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Dresdner Journal : 12.11.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-11-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188711127
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18871112
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18871112
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-11
- Tag 1887-11-12
-
Monat
1887-11
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 12.11.1887
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,? 26». Sonnabend. de» 12. November, akends. L887. v<-/UW«t»r«lac , ,»>.>«» ««»»«cd«» Neiok«: ^:U>rlicd jitbrliLd: 4 bturd bO Ls lc>u«eln« dlumiusro: tOks. -«»»-rULtdckonckouttodeu k^lcde» tritt?o«t uool 8U-mp«Iru»ellI«tW Kiuru TllkvucklWuoWUWodütiroa r Lür ckvu kaum «u>«r Wsspultsuso 2«Ü2 ^lemor 8vkritt 20 kt. Outor „Liogssuuckt" ckis 2süv bv kt. Lei DabeUvo- uuck 2iüero»«tt eutspr. ^ukoklag. Lruck «tuen r I^Iicd mit »usuukiu« äsr 8vuu- uuck LsisrtuW« udeuck«. L«ru»prvek ^kusoklu«»: Ur. lLSb. DW-nerIMnml. Für die Gesamtleitung verantwortlich: Dtto Banck, Professor der Litteratur- und Kunstgeschichte. Tuaadm« v«, Lu»»u<UU«»W«» »«mkrt«, L»tp«tg: Lra»»<tÄ«tter, Oomuü«!iouLr äs« vresäoer ^ouruul»; Sawdurg - S«rUaVi«u L—«l- >r««I»u - kruuktarr «. N : L Lo-l«-,' LarUu Wtoa-Lmudur,- kr«g-L«!x»tg krauIttUrt ». N.-Itäuei>«»: /kuck 25»««,' kart» l^u-oa - I«rUu - ^ruuklUrt «. N - >tatlW»rr: Da«d« lt 6oL«rUu: , SSrUt». <2. MM«r« Lmu»or«r: 6. s^a«t«r, LM« ». ».: Larct <t 60. U»r»asWeder: Löuigl. krpväitiov äs« vresäoer ^ouruut», vrssäsr», AvluWsriitruE 2V. koruaproot»-äeusollu», tir. 12SÜ. Nichtamtlicher Teil. Ketegraphische WachrncHterr. San Remo, 12. November. (Tel. d. DreSdn. Journ. s Se. Kaiser!. und König!. Hoheit Prinz Wilhelm ist heute morgen nach Berlin zurück- gereist. Paris, 12. November. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Lor dem Untersuchungsrichter hielt Wilson die Authenticität der angefochtenen Briefe aufrecht, während Frau Limouzin dabei beharrte, daß die Briefe gefälscht seien. Einige Blätter meinen, Grövy werde demissionieren, wenn die Enquete kommission die gerichtliche Verfolgung WilsonS beschließt. — Der „Voltaire" empfiehlt den Re publikanern, sich hinsichtlich de» zu erwartenden Kon- greffc» zu verständigen. — Eine öffentliche Ver sammlung von zweitausend Intransigenten, die gestern abend stattfand, beschloß die Bildung eines BarrikadenkomitreS, falls Kerry zum Präsidenten der Republik gewählt würde. (!) Rom, 11. November. W.T.B.) Der deutsche Botschafter Graf Solms-Sonnewalde überreichte beute nachmittag dem Kronprinzen von Italien die ihm vom Kaiser Wilhelm anläßlich seines 18. Geburtstages verliebenrn Insignien drS Schwar zen Adler-Ordens. St. Petersburg, 12.November. (Tel d.DreSdn. Journ DaS „Journal de St. vstersbourg" giebt seiner Teilnahme an der Erkrankung des deutschen Kronprinzen warmen Ausdruck und spricht die Hoffnung auS, daß der Heilkunst gelingen möge, dem hohen Kranken die Gesundheit wiederzugebrn und ihm ein lange- Leben zu erhalten. St. Petersburg, 12. November. (Tel. d. DreSdn. Journ.) DaS „Journal de Tt. PeterSbcurg" erklärt die Behauptung der Berliner Blätter für unbegründet, wonach ein Dekret erlassen worden sei, welches der russischen Bank und ihren Filialen verbiete, Wechsel in deutscher Sprache zu rSkompt- ieren. DaS Journal fügt hinzu, vor 1s Jahren habe die Bank an ihre Filialen ein Zirkular ver- sandt, worin eS heißt, daß jeder Wechsel in frem- der Sprache, welcher auf einen russischen Platz laute wo kein Börsennotar vorhanden sei, nicht eskomptiert werden soll, weil die gewöhnlichen Notare verweigerten, solche Wechsel im Falle der Nichteinlösung zu protestieren. Trotzdem