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MsdmfferTageblatt Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und nachm. Z Uhr. Bezugspr. monail.2RM. frei Hauö, bei Postbcstellunq RM. zuzuffl. Bestellgeld. Einzelnummer lü Rpf. Alle Postanstalten, Postboten, unsere Austräger u. Geschästsstells Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend sonstiger" BE gen besteht lein Anspruch -— ! u 2-2 aus Li-serung der Z-i. tung oder Kürzung des Bezugsprelscs. Rucksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreise laut aufliegender Preisliste Nr. 5. — Ziffer-Gebühr: 20 Rpsg. — Borgeschrie- bcne Erscheinungstags und Platzwünsche werden nach Möglichkeit berücksichtigt. — Anzetgcn-Annahme bis vormittags Iv Uhr. . »> Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermit- FekUfPrecher: Amt WllsdlUff 206 telten Anzeigen überneh men wir keine Gewähr. ' — Bei Konkurs und Zwangsvergleich erlischt jeder Anspruch aus Nachlaß. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Stadt rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 241 — 94. Jahrgang Dienstag, den 15. Oktober 1935 Wilsdruff-Dresden Drahtanschrift: „Tageblatt Postscheck: Dresden 2640 Nach Aushebung der Waffeusperre MzWe WO» ßr MWa Neue italienische Truppen für Ostafrika. — Der italienische Generalstabschef Übernimmt den Oberbefehl. „Die Fahne steht...!" Fahrt zum Berg der Deutschen. Auf dem Kyffhäuser, den 13. Oktober. Eine kleine persönliche Erinnerung wird lebendig, als der Presseomnibus des „Kyfshänser"-Bundes durch die aufsteigenden Herbstnebcl dem Berg der Deutschen entgegenfährt: im Sommer ist man mit Stahlhelm, und Gewehr mit einer Kradschützenkompanie der jungen deutschen Wehrmacht die kurvenreichen Waldchausseen dieses deutschen Gebirges, die jetzt unser Autobus empor- klimmt, gebraust. Der Kampf, den der „Kyffhäuser" un beirrt in den Jahren der Schande und Erinnerung für Wehrwillcn und Wchrfreiheft geführt hat, war nicht umsonst. Sein Ringen wurde gekrönt durch die Tat des Führers, dem Reich die Wehrhohcit zurückzugebcn. Hieser größte Soldatenbund der Welt mit drei Millionen Mit gliedern hat die alten deutschen Soldatcntugenden treulich in der Zeit ihrer Verlästerung gewahrt und weitergegeben an die Kommenden, die nun im Dritten Reich wieder Waffen und Wehr tragen dürfen. Der Ring ist geschlossen durch lebendige Tradition, durch den Gedanken der Treue und Pflicht, der Kamerad- fchaft und Einsatzbereitschaft für V'olk und Reich. Es ist ein stolzes Erbe, das der „Kyffhäuser" wahrt und weitergibt. Die Fahnenübergabe an diesem herr- Uchen Herbstsonntag legte davon ein eindringliches Zeugnis ab. Die Fahne des friderizianischen Regiments von Brüning, die anderthalb Jahrhunderte der ältesten Kameradschaft des Bundes vorangeweht hatte, wurde W die Ehrenhalle des Denkmals auf dem Berg der -deutschen übergeführt. — Die Fahne von Wan- gerin (Pommern) knatterte bei Mollwitz und Hohen- sNedberg, bei Prag und Kolin, Lcuthen und Torgau über den stürmenden Grenadieren des großen Königs. Zer setzt der Adler, zerschlissen die Seide, steht die Fahne jetzt unter den Bannern ans den entrissenen Gebieten im ^enkmalsturm. Zusammen mit den drei Fahnen aus dem M e m e l l a n d, die ebenfalls übergeben wurden mit dem Spruch: „Die Fahne steht, wenn der Mann auch fällt!" Eine von ihnen haben Kameraden vor kurzer Zeit über die Grenze gebracht, um sie dem Zugriff der Litauer zu entreißen. Einer hat sich das Fahnentuch Um den Leib gebunden und ist mit ihm über die Memel geschwommen, und ein anderer