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Dresdner Journal : 08.04.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-04-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189904083
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18990408
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18990408
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-04
- Tag 1899-04-08
-
Monat
1899-04
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 08.04.1899
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M80 1899 Sonnabend, den 8. April abends. Amtlicher Teil Nichtamtlicher Teil Kunst und Wissenschaft. ämfier- 7ver Liter, ter. König! Schauspielhaus. — Am 7. d. Mts: Glas Wasser". Jntriguenspie! in fünf Akten. durchaus aufrecht, es gelang ihm m der Rede viele« natürlich und ausdrucksvoll, wie er denn überhaupt im Sprechen freier, charakteristischer, lebensvoller wirkte als in Mimik und Gesten. Er erfreute sich an den Aktschlüssen ,Ein und vornehmlich nach den Auftritten mit der Herzogin Nach lebhaften Beifall«. P väterlich anmutet Das folgende Allegro giebt sich in der Art de« schottischen Tanzes und trägt de« öfteren dudelsackartigrn Charakter. Da« Moderato-Allegro weist wiederum schwierige Trompetenfanfaren auf, während da« folgende Adagio wie feingesponnenes Filigran er scheint. — Da« Finale beherrschen Trompeten und Horn fanfaren, jubelnde Violinpassagen und lebhafte Pauken wirbel erhöhen den festlichen Charakter und bringen die Feuerwerk»mufik zu wirkungsvollem Abschlusse. Die Aus führung de« eigenartigen Werke«, dem in der „Wasser musik" bekanntlich eine nicht minder reizvolle Suite gegen übersteht, war der König!. Kapelle würdig. Der Saal war wie gewöhnlich ausverkauft, und da« Publikum spendete lauten und anhaltenden Beifall. -d- als gleichberechtigt anzuerkennen oder uns endgiltig auf die Seite ihrer Gegner zu treiben, fand eS die britische Diplomatie ihren Bedürfnissen entsprechend, die Bestimmungen der Samoa-Akte, d. h. die recht liche Gleichstellung der drei Schntzmächte, ausdrücklich Guerilla-Natur getreu, hat sich offenbar für- erste zerteilt, sodaß die verfolgenden Amerikaner vorläufig nicht wieder im stände gewesen sind, Fühlung mit dem Feinde zu bekommen. Die nahende Regenzeit wird dann ohnehin den Operationen Stillstand ge bieten. Aber sie pflegt nicht eigentlich friedenstifteud zu wirken, wie einst die Spanier auf Cuba erfahren haben. Cecil Rhodes' Anwesenheit in Berlin und die Nachrichten von seinen dortigen Erfolgen in Sachen der Kap-Kairo-Eisenbahn haben mehrere englische Blätter veranlaßt, die erwarteten Früchte der Hesperiden, soweit das deutsche Afrika in Betracht steht, schon für reif zu erklären. Die „Kölnische Zeitung" setzte daher diesem vorzeitigen Jubel einen kleinen Dämpfer auf, indem sie die Abmachungen deS Hrn. Rhode» mit einer Bankgruppe in Berlin von der praktischen Be deutung, welche dieser Schritt weiterhin haben könnte, für» erste zu trennen empfahl. Eine Gesetzesvorlage für den Bau der Strecke von Dar-eS-Salaam nach dem Innern werde in der laufenden Tagung de- Deutschen Reichstage» schwerlich erscheinen, „und daß unsere Regierung erst im Herbst beschließt, wa» sie dem Reichstag vorlegen wird, bedarf keiner Ver sicherung". Weder Rom noch die tranSafkikanische Bahn sind an