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Dresdner Journal : 05.07.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-07-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188307056
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18830705
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18830705
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1883
-
Monat
1883-07
- Tag 1883-07-05
-
Monat
1883-07
-
Jahr
1883
- Titel
- Dresdner Journal : 05.07.1883
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MISS Donnerstag, den 5. Juli. 1883 I« ^»2»»» r«ic>,: ^Lbrlicb: . . . . IS U»rtl ^jLbrlieb: 4 bv ?s. I^inrela« Xummsrn: lol'f Iteict»»» tritt»n<> 8t«wp<-I»ui« i>tu^ t>«»»a la^orvtenpr»!»«: kVlr Nvn kaum einer ^eüpnltenen Petit-eil » Lv ps Unter „kinxeiLnät- <Ue Leite kn tN Lei ?«d«Ueu- unä LiNernent» Ü0 X»f» Dres-nerMimmü IneenntenLunntime ««»«Let«: : -<> Lran<t«teiter, Uommi»»ionLr äo» Dresdner .toiirn»!»; Namdvrx Nerlln -Vi,» v»»»l 8r«,I»v rrLnkfarl ». U : //n«^>-re,,i F I'oA/er, ««rlia-Viev «»mdurx ?r»r - a ^/»xxe,» L-rlia: /er<«t/,t<»r«/«tt/»,» Nreinvn! tictitotte,- Lr«»>uu: V. ^tttreeu </.'»>>/ «i«uklort » »I : >. ^«kA, r'-«et>e tiu<>,t>^n«I>»»-;; vürU-i: t- ^t,<//er; ll->uv»v<-r: t). <8'ctiü«ter, ksrt» Voriw - ?rlrn^surt r U ktutlxrrt- /-«ude ct c.0.,' U-uudar^: ^tct. Sterner Verantwortliche Redaction: Oberredaeteur Rudolf Günther in Dresden. krsekelne»: l'llxticb mit Xuivnkm« «ter 8onn- vnä k'eiorta^» XvvuU» kür 6 so kvI^suUsu 1»^. N«r»u«xvdvrr Nüniet. Lr^äitioo 6s» Dreiöoer 6ouro»I», Dr«»6vo, Lvinzeritrn»»« kio SV. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. ZettuugSschau. (Fremdenblatt. Pester Lloyd.) TageSgeschichte. (Berlin. Marburg. Neuwied. Ham- bürg. Prag Triest. Ryiregyhaza Marseille. London. Alexandrien. Washington.) Die Reise Sr. Majestät de« Köuia« in dem Le« zirkr der Krei-Hauptmannschaft Zwickau am 3., 4. und 5. Juli. I. Eraennuuge«, Versetzungen rc. im öffeutl. Dienst«. DrrSdner Nachrichten. Unglücksfälle iu der Provinz. Vermischtes. Statistik und LolkSwirtbschaft. (tingesandtet. Feuilleton. Lotterirgewinnliste vom 3. Juli. LageSkalender. Inserate. Beilage. Börsennachrichten. Telegraphische Nachrichten. Prag, Dienstag, 3. Juli, Abend«. (W.T.B.) Bei der Wahl deS Großgruudbefitze» erhielten die Eonservativen 208, dir Deutschliberalev 167 Stimmen. Letztere blieben demgemäß mit 41 Stimmen in der Minorität. (Bgl. Prag unter der Rubrik „TagrSgeschichte*.) Pari», DienStag, 3. Juli. (W. T. B.) Rach einem Bulletin über daS Befinden des Grafen v. Ehambord von gestern Abend, dauert der Zu stand der Ruhe fort. Der heute Morgen auS Krohsdorf augekommrne Courier meldet, daß die Arrzte wenig Hoffnung haben. Eine Depesche au» Saigun meldet, dort sei ein anamitische» Transportschiff anaekommen. Der Gesundheitszustand an Bord deS Schiffes sei vor trefflich. Der „Courier de Cochinchine" bringt Details über den Tod deS MajorS Rivibre. Da nach waren sehr viele der „Pavillons noirS" mit Remiugtongewehreu bewaffnet, unter ihnen fallen sich auch Europäer unbekauuter Rationalität be finden. Dem Vernehmen nach soll die Regierung e«t- schloffen sein, fall» die Kammern den Gesetzent wurf über die Conventionen mit den aroßen Bahngesellschaften vor dem Beginn der Ferien am 20. d. M. nicht erledigen, die Kammern am 1. September d. I. zu einer außerordentlichen Session einzuberufeu. Einem Telegramm au» Froh»dorf von heute Nachmittag