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Zm dänischen Folkething verursachte eine Dame einen peinlichen Zwischenfall. vie englischen lobeshWnen auf Kaiser sranr Zosepb. die aus Anlaß des 7». Geburtstages des Trägers der habsburgischen Krone erklungen sind, besitzen in ihrer Art eine snmptvinatische Bedeutung, weil sie als ein Nieder schlag der nichts weniger als hochgemuten Stimmung an- zusehcn sind, von der die britische öffentliche Meinung unter dem Eindruck der jüngsten diplomatische» Miß erfolge des Znselrciches beherrscht wird. Mein vergegen wärtige sich die Situativ», wie sic sich feit den Tagen von Reval entwickelt hat! Die Zusammenkunft König Eduards mit dem Zaren sollte nach Absicht der Londoner Staatsmänner Rußland ganz auf die Leite Englands hin- überziehcn und eS zu einem gefügige» Werkzeuge der anti deutschen Einkrcisungspvlitit mache». Alles schien aufS beste vorbereitet und dem Plane das Gelingen gesichert. Ta aber kam, wie ein Blitz aus heiterem Himmel, die jungtürkische Staatsumwälzniig dazwischen, in deren Ver laufe sich die bekannten Ereignisse abspiclten, die mit der Annexion Bosniens und der Herzegowina begannen und mit einem Siege der deutsch-österreichischen Diplomatie auf der ganzen Linie ihren Abschluß fanden. Die Wir kung dieses deutsch-österreichischen Erfolges machte sich für England in einem sofortige» deutlichen Abrückcn des russischen „Freundes" von der allzu enge» Verbrüderung mit John Bull und in einer sehr bestimmt zu«« Ausdruck gebrachten Annäherung an Deutschland bemerkbar. Reval trat ganz in den Schatten, und Vjörkö wurde zum Angel punkte der Lage, in solchem Maße, daß auch die Besuche des Zaren in Cherbourg und CvweS von wiederholten Kundgebungen des russischen Anschlußbedürsnisscs gegen über Deutschland begleitet waren und noch zuletzt durch die abermalige Begegnung Kaiser Nikolaus' II. mit Kaiser Wilhelm H. wieder auf die deutsche Spur zurückführtcu. Damit aber nicht genug, hatte sich die britische Politik während der Orientwirrcn noch eine weitere Niederlage dadurch zugezoge», daß die Londoner Presse im Aerger über das durch die deutsche Hilfe gewährleistete Gelingen der österreichischen Balkan-Aktion sich nicht im Zügel zu halten verstand und gegen die habsburgische Monarchie einen scharf feindseligen Ton anschlug, der in Wien außer ordentlich mißfällig aufgenommen wurde und in der ge samten österreichischen Presse eine» nicht minder energi sche» Widerhall wachricf. Wenn nun im gegenwärtigen Augenblick im Londoner Blätterwaldc ei» ausfällig sanftes Säuseln vernehmbar wird, wenn die cnglisclxn Politiker Kaiser Franz Joseph mit einer sonst dem kühlen angelsächsischen Temperament fern liegenden Ucbcrschwenglichkeit feiern und cs so dar- zuslellc» suche», als sei die „kleine Verürgerntig" zwischen England und Oesterreich überhaupt nicht der Rede wert gewesen, so muß zur Steuer -er Wahrheit sestgestellt wer de», daß darin eine gründliche Verdrehung der Tatsachen enthalten ist. Wie die Dinge in Wirklichkeit liegen, beweist am besten der Umstand, daß noch in den letzten Tagen aus Anlaß der Maricnbadcr Reise des Königs Eduard das offiziöse Wiener „Fremdenblatt" im Rahmen einiger all gemein gehaltener und nicht über die notwendigste Höf lichkeit hingnSgehender Begrüßungswvrtc ausdrücklich er klärte, die damalige Verstimmung zwischen Oesterreich und England sei recht ernster Natur gewesen. Der Artikel ließ für jeden, der auch nur einigermaßen in der Kunst, Holgedllucke. L «roll«» DrrKI». MM. MWIM. IMMW..... »Ilse unsokelndse gewoi-ctsns» Ketallgegcrnstsncl« tür ttsus uns ttercl. 8poet ete. zwischen den Zeilen zu lesen, bewandert ist, deutlich crkc»-i neu, daß das englisch-österreichische Verhältnis auch heute noch nicht ganz „reinlich und zweifelsohne" ist, viclmehr gewisse Nachwirkungen der Krise, die gerade jetzt durch die Erhebung des Freiherr» von Aehrenthal in den erblichen Graseustand ein besonderes Relief erhält, zu ihrer endgül tigen Ueberwindung einer längeren Zeitdauer bedürfen, lim so mehr läßt sich aus den krampfhaften Versuchen der englischen Presse, durch Zurschautraguug von forcierten, von der Gegenseite ziemlich frostig ausgenommcncn Frcundschastsgcsühleu die öffentliche Meinung Oesterreichs umzustimmcn, die Erkenntnis herlcitcn, in welchem Maße die leitenden Kreise Englands den früher begangenen