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Dresdner Journal : 24.08.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-08-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189708246
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18970824
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18970824
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-08
- Tag 1897-08-24
-
Monat
1897-08
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 24.08.1897
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Amtlicher Teil nichtamtlicher Teil Dir parlamentarische Thätigkeit wird in dem für den Hamburger Parteitag be Hoheit die Prinzessin Mathilde, umgeben von Lunss und Wissenschaft die im die , Amft» on 2 h Peter». Sozialdemokratie die Interessen der Arbeiter nicht in erster Linie stehen. Allerhöchsten Gäste von dem König!, großen Dienst Vestibüle an der Haupttreppe empfangen und in Appartements geleitet. Ihre Majestät die Königin und Ihre Königl. stimmten Berichte der Parteileitung sehr ruhmredig geschildert. Es ist, als sei der Bericht für Leute be stimmt, welche die ganze letzte ReichstagSsession ver schlafen haben Wollte jemand den Darstellungen Glauben schenken, so würde er annehmen müssen, die parlamentarische Thätigkeit der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion in der letzten Reichstagssession stelle eine ununterbrochene Kette sozialdemokratischer Triumphe dar. Wer aber die Dinge mit erlebt hat, weiß, daß die Sozialdemokratie diesmal von that- sächlichen Erfolgen weiter als jemals entfernt war. n. Richard öchulz in lhemnix; - Ein Dresden; rn. Obcr- g; H:a. Reinhold Leipzig; mir Art. r Georg Amelie m Arthur mit Frl. -r. Kaus- l. Helene Roch in Lmmerich vr. gur. erg i. S. Plagwix; ie Herold lher mit rrl Ackcr- lma Otto Frl Elia > Grotseld (S Palthaiar na Becher Dresden; eipzig in drich geb. en; Frau "(6SJ.) l in Lim- Srnennuugeu, Versetzungen rc. im öffentlichen Dienste. Im GeschSstSbereiche des Ministeriums de» Kultus un» Sffentltchen Unterricht». Zu besetzen: die mit Bor behalt der Genehmigung des Hohen Ministeriums zu begründende 7 ständige Lehrcrstelle in Strehla a E Lollator: die oberste Schulbehörde. Einkommen: 1000 M Gehalt und 150 WohnungS- geld sür Berheiratete, für Unverhciralue entsprechend weniger. Gesuche sind mit sämtlichen Zeugnissen bis zum 6. Scplember an den Königl Bezirksschulinspettor Reil in Oschatz einzureichcn ; — am I Oktober die Stelle des Kantors und zweiten ständigen Lehrers in Frauenstein. Kollator: daS Königl Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts. DaS Einkommen be trägt außer den gesetzlichen Alterszulagen und freier geräumiger Wohnung im Schulhanse 1014 M 5t Ps vom Schuldienste und 409 M vom Kirchendicnste. Gesuche sind mit allen er forderlichen Beilagen bis zum 11. September bei dem Königl. Bezirksschulinspektor Or. Lange in Dippoldiswaloe cinzureichen. ,00 M. i, rund« einmal 1,50 Ä. M. rack exkl. Marken. SrieSler- chl SI b» »- SO,50 >,50 M., mehl per Marken, Nr. 0 ,50 bi» l., Nr 2 ",00 M. izenkleie dresdner 8,80 bis c^ netto 0,00 bis ng:Aest. uS 70er M., 50er Neue Romane und Novellen. (Schluß.)' Aus dem Bereich der Tendenzen in das Gebiet der Stimmungen gelangen wir diesmal zuerst mit der Samm lung „Innenleben" Novellen von Alfred Graf zur Lippe (Dresden und Leipzig, Berlag von Heinrich Minden 1897). Es handelt sich in ihnen offenbar um Erstlinge eines noch jungen, aber begabten Schriftstellers, der ein weit stärkeres Bedürfnis