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izsr Früher Wochen- und Nachrichtsblatt Usgeblatt sir Wit, Sensdlf, Wdrf, St. Ma, kM!tr«t Mokm, Milstl, vckimÄns, Ms» St. MM, St. Amt, S1.MM Stmakis, AM WMsa, SüItMtl at TiMem Amtsblatt für das Kgl. Amtsgericht und den Stadtrat zu Lichtenstein Atteste Zeitung im Königlichen AmtsgekichtsbeziÄ — . —»— . ,«.» >. — — L8. JEhugmeg. >> — — » — Rr. 303. LTW«Wr Donnerstag, de« 3t. Dezember. L"LWMWe 1908. »iesrt Lis t njLeirt ,Sgi ch ouf«r Evir- urt gcptoxt ricchniUvtzt für Len solgerden Log. — BkrteljLhrNch« B«Migtp«it 1 Mock L0PI<rvtg«, durch di« Post drzogrn I Mk. 7S pE Mozelre Nr»m«rn 10 Pfcriwg». E<p,vmg»n retmen avßn dir glpidUlon in LIchtirprin, Lwlckaunpr. Nr. L b, oll« UatsriltchiriPostonfalten, Prpkoiev, bwi« di« Lrltrilger entgrgen.: Inserate wietir die tknlxe^ncller« Ermdzetle mit 10, stir out«S,1igr Inserenten mit 1v Pso. d«rechn«t RtklovrzeU« SV Psg. Im rmUtchin Leil« klp«1 di« zweispaltige Zeil« SO V WeomMecheAaschUetz N». 7. J»ser«tr»-N»»tt»h«« täglich bi« sheLteKe»» »«nckttag« LV MH». Lelegram« «drrffe r LagrSlatt. Das Wichtigste. * Tie Erdstöße in Süditalien dauern fvrt, ein furchtbarer Platzregen verschlimmert die trostlose Lage der schwer hcimgesuchten Bewohner. In Messina sotten allein der Katastrophe 148 VOV Menschen znm Opfer gefallen sein. * In England und Frankreich sind gestern sehr große Schnecmassen niedergegangen. * Konteradmiral Ingenohl wurde zum Kom mandeur des ostajiatijchen ^rcuzergeschwaders er- jmrnnt. * Tie von mehreren Blättern gebrachten Mel dungen, daß der sächsische Kriegsminister Freiherr von Hausen demnächst in den Nu bestand zu treten be absichtige, entbehren, wie wir an zuständiger Stelle erfahren, jeder Begründung. * Tie argentinische Regierung hat beschlossen, für die Artillerievennehrung Kruppsches Geschütz material zu verwenden. * An der venezolanischen ünsre ist ein Zusam menstoß vo>» Anhängern Castros und der Gomez freundliche,! Mannschaft des Kanonenbootes Miranda erfolgt- Es gab zwanzig Tote und fünfzig Verwun dete. Aber jede neue Meldung, die eintrifft, ist auch eine neue, eine immer furchtbarere Hiobspost. * * -ß Tas entsetzliche Ereignis, über das abschließende Meldungen noch nicht vorliegen, schildern uns nach stehende Telegramme: Das Erdbeben in Kalabrien: In Catanzaro wurden um 0 Uhr 20 Minuten früh drei sehr starke Erdstöße verspürt- Tie Bevöl kerung eilte fast unbekleidet auf die Straße und rief die Hilfe des Schutzheiligen der Stadt an. Rachrichten aus Monteleone besagen, daß in den Gemeinden von Mileto, Joladi, Majorato und Stafaconi ein unge heurer Schaden verursacht wurde; zahlreiche Menschen leben sind zugrunde gegangen. Ein fürchterlicher Regenguß, der gleichzeitig mit dem Erdbeben er folgte, vermehrte die Panik. In Monteleone stürzte das Gerichtsgebäude ein. Im dichten Tunket spielten sich herzzerreißende Szenen ab. Männer, Weiber und Kinder eilten, von wahnsinnigem Schrecken erfaßt, durch die Gassen. Im Gefängnis stürzten die aus denk Schlaf gestörten Sträflinge zu den Fenstern uM schrien um Hilfe. Auch im Dom von Catanzaros sind schwere Beschädigungen zu beklagen. Ter Mail länder Gemeinderat hat zum Zeichen der Trauer sejnq Sitzung, die gestern abend stattfinden sollte, aufges hoben. Signora Antoinetta Lipori, die abends in Ca^ tania eintraf, erzählte über die Erdbebenkatastrophet Es war eine Höllennacht. Wir schliefen noch. Plötze lich wurden wir von klirrenden Scheiben geweckt- Tie Mauern wankten, der Fußboden öffnete sich und wir stürzten ein Stock tief mit unseren Betten hinunter. Wie wir das Freie gewannen, wissen wir nicht mehr. Draußen war es stockdunkel- Ein unheimlicher Sturm peitschte uns entgegen. Es goß in Strömen. Wir hörten erst markerschütternde Schreie, dann Wehl klagen und Wimmern. Tie Nacht war voll davon. Wir schrien wie aus einem Halse: „Das ist das Erd- beben." Tann packte ich meine Töchter, Lina zur Rechten, Amelia zur Linken: so raste ich durch dis Me Erdbebenkatastrophe^ in G.7 Süditalien. ' Wie schon kurz gemeldet, hat eine neue Katastrophe Von grenzenlos tragischer Gewalt noch kurz vor dem Jähresschkuß die .Kulturwelt in Schrecken und Trauer »ersetzt. Auf Sizilien und besonders