 7 Uhr. Filialen: Ott« sie««'S Sortim. (Alfred Hahn). lluiversitätkirraße 1, Louis Lösche, Nathnriuenstr. 14. pari. und Lönigsplatz?. Donk u»d Verlag von L. Polz in Leipzig. Morgen-Ausgabe. JnsertionSprelS Morgen-Ausgabe: di« 6gespaltene Vekkd- »rile 20^, Rerlauien unter dem Redactivns- stnch t« gespalten) 50-^, vor den Fonulirn- nachnchlen (6gespalten) 40 ^ Abead-Ausgade: die ^gespaltene Petitzeile 40^, Reklamen unter dem Redactiousstrich l4 gespalten) l Familieuuachrichten uud Anzeige» verlorener «Gegenstände l«,gespalten> 20 Größere «chrislen laut unserem Preis. verzeichniL- Tabellarischer und Ziffernjatz »ach höherem Tarif. »-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Posidesürberung d—, «t» ^4 SO.- Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. gab-, . Postbesorüeruag >4 7V.—. !X«aati»eschluß für Inserate: Abeud-Ausgabe: Bormittag« 10 Uhr. Morge u.BuSgab«: Nachmittag« 4 Uhr. Soun- und Festtags früh 9 Uhr. Bet de» Filialen und Annadmesrelleu j« rin« halb« Stunde früher. Inserat« stad stet- an di« Expedition zu richten. Sonnabend den 5. December 1891. 85. Jahrgang. Zur gefälligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den 6. December, Vormittags nur bis Uhr licvssnet. ilS8 I.eip/.iLier '?NLeI»Iatte8. Amtliche Bekanntmachungen. Lekanntmachun-. Heute Freitag, den 4. December d. I., Nachmittag« in der Z. Stund« ist aui dem recht« der Chausseestratze zu Leipzig-Rcudniv zwischen „Schloßkeller" und Gerichtsweg bcsindllchen Zteiiiablagerung«- platze der Leichnam eines neugeborenen und völlig ausgelrageiien KindeS weiblichen Geschlechts gefunden worden. Derselbe hat etwa 3 Meter von der Brettervlanke kutsernt gelegen, welche das Grund- stück von der Ehausseestraste und Täubchenweg verbindenden Schlippe abgrenzt, und ist wahrscheinlich von der letzteren aus über die Planke hinweg in das Grundstück hineingeworsen morden. Das Kind ist in ein etwa einen halben Meter grosses Stück braunen, gelb- und rothgestreisten Halblnma und ein gleichgroße« Stück graubraunen Halblama eingewictelt gewesen, die wieder mit «inem Stück schmalen rothrn Bandes zujammengebundea waren, und must in jüngster Zeit geboren worden sein. Ob in diesem Falle ein Verbrechen vorliegt, hat bislang noch nicht festbestellt werden können. Etwaige Wahrnehmungen, die zur Ermittelung der Mutter des Jiruaeboreiien zu fuhren geeignet erscheinen, bitten wir ungesäumt zur Kenntniß unserer Eriininalablheilung zu bringen. Leipzig, am 4. December 189l. Da» Potfteiamt drr Stadt Leipzig. Bretschneider. W. Lekaimtmachung. Nachdem zufolge nuferer Bekanntmachung Io. 5423 vom 16. October 18Sl d«r Plan D.8.V. Nr. 4898 L. X. Nr. 5537 betr. Feststellung der Fluchtlinien der Gartenstrabe in de» Oristheilcn Ltipzig^indenau uud Leipzig-Plagwitz, und zwar aus deren AuS dehnung von der Lütznerstraße in Leipzig-Lindenau bis zur Albcrt- straße in Leipzig-Plagwitz, vorschrisismäßig uud zwar vom 21. Octvber bis 18. November 1891 ausgelege» hat, Widersprüche hiergegen aber nicht angemeidct worden sind, so ist dieser Plan nunmehr aus Grund des 8. 