hat, seine wechselnden Stimmungen auszuleben, als feste Gestalten zu zeichnen und eine wirkliche Handlung aus ihren Motiven zu ent wickeln. Novellen wie „Die Schuld" und „Welkes Laub" suchen gleichsam die letzten Spitzen eine» vor ihrem Beginn liegenden Romanes (in „Welkes Laub" sogar eines DoppelromaneS) zu geben Da dieser Roman nur mit leisen Linien angedeutet wird und in die Dämmerung des Ungesagten und Ungestalteten zerfließt, so giebt er freilich so einfachen Situationen, wie der Verbrennung eines ver hängnisvollen BriefblattcS durch einen Todkranken, oder der Begegnung zweier müden Menschen in Venedig, etwas träumerisch Geheimnisvolles Aber aus diesem Wege wird keine Gestalt gewonnen Schon stärkeren Ansatz dazu zeigt die Novelle „Der Erbe", die ein uraltes Motiv, den Egoismus der Träger alter Namen, die um jeden Preis den Besitz bei ihrem eigenen Blut erhalten wollen, in be sonders düsterer Beleuchtung wieder darftellt Wenn man sich erinnert, daß selbst der erste Napoleon bei der Geburt des Königs von Rom dem Marie Louise be handelnden Arzte zugerusen „Retten Sie zuerst die Mutter, dann da« Kind!" so muß man die Härte des Majoratsherrn dieser Novelle, der für die arme blaffe Gemahlin und seine drei Töchter nichts übrig hat, wenigstens über das übliche menschliche Maß hinausgehend finden „Das junge Leben, da« in den weiten Gängen lachte, das im Parke spielte und jubelte, Wekanntrnachung, die Vornahme einer Ergänzungswahl für die erste Kammer der Ständeversammlung betreffend, vom 23. August 1897. Nachdem infolge Ablebens des bisherigen Inhabers eine der in tz 63 unter Nr. 13 der Bcrfassungsurkunde in Verbindung mit Punkt III des Gesetzes, einige Abänderungen der VerfassungSuikünde pp. betreffend, vom 3. December 1868, bezeichneten Stellen der I. Kammer, und zwar im Meißner Kreise, zur Er ledigung gekommen, so ist von den Betheiligten eine Neuwahl zu bewirken. Die Vornahme dieser Wahl wird unter Bezug nähme auf die an den stellvertretenden Vorsitzenden der Stände in dem erwähnten Kreise deshalb er gehende besondere Verfügung hiermit angeordnet. Dresden, am 23. August 1897. Ministerium des Innern. v. Metzsch. Paulig. das mit bravem folgsamen Gesichtchen deutete für ihn nur drei Enttäuschungen, die ihn bis ins Der neue spanische Ministerpräsident. Die Königin-Regentin von Spanien hat bekannt lich dem Kriegsmimster General Azcarraga, welcher nach Canovas' jähem Tode die vorläufige Leitung des Kabinetts übernommen hatte, daS Minister Präsidium endgiltig übertragen. Veränderungen im Ministerium wird Azcarraga nicht vornehmen. Schon daraus läßt sich schließen, daß mit der Ernennung des Generals einer veränderten Gruppierung der politischen Frak tionen, die sich später ergeben könnte, nicht vorgegriffen werden soll. Der jetzt im 65. Lebensjahr stehende General ist auch kein Parteipolitiker. Er ist ein sehr tüchtiger und gebildeter Offizier von bewährtem Ge rechtigkeitssinn im Dienst und als Ehrenmann von allen Parteien geachtet. Obschon er sich politisch nie hervorgethan hatte, berief Canovas ihn 1890 ins Kabinett und behielt ihn bei, als er 1895 abermals ans Ruder kam. Azcarraga hat sich als KriegS- minister beim Ausbruch der gegenwärtigen Kolonial kriege besondere Verdienste erworben, indem infolge seiner geschickten Anordnungen die umfassenden Mobil machungen glatt von statten gingen. Bezeichnend ist auch die Bescheidenheit, mit der General Azcarraga den Marschallstab auSgeschlagen hat. Einen Ausblick auf die nächste Zukunft