zufolge ist in dem Befinden de» Gra fen Chamdord keine Besserung eivgetreten. Da» Gerücht» daß die Prinzen v. Orleau« die Publi« catiou eine» Manifeste» in Erwägung genommen hätten, wird für unbegründet erklärt; die Prinzen begaben sich nach KrohSdorf nur zu dem Zwecke, ihren Pflichten al» Familienmitglieder zu genügen. Der Prinz Napoleon ist hier wieder ringe- troffen. Brüssel, Dienstag, 3. Juli. (W. T. B.) Der Minister de» öffentlichen Unterricht», vau Humbeek, brachte in der Rrpräseataateukammer einen Gesetz« entwurf ein, welcher den Unterricht obligatorisch macht. Auf eine Interpellation Dedrcker'» über die gegen die Cholera ergriffenen Maßregeln, aut- »ortete der Minister, daß die au» dem Orient kommenden Schiffe sich einer Quarantäne unter ¬ ziehen müßten. Der Bürgermeister von Antwerpen theilte mit, daß die städtische Verwaltung Maß regeln gegru di« Einschleppung der Cholera er- grifft« habe. »iS jetzt wäre rin einziger cho- lerathultchrr Aall iu Antwerpen vorgekommen, aber bei der großen Hitz« wäre all« Jahr« «in« -««iss« Anzahl von Fälle« zu verzeichnen geweseu. Bern, Dienstag, 3. Juli. (W T. B.) Der Ständrrath hat beschlossen, von der Aufstellung eines Kampfzolltarifs abzusehrn. Rom, DieuStag, 3. Juli, AbeudS. (W.T.B.) Der „Moniteur de Rome" bespricht daS neue preußische Kirchrugesetz und meint, obwohl das selbe wenig Loucesfionev enthalte, so zeige »S doch friedliche Absichten und werde der Kirche ge statten, für die dringendsten Bedürfnisse des geist lichen Amtes Vorsorge zu treffen. DaS Blatt findet die Haltung der konservativen Partei correet uud glaubt, der Pact, welcher die Eonservativen und daS Tentrum iu der Kirchenfrage verbinde, köuue eine der besten Garantien für die Zukunft werden. Die Verschiebung der Parteien, zu denen daS ueue Kirchengefttz Anlaß gegeben, werde eines der «erthvollsteu Resultate desselben sein. DaS Gesetz würde keinen dauernden Werth haben, wenn die Verhandlungen zwischen der preußischen Regierung und Rom nicht schließlich zur Herstel lung eiueS Aoäun rlvsnäl führen sollten. Preußen habe ein Juterrffe daran, daS Einvernehmen zu beschleunigen; aber rS müsse bedenken, daß die Kirche nur Privilegien infolge riurS definitiven AriedeaSvertrageS bewilligen könne. Der Staat müsse zunächst die Nothweudigkeit einer rechtlichen Existenz der wesentlichsten Arrihriteu für dir Kirche anerkenne«, bevor die Kirche Concrsfiouen machen könne. Wenn Preußen in einer zwei deutigen Haltung steheu bleibe, so sei zu fürchten, daß daS ueue Gesetz nur Anlaß zu neuen Schwie rigkeiten und Verlegenheiten bieten werde. Lovdou, DievStag, 3. Juli, AbendS. (W. T. B.) Im Oberhause erklärte der Staatssekretär deS Auswärtige», Earl Granville, rS seien keine Beweise dafür vorhanden, daß die Cholera auS Judien nach Aegypteu importirt worden sei. Die ägyptisch« Regierung entwickle große Eurrgie; auf Cyprru, Malta und Gibraltar seieu Qua- ravtänen augrorduet worden, in England seien Vorsichtsmaßregeln getroffen. London, DieuStag, 3. Juli, AbeudS. (W. T. B.) Der UnterstaatSseeretär deS Auswärtigen, Lord Aitzmauriee, erklärte im Uaterhause auf eine Anfrage, die Regierung habe gegenwärtig nicht die Absicht, eine international« Convention oder einen Cougreß wegen der Quarantäne herbei»«- führe«, sie habe auch keiue derartigen Vorschläge erhalten. Bukarest, DieuStag, 3. Juli. (W. T. B.) Die Regierung hat für die Häfen deS schwarzen MeereS uud der Donau prophylaktische