seien deutsche Wechsel auch ohne Übersetzung zur Es- komptirrung zugelassen worden. Bor zwei Jahren seien indessen bei einer Filiale gewisse Schwierigkeiten entstanden. Kürzlich wiederholte sich ein gleicher Fall bei einer anderen Filiale. Man hatte, um Schwierigkeiten zu vermeiden, den Clienten wissen lassen, daß unter ähnlich.» Umständen dem Wechsel eine beglaubigte Abschrift beizufügen sei. Hieraus folge, daß die russische Bank der ESkomptierung von Wechseln in deutscher Sprache nicht nur keine Schwierigkeiten bereitet habe, sondern sogar be müht war, die ESkomptierung zu erleichtern, in dem sie deutsche mit beglaubigter russischer Über setzung versehene Wrchsel auch da zugelaffen habe, wo kein Börsennotar vorhanden. Dresden, 12. November. Bon der Rundreise des Präsidenten Cleveland. 's Mr. Cleveland hat soeben eine Reise durch das Gebiet der Bereinigten Staaten vollendet, welche — man mag nun sagen, was man will — im letzten Grunde doch wohl der Agitation sür die im Anfänge des nächsten Jahres stattftndende Präsidentschaftswahl dienen sollte. Von seiner jungen Gemahlin begleitet, hat Mr. Cleveland in einem eigens für diesen Zweck hergerichteten Sonderzug mehr als 1500 Meilen zu rückgelegt und l7 von den 38 Staaten der Union berührt, darunter drei zweimal. Seine Reisegefährten behaupten, er habe gegen fünf Millionen amerikanischer Burger gesehen und begrüßt, und mehr als einer Million die Hand gedrückt. Mag die letztere Ziffer auch übertrieben sein, so steht es doch fest, daß Mr. Cleveland schon am vierten Reisetage von all den un zähligen Händedrücken Blasen an den Fingern hatte, und daß in Greensburg (Kentucky) Ärzte konsultiert werden mußten, weil der Präsident angeblich an rheu matischen Schmerzen im rechten Oberarm litt. Die Feierlichkeiten, welche allerorten zu seinen Ehren ver anstaltet wurden, waren so grotesk-geschmacklos, wie nur die Aankees sie erfinden können. Man hat den Präsidenten bejubelt, umarmt, gestoßen, mit den Ellbogen traktiert, auf dem Du- und Du-Fuße behandelt, von den Kanzeln herab gesegnet, in den sozialistischen Klubs geschmäht, kurz die ganze Reise unterschied sich von einem amerikanischen Wahlfeldzug nur durch die Gegenwart der Frau Präsidentin. Diefe junge Dame hat überall den vortrefflichsten Eindruck hinterlassen und die Aussichten ihres Gemahles für die nächste Präsidentenwahl gewaltig zu seinen Gunsten erhöht. „Man muß gestehen," schreibt der New-Vork- Herald, „daß der Präsident feit anderthalb Jahren einen wahren Schutzengel in der Gestalt feiner reizen den Frau zur Seite hat Miß Cleveland ist keine griechische Schönheit, aber sie besitzt eine unbeschreib liche Liebenswürdigkeit und die Herzen des Volkes fliegen ihr förmlich zu. Sie wurde „Königin" ihre» Landes, nachdem sie kaum die Schule verlassen hatte, aber mit wunderbarer Schnelligkeit und außerordent lichem Takte lebte sie sich in die Obliegenheiten ihrer hohen Stellung ein. Sie hat ihrem Gemahl un zählige Freunde erworben, welche Hochmut und Un nahbarkeit ohne Zweifel zu dessen Feinden gemacht hätten." Mr. Cleveland ist sich dessen wohl bewußt, ein Zwischenfall, der sich auf der Reise zutrug, bezeugt dies deutlich genug. In Neshville (Tennessee) bewill kommnete die Menge das Präsidentenpaar mit dem Rufe: „Hoch Frau Cleveland! Hoch ihr Mann!" — „Halt!" rief die junge Frau unter Lachen, „Ihr spannt ja den Pflug vor die Pferde!" — „DaS scha det nichts", bemerkte ihr Mr. Cleveland, „der Acker wird deshalb ebensogut gepflügt." In einer andern Stadt des Südens war der Em pfang etwas weniger freundlich. Ein altes Weib warf nach der Präsidentin eine Nachthaube, welche die junge Dame gerade ins Gesicht traf. Die Wut des Volkes überstieg alle Grenzen. Man