einem Tage gebaut worden. aelb >eißn o dg ' M., I per > per reizen i W, pn rocken - M, Mn rübft» nette, sein« > M., X) b, o M. rund« VOM. e Sack »Sack tarkm. ie-ler- lrs.LO -sb.bo >0 M., thlpn larten, Nr. 0 0 bi« Nr , w M. t«nklti« '«Sdner ,80 bi« nett, 10 80 Trübe. »es, v«r 170, Ivo. und 180, do, v«r > b,« »euer euhi- ! M. ßä>n s fisch« nicht r M. scher, rir netto grob- scher. Deutsches Reich. * Berlin. Se Majestät der Kaiser empfingen vor gestern nach der Frühstückstafel den amerikanischen Bot schafter Mr. White. Gestern vormittag hörten Se. Majestät den Vortrag de« Staatssekretär« v. Bülow. — Gerichte über eine bevorstehende Drei kaiserzusammenkunft in Ekierniewice tauchen in verschiedenen Blättern au' und finden infolge eingehender Angaben über bereit« im Gange befindliche Vorbereit ungen mehr Beachtung, al« sonst derartigen sensationellen Nachrichten gewidmet zu werden pflegt. Wirrnissen nicht, schreibt die „Poft", ob und von welcher Seite mit dieser Meldung ein Fühler auLgestreckt werden soll; wir wißen nur, daß an hiesiger Stelle von einer Dreikaiserzusammen- kunft nicht« bekannt ist. — Ebenso wie dem preußischen Landtage ein recht reichliche« Material nach dem Wiederzusammentritt vor- liegen wird, wird auch der Reichstag nach dem Ablauf der Osterferien sich vor ein beträchtliche« Arbeitspensum gestellt sehen. Von den größeren Entwürfen sind zwar der JnvalidenversicherungSentwurf und die Bankvorlage in den ersten Lesungen erledigt, haben auch schon in den Kommissionen teilweise oder ganz die Vorberatung gefuu» XXVIII. Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. In der gestrigen DormittagSsitzung berichtete Wehr- Lemberg über Versuch« von Herznaht und teil weise Entfernung der Herzwand Da« Verfahren, da« der Redner empfahl, besteht in einer breiten Freilegung de« Herzen» durch einen Hautknochenlappen Die Blut stillung ist durch Fingerdruck herzustellrn. Im Anschluß an Wehr« Ausführungen berichtete Rehn - Frankfurt, daß der von ihm operierte und vor zwei Jahren hier vor« gestellte Patient mit Herzverletzung sich wohlbesände Bunge Königsberg berichtet« über di« Erfolge, die an der Königsberger Klinik mit der operativen Behandlung veralteter Ellenbogengelenkverrenkungen erzielt wurden ES gelang ohne Entfernung der Gelenke durch ausgedehnte Freilegung des Gelenkinnern und unter Durchschneidung spannender hindernder Weichteile die Ein renkung zu erzielen Häusig fanden sich gleichzeitig mit der Verrenkung Absprengung kleiner Knochenstücke, Ouer- brüche und schiefe Verteilung deS unteren Ende« des Lberarmknochen« Die Befürchtung, es möchte nach dem wo die Baßstaccati des Klaviers zu den schwirrenden Violinpassagen in wirkungsvollen Gegensatz treten. Die Ausführung der Sonate durch die obengenannten Herren war in jeder Beziehung lobenswert T.chnischeSicher- heit paarte sich bei ihnen mit ausdrucksvoller Vortragskunft. Eine andere (freilich ältere) Novität, da« Notturno in ks-äur (Werk 148) für Pianoforte, Violine und Violoncell von Franz Schubert, folgte an zweiter Stelle. Da« Werk schildert die Eindrücke einer wonnigen Mainacht. Berauschender Duft füllt di« Natur, eine Serenade nach der andern erklingt, und da« Wesen der Geigenpizzicati wetteifert mit dem süßen Nachtigallenliede der Flöte. In Konzeption und Faktur verrät