Volltext Seite (XML)
Ottendorfer Zeitung M »k N,<«ftzM-« »>«r d«mr X«m >o ^fj- — Im str »t« N»ins,«ltt,e -M.-*«» -S sst» A»z«i§«n»nnatzme b<» ittzr mktiß». V.U«,«O»Mr n«4 »«M»««,. , Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel Mandel" „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Brutsche Mode". v«k Verlag «m Hermann Rühle, Buchdrucker«; in Groß-Okrilla. verantwortlich für di« »«daktian h. Rühl« in «-»-.MriSa. Nummer 60 Mittwoch, den O. Mai Vs5. Jahrgang «Nlt Anzeigebkatt UnterttaÜung» Bezugspreis: vterieljShrtich v2o Mark ft-i ins Hssr. Zu der «Seschästsstelle abgeholt viertel- jährlich , Mk. Einzelne Nummer ,0 pfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag «Ud Sonnabend Nachmittag, Neuestes vom Tage. - Von unserer Front im Westen ist beute nicht viel Neues zu berichten. Die Lage zeigt das Bild hin- und herwogender er bitterter Kämpfe, für deren Ausgang es gar nichts zu bedeuten hat, wenn einmal ein vorderer Graben, den wir besetzt hielten, in Feindeshand fällt. Allem Anschein nach haben wir an der Stelle, welche die Franzosen sich zum Durchbruch auserkoren hatten, bereits genügende Verstärkungen zusammengezogen. Denn wir haben fränzösische Angriffe nördlich von Arras, bei Ablain und Neuville unter großen Verlusten für den Gegner abgewiesen. Dagegen haben wir nördlich von Ipern vor geschobene Stellungen aufgegeben, was wir im Bewußtsein der Stärke unserer Haupt stellungen ohne weiteres tun konnten, zumal wir dort nur schwache Kräfte hatten, die durch starkes Artilleriefeuer aufreiben zu lassen, gar keinen Zweck hatte. Irgendwelche Erfolge von Bedeutung dürsten für die Verbündeten dort so wie so nicht zu holen sein. — Der Versuch der Ruffen, den Vormarsch der Verbündeten am unteren San, zwischen Przemysl und der polnischen Grenze, zum Stehen zu bringen, kann schon heute als ge- scheitert betrachtet werden. Es ist den Ver bündeten schon jetzt, kaum daß sie an das linke Ufer des San gelangt waren, gelungen den Fluß an mehreren Stellen zu überschreiten. So bei Jaroslau, das 25 Kilometer nördlich von PrzemySl liegt, und auch nördlich von der Stadt Ja-oslau. Es wird also wohl nicht lange mehr dauern, bis auch die ganze San-Linie hinter den Verbündeten liegt. Und dann wird sich der Strom der verfolgten Russen weiter nach Osten wälzen auf Lemberg zu. Schon stehen die Verbündeten bei Sambor, südöstlich von Przemysl, nur noch 60 Kilometer von Lemberg entfernt, Droho- bycz, 25 Kilometer südöstlich von Sambor, ist genommen, und auch von Süden, aus der Gegend von Dolina, drängen sie unaufhaltsam auf die Hauptstadt Galiziens vor, ohne daß die Russen es mehr zu hindern vermögen. Daß die Widerstandskraft der Russen völlig gebrochen ist, daß auch neue Reserven, die schnell herangezogen werden, daran nichts mehr ändern sondern nur in den Strudel der Flucht hineingezogen werden und den Wirrwarr vermehren, dar wird auch durch den jetzigen russischen Mißerfolg am San aufs Neue be wiesen. Wie stark die^teserven waren, die die Russen am rechten San-Ufer herangezogen hatten, ist nicht bekannt Daß sie es nicht mit schwachen Kräften versuchten, die San- Linie zu verteidigen, ist selbstverständlich. Und doch konnten sie den Flußübergang der Ver bündeten nicht verhindern. Mit der Ueber- schreitung des San ist der Vormarsch der Verbündeten in ein neues Stadium getreten. Hier lag noch für die Russen eine Möglichkeit vor, ihn zum Halten zu bringen. Jetzt