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's Anzeiger. Amtsblatt dis König!. Bcztrlsgmchts md des Raths drr Stadt Leipzig. W 267. Dienstag den 24. September. 1861. Bekanntmachung. Die allhier angekommenen Meßfremden, welche bis jetzt Aufenthalts- Karten nicht abgeholt, so wie diejenigen Emwohner, welche dte bet ihnen logirenden Fremden noch nicht an gemeldet haben, werden hiermit aufge fordert, solches ungesäumt zu bewirken. Hierbei wird bemerkt, daß die Gebühren für Ausfertigung emer Aufent halts-Karte 5 Ngr., und für Visirung eines Paffes 2'j- Nar. betragen. Wer über die gehörig erfolgte Meldung eine Bescheinigung zu erlangen wünscht, hat den Meldezettel doppelt einzureichen und empfängt sodann ein mit dem Stempel des Unterzeichneten Amtes versehenes Eremplar zurück. Leipzig, den 23. September 1861. Das Polizei «Amt der Stadt Leipzig. Metzler. Verhandlungen der Stadtverordneten am 11. September 186i. (Auf Grund des Protokolls bearbeitet und veröffentlicht.) (Fortsetzung.) Während deS Vortrags auS der Regiftrande in der Sitzung vom 11. Septbr. 1861 reichte Herr St.-V. vr. Reclam unter Bezugnahme auf zwei im Tageblatt veröffentlichte, die Nachtheile deS Straßenstaubs für die Gesundheit schildernde Aussätze eine Schrift ein, welche sich auf einen früher von ihm gestellten An trag bezog. Bei der Umfänglichkeit derselben wurde beschlossen vom Vorlesen abzusehen und sie anstatt dessen im Tageblatte zur Kenntniß der Stadtverordneten zu bringen: »Das Collegium der Stadtverordneten hat in seiner Sitzung vom 29. April auf Antrag des Unterzeichneten mit Stimmenein- belligkeit beschlossen: den Rath um Anordnung zweckdienlicher Mittel zur Beseitigung des StaubeS anzugehen, — hat also durch diesen Beschluß zugleich das Ueberhandnehmen deS Staubes in Leipzig öffentlich anerkannt. Im entgegengefttzten Sinne hat sich Herr Stadtbezirksarzt Sonnenkalb in einer Brochüre: »Der Straßenstaub in Leipzig" ausgesprochen. Sei es gestattet, daraus mit wenigen Worten zur Rechtfertigung des früheren Antrag einzugehen." »Zunächst macht sich meines Erachtens eln Widerspruch in jener Schrift darin bemerklich, daß (Seite 20) behauptet wird: eS könne von einer erheblichen Vermehrung des StaubeS in den letzten Jahren nicht die Rede sein, — während auf der fol genden Seite (21) angeführt wird: daß gut angelegte Tagerinnen sehr viel Staub von den Straßen in die Schleußen abführen, so daß der Schlamm der Schleußen auf ungepflasterten Straßen vor zugsweise »auS Steinstaub" bestehe, — »auch habe der Schlamm „aus jenen Schleußen neuerdings nicht mehr, wie früher, zum „Düngen benutzt werden können." »AuS diesen Worten geht also hervor, daß früher der Schlamm als Dünger verwerthet werden konnte, weil er weniger »Steinstaub" enthielt als jetzt; gegenwärtig kann er nicht mehr in solcher Weise benutzt werden: weil dir Mmge drs „Gteinstau des" im Schleußenschlamme zugenommen hat. Das Wasser, wel cheS ln die Schleußen fließt, fuhrt den Steinstaub von der Ober fläche dev Straße dahin; da nun die Schleuß« und da< abfließende Wasser ihre Eigenschaften nicht verändert haben, so ist die Ursache der größeren Menge „Steinstaub" des Gchleußenschlammes in der Uesprungsstelle dieses „Steinstaubes" zu suchen, nämlich auf der Srraße, — und man wird wohl keinen Fehlschluß thun, wenn man aus der Vermehrung des Staubes innerhalb der Schleuß« einen Beweis dafür findet, daß der Staub außerhalb der Schlüße, d. h. auf der Straßenoberfläche sich neuerdings vermehrt habe. Da aber der Straßenstaub nur dann in die Schleuß« abgeführt werden kann, wenn Wasser da ist, d. h. im gegebenen Falle, wenn eS regnet, — und da ferner bei trockenem Wetter der Wind die Rolle de- Wasser- übernimmt und den Staub fortführt, — so muß notwendiger Weise, wenn mehr „Steinstaub" auf der Straßenoberfläche sich befindet und bei Regenwetter in die Schleu ßen geführt wird, bei trockenem Wetter durch den Wind auch eine Vermehrung des StaubeS in der Luft herbeigeführt werden." „Herr vr. Sonnenkalb fährt hierauf fort: Erwägt man aber außerdem, daß Hunderttausende von Quadratfuß in den letzteren Jahren den nicht gepflasterten Straßen >und Plätzen abgewonnen worden sind durch Trottoirs, Tagerinnen, gepflasterte Uebergänge u. s. w. . . . »Er findet hierin den Beweis, daß die Ursache deS Staubes, d. h. der Oberflächenraum ungepflasterter Straßen und Plätze sich gemindert habe. Dieser Beweis würde richtig sein, wenn die übrigen Verhältnisse die gleichen geblieben wären. Die- ist aber nicht der Fall; denn es wurde eine gegen früher ungleich größere stauberzeugende Oberfläche dadurch in Leipzig hergestellt, daß man Gärten und Anlagen in ungepflasterte Straßen und Plätze ver wandelte, welche durch locker aufgeschüttete Steine und Sand zur Staubvermehrung Anlaß geben. Diese staubvermehrende Ober fläche, welche im letzten Jahrzehnte neu geschaffen wurde, dürfte mindestens zehnmal größer sein, als dir durch Pflasterung minder schädlich (nicht unschädlich) gemachte. — Die angeführte Thai sache ist mithin für eine Vermehrung de- Staube- beweisend, nicht für dessen Verminderung. »In der erwähnten Schrift ist der Beweis dafür sogar mit Zahlen geliefert, indem nachgew'esen wird: ,Hrß die hiesige Ge meind« nach dem Jahresbudget von 1850 zur Unterhaltung der makadamisirten Straßen 110 Ruthen Bruchstein in Form von Knack verwilligte, seitdem immer mehr für dleft Ausgaben be durfte, und daß letztere lm Jahre 1860 lediglich zu dem gedachten Amecke 405 Ruthen betrug." — E» geht au- diesen Angaben is '