Maßregel« augrorduet uud der SauitätScvmmisfiou zu diese« Zweck 100000 ArcS. zur Disposition gestellt. Konstantiuopel, DieuStag, 3. Juli. (W. T. B.) Die Pforte hat ein Rundschreiben versandt, in welche« für alle nach der Türkei kom«eadeu Schiffe die Lifiruug ihrer Papiere durch die tür kische« Cousuln verlangt wird. Ein Reglement, welches für Zuwiderhandelnde vrrhältnißmäßige Geldstrafen festsetzt, liegt dem Rundschreiben bei. Da die Provenienzen auS Aegypten uud dem rotheu Meere iu Malta eiuer 21 tägige« Quaran täne unterzogen werden, so hat dir hiesige Sani- tätScommisfion dir Quarantäne für die auS Malta kommende« Schiffe aufgegeben. Athr«, Die«Stag, 3. J«li. (W. T. B.) Unter Aufrrchterhaltnng der am 2V. vor. MtS. verord- «et»« Stägigen Quarantäne für die ägyptischen Provenienzen befahl die Regierung speeiell eine 11 tägige Quarantäne für die Provenienzen von Port-Said und alle Schiffe, welche den Suezcanal pasfireu, ohne dort auzulaufev. Letztere Schiffe »erden nur in Korf«, DeloS oder Salami« zu- gelassen. Kairo, DienStag, 3. Juli. (W.T.B) ES geht hiersrlbst daS Gerücht, daß 2 englische Flücht linge im Lazareth zu Beirut an der Cholera gestorben seien. Alexandrien, DienStag, 3. Juli. (W.T.B) Die SanitätScommisfiou hat angeordnet, die Ein- »ohier von Damiette, soweit thunlich, in Zelten unterzubriugen. DaS iaficirte Quartier soll de«- iuficirt «erden. Die Truppen deS SanitätScor- do«S habe« Befehl erhalte«, auf etwaige Klücht- li«ge zu schieße«. Alexandrien, Mittwoch, 4. Juli. (Tel. d. DreSdn. Journ.*) Einer Meldung au« „Reuter'« Office" zufolge starben in Damiette gestern an der Cholera 110, in Mansurah von 15 Er- krankten 6, in Samanud 3 Persone«, in Shir- bi« 1 Person. * Nachdruck verboten. D. Red. Dresden, 4 Juli. Eine jüngst bei Gelegenheit der in Jassy statt- gehabten Enthüllung de» Denkmals Slesan'S deS Großen von dem rumänischen Senator Gradisteano bei dem Festmahle gehaltene Tischrede hat in Wien eine ungewöhnliche Erregung veranlaßt. Tischreden können zwar nur höchst selten eine politische, noch seltener eme geschichtliche Bedeutung beanspruchen, aber bei dem erwähnten Festmahle war Se. Majestät der König von Rumänien anwesend und, sich zum Könige wendend, flocht Gradisteano folgende Phrase in seinen Trinkspruch ein: »Zwar viele Perlen zieren die Krone Eurer Majestät, doch einige, die deS BanaiS, der Bukowina und Siebenbürgens fehlen noch, aber hoffentlich nicht für immer!* Dann soll König Et.tvl sich erhoben, dem Redner stumm die Hand gedrückt und den Saal verlassen haben, um später unter dem Jubel der Bevölkerung in den Reigen der vor dem Palast Hora tanzenden Adeligen zurück zukehren und sich selbst an dem Tanze zu betheiligen. In dieser Weise wurde der Vorgang von dem rumä nischen Blatt „Jndäpendance Roumaine* geschildert. Diese Nachricht ist nirgends dementirt worden. Man wird nun gern den Theilnehmern deS Festes in An betracht deS bei dem Mahle reichlich genossenen WeinS etwa» zu Gute halten, allein die Rede Gra^steano'S und die Haltung der Versammlung war sicher eine im hohen Grade unpassende, dem österreichischen Nachbar staat gegenüber feindselige und provocirende. Nicht unzutreffend hat man darauf hingewiefen, daß Rumä nien nach der Rolle, die einst Piemont gespielt, sich lüstern zeige und daß. nach den mit diesem Staate gemachten Erfahrungen, die österreichisch-ungarische Monarchie alle Ursache habe, die- Mal keinen neuen Feind an