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Jährlich 16 II fte (einschließlich 4 Sondernunintern). Bezugspreis hei den Postämtern 11. Buchhandlung' n pro Halbjahr (einschl. 2 Beiblättern 1: für Deutschland u. Öst.erreic h• l ngarn .^8.—, für alle übrigen Länder .//12.50. Bei direkter Zusendung unter Streif band erhöht sich der Preis um die Portospesen. Illustrierte Fachzeitschrift für die Woll-, gaumwoll-, Seiden-, leinen-, ijanf- und Jute-Industrie sowie für den Textilmaschinenbau; Spinnerei, Weberei, Wirkerei, Stickerei, Färberei, Druckerei, Bleicherei und Appretur. Schriftleituug, Geschäftsstelle u. Verlag: Femeßrech-Anschluß : No. togS. Leipzig, Brommestraße 9, . T . , Telegramm-Adresee: Ecke Johannis-Allee. Herausgegeben von Theodor Martins Textilverlag in Leipzig. Textilschrift Leipzig. Organ der Organ der Sächsischen Textil-Berufsgenossenschaft. Norddeutschen Textil-Berufsgenossenschaft. Organ der Vereinigung Sächsischer Spinnerei-Besitzer. As 4. Nachdruck, soweit nicht untersagt, ist nur mit vollständiger Leipzig, XXXIII. Jahrgang. Quellenangabe gestattet. 15. April 1918. Adresse für sämtliche Zuschriften und Geldsendungen: Leipziger Monatschrift für Textilindustrie, Leipzig. Brommestr. 9. Wiederbrauchbarkeit Kriegsverletzter aus der Textil-Industrie und ihre Wiedereinstellung. Von P. Koselack, Webmeister der Webelehrwerkstatt der Kriegsverletztenschule, Breslau. Der unheimliche Krieg mit seinen unendlichen Opfern an Menschenleben, Gut und Blut, den Einarmigen, Gelähmten, Blinden usw., zwingt uns immer mehr, die Kriegsverletzten dem Wirtschafts leben wieder zurückzuführen. Viele Arbeitgeber, wie Arbeitnehmer sind der Meinung, es sei unmöglich, die Einarmigen oder sonstigen Verletzten oder Gelähmten wieder ihrem früheren Beruf zuzu führen, oder auch in einem neuen Berufe anzulernen. Diese Meinung tritt besonders bei der Arbeitgeberschaft hervor, denn anders ist es nicht zu erklären, daß man sich heute noch in so hohem Maße sträubt, ausgebildete Amputierte usw. in einem Betriebe einzustellen. Es war zunächst noch zweifelhaft, ob es gelingen würde, Hand oder Armamputierte am Webstuhl wieder beschäftigen zu können; der kriegsverletzte Weber müßte dabei natürlich auch so viel ver dienen, daß er mit seiner Rente ein auskömmliches Einkommen er reichen könnte. Der Verfasser hielt es zunächst für unmöglich, daß das erstrebte Ziel zu erreichen sei. Hierbei dachte er in erster Linie an das badenknüpfen, den sogenannten Kreuzknoten, da zum Knüpfen dieses Knotens beide Hände erforderlich sind, ebenso an das Einziehen der Kettenfäden; ferner, wenn beim Buckskin-Web stuhl der Schußfaden gerissen ist und seine richtige Lage herbei geführt werden soll, muß der Weber mit der einen Hand den Riemen des Wendehakens, mit der anderen die Einrückstange ergreifen können, um den Kartenzylinder wieder um so viel Schuß zurück zubewegen, daß der Schußfaden im offenen Fach wieder frei liegt, und kein Schußbruch (Fehler) in der fertigen Ware entsteht. Erst ein Besuch in der Fachschule für Textilindustrie in Reichenberg in Böhmen, den der Verfasser auf Veranlassung der Schlesischen Textil-Berufsgenossenschaft unternahm, brachte den Verfasser zu einer anderen Ansicht. Dort brachte er auch in Erfahrung, daß es einem einarmigen Weber durch eisernen Fleiß und Anpassen gelungen sei, seit Jahren wieder als Weber seine mehrköpfige Familie zu ernähren. Seitens der Schlesischen Textil-Berufsgenossenschaft war be reits im Jahre 1915 der Frage der Wiedereinstellung von Kriegs verletzten in Textilbetriebe eingehende Aufmerksamkeit zugewandt worden. Nach eingehenden Studien und Erörterungen verdichteten sich die Bestrebungen im Oktober 1916 zu dem an den Ausschuß für Kriegsverletztenfürsorge in der Provinz Schlesien gerichteten Anträge, bei den von diesem Ausschuß in der Pestalozzischule ein gerichteten Lehrwerkstätten auch eine solche für Weberei ins Leben zu rufen. Diesem Anträge wurde stattgegeben und seitens der Schlesischen Textil-Berufsgenossenschaft die Einrichtung mit Unter stützung von Genossenschaftsmitgliedern und einer Textilmaschinen fabrik beschafft. Es wurde leih- bzw. geschenkweise zur Verfügung gestellt: 1 Leinen-Webstuhl von der Firma Fränkel, in Neustadt,O/Schl., 1 Buckskin-Webstuhl von der Firma Deutsche Wollenwaren- Manufaktur, Grünberg i/^chl. 1 Spülmaschine von der Firma E. Bauch in Landeshut, 2 Handwebstühle, 1 Scherrahmen, 1 Spulrad usw. von der Firma Websky Hartmann & Wiesen in Wüste Waltersdorf. Es wurde zwischen der Kriegsverletztenfürsorge und der Textil- Berufsgenossenschaft das Übereinkommen getroffen, die neue Werk statt auch Unfallverletzten zugänglich zu machen. Schon der erste Verletzte war ein Unfallverletzter 18 jähriger Weber B., welcher den Verlust des linken Unterarmes zu beklagen hatte; das Ellbogen gelenk war vorhanden.. So wie es gelungen ist, für hand- und arm amputierte Leute anderer Berufskreise zweckmäßige Arbeitsansätze zu konstruieren, so war nun die Aufgabe gegeben, diesem Unfallver letzten ebenfalls einen für seinen Beruf passenden Arbeitsansatz zu schaffen. Es ist nicht bekannt geworden, ob für Weber bereits an anderen Orten solche Arbeitsansätze geschaffen worden sind. Durch gemeinsames Arbeiten ist es gelungen, Arbeitsansätze zu schaffen, welche als voll gelungen anzusehen sind. Es entstand der in Abbildung 1 dargestellte „Arbeitshaken“, welcher zunächst dazu diente, durch entsprechende Schrägstellung des Armes die Einrückstange hin und her zu bewegen; es geschieht dieser Vorgang durch Zwischenklemmen der Stange in den Haken, wie aus der Abbildung 1 ersichtlich ist. Dadurch, daß das Ein- und Ausrücken des Stuhles nun durch den Armstumpf in Ver bindung mit dem Arbeitshaken möglich wurde, bekam der Mann die rechte Hand frei, um mit ihr andere Handhabungen auszuführen, ' z. B. das Ergreifen des Wendehakenriemens. An dem vorderen Schenkel des Arbeitshakens wurde außerdem ein aus der Abbildung