stürzte sich auf die Un glückliche und hätte sie sicher gelyncht, wäre es nicht der Polizei mit Mühe und Not gelungen, sie der rasenden Menge zu entreißen. Der „New-Iork-Lerald" verschweigt den Namen der Stadt, wo sich dieser un angenehme Zwischenfall zutrug, um die Bürger der selben nicht in Verruf zu bringen. Übrigens war dies das einzige größere Mißgeschick, welches dem Prä sidentenpaar auf seiner Reise begegnete, der einzige Unfall, welcher die Heiterkeit der Mrs. Cleveland hätte trüben können. Sie kehrt von dieser langen Pilger schaft durch zum größten Teil doch ungebildete, schlecht erzogene und auf jeden Fall schrecklich lärmende Menschenmassen so frisch, so rosig, so lächelnd heim, als ob sie einem jener glänzenden Feste beigewohnt habe, welche die Millionäre von Washington und New Jork nicht müde werden, zu ihren Ehren zu ver anstalten. Gegen Mr. Cleveland erhebt man hinsichtlich seiner Reise nur einen einzigen Vorwurf: Er ist an Lin colns Grabe vorübergefahren, ohne sich die Mühe eine- Aufenthaltes zu nehmen. Republikaner wie Demokraten erklären sich tief verletzt durch diesen Mangel an Rücksicht gegen einen Mann, „der ermordet wurde, weil er mit einem Federzuge 9 Millionen Menschen die Freiheit schenkte." 9 Millionen muß man wissen, ist die gegenwärtig gangbare Ziffer hin sichtlich der Sklavenbefreiung. In Wirklichkeit waren eS freilich nur 4 Millionen, aber aller 5 Jahre fügen die BottSredner, wenn sie auf die große That des Jahres 18 >1 zu sprechen kommen, eine kleine Million hinzu. Je höher die Zahl, um so vortrefflicher die Wirkung, und Schaden bringt ja diese unschuldige Falstaffiade niemandem. Nach seiner Rückkehr in die Hauptstadt hat Mr. Cleveland eine Proklamation erlassen, gemäß welcher am 24. November d. I. durch die ganze Union ein Bet- und Danktag abgehalten werden soll. Leider verbietet uns der Raum eine Übersetzung dieses merk würdigen Erlasses mitzuteilen. Die Verfügung wird mit der Erkenntnis begründet, welche Mr. Cleveland durch feine Reise erlangt hat, daß der allmächtige Gott das verflossene Jahr hindurch die Amerikaner mit Glück und Wohlergehen gesegnet habe, wie selten zuvor. Das ganze Schriftstück ist in so frommen Ausdrücken abgefaßt, von so tiefem christlichen Geiste erfüllt, daß es der Mehrzahl europäischer Demokraten und Republikaner ein wenig sonderbar in die Ohren klingen müßte. Ganz anders in Amerika, und hierin liegt ein Rätsel, dessen Lösung nicht zum Nachteil der Bevölkerung dieses jüngsten Kulturlandes ausfallen dürste. Tagesgeschichtr. DreSdeu, 12. November. Ihre Majestäten der König und die Königin, sowie Ihre König!. Hoheiten der Prinz Georg und die Prinzessin Mathilde werden Sich morgen Mittag zu einem mehrtägigen Aufenthalte nach Schloß Sibyllenort begeben. * Berlin, 11. November. Se. Majestät der Kaiser fühlte sich auch heute bedeutend wohler und wurde mittags beim Aufziehen der Wachparade von einer vieltausendköpfigen Menge enthusiastisch begrüßt. Später konferierte der Monarch längere Zeit mit dem Minister v. Puttkamer und dem Staatssekretär Grasen Herbert Bismarck. Über das Befinden Sr. Kaiser!, und Königl. Hoheit des Kronprinzen liegt heute eine, durch die Ärzte Mackenzie, Schrötter, Schrader, Krause. Schmidt und Hovell gegengezeichnete Mitteilung im „Reichsanzeiger" vor. Dieselbe beschäftigt sich lediglich mit der erst in den letzten Tagen im Kehlkopfe des Kronprinzen aufge tretenen Schwellung, betreffs deren die Hoffnung aus gesprochen wird, sie werde „unter dem Gebrauch ge eigneter Mittel bei dem ausgezeichneten Verhalten des hohen Patienten" wieder zurückgchen. Diese Nachricht, welche den Kernpunkt der Besorgnisse des deutschen Volkes völlig umgeht, ist die einzige offizielle Mel