Fehler der Brüskierung Oesterreichs empfinden, und wie stark bei ihnen der Wunsch entwickelt ist, die Beziehungen zum habsburgischen Kaiserstaate wieder aus eine Grund lage zu stellen, d>e der britischen Politik bessere Aussichten zur Entsaltung ihres internationalen Zntrigenapparatcs bietet. Derartigen Bemühungen gegenüber hat die österreichi sche Presse bereits bei einer irühereu Gelegenheit die ein mütige Parole ausgegeben, daß cs für Oesterreich selbst verständlich gelte, die von Deutschlano während der Orient krise bewiesene Bundestreuc durch gleiche Treue zu er widern. Es werde daher auch nie daran zu denken sein, daß etwaige englische Bestrebungen, die Festigkeit des Drei bundes zu untergraben und das deutsch-österreichische Freundschaftsverhältnis zu lockern, an maßgebender Wiener Stelle irgendwelchen Erfolg haben können. F» dieser Gewißheit können wir von unserem Standpunkt aus das plötzlich mit so auffälliger Beflissenheit zur Schau ge tragene englische Werben um die Wiedergewinnung der Gunst Oesterreichs mit völligem Glcichmute betrachten. Am Ende sind es doch die mit einer natürlichen Sympathie der Völker verbundenen realen Fiiieressen der Staaten, die bei der Entscheidung über das gemeinsame Zusammen- stchen in der Stunde der Gefahr den Ausschlag geben, während rein papierne Abmachungen, wie sic ohne Berück sichtigung der vorhandenen Volksstimmung und der gegen seitigen wirklichen nationalen Vorteile und Bedürfnisse lediglich zum Schutze und zur Beförderung der ganz ein seitig vertretenen .britischen Weltmachispolitil von London aus ins Lebe» gerufen werden, im Augenblick der Not nur zu leicht versagen. Das gilt vor allem dann, wenn hinter einer umfassenden Büudnispolitik ei» so wenig zu ausgiebigen Gegenleistungen bereiter Bundesgenosse steht, wie cs England ist. Die englische Politik bietet auch heute noch ein klassisches Beispiel für die völlige Verkennung des Grundsatzes: „Hand wird nur von Hand gewaschen: wen» Du nehme» willst, so gib". TaS Prinzip des „Zugrapsens" um jede» Preis, die Betrachtung der gesamten Politik untcr dem einseitigen Gesichtswinkel der Alleinherrschaft bilden noch immer die eigentlichen Leitsätze der britischen Staats männer, so daß ihre Bundesgenossen nie aus ihre Rech nung komme», salls sie nicht noch „gerissener" sind als die Engländer selbst. Wenn nicht alle Anzeichen trüge», so wird man letztere Eigenschaft den Russen znsprechen müsse», mit deren „Freundschaft" sich die Engländer, soweit der bis herige Verlaus der britisch-russischen Annäherung erkennen läßt, ziemlich in die Nesseln gesetzt haben. Die Liste der russischen F-reundschastsdicnstc gegenüber England weist bisher nur negative Posten auf. Das einzige greifbare Er gebnis des englisch-russischen Einvernehmens besteht, so weit Europa in Betracht kommt, in einer entschiedenen Schwächung der britischen Stellung im nahe» Orient, in einer vor aller Welt bekundeten Niederlage der englischen Diplomatie gegenüber dem Dreibünde und in der Erschütte rung der guten Beziehungen zu Oesterreich. Das alles aber ist wesentlich mit auf die Haltung des Herr» Iswvlski zurückzuführcn, der es seinen Zwecken für angc- paßtcr erachtete, die Leitung des britischen Auswärtige» Amtes nicht von vornherein darüber aufzuklürc», daß Rußland in seinem Widerstande gegen die österreichische Balkan-Aktion keinesfalls über einen platonische» diplo matischen Einspruch hinauSgehc» würde. Nicht minder schlecht hat England bei dem mittelasiatische» Geschäft abge- schnitten, das eigentlich die Russen und die Engländer zu gleichberechtigten Teilhabern an der persischen Masse machen sollte, aber sehr bald das unverkennbare Borwicgcn des russischen Einflusses in die Erscheinung treten ließ. Wenn nun die Petersburger Diplomatie auch »och. wie cs ganz de» Anscliein hat. de» Engländern die Zustimmung zur Freigabe der Dardanellen abringen sollte oder viel leicht schon in Cowes abqerungcn hat. was bleibt dann noch an Vorteilen für England aus der russischen Freundschaft übrig'? Der russische Eisbär hat sich vfsenl'ar dem briti scheu Löwen an Schlauheit überlegen gezeigt und überall gründlich seinen eigenen -Nutzen irmhrgenommen. Fm übrigen verhehlen sich dZ einsichtigen leitenden Kreise des Nusscntums durchaus nicht die wahren Beweggründe der Engländer bei ihrer Ententepolitik. Noch jüngst hat es ein