da» Werk überall den klassischen Meister Die ausführenden Herren Lange- Frohberg (Violine), Grützmacher (Cello) und Rollfuß (Klavier) brachten die Komposition in mustergiltiger Weise zu Gehör, besonder« der Letztgenannte spielte den schwierigen Klavierpart mit großer Sorgfalt und vornehmer Zurück haltung Al« Schlußnumm«r de« Konzerte» spielte die Königl. Kapelle unter Hrn. v. Schuch« Leitung die „Feuerwerk«- mufik" von Händel. Nach Kretzschmar ist diese in Suiten- form gehaltene Serenade für ein Hoffest König Georg« I von England komponiert und am 27. April 1749 erst malig aufgeführt worden, nach anderen bereit« im Jahre 1748 zur Feier de« Frieden« von Aachen Damals war die starke Besetzung der Blasinstrumente (9 Hörner, 9 Trompeten, 24 Oboen, 12 Fagotte, 3 Pauken) eine ganz ungewöhnliche und der Erfolg der Feuerwerksmusik rin solcher, wie ihn der Komponist seither mit seinen Oratorien nicht wieder hat erreichen können Da« Werk gliedert sich in sech« Sätze, deren Haupt stück die gläniend« Ouvertüre mit ihren schmetternden Trompeten bildet. Im ersten Trile überrascht die fast notengetreu zu nennende Ähnlichkeit mit „o »»»etissim»". Der zweite Teil, ein farbenfreudige« Allegro, ist durchau« eigenartig. Reizvoll ist da« Menuett, da« ganz alt- Beaulieu der französischen Riviera, dem gegen- spiel», das nur auf Sensation berechnet und ent ölt warfen wäre. Die Schnelligkeit, mit der da» Er mittelungsverfahren gegen den „Figaro" wegen Wieder gabe von Schriftstücken eine» im Gange befindlichen Prozesst» eingeleitet wurde, sprach freilich bereits für die Echtheit seiner Dokumente, und als das Blatt am Ostersonntag früh die Aussage de» Minister präsidenten Dupuy vorlegte, schwiegen die Zweifel von selbst, angesichts der inneren Ueberzeugungtkraft deS Gebotenen. Die Zeugnisse Cavaignac», Poin- cor6S, deS Generals Roget und deS Untersuch ungsrichters BertuluS, letztere» da» durch seinen Inhalt schlagendste, folgten dann aufeinander. Die Männer an der Spitze der Republik, denen der Inhalt de» vom „Figaro ' an die Oeffentlichkeit Ge brachten schwerlich so fremd gewesen ist wie dem Publikum, stehen nun offenbar mit schwerer Sorge vor dem allgemeinen Aufruhr der Gemüter. Da» beweist die z. Z. erst im Auszug vorliegende Rede deS Präsidenten Loubet in seiner Heimat Motelimar ziemlich deutlich. Sie schloß mit einem Glückwunsch an die Bevölkerung wegen ihrer Zuneigung für die Armee, „mit welcher das Land so leidenschaftlich und mit so gutem Grunde verknüpft sei". Ohne Zweifel find das Ausdrücke, deren Stärke und fast beängstigende Herzlichkeit in einem so peinlichen Augenblicke auf- falleu müssen. T» giebt jenseits der Vogesen schwerlich in diesen Tagen Leute, welchen bei der Erwähnung deS Worte« „Armee" nicht im Geist die Pariser Ge- richtSsäle austauchten. Genug, die jüngste Verwickelung der mäandrischen Affaire steht den früher erlebten in keiner Weise nach. Die mehrfach in Aussicht gestellte Umbildung der nationalistischen Partei in Irland scheint am Diens tag einen Schritt vorwärts gethan zu haben. Ihre Mitglieder versammelten sich in Dublin und beschlossen auf den Vorschlag Dillon-, sich mit den Parnelliten zu einer Partei zu verschmelzen. Letztere war nur durch zwei Delegierte vertreten, und es ist vielleicht nicht völlig gewiß, ob der einseitige