hat den Schaft als Deichsel seines Wagens über die Grenze gebracht. Treue Mr Fahne, die mehr ist als der Tod! Wie ein Schwur klang es über die Bergkuppe im Sonnenglanz: „Der Tag wird kommen, da den Memelländern Recht werden wird!" War es wie ein Symbol, daß unten wie ein Bahrtuch der Nebe! im Tai lag und dann die Sonne die Schwaden sieghaft durchbrach? — Das Lied vom guten Kameraden klingt aus, die Fahnen senken sich zum Gruß derer, die für des Reiches Freiheit und Ehre fielen und denen die Überlebenden und die Kommenden ein Mahnmal setzten in der Ehrenhalle des Khffhäuserdenkmals. Dann flattern die Fahnen wieder im Morgenwind und die Hymnen der Deutschen steigen als Schwur und Bekenntnis in den Himmel. Weit grüßt der Turm des Denkmals in das Tal der „Goldenen Aue", hinüber zu den Hängen des Harzes und Thüringer Waldes. Schon in alter Zeit deutscher Kaiser herrlichkeit stand hier eine feste Burg „Kuphese". Aus die Initiative des Bundesführers, Oberst a. D. Rein hard, wird das System von drei Pürgen ausgegraben. 8000 Kubikmeter Erde hat der Arbeitsdienst schon bewegt, das sind 60 Loren pro Tag. Deutsche Jugend erlebt hier deutsche Geschichte in der Anschauung! Es ist nicht nur ein Dienst an der Wissenschaft, der hier geleistet wird, sondern auch ein nationaler. Hier ist Grenzland, hier verlief einst die Grenze zwischen Slawen und Germanen, und die tschechische Forschung z. B. versucht ocn Nachweis zu er bringen, daß Hamburg und Magdeburg, Goslar und Meißen eigentlich Prag gehörten. Deutschlands junge Mannschaft erweist im Bunde mit der Spatenwissenschäft unter Führung des „Kyffhäuscr"-Bundes, daß hier deutsches Blut und deutsche Kultur das Land erkämpft hat, kraft innerer Leistung und Kraft. Die jungen Soldaten des Friedens im Bunde mit den alten Soldaten des Krieges — gibt es einen schöneren Ausdruck für das ge meinsame Band der Liebe und Treue zu dem eigenen Reich? Wie eine Malcrpalctte weiten sich die herbstlichen Wälder zu Füßen des Denkmals. Drüben liegt der Ratshof, ein altes Jagdschloß, daß der Bund mit viel Stilgefühl und Kulturempfinden als Erholungsheim für alte Kameraden eingerichtet hat. Ein Schloß nicht etwa für reiche Leute, sondern die liebsten Gäste sind Kame raden, die nichts besitzen und denen die Gelder für Fahrt Und Aufenthalt vom Bund aus zur Verfügung gestellt werden. Hier ist das Wort von der Soldatenkamerad- schast keine hohle Phrase, sondern lebendige Tat, deutscher Sozialismus, schlicht und gerade, ohne viel Worte, aber Mit dem „Herzen", wie es unter Soldaten üblich ist. Lächelt nicht über die alten Soldaten! Sie haben ihre Pflicht getan in den Kriegen um des Reiches Kraft und Wie vom abessinischen Kriegsschauplatz verlautet, herrscht dort die Ruhe vor dem Sturm. Die Italiener sind mit dem Ausbau ihrer Stellung be schäftigt, während die Abessinier im Norden und vor allem in der Gegend von Harrar größere Truppen- mcngen zusammenziehcn. Wie die englische Zeitung „Daily Telegraph" berichtet, seien größere französische M u n i 1 i o n s 1 r a n s p o r t e aus dem Wege »ach Dschibuti, die für Abessinien bestimmt seien und im ganzen 3000 Tonnen Munition, Maschinen gewehre und Karabiner umfassen. Nach einer Meldung der „Morningpost" dauern auch die italienischen Truppentransporte durch den Suezkanal an. Acht italienische Dampfer trafen in Port Said ein, von denen vier 9000 Mann Soldaten und Arbeiter an Bord hatten. Die anderen waren mit Kriegsmaterial, Pferden und Automobilen beladen. In umgekehrter Richtung fuhren zwei italienische Dampfer mit 