versucht die nachstehende Dar legung der „N. A. Z." zu geben: Der mue Ministerpäsident beabsichtigt, die Corte» für den November «inzuberusen. Bis dahin erwartet man also eine solche Klärung der Lage, daß überschaut werden kann, ob die konservative Partei stark und einheitlich genug auszutreten im stände ist, um, so wie eS Canovas gethan, eine streng autoritäre Regierung zu führen und dabei den Anforderungen des verfassungsmäßig bestehenden parlamentarischen Regiment- Rechnung zu tragen Wie sehr General Azcarraga daraus be dacht ist, sür den Augenblick weder sich noch die konservative Partei für die Zukunft zu engagieren, erhellt besonder- auch au- der Art unö Weise, Wit er die brennende kubanische Frage behandelt DaS Kolonialprogramm, wofür er die Zu stimmung der Königin Regentin erbat, wird in einem Madrider Bericht in folgendem Satze zusammengefaßt: Azcarraga stimmt hinsichtlich der cubanischen Frage mit dem General Wcyler im Prinzip überein, behält sich aber AktionSsreiheit vor, um später die cubanische Angelegenheit eingehend zu prüsen. Diese reservierte Haltung des neuen Ministerpräsidenten ist schon durch die ziemlich unklare Stellung bedingt, welche der Führer der Liberalen. Sagasta, den cubanischen Angelegenheiten gegenüber einnimmt. Sagasta erklärt, die Lebensfähigkeit einer konservativen Kabinetts hänge von seiner Eirugkeit ab Er sür seine Person habe kein Interesse und hege nicht im geringsten die Absicht, durch politische Treibereien zur Auflösung der Partei beizutragen „Ich erwarte ohne Ungeduld, aber ich bin stets bereit, wenn das Vaterland und die Krone meiner Dienste bedürfen sollten, ohne Zögern meine Ruhe zu opfern. Wir werden dann unser Pro gramm energisch durchführen, Reformen aus Cuba anwenden, indem wir die noch nicht geltenden Besitze einsühren Das ge- statttt uns, den Resoimen die größtmögliche Ausdehnung zu geben Aber diese schwierige Frage bedarf noch des Studiums." ES ist klar: weder hüben noch drüben will man sich vor wagen, ehe man sich klarer geworden ist über die Unterstützung, welche diese oder jene Nichiung der überseeischen Politik beim Volke und in dcr Kammer finden wird. Man verlegt sich des halb aufs — Studieren. Politiker von wohlwollender Gemütsart und einigcr Neigung zur Pädagogik, wie sie namentlich in unserem Baterlande sich finden, pflegen an den englischen Leiter eines Staatswesens die Mahnung zu richten, doch ja seiner Sterblichkeit nicht zu ver gessen und zu rechter Zeit sür eincn Nachwuchs zu sorgen, der eine einlreiende Lücke aussüllcn könnte. Demgegenüber sagt freilich ein seelenersahrener französischer Moralist: Wer seinen Geist auf Großes gerichtet hat, muß immer so handeln, als ob er nie sterben könnte. Canovas del Castillo neigte jedenfalls als Minister zu einer Handlungsweise, die eher darauf zielte, die übrigen Kabinettsmitglledcr in ihrer Selbständigkeit zu beschränken, als sie für künftige staatsmännische Un abhängigkeit heranzubilden Er war ein ebenso that- kräftiger als gewandter Chef der Regierung, seine Kabinetts kollegen verließen sich daher ganz aus ihn und erachteten sich großenteils einer eigenen Anstrengung zur Bewäl tigung schwieriger oder verwickelter Fragen sür überhoben. He. Canova« davle und bandelte iür die ganze Paiteigruzpe deren Führer er war. Niemand innerhalb derselben widersetzte sich seinem Machtspruch, und wenn auch dir Unterführer unter sich haderten, und eS Romeristen, Pidalisten, Elduayeniste» rc. gab, so erkannten doch alle Canovas