liegt auch Ostgalizien offen vor den Verbündeten, die sich wohl bald den Schlachtfeldern von Ravaruska, Zolkiew und Lemberg nähern werden. Die Folgen des Sieges von Tarnow- Gorlice steigen dadurch ins Ungemessene, ihr End« ist auch heute noch nicht im Entferntesten abzusehen. Auch das Schicksal Przemysls ist damit entschieden. Schon bildet die Front der Verbündeten einen Halbkreis um die der im Süden bei Sambor beginnt rin Nnden big JaroSlau fortsetzt und der sich wohl schon in den nächsten Tagen immer enger schließen wird, nachdem auch bei Jaroslau das Hindernis des San überschritten wurde. Um Przemysl selbst wird bereits ge kämpft. Die Aufgabe der Festung durch die Russen ist wohl nur noch eine Frage weniger Tage. Auch im Gouvernement Kowno hat der vsn den Russen unternommene Gegenstoß! gegen unseren Vormarsch auf Kurland nicht den Erfolg gehabt, den man schon vorher in Petersburg mit viel Worten ankündigte. Es ist auch in den russischen Generalstabsberichten merkwürdig still geworden über die Kämpfe, die hier im Norden einsetzten. Wohl haben unsere Truppen sich aus Schaulen und auf die Linie der Dubissa, eines von Norden kommenden Nebenflusses des Njemen, zurück gezogen und hier eine Verteidigungslinie ge bildet. Aber an dieser Verteidigungslinie sind bisher alle russischen Angriffe ergebnislos abgeprallt, so jetzt wieder bei Eiragola und bei Szekiszki, die beide an der Dubissa liegen. Auch südlich vom Njemen erlitten russische Angriffe bei Mariampol und bei Ludwinow, einem Orte sieben Kilometer südlich von Mariampol, dasselbe Schicksal. Die Angriffe der Russen haben offenbar auch hier nicht mehr die Stoßkraft, die früher in ihren Massenangriffen lag. Das ist allerdings kein Wunder, wenn man erfährt, daß die russischen Truppen einen großen Prozentsatz von den Rekruten des Jahrganges >916, also Burschen von 16 und 17 Jahren, aufweisen, die über haupt nur vier Wochen ausgebildet und dann in die Front gesteckt wurden. Mit solchen Truppen Siege zu gewinnen, ist freilich aus geschlossen. — Die Nowo Reforma meldet aus Warschau: Ueber der Hauptstadt Polens er scheinen häufig Flugzeuge, die unter der Be- vötkerung große Beunruhigung Hervorrusen. Die Bomben aus den feindlichen Flugmaschinen werden jedenfalls von Fliegern abgeworfen, Vie mit den Ortsverhältniffen vollständig ver traut sind, denn die Bomben fallen zumeist auf solche Punkte innerhalb der Stadt, die große Bedeutung haben. Der dadurch dem russischen Militärärar verursachte Schaden ist ungeheuer. Der Presse ist es nicht gestattet, darüber zu berichten. — Dasselbe Blatt weiß ferner aus Warschau zu berichten, daß in Russisch-Polen die dort herrschende Gärung immer mehr im Zunehmen begriffen ist, wes halb man die Zahl der Polizisten von Tag zu Tag vergrößert. In Warschau allein wurde der Stab der Polizeibeamten um 30 Polizei beamte und 75 Oberpolizisten, sowie um 1500 Wachtleule erhöht. Kopenhagen. Die Nowoje Wremja meldet: Windau wird von den Einwohnern verlassen. In Riga werden täglich viele Uebertretungen des Verbotes, auf der Straße und in den Läden deutsch zu sprechen, polizei lich gemeldet. Athen. Die englische Gesandtschaft er-^ klärte den griechischen Pressevertretern, daß bereits vor einiger Zeit Mitteilungen über das Erscheinen deutscher Unterseeboote im Mittelmeer eingegangen wären, die jetzt durch einen Admiral der verbündeten Flotte be- stätigt seien. Die Gesandtschaft hofft, daß die Stützpunkte