Beschluß glatt durch- geführt werden kann. UebrigenS können die irischen Homerulers, geeint oder nicht, niemals darauf rechnen, ohne die Unterstützung der englischen Liberalen ihre Sache mit Erfolg zu führen. Die Einladungen zur Haager Friedens konferenz, wie man sie abkürzead zu nennen sich gewöhnt, find durch Vermittelung der niederländischen Diplomatie jetzt an die einzelnen Staaten ergangen. Der Papst und der Fürst von Bulgarien werden, soviel verlautet, bei den Verhandlungen nicht ver treten sein. Da» staatsrechtliche Verhältnis Bul garien» zur Türkei und der Umstand, daß der Papst keine bewaffnete Macht zu Kriegszwecken hält, sind allerdings nicht bloß al» formelle Ein wendungen gegen die unbedingte Notwendigkeit der Teilnahme ihrer Delegierten zu betrachten. Ander seits wäre e», rein vom Standpunkt deS edlen Zweckes aus betrachtet, gewiß kein Nachteil, wenn der Papst, dessen Souveränetät sich noch besonders mit idealen Pflichten paart, im Haag wirklich zu Worte käme. Auf dem Gebiete der praktischen Fragen, welches ja auch die Hauptaufgaben stellen dürfte, müßten natür lich die im engeren Sinne Beteiligten allein beraten. Al» Zeitpunkt deS Zusammentritts der Konferenz wird der 18. Mai genannt. Der Friedensbotschaft ungeachtet wird einer der im Haag vertretenen Staaten bi- dahin kaum in der glücklichen Lage sein, daS Schwert in die Scheide zu bringen. Zwar ist eS dem auf Manila kommandie renden UnionSgeneral Otis am Karfreitag geglückt, scinrn Vorstoß in daS Innere mit der Einnahme von Malolo» zu krönen, wo der „Präsident" der Filipino-, der vielgewandte Aguinaldo, bi» dahin residiert und regiert hatte. Aber da- Heer der Filipino-, seiner Dresden, 7. April. Auf Allerhöchsten Befehl wird wegen erfolgten Ableben- Sr. Kaiser!, und Königs. Hoheit des Erzherzog- Ernest von Oesterreich, Königl. Prinzen von Ungarn, Böhmen u.s.w., am Königlichen Hofe die Trauer auf eine Woche vom 8. bis mit 14. d. M. angelegt. Dresden, 6. April. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem AmtSgrrichtSdiener Friedrich Eduard Götz in Oel-nitz i. V. bei seinem Uebertritte in len Ruhestand da» Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Direktor der Forstakademie zu Tharandt, Geheimer Forstrath Professor vr. Neu meister da- ihm von Sr. Hoheit dem Herzoge von Sachsen-Altenburg verliehene Komthurkreuz 2. Klaffe des Herzoglich Sachsen-Ernestinischen Hau-orden» an nehme und trage. Tagesgeschichte. Dresden, 8. April. Zu der heute nachmittag K6 Uhr in Billa Strehlen stattfindenden König lichen Tafel sind mit Einladungen ausgezeichnet worden: Ihre Durchlauchten Fürst Otto und Prinz Eduard zu Salm-Horstmar, Ihre Durchlaucht die verw. Frau Fürstin Pamela von Schönburg- Waldenburg, Ihre Erlauchten Graf und Gräfin zu SolmS-WildeufelS und Ihre Durchlaucht die verw. Frau Erbprinzessin Lucie von Schönburg-Waldenburg. Heute abend 8 Uhr werden Ihre Durchlauchten der Prinz und die Frau Prinzessin Friedrich von Hohenzollern zu Besuch Ihrer Königlichen Majestäten hier eintreffen und in der Königl. Villa Strehlen Wohnung nehmen. Morgen, Sonntag, werden Se. Majestät der König die Rennen de» Dresdner RennvereinS bei Reick be suchen. Dre-de«, 8. April. Zu einer bei Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen Friedrich August heute nach mittag