al» ihr gemeinsame» Ober haupt an. Gleich nach dem Hinscheiden de» Oberfcldherrn haben unter den Befehlshabern zweiten Range« die Diadochrnkämvse begonnen. Namentlich war e» Romero Roblero, der sich be eilte, den Anschluß an die Gruppe Silvela al» eine Unmöglich keit zu bezeichnen Und doch dürfte Silvela, der Führer der sogenannten Neukoi servativen, der Mann sein, um den die kon servative Partei Spanien» sich künstig scharen wird Er ist zu Canovas Lebzeiten diesem unerschrocken entgegengetreten, wo letzterer von der Devise SilvelaS, dre aus unbestechliche Ad ministration lautet, allzusehr abwich Canova» gehörte bei aller persönlichen Ehrenhaftigkeit zu den Politikern, die glauben, man müsse den Parteigenoffen, wenn sie sich im Fraktion-dienst stramm und eifrig zeigen, viel Unerlaubtes und moralisch Ver werfliche- nachsehen. Silvela erblickt in der administrativen Korruption, die infolge de- fast nur aus Anteil an der Staat»- krippe gerichteten Parteiwesen» nnhr und mehr überhand ge nommen hat, den Krebsschaden Spanien-. Jedensall« bilden Männer wie Azcarraga und Silvela einen Beweis dafür, daß Spanien unter seinen Staatsmännern uneigennützige Patrioten besitzt, welche bereit sind, mit ganzer Kraft für die Ehre und Wohlfahrt deS Lande- einzutreten. zählungSkunst, in den Problemen verrät sich die Nach wirkung der Anschauungen, nach denen sich Pflicht und Verbrechen decken können In den besten ersten der No vellen „Georg der Geiger" und „Auler ckolorosu" haben wir die Geschichte zweier Mörder, von denen der eine au« höchstem Pflichtgefühl und um den kranken Freund vor einer letzten niederschmetternden Nachricht zu bewahren, be sagten Freund vergiftet, die andere den eigenen Gatten, um ihr Kind vor ihm und seinen abscheulichen Absichten zu schützen, niedergeschoffen hat Tie zweitgenannte Novelle ist einigermaßen wahrscheinlicher als die erste und das Motiv, daß die junge Frau, die dem Verfasser bei ihrer Entlastung auS der Strafanstalt ihre Geschichte erzählt, nach all ihren Erlebnissen in dem Vater ihres Kinde« auch dessen Verderben sehen muß, wenigsten« stark genug, um einen wirklich ergreifenden Pflichtkonflikt herbenuführen Eine eigentümliche und nicht uninteressante Erzählung ist „Junger Tod" — die Geschichte dcr gemeinsamen Liebe eines Münchener Bäckerjungen und Schornstcinfegerjungen aus der Petersgasse zu einer kleinen Näherin, an der der junge Schornsteinfeger stirbt Sowohl die Vereinigung von Koloritgegensätzen in den Gestalten de« weißen und schwarzen Buben, al« die tragische Wendung, die einem überaus harmlosen und im eigentlichsten Sinne humoristi schen Lebensvorgange gegeben wird, sind besonder« bezeich nend für da« Uebergewicht der Stimmungsmalerei und die düstere Weltanschauung, die in der Erzählungikunst gegen wärtig vorherrschen Die Schlußnovelle „Grenzen der Freundschaft" ist eine neue besonders schrill er klingende Variation auf da« uralte Thema, daß die Liebe für den alten Menschen zum schweren Verhängnis wird Der greise Han« in der ver lassenen Sägemühle, der die Sprache der Vögel versteht, und mit seinem rotbrüstigen Gimpel Pupp lange Jahre am Tisch saß, be- ungen an die alte Romantik an, aus der andern stehen sie unter dem Einfluß der neuesten naturalistischen Er- Tagesgeschichk. Dresden, 24. August. Se. Majestät der König und Ihre Königl. Hoheiten die Prinzen Chawfa Paribatra, Svasti Sobhana und Mahisara von Siam sind beute vormittag 10 Uhr 13 Min. hier auf dem Leipziger Bahnhofe, von Frankfurt