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Redakteur: Felix Iehne. — Druck und Verlag: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Montag, am 26. Juni 1933 99. Jahrgang Nr. 146 Anzeigenpreis: Die 42 Millimeter breite Petitzeile 28 Rpfg„ Eingesandt und Reklamen 8Ü Reich-Pfennige Dieses Blatt enlhätt Sie amtlichen Bekanntmachungen Ser Amtshauptmannschaft, Ses Amtsgerichts, -es Stadtrats und des Finanzamts Dippoldiswalde Bezvg-prei«: Für einen Monat 2. ; R.-Mk. mit Zoiragen; einzelne Nr. 18 Rpfg. : :: Gemeinde-Nerbands-Girokonto Rr. 3 .. ; Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde Nr. 483 : Postscheckkonto Dresden 12548 Verantwortlicher Tageszeitung mit Anzeiger für DWEswawe, Schmiedeberg u. ll Netteste Jeitumg des Bezirks : r Auf Blatt 14l des diesigen Handelsrecksters. betr. die Firma Loewen - Apotheke Dippoldiswalde Curt Back in Dippol dtswalde ist heute eingetragen worden, daß der Apotheker Gustav Curt Back ausgeschleden ist, daß Gesellschafter d e led. Studien rätin vr. Marianne Doris Back in Dresden-Blasewih, die ed. Sprachlehrerin Elly Lina Back in Dresden und der prakt. Arzt vr. meü. Johannes Karl Back in Dippoldiswalde sind, daß der zuletzt Genannte befugt Ist, die Gesellschaft zu vertreten, und datz die Gesellschaft am 6. August 1932 errichtet worden ist. " Amtsgericht Dippoldiswalde, am 20. Juul 1933. MtWs und SWslhes Dippoldiswalde. Der Regen, der bald die ganze ver gangene Woche herniedergeströmt war, wollte auch am gestrigen Sonntag nicht ganz versiegen. Zeitweise kamen noch ziemlich heftige Regengüsse und wer sich im Freien bewegte, muhte eilen, ein schützendes Dach zu erreichen. Das lud nicht ein, hinauszuwandern, es sei denn, daß man mutzte, morgens, weil man unbedingt beim Grillenburger Rennen dabei sein wollte, nachmittags, weil man bereits die Eintrittskarten zum N.-S. Erotzflugtag in Dresden in der Tasche hatte. Schon frühzeitig ging lebhaftes Motorengeknatter durch die Stadt. Die Zahl derer, die zum Rennen fuhren und dabei unsere Stadt be rührten, war wieder autzerordentlich grotz. Am frühen Nach mittag, in der 2., 3. Stunde flutete der Verkehr wieder zurück. Nach dem Gebirge zog es verhältnismäßig wenige. Die dortigen Gaststätten waren schwach besetzt und auch Wanderer sah man nur in geringer Zahl. Am Abend waren die Autobusse vom Gebirge her leidlich gut besetzt. Mehrmals mutzte ein zweiter Wagen in den Kurs eingestellt werden. Aus Anlatz des Volks liedertages sangen unsere beiden Gesangvereine unter Börners Leitung ab ll Uhr auf dem Marklplatze und von 1/212 Uhr ab im Hindenburg-Park eine grötzere Zahl Volkslieder vor allerdings recht, recht wenig Zuhörern. Das Gebotene aber war schön, und wer es hörte, freute sich über diesen Kunst genuß. Einen gleichen Kunstgenuß bot am Nachmittag, eben falls auf dem Marktplatze, der Kirchenchor von Großröhrs dorf, der drei Kirchen- und ein Volkslied sang. An der Tal sperre war der Betrieb nicht so lebhaft wie sonst. Sonnen bäder mußten von der Tagesordnung abgesetzt werden, und zum Rudern und Segeln war das Wetter auch nicht recht einladend. Nur die Schwimmer kamen auf ihre Kosten, das Wasser war wärmer als die Lufttemperatur. Besseres, wärmeres Wetter wäre dringend erwünscht, damit die Heuernte geborgen werden kann und das Getreide, das zu blühen begonnen hat, gut befruchtet wird. ' vlppoldlswalde, Johannistag. Bei der niedrigen Temperatur wäre an Stelle des Punkes wohl ein Frage zeichen berechtigt. Trotz der unfreundlichen Witterung ließ auf dem Friedhöfe der Posaunenchor von 19 Uhr ab seine immer schönen Weisen erklingen; aber