22 des Regulatives, die neuen städtischen Anbaue und die Regulirung der Straßen betr., vom 15. November 1807 für rechtskräftig sestgestellt zu erachte». Leipzig, de» 30. November 1891. Der Rath -rr Stadt Leipzig. lcr. 6462. Ör. Tröndlin. vr.Redlich. Lekauutmachung. Am 23. bez. 26. dss. MlS. sind von uns Frau Mari« Therese Alida Ickcrt, Bayerische Straße 7, . Hedwig Anna Emma Humm. Eulritzscher Straße 15, » Sidonie Jda Jlgner, Brandvorwerkslraße 35, - Friederike Concordia Anna Leime, Leipzta-Lindenau, Markt 1, » Anna Ernestine Auguste Hoffwann, Leipjig8k>ohlt«,Mvckerllsche Slraße 4, . Anna Marie Louise Trautvetter, Leipzig-Gohlis, Magd« burger Straße I. als Hebammen für den Stadtbezirk Leipzig mit der Maßgabe ver. pflichtet worden, daß eine jede von ihnen ohne unsere ausdrückliche Erlaubniß ans dem Sladltheile, in welchem sie jetzt ihre Wohnung hat, nicht in einen anderen Stadttheil v«rziehcn Lars. Leipzig, den 28. November 1891. Der Rath der Stadt Leipzig VIII. 4502 I>r. Tröndlin. Dietrich Lrennlilchauclion. Mittwoch, den 9. December d. Jrs.. sollen von Vormittags 9 Uhr an aus dem Kahlschlage in Nbth. 27b des Burgauer Re vier», ln der sogenannlen LinSenaner Gvttge, dicht an der grünen Linie, in der Nähe der Leutzschcr Alleebrücke 175 Hausen Abraumreistg und 40 - Tchlagrcisig unter den öffentlich oushängenden Bedingungen und gegen die übliche Anzahlung an Ort und Tlclle meistbietend verknust werden Zusammenkunft: aus den, obengenaunten Schlage. Leipzig, am 28. November 1891. Des Raths Forstdeputation. Im Erdgeschoß des Unterzeichneten Polizei-Amts sollen Dienstag, den 8. Derrmbrr, Nachmittags 3 Uhr Verschiedene Gegenstände, ». A. div. Schmuckgegenslände, einige Kleidung)- und Wäschestücke, mehrere Schirme, eine Kastenkarre, einige Handwagen und eine Partie alte Gummiregenmäntcl an den Meistbietenden gegen sofortige Baarzahlnng versteigert werden Leipzig, den 2. December 1891. Das Polizeiamt der Stadt Leipzig. Breischneider. Ml. Da« der Hedwig Kommoreök aus Altendorf unterm 7. Mai 1885 ausgestellte Dienstbuch ist erstatteter Anzeige zufolge verloren gegangen und im Ausflndungssalle an unS abzuliesern. Leipzig, am 2. December >891. Da» Polizriamt der Stadt Leipzig. II. 5989. Bretschneider. Versteigerung. Mittwoch, den 9. Trrember 1891. soll am Eingang zum Magdeburger Bahnhof eine Drehscheibe nebst Zubehör meist bietend gegen sofortige Baarzahiung versteigert werden. Lagerhos »er Stadt Leipzig. Gether, Director. Bekanntmachung. Ja unser Firmenregister ist bet der unter Rr. 168 eingetragenen Firma L. Fügnrr in Tor,au zufolge Verfügung dom 28. November 1891 am selbigen Tage Folgend«« etngerragen w»rden: Spalt« 6. Diese Firma ist erloschen. L»r>a». dm» »8. November 1891. Mstnlgllch«« U»t«»Gericht. Lekauntmachung. Der Unterzeichnete Verein empfing im Monat November er. von Herrn Friedensrichter Freyer hier: .«l 5 Sühne in Sachen M. F. '/. I. T.. . 5 - - . B. H '/ P L.. Herrn Friedensrichter Sieber! hier: . 20 Sühn« in Sachen W. B. '/. C. B, . 5 . . . T. S. L. T-. . 3 . . . C. P. ' . R. B.. -10 > . . W. «. B. '/. B. B-, . 1 Geschenk von T. S.. - l - F E. Gi 50 worüber hierdurch dankend quittirt wird. Leipzig, 4. December 1891. Der Vorstand des Saiiiaritkr-BrrrinS. Schn vor, Schatzmeister. Zur internationalen Lage. Wir sind seit langer Zeit daran gewöhnt, daß ein aufregendes Ereigniß daS andere in fast ununterbrochener Reihenfolge ablöst, so daß nur selten Ruhepausen cinlrcten. welche einen Ucberblick über die Ergebnisse der fortschreitende» Entwickelung und über die vollzogene» Veränderungen gestalte». In neuester Zeit waren es die Reden des Grasen Kalnoky in den Dele gationen Oesterreichs und Ungarn- und des deutschen ReichS- anzlerS v. Caprivi im Reichstage, welche der Lage das Gepräge -erben. Beide Rede» habe» beruhigend gewirkt, die^leußerungen alnoky'S enthielten ein klares Gesammtbilv der