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Sächsische. für Schandau, Sebnitz und Hohnstein. NV" Durch alle Postaiistaltc» zu beziehe». PrännmcrativuSpreiS vierteljährlich Iv Ngr. 5. Freitag, den 4. Februar 185^. Das deutsche Hospital in London. Ein schönes Asyl für Deutsche wurde vor nunmehr 13 Jahren in London gegründet und ist dort vielen Tausenden un serer Brüder zum Segen geworden. Der damalige königl. preu ßische Gesandte in England, Ritter Bunsen, trug wesentlich zur Entstehung dieser Stiftung bei, und Sc. K. H. der Herzog von Cambridge übernahm das Präsidium in dem Conin«, welches ihre Leitung besorgte. Wohl standen schon damals auch dem Ausländer die englischen HoSpitäler offen; aber die Aufnahme in dieselben war mit manchen Schwierigkeiten verknüpft, und, wo diese auch gelang, war für den Deutschen der Anfenihalt in denselben durch senie Unkcnntniß in der englischen Sprache, welche die Mittheilung gegen Aerztc und Pflegerinnen, sowie den freien Verkehr init den andern Kranken peinlich erschwerte, oft selbst für die Fortschritte der Genesung sehr hinderlich. Deshalb errichtete man durch freiwillige Beiträge deutscher und englischer Wohlthäter im Jahre 1845 ein deutsches Hos pital, welches Jedem, der die deutsche Sprache redet, ohne Unterschied des Geschlechts und Alters, der Religion und des Landes freie Aufnahme darbietct. Krankheit allein ist, so weit eö der Naum gestattet, eine hinreichende Einlaßkarte. Der Auf- gcnonnnenc befindet sich in völlig deutscher Umgebung. Von den Acrzten und Geistlichen, Pflegern und Mitkranken wird die Sprache seiner Heimath geredet, und tausende unserer deutschen Brüder haben diese segensreiche Anstalt mit dem dankbaren Be wußtsein verlassen, daß sie in ihr während schwerer Tage des Leidens eine zweite Heimath gefunden haben. In London leben in der Regel 50,000 Deutsche. Die mei sten gehören der arbeitenden Klasse an und viele treiben Be schäftigungen, welche vorzugsweise körperlich angrcifend und der Gesundheit nachthcilig sind; eö fehlt deshalb nie an einer bedeutenden Anzahl von Kranken unter ihnen. Der Zudrang zu dem HoSpital, mit dem zugleich drei Anstalten, in welchen den Kranken ärztlicher Nath und Medicin uncntgeldlich gegeben wird, verbunden sind, hat sich in den letzten Jahren bedeutend vermehrt. Durch die Anstalt ist seit ihrem Bestehen mehr als 70,000 Kranken aus allen Ländern deutscher Zunge unter Got tes Beistand Linderung und Genesung zu Theil geworden; ein Erfolg, bei dessen Erwägung jedem Deutschen das Herz dankbar schlagen muß, wenn er sich den Jammer vergegenwär tigt, der auf'diesen Tausenden gelegen haben würde, wenn das deutsche HoSpital nicht cristirt hätte. Der Aufwand für die Anstalt betrug bisher durchschnittlich im Jahre 3500 Pf. Sterl. Aber diese so bedeutende Summe reichte nicht immer auö, und deshalb sah sich daö Somit« ge zwungen, wiederholt einen Hülferuf nach Deutschland zum Be sten dieser deutschen Stiftung zu richten. Im Mai dieses Jah res veranstaltet dasselbe in London einen Bazar für daö deut sche Hospital unv bittet, daß es durch zahlreiche Geschenke deutscher Kunst und deutschen Fleißes in den Stand gesetzt wer- möchte, diese Ausstellung englischen Käufern recht anziehend zu machen. „Unsere Hoffnung," so wird in dem Aufrufe aus Lon- don geschrieben, „ist ganz besonders auf'das Wohlwollen und die Kunstfertigkeit unserer deutschen Schwestern gerichtet, deren Handarbciteif in England so sehr bewundert werden, aber un sere Bittlk wendet sich doch auch nicht weniger an unsere beut- fchen Brüder um ihre Mitwirkung für dieses Werk durch Ge- schcnke aller Art, wie sie die Liebe ihnen an die Hand giebt." (W. Z.) Wochenschau. Sachsen. Schandau. Die schon seit geraumer Zeit herrschende milde Witterung, verbunden mit zeitweiligem Regen, scheint daö Eiö in der ober» Elbgegeud ziemlich aufgelöst zu haben, waö sich auch daraus schließen läßt, indem am heutigen Nachmittag, den 3. d., daö Dampfschiff „Johann" zum ersten Mal in diesem Jahre einen Schleppkahn stromauf führte. Wehlen. Am 22. v. M. wurde auö der Elbe bei Vogel gesang der Leichnam eines bis fetzt unbekannten Manncö gezo gen, der bereits mehrere Tage im Wasser gelegen haben mußte. Dem bei ihm vorgefundenen österreichischen Gelbe nach zu ur- thcilen, muß derselbe iu Böhmen heimathöangchörig sein. Pirna. (Pirn. Wchbl.) In Nachstehendem geben wir eine kurze Uebersicht der öffentlichen Thätigkeit des königl. Be zirksgerichts mit der Staatsanwaltschaft Pirna im Jahre 1858. Ocffentliche Sitzungen hielt daö Bezirksgericht 164 an 54 Tagen ab, in welchen cs 60 Hauptvcrhanblungcn crcl. 1 vcr- tagtcn unv 104 EinspruchSvcrhandlungcn crlcdigtc. Erwähnen wir zuerst dcr Hauptverhandlungcn, so führte den Vorsitz der Bezirkögerichtödircctor Herr AppcllaiiouSraih Pietsch 47 Mal, die Herren Gcrichtsräthe Abendroth und Schumann fe 5 Mal und Lincke 3 Mal; die Staatsanwaltschaft war 58 Mal durch den Hrn. Staatsanwalt Gareis und 2 Mal durch den Hrn. Bczirlögerichtüactuar Opitz vertreten; während die Herren Av- vocatcn Schreck 12 Mal, Förster 6 Mal, Tbamerus und Hart wig fe 5 Mal, Friedrich 3 Mal, vr. Schaffrath aus Dresden 2 Mal, Aster, Dörfel, v>. Hoppe von hier und Lange aus Dresden fe 1 Mal als Vcrlheidigcr fungirten. Auf dcr Au- klagedank saßen 79 Personen, (64 männl, u. 15 weibl.), welche folgender Vergehen beschuldigt waren: Widersetzlichkeit 2, Be freiung von Gefangenen 1, Anstiftung dazu 1, gewaltsame Be freiung von Gefangenen und Widersetzlichkeit 1, Tödlung aus Unbedachtsamkeit 1, Kindeötödiung aus Fahrlässigkeit 1 (in ge heimer Sitzung), Auosetzcn hilföloser Personen 1,' Körperverletz ung mit bleibenden Nachtheilen 1, beendigter Versuch räuberischer Erpressung 1, Bedrohung 2, Brandstiftung 2, Meineid 5, Dieb stahl 34, Unterschlagung 7, Bcihülfe dazu 1, Betrug 6, Par- tirerei 6, Begünstigung derselben 1, Hinterziehung der Hulfs- vollstreckung 1, leichtsinniger Bankerott 1, Thierguälerei und