dung, die vorliegt. Im übrigen versagt in der gegen wärtigen, alle aufs tiefste berührenden Angelegenheit gerade derjenige Teil der deutschen Presse, welchem man sonst infolge gewisser ihm zugesagter Beziehungen eine besondere Glaubwürdigkeit zu erteilen geneigt ist, durchaus feine Dienste und dem ängstlichen Bemühen unsers Volkes, über die schmerzlichen Vorgänge im fernen Süden genau unterrichtet zu sein, kommt nur ein eng begrenzter Kreis von deutschen und österreichi schen Blättern entgegen. Den übereinstimmenden Nach richten dieser Blätter zufolge haben die wiederholten Untersuchungen der Ärzte die freudig zu be grüßende und schlimmste Besorgnisse einstweilen ver drängende Thatsache ergeben, daß sich ein opera tives Eingreifen von außen zunächst als un nötig und eine innere Operation noch als aufschiebbar dargestellt hat. Weiteren Entschließungen zufolge wird der hohe Patient bis zur Beseitigung der Anschwellung in San Remo verbleiben und sodann nach Berlin behufs weiterer wissenschaftlicher Beobach tung übergeführt werden. Möge sich die Hoffnung, welche sich infolge dieser Nachrichten aller Kreise der Be völkerung bemächtigen wird, später als eine gerecht fertigte herausstellen. — Der „Nat. Ztg." entnehmen wir noch die thatsächliche Mitteilung, daß die Doktoren Schrötter und Schmidt bereits abgereist sind. vr. Krause bleibt noch in San Remo. Die Äbreise des Prinzen Wilhelm ist nahe bevorstehend. Der Kron prinz, der zwei Tage zu Hause geblieben war, ist wieder nachmittags ausgefahren. Seine freundliche Miene wurde freudig bemerkt. Die „Berl. Pol. Nachr." schreiben folgendes: Es ist eigentlich zum Verwundern, daß die gestern bekannt gewordene Maßnahme der Reichsbank, nach welcher die fernere Beleihung russischer Werte aushört, in weiteren Kreisen hat überraschen können Man durste sich wohl zu der Annahme berechligt halten, daß die seit einem halben Jahre, speziell auch von uns erlassenen und seilens hervorragender Lrgane der deutschen Presse unterstützten Warnungen das Publikum auf den Eintritt einer derartigen Wendung genügend vorbereitet haben würden. Denn es ist im Grunde doch nur erfolgt, was erfol gen mußte, wenn dem deutschen Kapital ein wirksamer Schutz zu teil werden sollte Was uns betrifft, so finden wir um so weniger Anlaß, unsere Genugthuung über die Entwickelung der Dinge mit besonderer Gefliffentlichkeit zu verkünden, als ja der Thaibestand an und sür sich schon unsere Rechtsertigung in um fassendster Weise besorgt. Erinnern aber dürsen wir daran, daß wenn von allen einsichtigen und es mit den Interessen der deutschen Kapitalgläubiger Rußlands wohlmeinenden Seiten immer und immer vor dem Beharren in der gewohnten Ver trauensseligkeit gewarnt worden ist, diese Handlungsweise ein zig und allein der Überzeugung entsprang, daß eS patriotische Pflicht sei, die wirtschaftlichen Interessen unserer in russischen Werten engagierten Kreise wahrzunehmen. Bus dem Boden wirtschaftlicher Abwehr — ja Notwehr — erwachsen, will die eingangs erwähnte Maßnahme der Reichsbank auch nur in dieser Richtung, aber freilich so nachhaltig als möglich wirken. Es ist das eine Tendenz, welcher objektive Beurteiler der Sach lage vom diesseitigen Standpunkte aus nur beipflichten können. Denn ihnen ist es nur zu gut bekannt, wie seit Jahren be reits von Rußland alles geschieht, um das deutsche Erwerbsleben, Landwirtschaft, Industrie, also auch da» deutsche Kapital, planmäßig zu schädigen, zu ruinieren. Die neueste und nicht zum wenigsten beweis kräftige Leistung der Art haben wir in der Verfügung vor unS, welche Wechsel, die in deutscher Sprache ausgestellt sind, von der ESkomptierung in Rußland auSjchließt Unter solchen Um ständen wird kein billig denkender