europäischen )age, während der deutsche Reichskanzler sich gleichzeitig über die internationale» Beziehungen de- Deutschen Reiche- und dessen iniiere Verhältnisse verbreitete. Beide Reden ergänzten sich gegenseitig, und auch die Reden Rudini's in Mailand und Lord SaliSbury'S beim LordmayorSbankel in London brachten einige Aufklärungen von allgemeinem Interesse. Fasten wir die Ergebnisse aller dieser öffentlichen Kund- gcbnngen zusammen, so gewähren sie die Beruhigung, daß die internationale Lage heute einen weit leidenschaftsloseren Charakter zeigt als noch vor Kurzem. DaS bat aber triftige Gründe, die wir bereits angedeutet haben. Aus den Rausch der Kronstädter und Pariser Feste ist die Ernüchterung yr> olgt, welche die HungerSnoth und die finanziellen Schwierig' keilen in Rußland mit sich brachten Zu diesen passen die beruhigenden Worte Caprivi'S ausgezeichnet. Die in ihren ausschweifenden Hoffnungen getäuschten Russen »nd Franzosen können sich nichts Besseres wünschen, als die Versicherung, daß Kaiser Alexander ein aufrichtiger Freund des Friedens sei. und daß eine feste und zielbewußteRegierung in Frankreich gleich falls eine wcrtbvolle Bürgschaft für die Ausrechlballung deü Friedens gewähre. Der Jubel, uiit welchem diese Erklärungen in St. Petersburg und Paris begrüßt worden sind, beweist, daß der Reichskanzler den in beiden Eentralpunclen ge wünschten Ton angeschlagen hat und dadurch Gelegenheit bot. Rußland und Frankreich als die harmlosesten und sriedenSfreunblichsteii Mächte erscheinen zu lassen. Wir können mit dieser Wirkung sehr zufrieden sein und haben nicht die geringste Veranlassung, daran zu deuteln und zu mäkeln, wir nehmen das Dargebolene in dem Sinne, wie eS gemeint ist, und freuen un« herzlich, wenn sich daraus für die Sache des Friedens ein Gewinn ergiebt, höchstens erlauben wir unS noch Len Wunsch auSzudrücken, daß diese Veränderung der Lage von Dauer sein möge und nicht bloS bestimmt, über eine Periode deS Riederganges möglichst leicht hinwegzuhelfen. Abgesehen von dem Verbältniß, in welchem der Dreibund zu dem russisch-französischen Einverständnis; siebt, sind zwei Angelegenheiten gegenwärtig von hervorragendem Interesse die englisch« Besetzung Egyptens und die Frage der Zukunft deS Papsttbumö. Beite Angelegenheiten haben das Gemein same, baß sie nicht plötzlich von der politischen Tagesordnung verschwinden werden, sondern vorwiegend dazu Kienen, stets bereite Handhaben zur Erregung von lliirnhe und Zwist dar- zubieten. AuS der Rede SaliSburn'S auf dem letzten LortmayorS Banket in London erhellt, daß England die Absicht hegt, Egypten dauernd besetzt zu halten und seinem Besitz einzuverleiden unter dem Vorwände, einer anderweitcn Besitzergreifung vor- rubeiigcn. Die Zeiten sind vorüber, in welchen eine bestimmte Frist für das Ente der englischen Besetzung Egyptens in Betracht gezogen wurde, heute will England unter Achtung der Rechte der Türkei den Besitz EgtzptcnS für seine Zwecke dauernd auSnutzen. Wie diese beiden einander widersprechende» GesichtSpulicte ausgeglichen werde» sollen, ist zwar nicht ab zuseben. aber Frankreich ist nicht in der Lage, England von dieser Politik abzubringcn, wenn eS den Frieden aufrecht erhalten will. Es ist überhaupt eine Eigcnthümlichkeit der augenblicklichen Lage, daß sic mehr als je zuvor daS Streben der mit den bestehenden Verhältnisse» unzufriedenen Mächte hcrvortrctcn läßt, bei, geeignete» Zeitpnnct für die gewaltsame Verände rung des