ihrer Südostgrenze groß werden zu lassen. Diese Meinung ist bisher auch die geltende geblieben. Zwar hat Gradisteano nachträglich selbst einige- Wasser in seinen Wein geschüttet; er richtete em Schreiben an die „Romania Liberia*, in welchem er den, vermuth- lich von ihm selbst berichtigten Text seines Toastes reprodvcirt, der zwar eine direkte Nennung deS Banal», der Bukowina und Siebenbürgens nicht enthält, aber noch deutlich genug in seinen Anspielungen ist Gra- SSSMMSSMS»SMSM—WM» Feuilleton. Nedigin von Otto Baue«. K. Hoftheater. — Altstadt — DienStag, den 3. Juli wurde Donizetti'S Oper „Lucia von Lammermoor* gegeben. Frl. v. Weber gastirte in der Titelrolle und die Vorstellung war wegen Unpäh- lichkeit Hrn. Erl'S durch Uebernahme der Partie deS „Edgar* seilen Hrn.Richter'» (auS Berlin) al» Gast ermöglicht. Frl. v. Weder'- hohe Sopranstimme ist bei kleinem Tonvolumen doch genügend ausgiebig und von reichem, lieblich sympathischem Klange; nur der Mittlern Bruststimme wünschte man mehr Metall und Kern de» Ton». Ihre Technik ist in der Lantilene, wie in der Loloratur sehr tüchtig durchgebildet, in letzterer Hinsicht ist für Lorrectheit, Klarheit und sichere Beherrschung allerdings keine Vollendung er- reicht; aber dem weniger Gelingenden steht in einzelnen Passagen, Verzierungen, Trillern eine musikalisch un gemein feine geschmackvolle und graziöse Ausführung zur Seite, namentlich mit dem Gebrauch eine» reizen den Mezzavoce und eines bis zum zartesten Hauch präci» und rein ansprechenden Piano der Kopfstimme. Dieses in seinem Timbre überaus liebliche und fertig beherrschte Piano wird denn auch von der Sängerin mit merklicher zu effectuirender Manier neigender Vor liebe verwendet, auch wo eS nicht hivgehürt, und volle autgiebige Tonkrast dem Gefühlsausdruck richtiger ent spräche, und die mit Forte nothwendig pointirtev Stellen treten oft mit dem Piano in ganz unver mittelten Eontrast, hinderlich für die schöne Entwicke lung deS BortragS. Dieser — in der Aussprache mangelhaft — war übrigens, wenn auch nicht voll leidenschaftlich bewegter, so doch voll warmer oft inniger Empfindung und erweist eben so, wie das intelligente, durch Anmuth der Erscheinung und Be wegung gehobene Spiel, eine durchdachte Auffassung. Der Gesammteindruck, im zweiten und dritten Act sich steigernd, war der einer individuell und künstlerisch sehr gewinnenden und fesselnden Leistung. Hrn. Richter hat leider rechtzeitig eine gute Schu lung seiner Stimmmittel gefehlt, und seine Ausfüh rung det Edgar war durchaus ungenügend. Statt auf die offenbaren Mängel seiner GesangStechnik und Vortragsweise einzugehen, sei indeß das lebendige Er fassen der dramatischen Momente der Partie von Sei ten des aushelfenden GasteS anerkannt, wenn auch die Ausführung seiner Intentionen in gesanglicher Behand lung und auch in der Intonation unschön extravagirten. Die brillante, nur stimmlich etwa» zu forcirte Lei stung deS Hrn. Bulb —Asthon, die desHrn. Fischer- Raimund, sind bekannt; Hr. Meincke sang den Lord Arthur befriedigend. Die Ausführung dieser Oper ge hört nicht mehr zu den guten auf unserer Bühne, Fonschntte in den Kürzungen haben sie nicht ver bessert. Jetzt ist auch im Duett zwischen Lucia und Asthon der dramatisch gesteigerte Abschnitt gestrichen. Man sollte eS füglich beim Streichen der ln Musik und Situation langweiligen und stillestehenden Stellen bewenden lassen. C. Banck. Bi» in» dritte und vierte