stattfindevden Tafel sind der Divisiou-stab so wie die Herren Brigade- und Truppen Kommandeure der 1. Division Nr. 23 mit Einladungen ausgezeichnet worden. Tie auswärtige Politik der Woche. Auf die Samoafraye richtete sich auch in dieser Woche das Interesse. Sie hat, dank den Bemühungen unserer Diplomatie, eine Entwickelung genommen, die günstige Aussichten für die freundschaftliche Aus tragung der entstandenen Schwierigkeiten unter gleich mäßiger Mitwirkung aller drei Schutzmächte eröffnet. Rach dem Bekanntwerden der Nachrichten über da» von dem amerikanischen Admiral Kautz veranlaßte Bombardement machte sich, nicht sowohl in Washington al» in London, anfänglich die Neigung geltend, auf Samoa gewaltsam Ordnung zu stiften, und zwar am liebsten zu Zweien, d. h. unter Ausschließung Deutsch lands. Die englische Presse bot ihren ganzen er finderischen Scharfsinn auf, um vor der öffentlichen Meinung Europa» und namentlich Amerikas die Samoa Akte al» durch da» Vorgehen de» deutschen Vertreters in Apia verletzt, hinfällig geworden und nicht m-hr rechtsverbindlich zu behandeln. Angesicht« dieser bedenklichen Treibereien, die e- in letzter Linie aus die Beschlagnahme dcr Samoa-Jnseln für den australische Imperialismus abgesehen zu haben schienen, war die Lage der deutschen Politik um so ungünstiger, al» sie für die richtige Beurteilung der letzten amtlichen Handlungen des deutschen Vertreter- auf Samoa durch dessen eigene telegraphische Bericht erstattung nicht in allen Punkten genügend aufgeklärt wurde. WaS das Berliner Kabinett bei den Regier ungen der beiden anderen Schutzmächte unter solchen Umständen durchzusetzen wünschte, war die Entsendung einer auS je einem höheren Beamten jeder Schutz macht zusammengesetzten Untersuchung-- und Re- gierungLkommission nach den Samoa-Jnseln. Dieser deutsche Vorschlag wurde in Washington beifällig ausgenommen, in London unter „grundsätzlicher" Zu stimmung mit dem Tode de» Erstickens in allerlei Bedenklichkeiten bedroht. In die hierdurch entstandene neue Ungewißheit griff unter Abkürzung seines Oster- urlaub« Staatssekretär v. Bülow persönlich und mit Entschiedenheit ein. Getreu dem jüngst im Reichs- tage ausgesprochenen Grundsätze, daß zwischen großen, männlichen Völkern Freimut die beste Politik ist, wurde an geeigneter englischer Stelle über unsere Beziehungen zu Großbritannien im allgemeinen und über deutsche Vertragstreue auf Samoa im be sonderen ein Privatissimum gelesen, daS seine „Wirkung in die Ferne", von der Wilhelmstraße bi« nach Beaulieu an der französischen Riviera, dem gegen wärtigen Aufenthalt Lord Sali-bury-, nicht verfehlt hat. Vor die Wahl gestellt, da- Deutsche Reich im Samoa-Archipel auf Grund des Vertrage- von 1889 Konzert. Der vierte, durch die Anwesenheit Sr. Majestät de« König«, sowie Ihrer Königl Hoheiten de« Prinzen Georg, der Frau Prinzessin Johann Georg und der Prinzessin Mathüde autgezeichnete Aufführungsabend de« Dresdner Tonkünstlerverein« im Gewerbehautsaale bildete einen wirksamen Abschluß der dieswinterlichen Veranstaltungen des Vereine» die dem Musikfreunde stet» besondere Genüße bereiten. Das Programm eröffneten di« Herren Sherwood und Kratina mit der erstmalig gespielten Sonate in k-äur (Werk 57) für Pianoforte und Violine von Anton Dvorak. Man begegnet den Werken