Volltext Seite (XML)
MsdmfferTageblatt I Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshanptmannschaft Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats- zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Noffen behördlicherseits bestimmte Blatt. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, ASA.S-L W°ch-»bl<m für WUrdrnff ». Umwind für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. An-riarnprciL: die 8 gespaltene Raum,eile 20 Rxfg., die « gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 ««ich», psennig, die 3 gespaltene ReklamezeUe im textlichen Teile 1 Reich»mark. vlachweisungagebühr 20 Reich-psennige. »Nr. geschriedeneTrscheinnngr« —. , „ ,, . — —, tage und Platzvorschetsten werden nach WSglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 d^ückfichtigl. Anzei^n. anvaüme bis norm.10Udr. Für die Richligkelt der durch «ernrus übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Radatlanspruch erlischt, wcnuderBetragdnrri Alageeingezogen werden muh oderderAustraggebcrin Konkurs gcrSt. Anzeigen nehme» alle Vermittlungsstellen entgegen Nr. 96 — 89. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 3640 »„MS Freitag, den 25 April 1936 Gärungen. Die heutige, aus bekannten Gründen einberufene Tagung des Vorstandes der Deutschnationalen Volks pariei reizt zu einigen Betrachtungen. Gewiß sind die Parteien an sich der Ausdruck, die geballte, vom Willen zur Einwirkung auf den Staat erfüllte Zusammenfassung Politisch gleichgerichteter Kräfte im Volk. Aber sie sind dies — wenigstens in Deutschland — insofern nicht ganz, weil Tradition, Parieigeschichte, über dem Wechsel der Tagesneigungen und -difserenzen stehende Staats- auffassungen — die man ebenso oft wie falsch als „Welt anschauung" zu bezeichnen pflegt — eine Art Decke, eine sich allmählich härtende Gemeinsamkeit feste Bindungen schaffen, die dem parteipolitisch stark interessierten Deut schen den Parteiwechsel so schwer machen. Und die den be stehenden Parteien etwas verleiht, was man mit einem Physikalischen Ausdruck als „Beharrungsvermögen" be zeichnen mag. Das läßt in Deutschland die Parteien auch sehr scharfe innere Auseinandersetzungen ertragen und überwinden. Natürlich gibt es auch hierfür eine Grenze und wenn der Bogen allzu straff gespannt wird, kann ei brechen. Wir haben in Deutschland einmal erlebt, daß durch eine „Sezession" nach rechts und nach links eine ziemlich große Partei einfach verschwand; das war die Unab hängige Sozialdemokratie, von der die eine Hälfte zu den Kommunisten, die andere zu den Mehrheitssozialisten hin überwanderte. Wir haben es aber auch erlebt — und hier war jenes „Beharrungsvermögen" besonders wirksam ^us bestimmten Gründen —, daß schwere und schwerste Differenzen in einer Partei, selbst in einer solchen, die Mnz ans dem Boden einer bestimmten „Weltanschauung" stand, ohne große Musik begraben, vom Tisch sozusagen heruniergckehrt wurden. Denn den Absichten einer un bedingten, bis zu den letzten "Folgerungen gehenden Aus tragung solcher inneren Parteikämpfe gegenüber erhebt bedrohend das Schreckgespenst der Verurteilung zm Politischen Machtlosigkeit. Der „Rest" ist infolgedessen dann in der Regel das — Kompromiß. Ob auch die Deutschnationale Partei den Weg, den ste seit den letzten Monaten beschreiten mußte, als es zu: ersten Spaltung kam, nun bis zu diesem Ende gehen wird? Oder ist das in den Abstimmungen im Reichstag zum Ausdruck gekommene Gegeneinander der „Wirt schaftler" gegen die „Politiker" fo heftig geworden, das der bisher gemeinsame Boden zerbricht? Der Partei- Vorsitzende Dr. Hugenberg selbst hat noch in seiner Ver öffentlichung kurz vor der Parieivorstandstagung diese Fragen nur beantwortet mit der Erklärung, „seine Sach, sei es, zu