der Unterseeboote bald ent deckt und diese unschädlich gemacht werden dürften. Die Zeitungen melden, es feien ernste Maßregeln getroffen worden, um die Fahrt der Kriegsschiffe und Transportdampfer im Mittelmeer zu sichern. Es seien mehr als zwei Boote hinter Gibraltar gesichtet worden, und zwar des allerneuesten Typs von etwa 1200 Tonnen mit acht Torpedos und einem 75-mm-Geschütz an Bord. Einige Blätter versichern, al« Stützpunkt würden die Dardanellen dienen. Zweck des Erscheinens sei die Vereitelung der Operationen der Ver bündeten gegen die Daroanellen und die Terrorisierung der Neutralen (?). Es weroen auch Befürchtungen für die Sicherheit der griechischen Handelsschiffe laut. Im allgemeinen herrscht ziemliche Aufregung in Dreiverbands- kreisen. — Der amerikanische Marinesekrctär Daniels hat nach einer Meldung der Deutschen Tagesztg. aus Washington erklärt, daß die englische Flotte in diesem Kriege bereits sehr erhebliche Verluste erlitten hätte. Nach zu verlässigen, dem amerikanischen Marineamt zugegangenen Informationen hat England in den ersten Kriegsmonaten insgesamt 43 Kriegsschiffe eingebüßt. Nicht inbegriffen seien darin die verloren gegangenen Hilfskreuzer und andere zum Flottendienst herangezogenen Privatschiffe, deren Zahl recht beträchtlich sei. Deutliches und Sächsisches. Gttendorf.Gknlla, ^8. Mai MS. — Aufgehobene Beschlagnahme. Die stellvertretenden Generalkommandos des 12. und 19 Armeekorps veröffentlichen folgende Bekanntmachung: Die Beschlagnahme von Terpentinöl wird im Bereiche der stell vertretenden Generalkommandos des 12. und 19. Armeekorps aufgehoben. — Verordnung über Rohteer. Die stell vertretenden Generalkommandos des 12. und 19. Armeekorps veröffentlichen folgende Bekanntmachung: Alle in den Bezirken der stellvertretenden Generalkommandos des 12. und 19 Armeekorps vorhandenen Teer- destillalionen haben die an sie abzugeben den Nohteere alsbald auf Benzol, Toluol und Marineheizöl zu verarbeiten. — Mehr als die Hälfte aller Ver wundeten wird wieder felddiensttauglich I Die „Sächs. Staatsztg. schreibt: Bei der großen Zahl von Opfern, die der Krieg an beiden Fronten erfordert, ist e« immer hin tröstlich, daß unter den Verwundeten die Leichtverwundeten überwiegen. Von den in heimischen Heilstätten geheilten verwundeten deutschen Kriegern hat UN- gefähr die Hälfte wieder an die Front gehen können. Dazu kommen diejenigen die wegen leichter Verwundung gar nicht in die heimischen Lazarette überführt wurden, sondern direkt im Kriegsgebiet geheilt und von dort wieder zu ihren Truppenteilen gegangen sind. — Zuckerteuerung oder Mangel ist nicht zu befürchten. Der Verein Dresdner Kaufleute empfiehlt den Verbrauchern mehr Ruhe und Besonnenheit in bezug auf Zuckereinkäufe. Infolge Wagenmangels bet der Bahn war das Heranschaffen von Zucker etwas schwierige!, sodaß die Vorräte knapp waren. Es ist daher die Meinung entstanden, als ob der Zucker zum Fehlen kommen könnte. Durch überstürzte Ein käufe wird der Artikel, wie jeder andere sofort teuer, und es wird gewissen Kreisen Gelegenheit geboten, sich dieses Artikels spekulativ zu bemächtigen. Deutschland ist das produzierende Land, und Zucker wird infolge des Ausfuhrverbotes weder zum Fehlen kommen, noch erheblich temer werden. Dresden. In einer Kellerwohnung Struvestraße 27 wurde am Sonntag abend gegen neun Uhr die Frau des Eisenbahn- hilfsbcamten Vogel ermordet aufgefunden. Um 12 Uhr war die