600 Verwundeten aus der Schlacht bei Adua, die nach dem Dodekanes gebracht werden. Auch andere englische Zeitungen berichten über italienische Verwundetentransporte und meinen, daß offensichtlich die italienischen Verlustlisten nicht ganz mit der Wirklich keit übereinstimmten. Wechsel im italienischen Oberbefehl. Nachdem in Adua, um dessen Besitz fünf Tage und Nächte gekämpft wurde, der Oberbefehlshaber der italie nischen Truppen, General de Bono, bei einer Sieges feier eine Triumphparade abgenommen hat, überrascht die Nachricht, daß die Tage seines Oberbefehls gezählt seien. Der italienische Generalstabschef, Marschall Ba doglio, der sich bereits auf dem Wege nach Massaua befindet, soll den 69jährigen General de Bono im Ober befehl ablösen. In diesem Zusammenhang interessiert die Nachricht, daß der italienische Frontkämpferführer, General Gari baldi, nach London reisen wird. Wie man aus Rom berichtet, soll Mussolini bereit sein, über die Beendigung des Krieges zu verhandeln. Die wirkliche Bedeutung des Sieges in Adua sei stark übertrieben worden, um nach außen Grund zu Verhandlungen zu haben. Wie aus Harrar gemeldet wird, ist der Somalihäuptling Samatarri mit 2000 Mann zu den Abessiniern übergegangen, um gegen die Italiener zu kämpfen. Nach einer Nachricht aus Addis Abeba sind sieben Somali häupt- linge, dke sich von den Italienern hatten kaufen lassen, wegen Hochverrats gehängt worden. 250 Offiziere und Soldaten des abgefallenen Ras Dedschas Gugsa seien auf die abessinische Seite zurückgekehrt, da sie ihrem Kaiser die Treue halten wollen. Aksum gefallen? Die heilige Kaiserstadt Aksum soll nach Ansicht italie nischer Kreisen von italienischen Truppen besetzt worden sein, ohne daß Kämpfe vor ihren Toren oder in der Stadt stattgefunden hätten. Aksum mit seinen wichtigen Wall fahrtskirchen, ebenso die Verwaltungsgebäude und die Herrlichkeit. Die Ordensschnallen, die die Systemzeit als „Klempnerladen" verlästern zu müssen meinte, künden von ihrer Tapferkeit und Opfcrbereitschaft. Im Frieden haben sie darum gekämpft, daß der Wehrwille in unserem Volke nicht sterbe und haben in vorbildlicher Kameradschaft, wie die sozialen Einrichtungen des Bundes beweisen, Witwen und Waisen und bedürftigen Kameraden geholfen. Heute können die Fahnen des Reichskriegerbundes wieder stolz über den 32 000 Kameradschaften wehen. Die deutsche Jugend hat das Erbe der Väter übernommen: in Halber stadt überholten wir eine Kompanie ErsaHreservisten, die singend mit Reservistenstöcken, die Korporale untergehakt in der Mitte, zum Bahnhof zogen . . . „Kyffhäuser". Anwärter meinte scherzend einer von uns . . . Der Ring ist wieder geschlossen. Wir stehen wieder im Banne des Soldatentums, nicht um unsere Nachbarn zu bekriegen, sondern weil es unserem Wesen zugehörig ist. Ob alt oder junge: wir folgen wieder dem Rasseln der Trommeln, wie unsere Väter es taten, deren Fahnen wir ehrerbietig grüßen mit dem Wollen, so wie sie auf der Wacht für das Reich zu stehen. Eberhard Hannay. auch in der weiteren Umgebung befindlichen Klöster, sollen keinen Schaden genommen haben. Die Heilige Stadt soll also nicht erobert worden sein, sondern sich freiwillig er geben haben. Von italienischer Seite wird behauptet, daß sich die Notabeln und die koptische Geistlichkeit der Heiligen Stadt Aksum in feierlichem Zug zum italienischen Kommando begeben hätten, um ihre Unterwerfung unter Italien zu erklären. Desgleichen seien aus der weiteren Umgebung von Aksum zahlreiche Ortsälteste, Häuptlinge und Send boten von Klöstern