Glied. Novelle von M. Schwartz. (Fortsetzung.) Seine Frau war lange todt, und seine beiden Söhne auf Reisen. Da stürzte er sich denn, um seinen anklagenden Gedanken zu entfliehen, in einen wahren Haufen von Geschäften und Unternehmungen, und de» Nacht-, wenn andere Leute schlafen und ruhen, wanderte er oft stundenlang von einem Ende de» Schlosse» zum andern, und die ganze Nacht mußten alle Eorridore und Zimmer erleuchtet sein, wa» nicht wenig dazu beigetragen hat, da» Schloß in den Ruf zu bringen, al» ob e» dort nicht geheuer sei. Jetzt noch behaupten ja die Leute, daß man in dunkeln Winternächten den alten Herrn in seinem Sammelkäppchen und schwarzen Sammetrock über die einsamen Vorplätze und Eorridore huschen sehen könne, deren e» ja genug im Schloß grebt. Doch da» ist Geschwätz. Die alte Grete, die so lange Jahre dort gelebt hat, hat nie etwa» davon gesehen. Wohl aber hat mir meine Herrin, Ihre Frau Großmutter, die ganze Geschichte einmal unter Thränen erzählt. Denn der alte Baron hat, von Gewissensbissen gequält, auf feinem Todtenbett feinen Söhnen alle» gebeichtet. Wie die Sache dann weiter unter die Leute gekommen ist, weiß ich nicht, aber gemunkelt hat man davon im Volk, fo lange ich denken kann, und wahr ist e» leider Gotte» auch. Auf die beiden Söhne de» alten Freiherrn hat aber da» Brkenntniß ihre» Vater» einen gar verschie denen Eindruck gemacht. Der älteste, Heinrich, Ihr Großvater, der stet» etwa» Stille» und Träumerische» disteavo hat, diese» ist nicht zu bestreiten, auf die Ab wesenden sein Gla» geleert, auf die Königin, auf die Minister und schließlich aus — jo auf wen? Da» mag der Wortlaut selbst ergeben. „Es giebt noch Andere*, sagte Gradisteano, „welche gern zu diesem Feste gekommen wären, wenn sie gekonnt hät'en; sie ducken auf unS in diesem Moment; wa» sage ich? Sie sind mit ihrem Herzen in unserer Mitte, sie lie ben Sie, Sire, wie wrr Alle Sie lieben; denn ich sehe in Eurer Majestät nicht blo» den König von Rumä nien, sondern den König der Rumänen, und unter ihrer Mitwirkung wird Eure Majestät die Edelsteine zurückerobern, welche noch in der Krone Stefan'- de» Großen fehlen * Der Toast ist zweifellos ein an maßender, streitsüchtiger, Friede störender, und in Wien hat man alle Ursache, sich über den Vorgang ungehal ten zu zeigen. DaS „Rumänische Amtsblatt* hat sich neuerdings zu einer, diesen Toast verurtherlenden Erklärung her- beigelassen, aber dieselbe ginügt der mit Recht ver letzten Empfindlichkeit der österreichischen Regierung nicht. DaS „Fremdenblatt' erklärt da» Lommuniquö deS rumänischen Amtsblattes für vollkommen unzu reichend. Die rumänische Regierung müsse sich offen und unumwunden zu der Verpflichtung bekennen, Tendenzen, welche die Sicherheit und den Frieden deS Nachbarreicheö gefährden, offen rntgegenzutreten und dieselben auSzurotten. Eine solche bündige und un zweideutige Erklärung scheine unerläßlich, damit die Schatten, welche die unqualificirbaren Aeußerungen Gradisteano'» auf Rumänien- Beziehungen zu Oester reich geworfen, wirklich wieder verschwinden. Neuer dings schreibt da- e> wähnte, dem auswärtigen Amt nahe stehende Organ Folgende-: Es hat seither nicht an Stimmen gefehlt, welche, wie bei unS, in der deut schen, französischen und englischen Presse in mehr oder weniger mißbilligenden Ausdrücken über den durch den bekannten Toast de- Hrn. Senator- Gradisteano auf geworfenen Zwischenfall sich au-gesprochen haben. Bon