nur eine geringe Besucher zahl lauschte den Klängen. Schnell schritt man durch die Abteilungen des Friedhofes, freute sich über den prächtigen Blumenschmuck der Gräber und flüchtete dann in den zwar auch kalten aber wenigstens trockenen Raum der Nickolai- kirche, die sich durch den Einzug kirchlicher und nationalsozia listischer Jugendverbände mit Fahnen und Wimpeln recht hübsch gefüllt hatte, als 1/2 20 Uhr die Johannisfeier begann. Nach kurzem Eingangsliede, bei dem man den Ersatz der düsteren Deckenbeleuchtung durch tiefer hängende hell strahlende Lampen zum Lesen im Gesangbuch recht angenehm empfand, begann Oberkirchenrat Michael die Predigt mit Vorlesen des Tertes Psalm 103, Vers 15—17, „Ein Mensch ist in seinem Leben wie Gras —Ein echtes Johannistags- wort. Blühende Blumen, unsere Jugend, auf deren körper liche und seelische Entwicklung die Zukunft Deutschlands ruht. Gott schütze sie! Das beste Geschenk für unsere Kinder ist ein edles Herz und ein frommes Gemüt. Johannistag im Charakter als Sonnenwendlag: „Ich mutz abnehmen". Jedem klingt, einmal das Zielwort: „Gewesen". Vergeßt den teueren Toten nicht, deren Namen auf der Hcldentafel stehen oder deren Grabhügel tränende Liebe mit Blumen schmücken iann. Aber sorge ein jeder, daß er wie die blühende Natur auch Flüchte bringt. Dazu verhilft uns der Glaube an Gottes Gnade, die da währet in Ewigkeit über die, so ihn fürchten. Danken wollen wir, daß es mit dem Zeitgeiste besser ge worden ist; aber wahre, aufrichtige und lebendige Gottes furcht muß es sein. Die Wirkung dieser Predigt? Jedem wurde warm im Herzen, und manches Auge feuchtete sich. Mögen ihre Gedanken bei uns allen fortwirken bis ans Ende des Lebens, dem die Auferstehung folgt, von der der Kirchen chor nach der Predigt so innig und schön sang. — Theater. Es mußte ein Theaterstück auf den Spiel plan gesetzt werden, das monatelang in Dresden und anderen ' Tveuegelöbnis des Stahlhelm SAdte csrhehalllos hinter Adolf Hitler Der Gründergau des Stahlhelm, Magdeburg - Anhalt, hielt in Magdeburg einen großen Appell ab/ Der Bundes führer, Neichsarbeitsminister Franz Seldte. hielt eine An sprache, in der er u. a. ausführte: Seit 1918 steht der Stahlhelm auf der Schanze. Er hat nicht nachgegcben und heute nun steht der Stahlhelm nicht mehr allein.' Ich hab- eine Flut der Freude und ein Auf atmen empfunden, als mir der Volkskanzler Adolf Hitler sagte: Jawohl, so mutz es sein, drei Farben nebeneinander, braun, schwarz und Feldgrau, SA, SS und Stahlhelm. Diese drei Säulen stehen nebeneinander und ebenso stehen die drei Symbole in Deutschland nebeneinander: das Symbol des Eisernen Kreuzes das der alte Feldmarschall während seines ganzen Lebens getragen hat. als zweites Symbol daneben Adolf Hitlers Hakenkreuz, aus dem gleichen Gedanken heraus geboren, aus der Schlammflut der Revolution als Beschwö rungszeichen des nationalen Willens entgegengehalten gegen alle Widersacher das dritte Symbol, das Symbol unseres Stahlhelm. Kein innerer und kein äußerer Feind darf die Kraft und den Erfolg haben, uns, die Symbolträger, nicht zusammenkommen zu lassen. „Ich gelobe für den ganzen Stahlhelm den beiden Män nern Hitler und Hindenburg die Treue, so lange ich lebe, und ich gelobe meinen Feinden, sie niederzuschlagen, wo ich sie treffe. Wir haben es erreicht, daß eine nationale Revolution zum Sieg getragen wurde. Wir verbitten uns als alte Frontkämpfer, daß man unsere Revolution ankasket. Wir Kämpfer von 1S18 verbitten uns eine zweite Revolution von Rovemberlingen oder von im März Umgefallenen. Es gehr vorwärts in Deutschland