beim italienischen Kommando er schienen, um ebenfalls ihre Unterwerfung zu erklären. Tas italienische Oberkommando prüft, wie man in gleichen Kreisen vernimmt, zur Zeit die Möglichkeit, die Truppen des Gouverneurs von Osttigre und der mit ihm übergetreteneu Häuptlinge, insgesamt etwa 12000 Mann, entsprechend einem Wunsch des Gugsa, als Eingeborenen korps unter italienischem Kommando zu organisieren und später gegen Abessinien einzusctzen. Bei den Kämpfen in der Umgebung von Adua seien 3500 Abessinier gefangen worden, die in einem besonderen Lager unlergebracht sind und jetzt bei den Straßenbauarbeiten mithelfen. . Nach abessinischen Meldungen sollen in Richtung von Makale erneut italienische Fliegerangriffe erfolgt sein. Ein italienisches Geschwader soll über mehrere Ortschaf ten Bomben abgeworfen haben, so auch über der Stadt Hauzien. Zahlen über die Todesopfer liegen noch nicht vor. Zu den Gerüchten, wonach Haile Selassie Gugsa, der Kommandant von Makale, mit 40 000 Soldaten zu den Italienern übergetreten sein soll, wird von maßgeben den abessinischen Kreisen nicht Stellung genommen. An dere Gerüchte behaupten, Gugsa sei verwundet und auf dem Weg nach Addis Abeba. Aksum kampflos von den Italienern besetzt. Die Einnahme Aksums wird nach einer Meldung aus Adua im italienischen Hauptquartier bestätigt. Dem anu- lichen Bericht zufolge begaben sich am Sonntagnachmittag die Priester und Äbte der dreizehn Klöster von Aksum zu dem italienischen General Maravigna und sprachen ihm ihre Unterwerfung aus. Die Stadt befindet sich in italie- nischem Besitz, da in ihr keinerlei abessinische Streitkräfte zurückgeblieben sind. Fieberhafte Rüstungen in Ägypten. Aufruf zur Hilfeleistung für Abessinien. Englische Tanks an der Tripolisgrenze. Die Spannung in Ägypten, wie aus Kairo gemeldet wird, ist nach Eröffnung der Feindseligkeiten in Abessinien weiter gewachsen. Der ägyptische Ausschuß zur Hilfeleistung für Abessinien ist mit einem Aufruf hervor» getreten, der von der Pflicht spricht, dem Nachbar „in seinem Verzwciflungskampf" zu helfen. Ter Aufruf ist vom Prinzen Omar Tussun unterzeichnet. Prinz Omar Tussun besitzt großes Ansehen in Ägypten und in anderen arabischen Ländern. Er gilt als aktiver Verfechter panarabischer und panislamischer Ideen. Seine Nämens- unterschrift gibt dem Ausruf einen besonderen Wert. Die kriegerischen Vorbereitungen in Ägypten nehmen ihren Fortgang. Besprechungen zwischen der ägyptischen Regierung und den britischen Amtsstellen häufen sich. Der Oberkommissar ist dauernd zwischen Kairo und Alexan drien unterwegs. Allein diese Tatsache wird in ägyptischen politischen Kreisen als genügender Beweis dafür an gesehen, daß ernsthafte Pläne in Vorbereitung seien und schwer wiegende Entscheidungen bevorstünden. Durch den Snezkanal sind bisher nach verschiedenen Schätzungen 270 000 bis 300 000 Italiener be fördert worden. Die Truppentransporte nehmen auch jetzt noch ihren Fortgang. In maßgebenden Kreisen Ägyptens beurteilt man die Lage heute so, daß eine englisch-italie nische Auseinandersetzung schwer zu vermeiden ist. Nach den hier verbreiteten Vermutungen werden aber die Feindseligkeiten nicht jetzt beginnen, sondern erst durch immer stärker werdenden britischen Druck hervorgerufen werden. Inzwischen rüstet man hier mit aller Kraft, um zu gegebener Zeit bereit und auf alles gefaßt zu sein. Die täglichen britischen Manöver verschlingen, wie hier betont wird, eine solche Summe von Geld, daß sie ohne bestimmte Absichten für später kaum zu rechtfertigen wären.