a. M. kommend, zum Besuche des Königl. Hofes eingetroffen. Die zum Ehrendienst befohlenen Herren, Se. Excellenz Generallieutenant ü la «uitv des 1. Feld- artrllerieregimentS Nr. 12 v. Funcke, Zeremonien- meister Frhr.v. Könneritz, Oberstlieutenant v. Schweinitz, etatsmäßiger Stabsoffizier des 1. (Leib-) Grenadier- regiments Nr. 100, Pnmierlieulenant v. Dambrowski, ü la suite desselben Regiments, Major Frhr. v. Zedlitz und Neukirch, Bataillonskommandeur im 5>. Infanterieregiment Nr. 104, Rittmeister v. Car- lowitz-Maxcn, Eskadronchef im Karabinierregiment, waren dem Allerhöchsten und Höchsten Besuche bis Leipzig entgegengereist. Se. Majestät der König von Sachsen und die Durchlauchtigsten Prinzen des Königl. Hauses hatten Sich in Begleitung der Adjutanten vom Dienst zur Begrüßung der Alleihöchsten und Höchsten Gäste auf dem Bahnhofe eingefunden. Daselbst war großer Empfang, zu dem u. a. auch Ihre Excellenzen die Herren Staatsminister v. Metzsch und v. Seydcwitz erschienen waren. Nach Begrüßung der Durchlauchtigsten Fmstlich- keitcn und Vorstellung des gegenseitigen Gefolges be gaben Sich die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften vor den Bahnhof, wo eine Ehrenwache vom 2. Jäger bataillon Nr. 13 mit Hornistencorps, auf deren rechtem Flügel die unmittelbaren Vorgesetzten, ans deren linktm Flügel die Gencralität und die Stabsoffiziere der Garnison standen, Aufstellung genommen hatten. Nach dem Abschreiten der Front seitens Ihrer Maje stäten der Könige von Siam und von Sachsen und nach dem Vorbeimaische der Ehrenwache bestiegen die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften Hix Hof equipagen zur Fahrt nach dem Königl. Schlosse. Beide Majestäten fuhren im ersten » la Ünumout be spannten Wagen. Eine Eskadron des Königl. Garte- reiterregimcnts ritt als Ehreneskorte vor und nach dem Königl. Galawagen. Nach der Ankunft im Königl. Schlosse nahmen zunächst Ihre Majestäten die Paradeaufstellung und den Vorbeimaisch der Ehren wache des Schützenregiments Nr. 108 mit Hornisten corps im großen Schloßhofe ab, und darauf wurden Dresden, 24. August. Ihre Königl. Hoheit die Frau Prinzessin Johann Georg, Herzogin zu Sachsen, ist heute Vormittag 7 Uhr 7 Min. nach Gmunden gereist. Se. Majestät der König und Ihre Königl. Hoheiten die Prinzen Chawfa Paribatra, Svasti Sobhana und Mahisara von Siam sind heute Vormittag 10 Uhr 13 Min. hier eingetroffen und haben im Köuigl. Residenzschlosse Wohnung genommen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Ehrenmitgliede des Militärvereines I Aue, Privatmann Geßner daselbst das Allgemeine Ehren zeichen zu verleihen. Innerste getroffen " Tie unglückliche Frau der Novelle freilich, die über alle Pflichten gegen Eltern und andere die Pflicht gegen sich selbst versäumt hat, ist eine typische Gestalt. — Den stärksten Ansatz zu einer wirklich aus- gesührten nicht bloß andeutenden Darstellung und einer seelisch vertieften Eharakteristik zeigt die „Glück" betitelte letzte größere Novelle des Buches Die Versuchung, die hier in der Gestalt eine« interessanten Jugendbekannten, des Grafen Klingen, an die ungeprüfte junge Frau der Erzählung herantritt, wirkt freilich so stark und mächtig, daß e« dem Leser schwer fällt, da« Vertrauen ihres Gatten im Schlußbriese „Du hast wohl irren können, gefehlt hättest Du nie, dazu kenne ich Dich zu gut" unbedingt zu teilen Im Grunde ist es doch die vornehme Gesinn ung oder wenn man will die Sprödigkeit Klingens, des Sonderlings, die der jungen Baronin