bestehenden Zustandes abzuwarlen und auSznwählcn Die Ausgabe deS Dreibundes besteht darin, eS überhaupt zu dieser Wahl nie kommen zu lassen und solche Veranstaltungen zu treffen, welche die Spannung allmälig in einen ruhigen dauerhaften Zustand überleiten. Der Reichskanzler hat gesagt, daß eS hauptsächlich aus die Oualität der Truppen ankommt, aber er hat doch anerkannt, daß auch die Quantität nicht unbeachtet bleiben darf. Es scheint, baß er hat sagen wollen: Wen» eine Truppen macht von etwa gleicher Zahl einer feindlichen Macht gegen iibcrstebt, so hat tie besser oraanisirte Macht die Hobe Wabr sckeinlichkeit deS Sieges für sich. Die Bemerkung über den größeren Werth der jüngeren Etrcitkräste kann man nickt ohne Weiteres als richtig hinnchinen, denn cs ist unzweifel- hast, daß der reise Mann im kräftigen Alter dem Jüngling auch als Soldat überlegen ist. Der eigentliche Schwerpunkt der Widerstandskraft liegt in der Reserve und Landwcbr, welche die Soldaten vom 23. bis zum 35. Lebensjahre um saßt, und deshalb ist die vollständige und sachgemäße An» bildmig dieser Jahrgänge von der größten Bedeutung für die Echlagsertigkeit deS HcercS. Die Papslftage erbielt durch die Behandlung, welche ihr der Tiroler Abgeordnete Zallingcr in der österreichischen Delegation und der italienische Abgeordnete Bovio im italienischen Abgeordnetenhause zu Tbeil werden ließen eine Schärfe, welche mit den freundschaftlich«« Beziehungen zwischen Wien und Rom nicht im Einklang steht. Lrr italienische Ministerpräsident Rudini hat die Sache dadurch wieder inS Gleichgewicht gebracht, daß er unter Anerkennung der Worte seines College» Nieotera die Vertagung der weiteren Verhandlung der Sacke berbeigesübrt bat, nachdem rr sich vorher von der Unvcriänglickkcit der Aeußerungen Kalnoky'S überzeugt halte. Er wird die Ausrechtbaltuiig deS GarantiegesctzeS befürworten und die Erklärungen Kalnoky'S als befriedigend anerkennen. DaS entspricht den Wünschen Oesterreich Ungarns und wird auch im italienischen Parlament Zustimmung finden, wenn auch einzelne Heißsporne dagegen opponiren werden. Fassen wir das Wesen der gegenwärtigen Lage zusammen, o läßt sie sich als eine solche bezeichnen, welche dem riedlichcn Ausgleich der seit langer Zeit bestehenden Gegen- äyc förderlicher ist, als in den letzten fünf Jahren. Die russischen Rüstungen, welche noch vor einigen Iabren in den Delegationen der Parlamente vou Oesterreich und Ungarn eine cbr herbe Kritik fanden, werden heute als ein dekannteS Ucbel betrachtet, dem man durch entsprechende Maßregeln die Spitze abbrecken müsse. Die gefährliche Spannung zwischen Deutschland und Frankreich, welche hauptsächlich durch die kriege rische» Handlungen deS Generals Boulaiiaer aus die Spitze ge trieben war, ist heute einer ruhigeren Auftastung der gegenseitigen Beziehungen gewichen, die egyplischc Frage enldebrt der Eigenschaft einer unmitlelbaren Kriegsgefahr, und die Frage der Wiederherstellung der welllichen Macht des Papstes ist trotz der Bemühungen deS Tiroler Abgeordneten Zallingcr, re brennend zu machen, aus den Standpunkt zurück- gekieben, welchen sie seit langer Zeit einnimmt, nämlich aus den eines AgitationSinittelS, wa- nur ausnahms weise und vorübergehend eine gewisse Erregung erzeugen kann. Man erkenul aus der gegenwärtigen Lage, daß auch die Politik von einer höheren Macht abhängig ist, als von dem Willen des Menschen Eine sei,leckte Ernte, unvorbergesekene Zu fälle irgendwelcher Art führen cme Aendcruna der Lage herbei, welche tie Weisheit der Regierungen vergeblich anslrebl, und sie setzt zugleich Bestrebungen ein Ziel, welche zum Schaden vieler Millionen Menschen lange Zeit hindurch »hr Wesen trieben. * Leipzig, 5. December. * Dem „Reichst,.