Frau noch von den Hausbewohnern gesehen worden. Der Ehe. mann fuhr gegen 2 Uhr mit dem Schan- dauer Zug von Dresden weg Als er abends vom Dienst uach Hause zurückkehrte traf er seine Frau in der Küche in einer Blutlache liegend an. Der Tod muß durch einen wuchtigen Schlag auf den Kopf her beigeführt worden sein, denn die Trümmer eines Schildpatthaarkammes lagen in dem ganzen Raum verstreu'. Am Tatorte fand sich ein Beil, das aus dem Kohlenkeller der Ermordeten stammt. Gestohlen ist ver mutlich ein kleiner Geldbetrag. Die ganze Situation, in der die Leiche gefunden wurde, legt die Vermutung nahe, daß die Frau überfallen wurde, während sie auf dem Sofa ihren Nachmittagsschlaf hielt Auffallend ist, daß der Sohn der Toten, ein trotz seiner Jngend schon mehrfach vor bestrafter Bursche, seit Sonntag nachmittag verschwunden ist. Höchstwahrscheinlich dürfte er der Täter sein. — Die für ihren im Felde stehenden Mann das Hotel „Westfälischer Hof" in der Jahnstraße leitende Wirtin wurde unter dem Verdachte in der Nacht zum Sonntag vorsätzlich einen Brand iu den Geschäftsräumen angelegt zu haben, ver haftet. In mehreren Räumen waren alle Gegenstände mit Spirlus übergossen. — Vom Zuge überfahren und getötet wurde am Sonntag abend zwischen 10 und 11 unweit der Grundmühle in der Lößnitz der Reservist der 2. Kompanie vom Reserve- Schützenregiment Nr. 108 Rudolf K. aus Wilsdruff. Ihm wurden von einem Zuge Schmalspurbahn Kopf und Bein vom Rumpfe getrennt. Es liegt ein Unglücks fall vor. Schandau. Am Schiffsrevisionsplatze vor Krippen fuhr am Sonnabend vormittag der große Deckkahn des Schiffseigner Friedrich aus Barby derartig fest, daß er im Schiffsboden ein großes Leck erhielt. Dieses Elbfahrzeug ist mit Braunkohlen beladen und kam von Aussig. Die ein gedrungenen Wassermassen konnten durch fortgesetztes Auspumpen wieder entfernt und das Leck dadurch verstopft werden. Niederbobritz. Eine auSgefeimte Schwindlerin wurde in einer 23 Jahre alten Handschuhnäherin von hier fest genommen, die in letzter Zeit für das Rote Kreuz und verwundete Krieger in den Wohnungen zu Unrecht Geld ein- gesammelt halte; von dem erschwindelten Gelbe sanden sich noch 22 Mark bei ihr vor. Kleinnauendorf. Infolge un vorsichtiger Handhabung mit einer Schuß waffe wurde am Sonnabend abend ein Schneiderlehrltng von einem^Ärbeitskollegen in der ArbeirSstube durch den Hals ge schossen. Zschauitz. Schwer verunglückt ist die 18jährige Magd Frieda Schnell aus Gepülzig, die bei dem im Felde stehenden Gutsbesitzer Bodo Fritzsche Zschauitz bei Rochlitz bedienstet ist. Sie wurde von einem Kartoffelwagen überiahren. Sie wird wohl kaum mit dem Leben davon kommen. Leipzig. Das Schutzamtder „Leipziger Kriegsnotspende" hat beschlossen, auf den Naschmarlt zu Leipzig einen „Wehrmann in Eisen" aufzustellen, nachdem die Stadt Wien diese Form der Geldsammlung vor einigen Monaten zuerst verwirklicht und bedeutende Beträge damit erzielt hat. Die 4 bis 5 Meier hohe Holzfigur eines gerüsteten Ritters, das Symbol des gerüsteten Vaterlandes, in der Stilisierung eines „Heiligen Michael" oder einer Rolandfigur, wird durch Nagelung mit großen Nägeln in Eisen gehüllt. Die Nägel werden mit 50 Pfg., größere mit 2 und 5 Mark an Ort und Stelle ver kauft. Der Name jedes Spenders eines Nagels soll in ein Buch eingetragen werden, daß später von der Stadt auf gehoben wird. Zu der Rüstung werden 100 000 bis 150000 Nägel gebraucht werden. —' >>