Mensch eS unS verargen wollen, wenn bei uns nun endlich zu Repressalien geschritten wird Bedauerlich bleibt es immerhin, daß nicht noch weitere Kreise des Kleinkapitalistentums aus den ergangenen Warnungen Nutzen gezogen und sich ihres Besitzes an Russenwerten bei Zeilen zu hohem Kurse entledigt haben, — womit übrigens nicht gejagt sein soll, daß es jetzt dafür definitiv zu spät wäre. Die „Köln. Ztg." fchreibt in derselben Angelegen heit: Die Einstellung der Beleihung russischer Werte durch die Reichsbank beweist, wie tief in allen maß gebenden Kreifen die fortgefetzten Kränkungen und Nadelstiche empfunden werden, welche auf wirtschaft lichem Gebiete die gegenwärtigen Machthaber in Ruß land dem deutschen Handel in immer häufigerer Ab wechslung und Verstärkung zuzufügen sich bestreben. Es darf jetzt daran erinnert werden, daß bereits Mitte Juli die „Kölnische Zeitung" in der Lage war, mit aller Bestimmtheit darauf hinzuweisen, daß eine solche Maßregel in Erwägung gezogen war. Damals fand diese Meldung den lebhaften Widerspruch der Berliner Blätter, die über dieselbe schlecht unterrichte warten. Während das Reichsbankdirektorium sich vor der Hand auf Einstellung der Beleihung russischer Werte be schränkt hat, werden auch in den allernächsten Tagen Fenilletott. Königl. Hoftheater. — Altstadt. — Am 11. No vember „Demetrius", Tragödie in 5 Akten nach Schillers Entwurf von Gustav Kühne. (Neu ein studiert.) Das Zurückgreifen auf Kühnes Versuch, durch freie Benutzung des genialen Schillerfchen Planes und des vorhandenen ehernen Torsos den Demetrius- stoff für die Bühne zu gestalten, hat nach so langen Jahren natürlich zu einer neuen Einstudierung und Inszenierung geführt, die auch im 5. Akt durch eine neue Dekoration der Herren Hoftheatermaler Brioschi, Burghart und Kantzky in Wien unterstützt und ge schmückt wurde. Nicht minder machte sich ein kostüm- licher Aufwand erforderlich, um für die großen Szenen der Staats- und Volksaktion dem Auge, das durch die Opernausstattung verwöhnt ist, etwas Genügendes zu bieten. Diese Zuthaten fanden denn auch eine ent sprechende Aufnahme. Auch darf man das von mehreren Hauptscenen des Stücke» selbst sagen, welchem ja der hochgebildete Schriftsteller mit vollem Herzen die ganze ihm zu Gebote stehende Kraft zugeführt hat. Zunächst tritt jetzt bei der Vorführung diese» früher vielbesprochenen, höchst mißlichen und auch von Laube in anderer Weise angefaßten poetischen Bestreben» nicht mehr die mehr oder mindere Geschicklichkeit der Arbeit selbst in der Vordergrund, sondern die Darstelluna, die schauspielerisch« Leistung, beherrscht da» augenblick liche Jnttreffe Diese Darstellung bot denn auch in einigen ihrer Spitzen eine recht erfreuliche Wirkung dar. Ganz besonder- verdiente die Wahrheit und Inner lichkeit des Ausdrucks hervorgehoben zu werden, welche bei Frl. Ulrich in der Rolle der Marfa zur Geltung kam. Sie beherrschte den Erfolg des ÄbendS. Die Titelrolle wurde von Hrn. Grunert mit jener Nervenaufregung und Anspannung gegeben, welche bei diesem Schauspieler oft zu vorwiegend sicht bar wird und seine begeistigte, aber im wiederkehren den Tempo und in den Tonhebungen stoßende Rede weise, ja vielmehr Deklamation noch verstärkt und oft durchaus undeutlich werden läßt. Zugleich möchte ich vor einer zu heftigen, verzerrten Mimik und mit dem fortwährenden Spiel der Äugenbrauen und der hinauf- und hinunter gezogenen Stirnhaut dringend warnen. Frl. Breier sah als Marina sehr gut und cha rakteristisch polnisch aus. Sehr glaubhaft und würde voll wirkte Hr Walther als König SigiSmnnd. Die Rolle des Zaren, die Hr. Porth sehr wirk sam gab, ist schwierig. In dem Augenblick, da Boris in Aktton und innere Bewegung kommt, wird er