und nicht rückwärts, wir geloben der Regierung Treue, wir geloben Treue unserem alten stol zen Freiheiksziel, wir geloben, daß wir nicht ruhen, bis sich die Gedanken, die unser Volkskanzler uns vorgetragen hat, durch uns zum Sieg durchgeruygen haben." Franz Seldte übergab dann an neue Formationen Fah- s nen. Nach dem Appell fand ein Vorbrimarsch vor Franz § Seldte und den Ehrengästen statt. Nach dem Vorbeimarsch trafen sich die Ehrengäste zu einem Beisammensein in der Magdeburger „Harmonie", wo Reichsarbeitsmin ster Seldte mitteilte daß NSDAP-Führer und Führer des Stahlhelm in Berchtesgaden als Gäste des Führers am Sonnabend nächster > Woche zusammenkommen würden und dort lalle beschlossen ! werden, welche endgültige Form man dem Zusammenschluß s geben wolle. Dabei müsse aber jeder Vorbehalt ausgeschaltet : werden. „Ich schließe das Bündnis mit Adolf Hitler nicht mit irgendeinem Vorbehalt, entweder siegen wir zusammen, oder gar nicht." Verhaftung thüringischer Stahihetmführer Auf Anordnung des Thüringischen Innenministeriums ' wurden in Eisenach der erste Stahlhelmführer, Oberstleutnant ! a. D. Lindwurm, ins Polizeigefängnis eingeliefert, dec ! ehemalige Stahlhelmführer Major a. D. V 0 igtin Meinin- : gen wegen Beschimpfung des Reichsministers Seldte ver haftet, der frühere Stahlhclmgaufiihrer Schön Heid in 1 Rudolstadt sowie der Ortsgruppenführer Bethmann und dec Ortsgruppengeschäftsführer Grünberg in Schuhhast, I genommen. umu I» NlkM'lWI ll! Iimi»» Orten gespielt wurde, um endlich einmal das Theater zu füllen. Aus den wenigen Personen, die leider bisher nur immer sich einfanden, war am Sonntag ein vollbesetztes Haus geworden, als Kadelburgs Lustspiel „2m weißen Röß'l" über die Bretter ging. Es war eine schöne Ausführung, die ge boten wurde. Man fühlte es, wie die Darsteller dankbar waren, daß ihre doch stets guten Leistungen endlich einmal Anerkennung fanden. Reber den Inhalt des Stückes noch Worte zu verlieren, ist zwecklos; bald jedem ist doch der schnoddrige Berliner Lampenfabrikant Giesecke, übrigens von Direktor Lauterbach ganz famos dargestellt, bekannt. „Del Je schäst is richtig" war ja einmal eine zeitlang ein geflügeltes Wort. Elsa Lauterbach spielte die Röß'l-Wirtin mit viel Ge schick und Arno Riedel als Zählkellner Leopold war ihr ein guter Partner. Daß das Publikum den Darstellern, wir möchten, wenn wir auch nur drei von ihnen nannten, keinen ausschließen, dankbaren Beifall zollte, ist bei solchen Leistungen nicht zu verwundern. vlppoldiswslde. Das Ergebnis in der Reichsjugendher bergswerbewoche betrug rund 200 Mark. Zur Hälfte kommt der Sammelertrag der hiesigen Jugendherberge zu gute. Sie erfreut sich regen Zuspruchs von Seilen der wandernden Jugend. Da ihre Räume, beschränkt sind, und die Betten nicht immer zulangen, sollen mit dem gesammelte Seide Decken und Strohsäcke für eine Notlagerstätte besorgt werden. Es wäre nur zu wünschen, wenn sich recht viele Dippoldis- walder die Herberge einmal anschauten. Sie wären dann be stimmt stolz auf dieses versteckte Kleinod. Die Leitung der Herberge lag bis jetzt in den Händen von Schulleiter Brehm, Dresden. Da dieser dem Gauvorstand nicht mehr angehört, wurde Lehrer Fuchs, Dippoldiswalde, zum neuen Herbergs leiter ernannt. Mppoittswalb». Dem schon mehrmals erwähnten Storch scheint es in unsrer Gegend zu gefallen. In Bezug auf Nacht lager liebt er vermutlich Veränderung. Von 20 Uhr ab am Freitag, Sonnabend und Sonntage sah man ihn auf der hohen Esse des Weitzeritztalwerkes; aber vor Sonnenaufgang fliegt er wieder davon. -ippol-lswal-e Tagesordnung