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MsdmfferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Das »Wilsdruffer Tageblatt- erscheint an allen Werktagen nachmittags S Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— RM. frei Haus, bei Postbcstcklung IM AM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpsg. Alle Postanstalten und Post- iederZeilBestellungenent^ Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend ^egn^Im Falles Gewalt, Krieg od. sonstiger Betriebsstörungen besteht Kern Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandtcr Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis: die «gespaltene Raumzeile 2V Rpsg., die 4gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reichs- Pfennige, die 3 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 RM. Nachweisungsgebühr 20 Aeichspfennige. Vorge schriebene Eischeinungs- tage und Plakvorschristen wrrdrn nach Möglichdkit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt Anzeigen, annahme brs vorm.IV Uhr. — Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übern, wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 166 — 92. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt' Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Mittwoch, den 19. Juli 1933 Ser Tod der Internationale. Für den oftmaligen belgischen Minister Vandervelde, Führer der dortigen Sozialdemokratie, ist es heute keines wegs eine „reine Freude", auch Vorsitzender der «Zweiten Internationale" zu sein! Die Zeit ist längst entschwunden, als er beim Besuch eines Partei tages der deutschen Sozialdemokratie sich aufs heftigste anfeuern lassen konnte, obwohl er als Minister rundweg abgelehnt hatte, den deutschen Vorschlag einer neutralen Untersuchung der angeblichen „Greueltaten" unserer Truppen in Belgien anzunehmen. Sonst hätte er sicher lich nicht länger diese Lügen in Geltung und Wirkung lassen können. Jetzt, auf dem von Zwietracht zerfleischten Parteitag der französischen Sozialdemo kratie, hielt Herr Vandervelde die Grabrede auf das ..plötzliche Hinscheiden" der deutschen Sozial demokratischen Partei, die er mit tremolieren- der Stimme als „die Hauptbastion der Zweiten Inter nationale" bezeichnete. Und mit einem leisen Weinen konnte er auch nicht an der Feststellung vorübergehen, datz „der Faschismus" in Europa zweifellos vorwärts schreite. Zornbtzbend aber setzte Herr Vandervelde hinzu, die Zweite Internationale habe es einmütig für unmög lich angesehen, sich mit denjenigen deutschen Sozialdemo kraten solidarisch zu erklären, die an der letzten Reichs tagssitzung teilgenommen und für Hiller gestimmt hätten." Wider Deutschland und sein nationales Er wachen spornt Vandervelde die lahme Mähre der Zweiten Internationale, — dieser Ritter v'on der traurigen Gestalt. Denn nun mußte er es auf dem Pariser Parteitag der französischen Sozialdemokratie erleben, daß dort ein sozialistischer Abgeordneter, ohne mit der Wimper zu zucken, erklärt, die Zweite Internationale sei — tot! Dabei hatte Herr Vandervelde diese Tagung noch dringend namens der Internationale angefleht, angesichts der geradezu beängstigenden Krise des französischen Sozialis mus' dieses „Zentrums der Demokratie", doch unbedingt einig, einig, einig zu sein! Als Antwort hört er nun, daß besagte Internationale als tot anzusehen sei! Und die französische Sozialdemokratie ist doch heute ihre stärkste, aber letzte