hervorragender russischer Politiker, der Führer der äußei ste» Rechten in der Duma und Präsident des russischen nationalen Verbandes, Wladimir Purischkewitsch, »num wunden ausgesprochen, daß die Engländer die Russe» ledig lich deshalb zu „lieben" vorgeben, weil sic die Deutschen „nicht lieben". England brauche Rußland als die Faust, die um jeden Preis mir der deutschen Faust zusammcn- geraten solle zur Ehre der englischen Hegemonie zur See und zur Erlmltung der Weltherrschaft für England: ein zer trümmertes Rußland und ein geschwächtes Deutschland würden nur für England allein die Kastanien aus dem Feuer holen: dies wisse das russische Volk, das sich gut der Vergangenheit erinnere und in Wirklichkeit nichts als -Haß gegen England im Herzen trage. — Die ungeschminkte Deutlichkeit dieser Sprache gibt einen Begriff davon, aus waS für tönernen Füßen die englisch-russische Freundschaft im russischen Nationalbewusstsein steht. So liegen also augenblicklich die iuteruativualen Ver hältnisse durchaus günstig für ein weiteres Vor- walten des deutsch-österreichischen Ein flusses in der hohen Politik, und auch für eine allmähliche engere Wiederanglicdcrung Rußlands an die beiden Kaisermächte, die ehemals mit dem Zarenreiche den Dreikaiserbund bildeten, erscheinen günstige Vorbedingungen gegeben. Bei solchen Aussichten ist es ei» von vornherein zur völlige» Ergebnislosigkeit verurteiltes Bemühen Englands, Deutschland und Oesterreich für eine aktive Anteilnahme an der Lösung der kretischen Frage zu gewinnen. Die britische Rechnung hierbei ist klar: die beiden Verbündeten sollen dahin getrieben werden, daß sie sich z» weit vor,vagen, um dann an Stelle Englands und der übrigen Schutzmüchte, die im entscheidenden Augen blick plötzlich „die Flöte aus den Tisch legen würden", das Odium der Sache allein zu übernehmen. Das heißt aber sehlgeschvssen. Die deutsche Politik wird auch fernerhin in der kretischen Angelegenheit ihre kluge bisherige Zurück Haltung bewahren und au der Richtschnur des völligen Ein vernehmens mit Oesterreich-Ungarn unbeirrt scslhalten. Der bevorstehende Besuch des Reichskanzlers Herrn von Bethman» Hollwcg in Wien wird de» Beweis erbringen, daß die Orientierung der deutschen Politik im Sinne der »nvcrbrüchliclw» Bnndcstrenc gegenüber Oesterreich un verändert bleibt und daß die beiden eng verbündeten und be freundeten Mächte auch ferner zusammenstchcn werden, „nicht nur i» Reden und zur Parade, sondern in aller Wirk lichkeit, bei gutem und bei schlechtem Wetter". Das ist die Signatur der internationalen Politik. Neueste vrMmeiaungen vom ll>. August. Zur politischen Lage. Berlin. lPriv.-Tol.» Eine Korrespondenz, die an geblich aiis Veranlassung der Regierung an die Kreis- blättcr versandt wird, veröffentlicht i» ihrer neueste» Num mer eine längere Darlegung, die nach der Meinung der „Pvmmcrschc» Reichspost" bestimmt zu sein scheint, die Stellung des Reichskanzlers bezw. der ver bündeten Regt c r n n g e n zu der gegenwärtigen parteipolitischen La g e knndzutnn. Der Artikel trägt die Ueberfchrift .„Hetze und Lügcnjpicl". Er wendet sich gegen dgs Treiben, das von bürgerlichen Pgrtcien gegen bürgerliche Parteien inszeniert worden ist und dessen Früchte selbstverständlich die Revolutionspartei erntet. Es wird ausgcsührt, daß über die Notwendigkeit, der Finanz not des Reiches durch Bewilligung von rund ckstck Millionen Mark abznhelscn. unter den lmrgerlichen Parteien, also auch bei den liberale», seinerzeit vollste Einmütigkeit geherrscht habe. Wie der Betrag der bewilligte» Steuern gn sich keinen berechtigten Anlast zur Bekämpfung oder gar Beschimpfung derjenigen Personen, die das Werl der Reichssinanzrefvrm zustande gebracht habe», darbiete, so ganz gewiß auch nicht die Art der bewilligten Stenern. Auch der Lkbe- rglismns habe vor seiner Selbstausschaltnng der fcstcn Ucberzcngung sich hingegeben, das, die Reform nur auf einer Vereinigung der Besitzstcucr» und Mgsscugenußsteucrn beruhe» könne. Die in das Stcucr- bukctt neu ausgcuvmmcne Zollerhöhnng von Kaffee und Tee fei gerade zuerst von liberaler Seite als Ersatz für die abgelehnte Gaö-, Ekcktrizitats-, Wein- und Fnseratcn- steuer in Vorschlag gebracht worden. Endlich müsse die Erbschaftssteuer nach wie vor Verhalten, um einer Hetze ver logenster Art als Stab und Stütze zu dienen. Es werde 8 S88vaz8gzn.ii«; 8 'II chst