de» böhmischen Ton dichter« de« öfteren in Dresden Sie besitzen sämtlich ein» eingängliche Melodik und plastisch herau«gearbeitete Formrn. Der erste Satz der b'-äur Sonate istder musikalisch wertvollste, wenngleich er nicht so unmittelbar wirkt wie die beiden anderen mehr populären Sätze. Da« einfach«, kurze Hauptthrma wird in mannigfacher Weise variiert und in formschöner Thematik au«gestaltet. Hier und da klingt slawische Schwermut hinein, und gerade diese« Moment verleiht dem ersten Satze einen eigenen Reiz. Weit unmittelbarer wirkt der zweite Satz, eine Art musikalischen Märchen« Der innige Wohllaut diese« Satze« erinnert an mehr al« einer Strkle an französische Muster, ohne dabei der melodischen Eigen art zu entraten. Der dritte Satz ist echt böhmisch ge halten, er bewegt sich in munterem '/«-Takte und nimmt auch kroatische und ungarische Melodien auf, die in da« neckische Figurenwerk diese« bukolischen Stücke« prächtig Hineinpassen Manche kunstvolle Verschlingungen sind hier zu finden, so vor allem gegen den Schluß de« Satze« yin, von neuem anzuerkennen und zu erklären, daß die Entscheidungen der im Sinne de- deutschen Vorschlag einzusetzenden Kommission, um giltia zu sein, der Einstimmigkeit bedürfen sollen. DaS nächste auf deutscher Seite angestrebte Ziel, die Bemühungen zur Ueberstimmung Deutschlands hinfällig zu machen, ist damit erreicht, und die Leitung unserer aus wärtigen Angelegenheiten kann sich da» Verdienst zu- sprechen, daß sie unter recht ungünstigen diplomatischen Umständen durch eindringliche, rückhaltlose Vor stellungen etwas durchgesetzt hat, was man ihr mit mancherlei rechtlichen Scheingründen nur allzugern verweigert hätte — hoffentlich ein glückliches Vor zeichen für den ferneren Verlauf der Samoa- Verhandlungen. Auch in Ostasien ist dar vom Auswärtigen Amte zum Schutze deutscher Interessen neuerdings erwirkte Vorgehen im guten Zuge geblieben. Ohne Zwischenfall hat eine deutsche Truppenabteilung Jtschau besetzt und wird dort der chinesischen Be völkerung diejenige Achtung vor dem deutschen Namen einslößen, sür die die Behörden de» himmlischen Reiches bisher nicht genügend Sorge getragen haben. Leider mußte gerade jetzt der Vertreter de- Kaiser- am Pekinger Hofe, Frhr. v. Heyking, durch eine schwere Erkrankung heimgesucht, seinen Posten auf geben. In der Person de» Frhrn. v. Ketteler, eine- genauen Kenner» chinesischer Verhältnisse, ist ein geeigneter Ersatzmann gefunden worden, der möglichst bald zur Uevernahme der GesandtschaftSgeschäfie in Peking eintreffen wild. AuS London, wy man die deutsche Truppenentsendung im allgemeinen als im europäischen Interesse liegend anerkannt hat, wurde ein kleiner Nadelstich versucht durch die Behauptung, China werde den un» mißliebigen Gouverneur der Provinz Schantuvg nicht ab berufen, sondern diesem Feinde Deutschland» viel mehr einen höheren Posten geben. Der Wunsch mag hier der Vater deS Gedanken- sein. Die Sache wird aber in Wirklichkeit nicht nach englischem, sonder» nach deutschem Wunsche verlaufen. Die Londoner Blätter dürfen da-, wa» in Schantung vorgeht, ruhig un- überlaßen und sollten lieber den russischen Preß- stimmen ihre Aufmerksamkeit schenken, die in bewußter Gegnerschaft yegen England entschieden für China ein- treten, — eine merkwürdige Begleiterscheinung