auf seiner Ost-- »üste von Messina bis Augusta, aber auch auf der Südsvitz e Italiens haben Erdbeben und See- Heben von bisher noch unbekannter Stärke und Aus dehnung verheerend gewütet und entsetzliche Ver wüstungen angerichtet. Ta die Telegraphen- und Kabellinien zerstört wurden, so ist man zunächst auf S^chxjMen angewiesen, die auf weiten Umwegen be- . sKrdert wurden und wegen ihrer Unbestimmtheit das ^Läglück yoch grausiger erscheinen lassen. Nur als Hne Permutung kann es vorläufig ausgesprochen wer- vdn, daß der feuerspeiende Aetna, in dessen Inneren Hy Llenstntargewalten der Erde noch wie seit Jahr- ..7 lausenden wirksam sind, diese beispiellose Katastrophe ? hat. Man hätte cs in diesem Falle wieder Mk einem jener Beispiele gesteigerter Eruptioustätig- KrSe zu tun, an denen das letzte Jahrzehnt -MAiWb- Erst vor zwei Jahren mar ja auch tÜH »«WA-Abbruch des Pesuv zu verzeichnen, der . Hne Mhe Von Ortschaften zerstörte und zahlreichen ' Menschen den Tod brachte. Ebenso ist Kalabrien, -DA. jetzt von neuem so entsetzlich betroffen würde, Mon im vorigen Jahre durch ein schweres Erdbeben Leim gesucht worden. Auch Messina selbst, das Heute nur noch ein Schutthaufen sein soll, ist , im Jahre IWA von einem Erdbeben in Trüm- - lliaw gelegt ckvorden.' - Mik vbnr jetzigen Unglück läßt sich, wenn man von tent „Ätsbruch des Alant Pele auf Martinique ab- sieht, kaum ein anderes an Wirkung und Umfang Vergleichen; und jedenfalls ist noch niemals durch »*»« Erdkatastrophe ein Gebiet in dieser Weise ver- ^wyrden, das so wie Sizilien durch die zahlreiche Dierung, durch seine landschaftlichen Reize, durch Wt« und Kultur eine Vorrangstellung einnimmt. Erinnerungen hängen an diesen sagen- deren' Geschichte bis in die Anfänge Koköntfiallonstätigkeit zurüägeht! Wie Kultur erwachenden do den ausgekochten wor- r-^dänbigfe Natur mit ihren aller MM EWl KMm, verwüst hat! «Wk Io'dem lieblichen Taor- anderen entzückenden Orten. Straßen. Nur fort aus diesen Steinmassest, die uns zu verschlingen drohten, fort aus diesem Häuser- meer, das uns unter sich begraben wollte. Unter wegs kamen andere Flüchtige mit uns. Oft waren die Straßen durch zwei Meter hohe Geröllmassen versperrt. Balkons, Fenster, Eisenkonstruktionen bil deten entsetzliche Barrikaden. Wie wir diese neuen Fußangeln des Todes überwunden haben, weiß ich nicht. Es schien, als ob ein Engel seine Fittiche um uns gebreitet. Wir sahen nichts und fühlten nichts und waren uns doch bewußt, daß wir der Rettung entgegenlicfen. Am Hafen wateten wir zunächst knie- ties, dann bis an den Leib im Schlamm. Plötzlich er griffen uns starke Arme — wir waren in einer schaukelnden Barke und dann auf dem Schiffe. Tas Gespenst des Todes hatte von uns gelassen, um an deren nachzujagen. Mein Gott, welches Unglück, wel ches Entsetzen! Palermo. Reisende, welche die Meerenge durch fahren haben, berichten von schrecklichen Szenen Di« Katastrophe spotte jeder Beschreibung. Reggio, San Giovanni, Scilla, Canftell» und andere Ortschaften seien nur noch Trümmerhaufen Eine große Anzahl von Leichen befind« sich unter den Trümmern. Das Gerücht vom Tobe des früheren Mefftna ei» Dr«mmerha«fen Rom. Der 'Abgeordnete de Felice sandte aus Messina an den Ministerpräsidenten Giolitti folgende Depesche: Messina und die umliegende» Ortschaften sind vollständig zerstört, die Opfer zählen nach Ze h n t a u sende n , die Feuersbrunst vollendet das Weck der Zerstörung. Felice schließt mit der Bitte um Hilf« bei diesem namenlosen Unglück. : ' Eatan ia. Wie ein aus Messina hier einge troffener verwundeter Soldat erzählt, sah man in Messina nach der Katastrophe überall in den Straße» kaum bekleidete, sch recklich verstümmelt« Leiche» liegen, überall hört man Stöhnen und Unterstaatssekretars Fulci entbehrt jeder ^^ründuug. Ter Bürgermeister der Gemeinde Seminara >^eqgw di Calabria) hat der Regierung telegraphiert, da» der Ort vollständig zerstört ist und aus den Trüm mern schon Hunderte von Leichen geborgen wurden. Rom. Die Zahl der Toten in Kalabrien wird auf ZV Ollst geschätzt Nach einer Meldung der Tribuna sollen in Sizilien VAstllll Menschen um gekommen sein. Bon 100 Postbeamten in Menna sind nur vier Leichen am Leben geblieben.