Stütze! Wankt auch diese schon, nachdem die deutsche Sozialdemokratie eines ebenso raschen wie gründ lichen Todes verblichen ist, und zwar endgültig? Was soll denn da aus dem ganzen internationalen Sozialismus werden, was aus den Transparenten mit der „herrlichen" Mahnung des kommunistischen Manifestes: „Prole tarier "aller Länder, vereinigt euch!" Jetzt erklärte der Vorsitzende der Sozialdemokratischen Partei Frankreichs, er sei „entsetzt", hören zu müssen, wie ein Mitglied dieser Partei „ein — nationalsozialistisches Glaubensbekenntnis ablegen" könnte! Vom Standpunkt des echt sozialistischen Dogmas aus hat dieser „entsetzte" Herr Parteivorsitzende auch nicht unrecht. Denn die Mehrheit seiner Fraktion in der Deputiertenkammer hat flottweg dem „bürgerlichen" Kabinett Daladier nicht bloß den Haushalt, sondern auch die phantastisch hohen Militärkredite bewilligt. Aber es kam noch toller. Ganz offen erklärten die Führer dieser Fraktionsmehrheil, mit dem ganzen Klassenkampsgedanken käme man nicht vorwärts. Das sei nicht der richtige Weg, den Sozialismus durchzusetzen, ebensowenig wie es der Internationalismus sei. Vor allem die Jugend wolle von diesem Internationalismus gar nichts mehr wissen. Die abgelebte Klassenkampftheorie der unentweg! Radikalen wurde in Paris ganz offen bekämpft, — von Mitgliedern derselben Partei also, die am lautesten zum Kampf gegen den „Hitlerismus" auffordert! Und von denselben Leuten wird verlangt, und zwar als eine „Forderung der Gegenwart", daß der Sozialismus „im Rahmen der Nation organisiert", Autorität und Ordnung in ihm hergestellt werden müsse. Ja wo bleibt denn da die ganze Demokratie in diesem französischen „Zentrum der internationalen Demokratie", wie Vandervelde sagte! Gewiß haben diese Teile der Sozialistischen Partei Frankreich, die übrigens recht „chauvinistisch" mit der — „deutschen Gefahr" arbeiteten, sich noch nicht durch setzen können, aber wc^ der Führer der 2. Internationale jetzt in Paris hat mit ansehen müssen, war eine Nieder lage des dogmatischen Marxismus. Genau so, wie die „Arbeiterinternationale" bei Ausbruch des Welt krieges unter dem Stoß des nationalen Aufschwungs auseinanderplatzte, wie sie in Italien vor elf Jahren ihre erste Nachkriegsniederlage erlitt und nun auch in Deutschland einfach weggewischt werden könnte durch den sich seiner Kraft bewußt gewordenen Nationalismus, erweist sich di« Brüchigkeit der marxistischen Inter nationale nun auch schon in Frankreich. Es ist überflüssig geworden, sich mit ihrer Zukunft zu befassen, denn mehr und mehr fallt sie der Vergangenheit, der — Vergessenheit anheim. Heute ist es keine Übertreibung mehr, festzustellen wie jener französische Sozialist: die Internationale rst tot! Fordert die Ortsprefse HeMsm reist zu Hitler nach Mich« Sie AbrSsimgrbtsprechmseu in Berlin. Eine amtliche Mitteilung. Auf den zweitägigen, eingehenden Berliner Be sprechungen des Präsidenten der Abrüstungskonfe renz, Henderson, mit dem Reichsaußenminister, dem Reichswehrminister, dem Führer der deutschen Delegation aus der Abrüstungskonferenz, Botschafter Nadolny, und dem Vertreter des Reichsluftfahrtministers über die auf der Abrüstungskonferenz behandelten Fragen, wurden, wie amtlich mitgeteilt wird, „insbesondere die in der letzten Zeit im Büro der Konferenz aus gearbeiteten Fragen einer eingehenden Erörte rung unterzogen und der deutsche Standpunkt dazu Herrn Henderson