zu dem am Freitag, dem 30. Juni, nachmittags 2 Uhr, im Sitzungssaale der Amtshaupt mannschaft Dippoldiswalde stattfindenden Bezirkstag: Be schlußfassung über die Nichtigsprcchung der Rechnungen a) des Vezirksverbands und über das Bezirksvermögen einschl. Be zirksstiftungen, b) für das Wettinstift auf das Rechnungsjahr 1931/32; — Haushaltplan für das Wettinstift auf das Rech nungsjahr 1933 34; — Haushaltplan für die Verwaltung des Bezirksvermögens einschl. des Haushaltplans für den Wohl fahrtspflegebezirk auf das Rechnungsjahr 1933/34; — Haus hallplan für das Bezirksverwaltungsgebäude auf das Rech nungsjahr 1933/34; — 1. Nachtrag zu den Besoldungsvor- schristen für die Beamten des Vezirksverbands; — Neuwahl eines 3. Mitglieds der Wasseramts und dessen Stellvertreters aus Anlaß der Gleichschaltung auf die Zeit bis 31.12.1933 (Vorschlag des Bezirksausschusses: Fabrikant Geßner-Glas ¬ hütte und Ingenieur Günther—Lauenstein); — Veränderung , der Grenze zwischen den Bezirksverbänden Dippoldiswalde und Pirna durch Eingemeindung des im Flurbezirke Neudörfel ge- < legenen Wegeslurstücks Nr. 144 in die Stadt Liebstadt unter Verzicht auf einen finanziellen Ausgleich. Dippoldiswalde. Der Vorsteher des hiesigen Arbeits amtes, Arbeitsamtsdirektor Voigt, wird ab I.Juli beurlaubt, ! sein Stellvertreter, Rud. Neitsch, wird unter dem gleichen ! Zeitpunkt als stellvertretender Arbeitsamtsdirektor an das ' Arbeitsamt Freiberg versetzt. An erstere Stelle tritt ein Be amter vom Arbeitsamt Zittau. llippoldiswalde. Bei der Volks-, Berufs- und Betriebs zählung wurden abgegeben 1410 Haushaltungslisten, 60 Landwirtschaftskarten und 211 Gewerbekarten. Ortsanwesend waren am Zahltage nach der abgeschlossenen vorläufigen Prüfung 2210 männliche und 2407 weibliche, zusammen 4617 Personen. Am 16.6.1925 wurden in der Stadt Dip poldiswalde 4427 Einwohner geählt (2129 männliche und 2298 weibliche Personen). Die Zahl der Haushaltungen betrug damals 1228, die Zahl der Landwirtschaftskarten 140 und die Zahl der Eewerbekarten 363. Bei der diesmaligen Zählung hatten Landwirtschaftskarten nur Bewirtschafter einer Boden fläche von mindestens 50 a auszufüllen. Gewerbekarten brauchten nicht abgegeben zu werden von denjenigen Gewerbetreibenden, die in ihrem Betriebe allein, d. h. ohne Gehilfen oder Arbeiter, arbeiten. Obercarsdorf. An der Naundorfer Brücke, an der schon manches Unglück passiert ist und noch geschehen wird, wenn man nicht endlich einmal daran denkt, diese gefahrdrohende Stelle durch einen neuen, im geraden Zuge der Staatsstraße liegenden Brückenbau zu beseitigen, geschah gestern nachmittag gegen i/25 Uhr erneut ein Unfall. Ein Frankfurter Arzt, der, wie er angibt, durch die Sonne geblendet wurde, schnitte die Kurve und streifte einen ihm aus Richtung Schmiedeberg entgegenkommenden Kraftradfahrer aus Chemnitz, wobei der Kraftradfahrer stürzte und stark blutende Verletzungen am Kopfe erlitt, während sein Beifahrer unverletzt blieb. Die erste ärztliche Hilfe leistete der Wagenfahrer selbst, worauf der Verletzte zum Vertreter von Dr. Germar in Schmiedeberg gebracht wurde. Das Kraftrad mußte abgeschleppt werden. Auerbach i. V. Ein ehemaliger Patient der Heilstätte Neiboldsgrün, der 29jährige Architekt Ohlerch, wurde wegen Beleidigung der Neichsregierung und ihrer Mitglieder zu vier Monaten Gefängnis verurteilt. In der Begründung bezeichnete der Eerichtsvorsitzende die Aeußerungen des Angeklagten als ungeheuerlich und unverantwortlich. Wettervorhersage Ziemlich heiter und am Tage etwas wärmer bei weib lichen Winden. Höchstens örtlich Gewitterregen.