ganz und gar von Jesimoff in den Schatten gestellt. Hr. Klein legte in dieser Episode eine Fülle schau spielerischen Könnens mit vorzüglichem Erfolg dar. Äuch Hr- v. d. Osten gab seinem Sapieha einen trefflichen Krafteffekt. Das Zusammenspiel im polnischen Reichstag (1 Akt) blieb sehr weit hinter dem Eindruck zurück, den diese gewaltige Szene machen soll und muß. O. B. Konzert. Freitag, den 11. November. Da» zweite Symphonie.Konzert der Könitz!. Kapelle unter Direktion des Herrn Kapellmeister Hagen begann mit einer Symphonie (Ockur ohne Menuett) von Mozart, welche in neuerer Zeit gänzlich unbekannt geblieben war, erst durch die Gesamtausgabe von Mozarts Werken wieder der Vergessenheit entrissen wurde. Mo zart komponierte sie 1780 in Salzburg für kleines Orchester, ohne Flöten und Klarinetten. Sie gewinnt sofort unsere volle Sympathie al- ein Meisterwerk, denn gedanklicher Inhalt, Form und Ausdrucksweise decken sich einander in Schönheit und Vollendung. Jahn vermutet, e» sei dieselbe Symphonie, von deren erfolgreicher Aufführung beim alten Kapellmeister Bono mit ungewöhnlich starker Besetzung (40 Violinen, 10 Bratschen, 10 Contrabässen, doppelt besetzten Blas instrumenten) Mozart l'-8l an seinen Vater berichtet. Die» ist jedoch zu bezweifeln, da nur der letzte Satz, weniger der erste und gar nicht das innig zarte und reine Andante für solche Besetzung geeignet scheinen. E» folgte in erster Aufführung da» in tereffante Werk eines sehr talentvollen Komponisten, Fritz Kauffmann, Symphonie ^-moll. Erfindung» kraft, voll Eigentümlichkeit, tüchtige Technik ver einigt mit feuriger Phantasie in der Durcharbeitung und äußerst geschickte wirkungsvolle Instrumentation treten uns in ihr entgegen; zugleich aber Mangel an Klarheit der Form und der logischen Gedankenver bindung, der architektonisch geordneten Struktur, auch eine vorwaltende Neigung zum äußerlichem Effekt in Instrumentation und überschwenglich gesteigerter Phrase. Wir vermissen noch Klärung, Wärme des Gefühls, Vertiefung der Gedanken, ihrer Gestaltung und AuS- druckSweise; der Komponist hat uns v.el und anziehend scheinend«» zu sagen, ab«r den Sinn davon weiß er uns noch selten genug verständlich und eindrucksvoll zu machen. Am besten gelingt das ihm in den bei den Mittelsätzeu. Fritz Kaufmann, in' Berlin 1855 geboren, war Schüler der dortigen Hochschule für Musik, ganz speziell aber Schüler des verstorbenen Friedrich Kiel: sein Wohnsitz blieb Berlin; gegenwär tig befindet er sich in Rom Es erschienen bisher von seinen Kompositionen einige Liederhefte, zwei Trio und ein Streichquartett. Den Schluß des Kon zerts bildete Bethovens Symphonie Nr. 8. Die ge nannten Werke wurden von der Königl. Kapelle unter Leitung de- Hrn. Kapellmeisters Hagen ganz vorzüg lich auSgeführt. Besonders musterhaft und musikalisch fein einstudiert, tonschön mit Schwung wie mit Grazie in Vollendung wiedergegeben war Mozarts Sym phonie. Die Zusammenstellung dreier Werke von gleichen Formen, wird doch besser immer zu vermei den bleiben. C. B. Beryl» glücklicher Einfall! Eine Flitterwochenaeschichte von Blanche Willi- Howard. Autorisierte Übersetzung au- dem Englischen v. H. S. (Fortsetzung.) „Verwünscht sei die Frechheit d'eses „FagotS" Bin ich denn noch am Gängelbande? Bin ich nicht mündig? (Das war Thatsache, er zählt genau 21 Jahre, 3 Monate.) „Hat ein Ehemann nicht das. gute Recht, auf seiner Hochzeitsreise dahin zu gehen, wo e» ihm paßt, und zu bleiben, so lange er will? Und wenn ich einen Monat in OwlS Roost hätte sitzen wollen, was ginge das das „Fagot" an? Ge hört OwlS Roost etwa nicht mein? Es ist nebenbei ein sehr angenehmer, gesunder Aufenthalt, soll ich mir
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