ihr bescheidenes Glück rettet, sonst wäre e« eben „vom ersten Hauch der Leidenschaft zusammengeweht worden wie ein Kartenhau«." So ernst auch diese Novelle ist, es sind Schilderungen in ihr vorhanden, wie die de« Besuchs bei der braven Guts besitzerin, die gerade Kuchen gebacken hat, de« Diner« bei den geizigen Rinkenbachs oder vielmehr der Damenunter haltung nach beendigtem Diner, die den Glauben erwecken, daß Graf Lippe eine Ader des Humors in sich trägt, die noch nicht zum Fluß gekommen ist. Verraten die Novellen „Innenleben" hie und da den Einfluß etwas greller Vor bilder, so ist doch Maß und feinere Belebung des Aus drucks in ihnen, die sie von den zahlrcichen Dar stellungen aus zweiter Hand vorteilhaft unterscheiden. Gleichfalls auS zweiter Hand oder vielmehr au« verschie denen Händen empfangen die „Blauen Novellen" von Friedrich Fürst Wrede (Dresden und Leimig, E Pier sons Verlag 1897) ihre Probleme und ihre Färbung. Auf der einen Seite klingen sie mit Motiven und Stimm- K. Hoftheater. — Altstadt — Am 23. ds. Mts: „Figaros Hochzeit". Oper in vier Akten. Musik von W. Ä. Mozart. In der gestrigen Vorstellung wirkten zwei Gäste mit, Frau Burckard (Gräfin), die der Hofbühne gegenwärtig vortreffliche Aushilfedienste leistet, und Frl v. Artner, die sich für einen späteren Zeitpunkt um ein erstes Fach bewirbt. Letztere Sängerin gehört jetzt dem Stadttheater in Hamburg an und ist vordem schon in Wien und Leipzig mit Erfolg thätig gewesen. Die Leistung, welche sie gestern als Susanne bot, verleugnete denn auch nicht die ent sprechende Sicherheit und Routine Frl. v. Artner sang und spielte sehr gewandt und ließ erkennen, daß sie sür jede Bühne ein äußerst nützliches Mitglied abgeben müsse. Dagegen machte sie nicht den erwünschten Eindruck einer ersten Kraft, weder in Bezug auf die Stimme, die in der Höhe an edlem Klang und bei starker Tongebung an Festigkeit verliert, noch in Bezug auf Gesangsvortrag und Dar stellung, die gute Übung und Geschicklichkeit zeigen, aber über dieses achtbare Niveau nicht mit besonderem Reiz und Temperament hinauskommen Leichteste Aussprache und Wohlklang in der hohen Stimmlage, graziöse Rhythmik und Betonung sowie die vollkommene Mischung dc« übermütig Schalkhaften mit anmutig Empfundenem im schauspielerischen Ausdruck waren an verschiedenen Stellen zu vermissen. Am besten gelang ihr das Glanzstück der Rolle, die Garten-Arie, deren Hauptteil sie mit feiner Tonwirkung und Geschmack vortrug Die beste Gesangsleistung wurde gestern von Frl Bossenberger (Page) gegeben P Die „Cons. Corr." stellt die bezüglichen Thatsachen zu sammen: Die Initiativanträge der sozialdemokratischen Fraktion crlilten sämtlich ein unbestrittenes Fiasko. Die Interpellation, betreffend das Vorgehen der Königl. Sächsischen Regierung gegen die Konsumvereine, war mehr oder weniger ein Monolog, der sich nicht einmal zu einer Agitationsbroschüre eignete. Der übliche „Achtstundenantrag" der „Genossen" war von vornherein als sensationelle Agitationsnummer in Aussicht genommen. Leider gab das Zentrum, welches den sozialdemokratischen Antrag durch einen Gegenantrag abzuschwächen suchte, Veranlassung zu einer mehrtägigen Debatte, die zur agitatorischen Ausschlachtung führte Politisch und taktisch richtiger wäre es gewesen, man hätte auch in dieser Frage die Sozialdemokratie monologisieren lassen; denn daß bei der Stellung des Antrags ein positives Ergebnis nicht ins Auge gefaßt war, hatte die sozialdemokratische Presse von vornherein