mitgeteilt. Die Besprechungen wurden beiderseits im freundlichen Gei st e und in dem Bestreben geführt, einen Erfolg der Abrüstungs konferenz vorzubereitcn." * Zusammenkunft Hendersons mit silier in Machen. Anläßlich eines Empfanges der ausländischen Presse in Berlin durch Henderson, erklärte der Präsident der Abrüstungskonferenz u. a., datz seiner Meinung nach sein Besuch in Berlin außerordentlich nützlich ge wesen sei. Ohne die noch bestehenden Schwierigkeiten ver kleinern zu wollen, sei er der Ansicht, daß die Meinungsverschiedenheiten in verschiedenen Punkten verringert worden seien. Er sei sehr hoffnungsvoll, daß die Abrüstungskonferenz doch noch verschiedene Ergebnisse zeitigen könnte. Man müsse immer eines im Auge haben, wenn ein Erfolg sichergestellt werden solle. Das sei die freundschaftliche Ver- ständignug zwischen Deutschland und Frank reich. Diese Verständigung sei der Schlüssel zur Lage in Europa. Das Viermächteabkommen, so erklärte Henderson weiter, sei sehr begrüßenswert, aber der Unterzeichnung des Abkommens müsse sofort eine Aussprache zwischen dem französischen Ministerpräsidenten Daladier und dem Reichskanzler Hitler folgen. Nur aus diesem Wege könnten noch einige Zweifel nud das noch bestehende Miß trauen aus dem Wege geräumt werden. Henderson fügte dann hinzu, er reise zunächst nach Prag zu einer eingehenden Besprechung mit Benesch. Von Prag werde er nach München fahren, um eine Aus sprache mit Reichskanzler Hi 1 lerzu haben. Dann begebe er sich nach Paris und von dort nach London. Zu der von Henderson angeregten Zusammenkunft zwischen Reichskanzler Hitler und dem französischen Ministerpräsidenten Daladier wird von Berliner zustän diger Seite erklärt, Deutschland begrüße jeden Schritt, der inen Erfolg und eine brauchbare Konvention in Aussicht stelle. Einen Zeitpunkt der Zusammenkunft jetzt fchon zu erörtern, fei noch zu früh. Henderson habe in Berlin den Wunsch ausgesprochen, den Reichskanzler Hitler zu sehen. Diese Zusammenkunft fei in Berlin nicht zu verwirklichen gewesen. Daher sei nunmehr der Besuch Hendersons in München vorgesehen. Falsche Gerüchte über angebliche deutsche Rüstungsaufträge. Den politischen Brunnenvergiftern aus der Spur. Aus durchsichtiger Quelle wird das Gerücht verbreitet, die deutsche „Rüstungsindustrie" sei derart mit Aufträgen belastet, daß die im Jnlande liegenden Produktionsstätten und Rohstofflager zur Deckung des Bedarfs an Zellulose nicht ausreichten und außerhalb des Reichsgebietes liegende Fabriken und Holzwcrke zur Ausführung der Bestellungen herangezogen werden müßten. Wir sind in der Lage, aus amtlicher Quelle und nach sorgfältiger Erkundigung zu erklären, daß an dieser Dar stellung nicht ein wahres Wort ist. Abgesehen davon, datz es eine deutsche „Rüstungsindustrie", fosern die im Ver sailler Vertrag aufgeführten Werke nicht etwa hierher gezählt werden sollen, nicht gibt, sind auch keine Aufträge zu vergeben, die für Rüstungszwecke bestimmt wären. Der Ursprungsort der Gerüchte in Verbindung mit zahlreichen nicht nur deutschen Stellen vorliegenden Nachrichten über eine zunehmende Reaktivierung der kommunistischen Tätigkeit in den östlichen Randgebieten rechtfertigt die begründete Annahme, daß es sich um kom munistische Versuche handelt, die Weltmeinuna zu un- gunsten Deutschlands zu vergiften. Deutscher evangelischer Christ! Am Sonntag, dem 23. Juli 1933, sollst du die Männer