verhindern, daß durch die Unstimmigkeiten ir den Steuerfragen die gedanken- und gesinnungsmäßiger Grundlagen der Partei erschüttert werden". Und et unterstreicht, daß er „diese Grundlagen wahren werde" Ja, die Grundlagen einer Partei . . ! Sik sind nicht von eindeutiger Dogmenklarheit, einen Ewigkeits wert haben sie auch nicht und schon in den nicht einma! zwölf Jahren nach der Revolution haben die deutscher Parteien mitsamt ihren Grundlagen ein gewaltig anderes Aussehen erhalten. Nur werden gerade solche Ausein andersetzungen über Partei„prinzipien" in Deutschland immer mit besonderer Erbitterung geführt und auch ir der Deutschnationalen Partei ist es in den letzten Wochen zu einem erregten Für und Wider gekommen. Hie konservativ, hie liberal — das war ein klaret Gegensatz von gestern und vorgestern. Ganz andere Aus gangspunkte als weltanschaulich-politische entstanden ir Deutschland, als die rein politischen Kämpfe der erster Jahre in Deutschland immer mehr wirtschaftspolitisch- finanziellen Notwendigkeiten weichen mußten. Gerade diese — auch übrigens die politischen Tatsächlichkeiten des Heule und Morgen — übten einen immer stärkeren Ein fluß auch auf die politischen Grundlagen so mancher Partei Wohl aller Parteien aus, brachten sie ins Wanken, änderten hier vieles, dort alles. Da konnten und können Konflikte, Verschiebungen, Neubildungen nicht ausbleiber — es gärte und gärt in den Parteien, besonders in der »bürgerlichen", vielleicht auch hier abgesehen vom Zen trum, dem aber auch innere Auseinandersetzungen nickst erspart blieben und bleiben werden auf dem alten, fest gefügten Boden, auf dem es steht. Auch die Jugend stößi vor oder — kümmert sich nicht um die alten Parteigebilde, ?" deren Stelle vielfach die „Bewegung" treten soll. Mar wcht über diese alten Parteigrenzen hinüberrcichende Ge- weinsgmkeiten. Wirtschaftspolitisch sind sie schon da auch innerhalb des jetzigen Reichstages als „Querverbin- vnngen". Politisch-weltanschauliche nicht, — aber es ist bum mindesten interessant, daß der Gedanke eines »evangelischen Zentrums" von den Volkskon servativen bis zum linken Flügel der Demokraten, alsc einer Bruderpartei zum bereits bestehenden Zentrum, auf tauchte und ernsthaft erörtert wird. Man will dabei nicht einen konfessionell trennenden Ton auf das „evangelisch" legen, sondern nur tatsächlich bestehenden, historisch ge wordenen Verhältnissen unseres Parteilebens Rechnung tragen. Ob sich für einen solchen „Blockder Mitte" aber Grundlagen schaffen lassen, auf denen ein praktisches, daher vor allem gemeinsames politisches Arbeiten ermög licht werden könnte? So ist die Krise in der Deutschnationalen Volksvartei Blutige Tage in Peschawar Die indische Bewegung. Maschinengewehre in Tätigkeit. Schon seit einiger Zeit wurde gemeldet, daß die durch einen großen Teil Indiens gehende Bewegung sich nun auch im Nordwesten von Indien und besonders in der wichtigen Stadt Peschawar bemerkbar gemacht habe. Die Unruhe hat nun zu einem fast an eine Schlacht er innernden Ausbruch geführt. Den Anlaß bildete die Ver haftung mehrerer Freiwilligen, die sich Verstöße gegen das Salzmonopolgesetz zuschulden kommen ließen. Als die Polizei die Verhafteten abtransportieren wollte, wurde sie von einer großen Menschenmenge mit Steinwürfen an gegriffen. Zwei Panzerwagen, die der Polizei zum Schutze beigegeben waren, aber Anweisung hatten, nicht zu schießen, wurden von der Menge mit Petroleum über gossen und in Brand gesteckt. Die beiden Führer der Panzerwagen sind dabei ums Leben gekommen. Nachdem die Menge einen Angriff auf die Polizeiwache und das Postamt unternommen hatte, wurden zur Unterdrückung weiterer Ausschreitungen Truppen aufgeboten. Erst mit Hilfe von Maschinengewehren konnte die Ruhe