- zufolge sind die von dem evangelischen Feldpropste der Armee I>r Richter herausgegebenen-SchifsS- prcdigten deS Kaisers: „Die Stimme des Herrn aus den Wassern" nicht vom Kaiser versaßt. Der Kaiser babc fick immer aus das Verlesen von Predigten beschränkt. Ver saßt seien sic vom Feldpropst Richter, welcher mit ihnen für den Gottesdienst an Bord der Kriegs- uud Handelsschiffe Fürsorge treffen wollte. * Die überseeische Auswanderung aus dem Deut schen Reiche über deutsche Häsen, Antwerpen, Rotterdam und Amsterdam betrug im October Januar bis October. 1891 12 272 102 879 1890 : . . . . 9 523 81 958 1889 9409 81 780 1888 9 759 89 7N 1887 9793 90 556 Von dem im lausenden Jahre ausgewanderlcn 102 879 Personen kamen aus der Provinz Posen 16 696, an» der Provinz Westpreußen l2 69l, Pommern 8913, auS Bayern recht- deS RbeinS 7978, aus der Provinz Hannover 6084, auS Württemberg 5680, der Provinz Brandenburg mit Berlin 5230, Rheinland 4444, aus Baden 3856, der Provinz Schleswig-Holstein 3827, a»S dem Königreich Sachsen 3662, der Provinz Heffen-Rassau 2764 , Schlesien 2444 , Westfalen 2098, Ostpreußen 1988, auS der bayerischen Rhcinpfalz 1845, dem Großberzogtbui» Hessen 183l, der Provinz Sachsen 1700, auS Mecklenburg-Schwerin 1433, Oldenburg >017. Drr Rest von 6692 Personen vertheilt sich auf die übrigen GebietSlheile deS Reichs. * Professor Gold sch midt in Berlin, srüber Mitglied deS Reicks-ObcrbandelSgerichlS, schließt einen Aufsatz über „Börsen und Banken" mit folgenden Bemerkungen: „Die GeichäktspraxiS solider Bankhäuser dürfte in allen Puncten den vorstehend dargelegtrn Rechtsgrundsötzen ent iprechen. Und nach meiner Kknntnih überwiegi im deutschen Bank verkehr dermaßen die solide Geschöstspraxis mindestens hinsichtlich der „Tevots", daß dem in der Presse ausiauchcnden unqehcncrlichrn Vorschlag einer periodischen polizeilichen Revision der Devoibesiände »nmögUch Folge gegeben werden kann. Denn abgesehen davon daß angesehene Bantfirme» nicht wie polizeilich conceisionirte Pfand' leihcr z» behandeln sind, so würde es auch zu wirksamer Controle an allen geeigneten Prüsungsorganen sehlen. Endlich würde die Anordnung derarliger „Revisionen" den gesammlen Bankiersstond als «inen Kreis von Personen keiinzetchnen, deren Geschastsröuine wegen Verdachtes strafbarer Handlungen der richterlichen beziehungs- weise polizeilichen „Durchsuchung" fStrasprocetzordnung 8. l02 ^ osten siehe» l" * In Jena lasten sich noch in diesem Monate katholische Schwestern vom Mutterhaus Kulda behufs Ausübung der Krankenpflege nieder. Mit dieser Nachricht überraschte am 8. November die Icnaische Zeitung ihre Leser. Die Be völkerung fragt sich, wa« daS zu bedeuten habe. Die katholische Bevölkerung ist klein. Um ihretwillen ist eine größere Schwesternitation nicht nötdia. Wie nian hört, sollen aber zunächst zwar nur drei katholische Schwestern einzirhen, doch gedenkt man ihre Zahl bald aus zehn zu erhöhen. Auch ist ausdrücklich angekündigt worden, daß diese Schwestern An gehörigen beider Evnsessionen zur Verfügung stehen sollen Nun bat Jena in nächster Nähe eine evangelische Krankenpsleaeanstalt, das trefflich ousblühende Sophicn- bau« in Weimar. Els Schwestern von dort arbeiten in den