deines Vertrauens zur Führung deiner Kirche wählen. Der Führer selbst hat dich zu,r Wahl aufgerusen! Er erwartet von dir, daß du deine Stimme abgibst! Anspruch aus deine Stimme haben nur Volksgenofsen, die sich vorbehaltlos zum Dritten Reich bekennen. Beachte folgendes zur Wahl! Wer darf wählen? Wählen können alle männlichen und weiblichen Ge- meindemilglicder, die am Wahltage das 24. Lebensjahr vollendet haben und in den kirchlichen Wählerlisten ihrer Gemeinde eingetragen sind. Wer nicht in der Kirchenwählerliste eingetragen ist, muß dies schriftlich bis zum 20. Juli, nachmittags 3 Uhr, beantragen. Jedes Pfarramt gibt kostenlos entsprechende Vordrucke aus. Wer sich nicht bis zum vorgeschriebenen Termin hat eintragen lassen, kann nicht wählen. Wann wird gewählt? Gewählt wird am Sonntag, dem 23. Juli, im An schluß an den Hauptgottesdienst bis nachmittags 6 Uhr. Die genauen Wahlterminc und den Wahlort gibt jede Kirchen- gemcinde durch Anschlag bekannt. Wie kann der Urlauber wählen? Vorübergehend Abwesende können ihre Stimme durch ein wahlberechtigtes Mitglied ihrer Kirchengemeinde ab geben lassen, welchem sie eine Vollmacht erteilen müssen. Die Vollmacht muß von einer amtlichen Stelle, auch Pfarrer, Lcgmubigt sein. Die Beglaubigung erfolgt kostenlos. Beteiligung an der Wah! ist Pflicht! Rudolf Heß erläßt folgenden Aufruf: „Achtung! Kirche »wählen! Nationalsozialisten! Jeder, der sich zur nationalsozialistischen Weltanschau- ng bekennt, hat sich bis spätestens 20. Juli 1933 in die öhllisten für die bevorstehenden Kirchcnwahlen ein- „ Uragcn. Die Wahllisten liegen hei den Kircheuaemeindeu aus. Die Beteiligung an der Wahl ist Pflicht!" Die Kanzlei AdolfHitlers teilt mit: „Die von mehreren Seiten, u. a. auch durch Flugblätter, verbreitete Behauptung, Adolf Hitler habe sich von den Deutschen Christen losgesagt, entspricht in keiner Weise den Tat sachen." * »Deulsche Lhriftea an die Awal." Ausruf zur Kirchenwahl. Der Propagandaleiter des Nationalsozialistischen Pfarrerbundes des Gaues Sachsen und Gauredner der NSDAP., Pfarrer Dr. Engel, erläßt zu den am 23. Juli stattfindenden Kirchenwahlen folgenden Aufruf: Die bevorstehenden Kirchenwahlen entscheiden über die künftige Ordnung und Führung unserer deutschen Kirche. Altes will zerbrechen, Neues will sich gestalten. Jeder deutsche evangelische Christ ist gerufen, beim Neubau zu helfen, zu kämpfen für eine Neugestaltung der Zukunft. Wir schließen unsere Kampffront unter dem Namen „Deutsche Christen". Wir sagen den Kampf an dem christusfeindlichen Wesen der Gottlosigkeit und religiösen Gleichgültigkeit. Ein haßerfüllter Ansturm gegen Gott und Christus und seine Kirche ist in den letzten Jahrzehnten erfolgt. Die Glaubensgüter unseres Volkes waren stark umdroht, weite Kreise unseres Kirchenvolkes in völlige religiöse Gleich gültigkeit versunken. Demgegenüber kämpfen wir für eine Erneuerung unseres Volkes aus den Lebenskräften des Evangeliums heraus für das Erbe der Reformation, für Gotteswort und Gotteslehre, für eine lebendige Volkskirche. Dem völkischen Erwachen soll das religiöse folgen. Nich! Volk ohne Kirche oder Kirche ohne Volk, sondern Vock und Kirche soll unsere Losung sein! Wir sagen den Kampf an allem volksfremden Schwarmgcistertum, das Volk und Kirche, Deutschtum und Christentum trennt. Wir weisen von uns den Versuch religiöser Neubildung ohne das Evangelium Mein aus den Kräften des Blutes.