einiger matzen wiederhergestellt werden. Die genaue Zahl der Opfer dieser Zusammenstöße steht noch nicht fest. Nach den offiziellen Angaben sollen 20 Personen getötet worden sein. Panzerwagen durch ziehen die Straßen. In Madras ist es gleichfalls zu Unruhen gekommen, die aber nicht so ernster Natur waren wie in Peschawar. Zwölf Tote bei Chittagong. Aus Kalkutta wird gemeldet, datz bei den Kämpfen zwischen Truppen und Indern, die an dem überfall aus das Arsenal Chittagong beteiligt waren, zwölf Inder getötet und zwei schwer verletzt wurden. Ein großer Teil der Nationalisten befindet sich jedoch noch in Freiheit. In der Polizeistation Feni bei Chittagong wurden ein indischer Polizeioffizier sowie drei Polizisten und zwei Eisenbahnbeamte bei der Untersuchung verdächtiger Passagiere von der wütenden Menge erschossen. In Kal kutta selbst gelang es vier im Gefängnis sitzenden Einge borenen, ihre Wärter zu töten und zu fliehen. B?i der Überführung einer Anzahl von verhafteten Führern der Unabhängigkeitsbewegung aus dem Gefängnis zum Ge- richtsgeüäude kam es zu neuen Unruhen. Eine große Menschenmenge folgte dem Gefangenenwagen und bewarf ihn mit Steinen. Polizei trieb die Menge auseinander. Vorher war es bereits vor dem Gefängnis zu großen Kundgebungen gekommen. Die Ansammlungen waren auf Gerüchte zurückzufühlen, wonach politische Gefangene miß handelt worden seien. Gandhi gegen Sen Alkohol. In einer Versammlung bei dem Dorfe Bodali for derte der Führer der Bewegung, Gandhi, in einer Rede seine Zuhörer auf, kein Kino und keinen Zirkus zu be suchen, sondern vor den Alkoholschenken Posten zu stehen. Er sagte, selbst Trunkenbolde gäben zu, daß das Trinken ein Laster sei. In einer großen Versammlung von Mohammedanern sprach der mohammedanische Führer Mohammed Ali entschieden gegen Gandhi. Die Versamm lung nahm eine Entschließung an, in der die Mohamme daner aufgcfordert weiden, sich der Bewegung der bürger lichen Ungehorsams nicht anzuschließen. Neue Verhaftung und Zusammenstötze in Indien London, 25. April. Der Sprecher der gesetzgebenden Versammlung in Neu-Delhi, Patell ist von seinem Posten zurück getreten. Der Rücktritt wird mit seiner Unzufriedenheit über die Behandlung der indischen politischen Gefangenen durch die briti sche Verwaltung in Zusammenhang gebracht. Ein Bruder Patels, der ein Mitarbeiter von Ghandi war, wurde vor einiger Zeit wegen Uebertretung eines Versammlungsverbotes verhaftet und verurteilt. Der Sekretär Ghandis, der Ghandis Schule leitete, isi zu sammen mit sechs Freiwilligen verhaftet worden. Die Zeitung Poung Zndib veröffentlicht einen Artikel Ghandis, in dem et die Regierung sür die Unruhen in Kalkutta, Carachee und Chitta gong verantwortlich macht. Allen Europäern ist bis auf weiteres das Betreten der Stadt Peshawar untersagt worden, da an scheinend weitere Unruhen befürchtet werden. Die Zahl der bei der Säuberungsaktion in der Nähe von Chittagong getöteten In der wird nunmehr mit 12 angegeben. Zwischen streikenden indischen Arbeitern der Goldgrube von Vorgcun und eingeborenen Truppen kam es nach Meldungen aus Bombay am Donnerstag zu einem schweren Zusammenstoß. Eine große Menge Streikender versuchte, Zutritt zu der Bolaghat- Grube zu erlangen und bewarf die Polizei und die Eingsbore- nentruppen, die die Grube bewachten, mit Steinen. Versuche, die Streikenden zum Auseinandergehen zu veranlaßen, waren erfolg los, worauf die Polizei das Feuer eröffnete. 