Jenaer staatlichen Heilanstalten, eine ist als Gemeinde schwester angestellt, und wird ihr angesichts ihrer immer mehr sich auSdehnendcn Wirksamkeit binnen Kurzem eine zweite zur Seile gestellt werden, uud auch in der Privatpflege sinken Weimarische Schwestern fort und fort Verwendung. Allerdings hat da- Soptuenhau«. wie alle derartigen Anstalten, öfter- Gesuche von hier um Schwestern nickt befriedigen können, und man hat dann andere, auch katholische Pflegerinnen sich kommen lassen. Indessen in Eisenach besteht eine Diakoniffenanstalt und Eisenach liegt nicht außer der Welt, katholische Schwestern sind schon seit geraumer Zeit in Rudolstadt stationirl und diese Stadt ist ich! weil von Jena. Ein wirkliches Bedürfniß, in Jena eine Niederlassung katholischer Schwestern zu grünten, besieht dem nach nicht. Wozu also eine solche'? Wer mit Rom und einer Politik auch nur einigermaßen vertraut ist, wird keinen Augenblick im Zweifel sein, daß eS sich um einen Versuch bandelt, auch in dem prvtcstaulischc» Jena, vou dem tie Gründung des Evangelischen Bunde« mit auögegaugcn isi. Propaganda für den katholischen Glaube» zu machen. Ja, rührig und unternehmend ist Rom. Mögen die Evangelischen wenigstens wachsam sein! * Bislang hatte von einem rein politischen Programm eS Gouverneurs Freiherrn von Soden nichts ver lautet, da die zoll- und steuerpolilischen Maßnahmen de- viiderS betrachtet werden müssen, erst die letzte Nummer des EolonialblatteS bringt eine sichere Andeutung. Auf ten Bericht de« StationSchesS Si^l aus Tabora, welcher sich wesentlich mit den dortigen Selaverci-Verbältiiisscn besaßt, bemerkt er. daß „die Ausdehnung einer eigentliche», deutschen Eolonialherrschaft bis nach jenen Gegenden zur Zeit, wo wir eben erst an der Küste festen Fuß gefaßt, ein abenteuer liches Beginnen wäre. Herr von «Loden meint unler Eolonialherrschaft in dem Zusammenhänge augenschein lich die Einrichtung von Maßregeln gegen den Sclaven- handel und Sclaverei, uud Jeder wirb ibin beipflichlcn, daß dieselbe Herrschaft in, Innern wie an der Küste natur gemäß nicht berzustellcn ist. Daran hat heute noch Niemand ekacht; das Meiste, was gefordert wurde seiner Zeit von Najor v. Wissmann und jetzt wieder von Lieutenant Sigl, ist. „daß Tabora auSgebobcn werden müßte, um mil einen. Griff so ziemlich im Norde» des Lculschen Schutzgebiete« mit den Sclavcnhändlerii aufgeräumt zu haben". Dazu wnr aber die größere Expedition be>t»nint, welche sich Wiifuiaun auschlicßen und der „kostspieligen Buschlnallerci" cu, Ende machen sollte. Der Gouverneur bält auch eine Verstärkung unserer Position in Tabora gewiß für wünschenSwerik, aber in Folge des Unglücks der Expedition Zelcwöki ist daran vorläufig nicht zu denken, und daher wird daS Ab- lösungSeouimando, welches am 4. December nach Tabora und Bukoba aufbrechen sollte, bei Weitem nickt tie vorher in Aussicht genommene Stärke baden. Es ist auch Niemand da, welcher die Auiorilät besäße, auf die Verhältnisse im Innern sicher einzuwirken, so daß eS in der Thal augenblicklich am besten ist, sich weniger darnm zu kümmern BemerkenSwerlb ist in dem Berichte Sigl'S noch die Erwäbiiung einer Beschwerde der Araber über E»i!u Pascha, welche wabrscheinlick sich auf folgendes Brgebuiß bezieht, welches Wissmann angedeutet hat, wenn er schreibt: ls rr aber (von Tabora) wcitcrging und Araber wegen SelavcnhandclS binrichten ließ, stammle belle Wutb gegen ihn auf und nur die Furcht vor dem Vvrrückc» einer großen