besonder« Interesse ist aber in der fraglichen Materie dar Urtheil emeS angesehenen italienischen Blatte-, de- „Popolo Romano*, und wir glauben, daß die Rumänen die Mahnungen und die guten Lehren, welche ihnen der „Popolo Romano* in Be treff deS Eapitels der irredentistischen Agitationen er- thkilt, um so weniger von sich zu weisen haben, al ber Mahner und Belchrer den rumänischen Bestrebungen keinen Vorwurf machen und über die Politik, welche die Rumänen zur Verwirklichung dieser Bestrebungen al- die beste anfehen, kein Urtheil sich erlauben will. Diese Frage geht, wie er sagt, nur die Rumänen an. Allein die Schlußworte der Betrachtungen deS „Po polo Romano* verdienen doch an der Dumbowitza wohl beherzigt zu werden. Sie lauten: „Wir müssen staunen, daß bei einer osficiellen Feier, welcher da- Staats oberhaupt beiwohnte, ein Senator mit so wenig Tact öffentliche Anspielungen auf GebietSvergrößeruugen gemacht hat, deren Verwirklichung die Verletzung be stehender internationaler Verträge voraussetzt. Wir glauben nicht, daß dir- der beste Weg sei, etwa» zu erreichen. Rumänien erhielt seine Unabhängigkeit, weil eS ein Element der Ordnung und deS ruhigen Fortschritts in den Balkanländern gewesen. Sollte eS dagegen darauf abzielen, der Mittelpunkt von Agita tionen zu werden, die den Frieden Europa» und die allmähliche Entwicklung der Balkanstaaten bedrohen, so könnte sich Europa fragen, ob e» nicht vielleicht nütz lich wäre, die rumänische Frage und die Ver fassung de» Landes neuerlich einer Prüfung zu unter ziehen.* Der „Pester Lloyd* dem man Beziehungen zum gemeinsamen Ministerium de» Auswärtigen znschreibt, enthält in seiner jüngsten Nummer über den Fall Gradisteano folgende Mith:ilung: „Wenn in Bukarest hatte, ist von da an noch stiller, und endlich ganz menschenscheu geworden. Er lebte nur in seinen Büchern, und sein Leben und Ende g-staltete-sich unter dem Druck de» Verbrechens seine- Vater», so wie ich Ihnen vorhin erzählt habe. Der jüngere Bruder aber, Rudo'f, der bei der Garde diente und ein schmucker Officier war, der brach unter der Last deS Geheimnisse» zusammen und eine» Tage» war er verschwunden und man hat nie wieder etwa» von ihm gehört und gesehen. Einen Brief schrieb er an Ihren Großvater, worin er ihm anzeigte, daß er seinen Abschied genommen habe und in die weite Welt gehen wolle, weil er in der alten H'imath nicht seinen befleckten Namen führen könne, und die Schande ihm da» Herz abfräße, und seitdüm — * „Seitdem ist eS mit un» immer mehr bergab ge gangen, trotz de» sparsamen Leben- meiner Groß mutter*, sagte da- junge Mädchen traurig. „Ihr wißt eS, Mutter Grete, wie da» Unglück meinen armen lieben Vater verfolgt hat, wa- er erlitten hat von bankrotten Pächtern und hartherzigen Gläubigern. Dann kam da» Unglück-jahr, wo im Frühjahr meine kleinen Brüder starben, und im Herbst meine liebe Mama. Und dann sind wir allein geblieben, und ich bin einsamer und w lder ausgewachsen, al» die Thiere deS Waldes; denn die haben wenigsten» ihre Gespielen, ich aber bin immer allein, und so sehr mein armer Papa bemüht ist, den Schein eine» standrSgemäßen Wohlstände» aufrecht zu halten, so sehe ich doch den Tag kommen, an welchem die geliebte Heimath in die Hände der Juden übergeht, die schon so lange darauf Beschlag gelegt haben. Ihr wißt e», Multn Grete, wie sich Papa, seit man meine Mutter zu Grabe gr-
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