20 Streikende blie ben aus dem Platz. Die Kaufläden in dem Grubengebiet haben geschlossen, da sie Ausschreitungen der Streikenden befürchten. Die Polizei hat einen verstärkten Patrouillendienst auch wäh rend der Nacht eingerichtet. nur ein Ausschnitt aus einer viel bretteren Be wegung, ein Teil des Hin und Her in unserem Partei wesen und seiner Grundlagen. Und weil diese Gesamt krise erst einer Lösung entgegenstrebt, dürfte Wohl auch jener Teil von ihr nur in ein Kompromiß, in eine „Ver tagung" auslaufen. * Hugenberg an seine Parteifreunde. Der Vorsitzende der Deutschnationalen Volkspartei, Dr. Hugenberg, erließ an seine Parteifreunde ein längeres Schreiben, in dem er betont: „Solange ich an der Spitze der Partei stehe, kann ein Gegner überzeugt sein, daß die Partei diejenigen Grundsätze nicht verlassen wird, deren Aufrechterhaltung und Durchführung Zweck und Ziel der Übernahme des Vorsitzes durch mich gewesen ist." Nur auf der sicheren Grundlage der Weltanschauung könne sich unser Volk wieder herausarbeiten, und im Nahmen dieser Weltanschauung der Deutschnationalen Partei fänden alle berechtigten Interessen ihren Platz. Dr. Hugenberg wendet sich dann gegen den Apparat der jetzigen Regierung, der versuche, aus dem Gebiete der Steuerfrage heraus Gegensätze zwischen jener Welt anschauung und den landwirtschaftlichen Interessen vor zutäuschen. Die Unstimmigkeiten der Fraktion bei den Steuerfragen hätten Gefahren für die Einheit und Stärke der Partei mit sich gebracht. „Meine Sache ist es ins besondere, zu verhindern, daß durch diese Unstimmigkeiten die Gedanken und gesinnungsmäßigen Grundlagen der Partei erschüttert werden; ich bitte, das Vertrauen zu haben, daß ich diese wahren will." Dr. Hugenberg spricht dann den Wunsch aus, daß er in seinem Standpunkt eifrige Unterstützung finde, damit die Partei ein „immer fester werdender Block der nationalen Opposition und des Kampfes gegen das heutige zerrüttete Partei- und Wirt schaftssystem im Reiche und in Preußen werden möge. Reform im Zustizwesen. Gesetzentwurf vor dem Reichstag. Der vom Reichsrat kürzlich verabschiedete Gesetz entwurf zur Änderung von Vorschriften des Gerichts verfassungsgesetzes, des Gesetzes über das Verfahren in büraerlicken Rechts st reitiakeiten sowie des Gesetzes über die Rechtsanwaltsgebühren in Armen sachen ist jetzt auch dem Reichstag zugegangen. Der Gesetzentwurf erstrebt im Wege organisatorischer Maßnahmen eine Senkung der staatlichen Aufwendungen für die Rechtspflege. Es werden eine Erhöhung der amts gerichtlichen Zuständigkeitsgrenze, eine Erhöhung der Be rufungssumme und damit im Zusammenhang eine ent sprechende Heraussetzung der für das obligatorische Schiedsurtellverfahren vorgesehene Wertgrenze, ferner eine Erhöhung der Beschwerdesumme sowie endlich Maß nahmen vorgeschlagen, die eine bessere Ausnutzung der bei den Amtsgerichten vorhandenen Arbeitskräfte ermög lichen sollen. Weiler wird im Interesse der Staats finanzen einc Senkung der Beträge Vorschlägen, die in Armensachen den beigeordneten Rechtsanwälten aus der Staatskasse erstattet werden. 10 Jahre Internationales Arbeit-Mt. Die Verwaltungsratstagung in Paris. Auf der Eröffnungssitzung des Verwaltungsrates des Internationalen Arbeitsamtes in Paris ergrifs auch der Direktor des Internationalen Arbeitsamtes, Albert Thomas, das Wort. Thomas skizzierte die zehnjährige Geschichte des Arbeitsamtes und erinnerte an die erste Sitzung des Verwaltungsrates in Paris vor zehn Jahren. Inzwischen habe das Amt eine große Entwicklung durch gemacht, es sei stets geleitet gewesen vom Willen zur Klar heit und von der Sorge um das Recht. Sie nächsten Iahrien des „Gras Zeppelin" Beginn der Südamerikafahrt am 15. Mai. Die M i t t e l m e e r f a h r l des „Graf Zeppelin" ist auf unbestimmte Zeit verschoben worden. Am 30. April sowie zwischen dem 5. und 7. Mai wird das Luftschiff je eine Schweizer Fahrt ausführen. Eine Fahrt nach Oberammergau und München ist zwischen dem 4. und 11. Mai vorgesehen. Der Beginn der Süd amerikafahrt ist auf den 15. Mai verlegt worden