Masse bat Emin gegen die Racke der Araber geschützt." Charakteristisch ist übrigens der Gegensatz in den Belichten Lcngfeld'S aus Bukoba und Sigl'S aus Tabora; der ersicre ist gewissermaßen rin Idyll, der letztere malt grau in grau die Corruption der Eingeborenen durch die Araber. « * » * Gegenüber dem Proteste der Reichenberger Ge meindevertretung, betreffend die Entsendung der von der Statthaltcrei abgeordneten Commission zur Unicrsuchung der erhobenen Anklagen über die angebliche Vergewaltigung der czechischen städtifchen Bevölkerung, stclll die „Presse" fest, sofortige Erhebungen betreffs dieser Beschuldigungen seien von dem Reichenbergcr Vicebürgcrmcister Prade in einer am 22. October an den Ministerpräsidenlcn im Abgeordnetenhause gerichteten Anfrage ausdrücklich begehrt worden. * Nach einem Berner Telegramm der „N. Z. Z. isi die Untersuchung drr Eisrndabnbrücken in derSckweiz nicht ergcbiiißloS gewesen. Der Control-Ingenieur Söble in Zürich, welcher von der Eisenbahnabtheilung deS BunkeSraths mit der Leitung der Untersuchung betraut war, bat an zwei Brücken erhebliche Mängel entdeckt. Er ist in d«r An gelegenheit telegraphisch nach Bern berufen worden. * Gegenüber den Meldungen einiger Petersburger Blätter, sowie der „Allgemeinen ReichScorrcspondcnz" bezüglich der Auslegung einer neuen russischen Anleihe in Tcnischlank, wird dem „Hamburgischen Corrcspondcnten" von aulheutischer Seite aus Berlin geschrieben, die seil Jahren andauernden Verfolgungen alle- Deutschen in Rußland seien in Berlin zu tief eingcgrabcu und einige freundliche Worte eines rni fischen Blattes und einer russischen Eorre'pondenz bedeuteten nicht den Ausdruck drr öffentliche» Meinung und der An sichten der maßgebenden Kreise in Rußland. Der „Grasddanin" babe Recht, daß er diese Absichten als ein FiaSco bezeichne. Die deutschen Capitalisten zeigten keinerlei Neigung, auf den russischen Lockruf hin ihre Börsen zu öffnen. * Die „Agence de Constanlinople" ist ermächtigt, die Meldung, wonach die Pforte an Frankreich da« süd arabische Territorium Schcik-Said gegenüber der Insel Perim abgetreten habe, als unbegründet zu bezeichnen. * Die „Times" meldet auS Singapore: Telegramme auS Tientsin bezeichnen die Nachrichten über den Aufstand als stark übertrieben Die Gesammtstärle der Aufständischen erreiche nicht 200st Mann. Die Bedeutung liege in der Furcht der Regierung und in den, Mangel an VerlbcibigilngSmitttln in Peking Die fremden Consuln in Peking ballen die Absendung von Kriegsschiffen zu ihrem Schutze verlangt. Die Bevölkerung von Peking verhalte sich den Europäern gegenüber sebr feindselig, sie werfe mit Steinen nach den Ausländern. Der englische Gesandte richtete einen Protest an die chinesische Regierung. Zahl reiche Eingeborene verließe» die Hauptstadt und flüchteten nach Tientsin. * Ter chinesische Gesandte in Paris bestätigte dem Minister de« Aeußere» Nibot gegenüber, daß die Regierung in Peking vollständig sicher darüber sei, die aufständische Erhebung alsbald unterdrücken zu können. * Wie man auS Rio de Janeiro Ende October berichtet, bat das Gesetz über dir Dotation de« Kaisers Dom Pedro II, welches der Congrcß noch kurz vor seiner Aus lösung beschloß,^wei Monate hinturch Anlaß zu Differenzen livischen dem Senate und der Drputirtenkammcr geboten. E« bandelte sich bier um die Frage, ob di« lädrlich« Dotation im Betrag« voa 120 Conto« i» Gold odor w Papxr gezohll
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