der neuesten englisch russischen „freundschaftlich«« Ueberein- kunsi" in Ostasien, deren Inhalt an der Themse jeder bespricht und niemand kennt. Dcr scheinbare Stillstand, der in der Dreyfus- Angelegenheit eingetreten war, hat nur der Ruhe vor erneutem Sturme entsprochen. Am Ostersonnabend begann der „Figaro" mit der stückweise» Veröffent lichung der Untersuchungsakten der Kriminalkammer. Die Aussagen Esterhazys und du Paty de ClamS, die den Reigen eröffneten, enthielten noch nicht genug de» Neuen, um den nachgerade begreiflichen Skepti zismus de- französischen Publikums gegen abermalige Enthüllungen auf diesem Gebiete ohne weitere» zu besiegen. Während einzelne Pariser Blätter sofort Sturm läuteten und das Unterfangen de» „Figaro" al» Kriegserklärung nahmen, bestimmt, die eben erst eingetretene Beruhigung zu stören, zweifelten andere an der Authentizität der Schriftstücke, hielten also da- Ganze bi- auf weitere- für eine Art leeren Schatten ¬ dem Französischen de« Scribe. In einer Lieblingsfigur gastierender Künstler, al« Bolingbrote trat gestern Herr Faber vom Jubiläums- Stadttheater in Wien auf. Er erwies sich als ein Schau spieler, der über eine ansprechende Erscheinung, «in paffen des Organ und vor allem über eine große Hebung ver fügt Er bewegte sich mit vollkommener Sicherheit in der neuen Umgebung, was fachgemäß den Hauptscenen mit der Herzogin zu besonderem Vorteil gereichte. Hier ließ da« Zusammenspiel mit unserer hervorragenden Vertreterin der weiblichen Rolle (Frl. Ulrich) an Schlagfertigkeit nicht« zu wünschen übrig. Der Bolingbroke hat bekanntlich zwei Seiten, die den Bonvivant und den Charakterdarsteller anziehen. Es handelt sich in dieser Rolle für den Schau spieler darum, den vornehmen Lebemann mit dem alle« und alle beherrschenden Diplomaten in Einklang zu bringen; man muß den eleganten Glücksspieler und zugleich den ernsten Politiker und Patrioten sehen, man muß nach wenigen Augenblicken schon wahrnehmen, daß von dieser Persönlichkeit eine besondere Ueberlegenheit, ein besonderer Zauber ausgeht. Diesen ersten Eindruck blieb uns die gestrige Leistung schuldig; der Gast ließ sich namentlich un ersten Akt« zu sehr von seiner Rolle tragen, eS fehlte das hinreißende Moment, der individuelle Reiz, die Hauptbedingung einer unmittelbaren Wirkung Letztere stellte sich auch später nicht ein, und ebenso vermißte man den schwereren Unterton de« geistigen Arbeiter« und Kämpfer«, der in dem Akkord von Uebermut, List und Ironie miMingen muß. Davon abgesehen hielt Hr Faber die theatralische Lebendigkeit und die Lustspieleffekt« der von Bolingbrok« allein oder teilweise abhängigen Szenen Journal Ankündigungsgebühreu: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift Sv Pf Unter „Eingesandt" die Zeile Sv Pf. Bei Tabellen- und Zifsernsatz entsprechender Ausschlag. Herausgeber: Königliche Expedition d«S Dresdner Journal- Dresden, Zwingerstr. SV. Fernspr-Anschluß: Nr. 1295. vezus-preiSl Für Dresden vierteljährlich: s Mark «0 Pf., bet den Kaiser- lich daMschen Postaastalte» mtN^i^Ulch SMark; außer halb d«» Deutschen Reiche- Post- und Etemprlzuschlaa. Einzelne Nummern: 1V Pf. Erscheine»: Täglich mit Au-nahme der Sonn- und Feiertage abends. Fernspr.-Snschluß:Nr 1295 Dresdner
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