ausgeplaudert. Nichtsdesto weniger hat die sozialdemokratische Parteileitung keine Veranlassung, mit dem Verlaufe der Debatte zufrieden zu sein: die Regierung schwieg, der sozialdemokratische Antrag fiel ebenso wie der des Zentrums — das war der „Erfolg" der diesmaligen parlamentarischen Hauptaktion der Sozialdemokratie. Noch größeres Fiasko machte der Antrag der „Genossen" auf Auf hebung der Majestätsbeleidigungsparagraphen. Der „Vorwärts" selbst schreibt darüber: „Für die glafte Aufhebung erklärte sich außer der Sozialdemokratie keine Partei. Der freisinnige Antrag auf Überweisung an eine Kommission fiel ebenfalls." Wenn das sozial demokratische Organ gleichwohl behauptet, „die Er örterungen über diesen Antrag seien eine sehr ver ständliche Warnung für die Regierung gewesen, daß sie auf dem betretenen Wege sehr bald in vollständiger Vereinsamkeit sich befinden werde", so ist das eine Phrase, aus der lediglich die Hilflosigkeit des Partei- vorstandeS, daS erlittene Fiasko zu vei tuschen, zu ersehen ist. Daß auch das Sturmloufen der „Genossen" gegen die Gesindeordnung vollkommen mißlang, ist bekannt. Sind diese parlamentarischen Thaten der sozial demokratischen ReichStagsfraktion möglichst stark und weit über ihre Bedeutung auch für die eigene Partei aufgebauscht, so muß eS die „Genossen" wundernehmen, daß die sonst als besondere SensationSthaten der sozial demokratischen Parlamentarier gefeierten Vorgänge bei den Etatsberatungen nur ganz kurz gestreift werden. Bei allen ihren mit großem Aufwand inszenierten „EnthüllungS"-Aktionen nämlich sind die Herren Sozial demokraten auf das ärgste abgeführt worden. Dazu kommt noch die Rolle, die der „Enthüller" Bebel im Tausch-Prozeß gespielt hat, sodaß dcr Kredit der sozial demokratischen Führer selbst bei den „Genossen" stark gesunken ist. Wenn die Delegierten des Hamburger Parteitages nicht mit Blindheit geschlagen sind, so müssen sie aus dem diesjährigen parlamentarischen Be richte im Vergleich mit früheren Berichten ersehen, daß die Sozialdemokratie trotz der vielen Reden, die sie im Reichstage hält, nicht im stände ist, Positives für die Arbeiterschaft zu leisten. Daß die Sozialdemokratie cine für positive parla mentarische Thätigkeit unfähige, lediglich agitatorische Partei ist, daß sie mit ih:en Sensationsnummern sich einmal übers andere lächerlich macht und der Sache der Arbeiterschaft nur schadet, werden vielleicht auch die Arbeiter einmal einsehen. Schon die „kapitalistische" Stellungnahme der sozialdemokratischen Fraktion in der Margarinefrage und bei dem Börsengesetze zeigt, auf welcher Seite das „Mitcesühl" der sozialdemo kratischen Führerschaft wirklich ist; aber auch die Halt ung in Sachen der Flottenvermehrung, die unbestreit bar weiten Kreisen der Arb iterschast erheblichen Vorteil bringen wurde, ist ein Beweis dafür, daß für die ^S195 Ve-«,»»ret»: Efitr Dresden vierteljährlich: »Mart 50Pf., bei den K n cr lich deutschen Postanstalte» vierteljährlich »Mart; außer- halb de« Deutschen Reiche» Post- und Stempel-uschlag. Einzelne Nummern: 10 Pf Erscheine«: Täglich mit Ausnahme der 8onn- und Feiertage abend», ffern^pr -Anschluß: Nr 189» 1807 bernuSgeder: Königlich« Lppeditivu de» Dresdner Journal» Dre«den, Zwtngerstr 20 Feruspr.-Anschluß:Nrir»S Fttr de» Ramil einer aespal- tenen Zeile kleiner Echnst 90 Ps Unter „Eingesandt" di« Zeile »0 M »et Tabellen- «d Zisf-rnsa» Dienstag, den 24. August abends. Dresdner MurM
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