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WOiMOlKs UM Erscheint jeden Wochentag nachmittags. — Fernsprecher Nr. II nnd 28. — Postscheckkonto Leipzig 23484. — Bankkonten: Stadtbank (Konto 2314), Dresdner Bank Zweigniederlassung Hohenstein-Ernstthal, Commerz- nnd Privat-Bank Zweigstelle Hohenstein-Ernstthal. — Unverlangt cingesandte RcUnige werden nicht zurückgeschickt. — Einsendungen ohne Namens nennung finden keine Ausnahme. UN-AnjAM Bei Konkurs und Zn augSvergleich erlischt jeder Nachlaß» anspruch. Zia Falle höherer Gewalt — Störung des Be triebes der Zeitung, der Lieferanten oder der BesörderungS- einrichtungen — hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder aus Rück zahlung des Bezugspreises. — Erfüllungsort und Gerichts stand: Hohenstein-Ernstthal. Hohenstein-Ernstthaler Zeitung, Nachrichten und Neueste Nachrichten Generalanzeiger für Hohenstein-Ernstthal mit Hütteugruud, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, Rasdorf, Langenberg, Meinsdorf, Falken, Langenchursdorf, Reichen bach, Callenberg, Grumbach, Tirschheim, Kuhschnappel, St. Egidien, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg. Erlbach. Pleißa und Rußdorf. Dieses Blatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen des Stadtrats behörd licherseits bestimmte Blatt. Außerdem veröffentlicht es die Bekanntmachungen des Amtsgerichts und des Finanzamts Hohenstein-Ernstthal sowie der Behörden der umliegenden Ortschaften. Druck und Verlag von Dc. Alban Frisch. Rk.72 "» iMxMWk v« s Dienstag, den 26. März 183S I 1 85. Fähig. FlanbintvmmtnichtvonseinemWorbilbPoincarttos Nie französische Kammer beschließ -en Ba« zweier neuer Linienschiffe nnd Torpedoboote Die passive Luftverteidigung genügt Frankreich nicht Paris, 25. März Ministerpräsident Flaudin hielt am Mon tag abend anläßlich der Einweihung des neuen Rathauses in Vincennes eine Nundfunkan- jprache, in der er u. o. ausführte: Man hat Ihnen angekündigt, daß ich heute abend eine groß« politische Rede halten werde. Ich fürchte, daß Sie eine große Enttäuschung er leben werden. Die Stunde der Gegenwart scheint mir mehr Taten v o r z u f ch r e i b e n als Reden. Wenn Frankreich Vertrauen in sich sek bst hätte, würde iioer die Hälfte der Gefahren, von denen es sich bedroht fühlt, von selbst aus- geschaltet fein. Wollen wir Vertrauen in uns»»» Stlirke soffen! Sie ist viel grö ßer, als Sie sich durch die Brille eines gewissen Pessimismus vorstellen, der vielleicht im übrigen nicht immer auf reine Vaterlandsliebe zurückzu- führeu ist. Ich hätte keine große Sorge, wenn es sich n u r u m u n s e r e m a t e r i e l l e n Kräfte handeln würde. Denn es ist nicht wahr, daß soviel Milliarden, die für die Lan desverteidigung seit 13 Jahren ausgegeben wor den sind, nur vergeblich vergeudet wurden. Ich würde auch nur wenig beunruhigt sein, hinsicht lich unserer moralischen Kräfte. Die Vaterlands liebe ist in der Seele der Franzosen tief verwur zelt. Der Pazifismus, auf den sich einige berufen, und die Friedensliebe würden morgen ebensowenig wie gestern einem A u f - ruf zu den W affen für die Verteidigung des Landes widerstehen. Sorge bereitet mir, daß das 'Ausland unser eigenes Schlechtmachcn ernst nehmen könnte. Die Geschichte wiederholt sich nicht immer in gleicher Weise. Das gebe ich zu. 'Aber glauben Sie, daß der Krieg uns ausgc - zwungen (?) worden wäre, wenn wir im Jahre 1913 und 1914 nicht das Beispiel entfessel ter politischer Leidenschaften und tiefer Ent zweiung unter uns gegeben hätten? Glauben Sie, daß vor 1870 die heftige Propaganda gegen das damalige Regime die I n v a s i o n (!) und die Niederlage nicht vorbereitet hät ten ? Wollen wir uns also in acht nehmen im Hinblick auf die Iahrr 19 3 5 und 1 9 3 6 ! Schon vor zehn Jahre hat Mussolini erklärt, daß sie die entscheidenden Jahre für den Frie den darstellen. Wir wollen also um des Vater landes willen nicht den Schein einer hilflosen Mannschaft auf einem treibenden Schiff geben. Wenn die Republik den Krieg 1914 hat ertra gen müssen, jo ist sie wenigstens siegreich aus ihm hervorgegnngen, und heute wie gestern hat sie verstanden, eine ganze Reihe von Freun den und Bundesgenossen um sich zu scharen, deren Zahl mein hervorragender Mit arbeiter Laval glücklicher- und niitzlicherweise vermehrt. Indem er ihre Zusammenarbeit ent wickelt, weiß er, daß sie mit uns den Frieden Europas garantieren. Gewiß wird niemand ernsthaft behaupten können, daß alles in unseren Einrichtungen vollkommen ist. Aber es trifft n j ch t zu, daß alles schlccht ist, und daß folglich ein Wechsel des Regimes erforderlich :st. Der Weg ist schwer. Aber trotzdem zanken sich die Reisenden. Jeder hat seinen Plan: Erinnert Sie das nicht auch an bittere geschichtliche Ereig nisse? Wenn ich Ihnen einen Ratschlag geben kann, bevor Sie zu den Eemeindewnhlen schreiten, so ist es der: Hüten Sie sich vor dem Geist des Schlechtmachens und der Disziplinlosigkeit. Um aufzubauen, muß man Vertrauen in die Zukunft haben und verstehen, das vorhan dene Material zu verwenden. Hinsichtlich der Gemeindewnhlen wird Ihre Wahl sehr schnell getroffen sein, wenn Sie sich dabei an das Bei spiel der von mir geführten Regierung halten, nämlich, die Union derer, die die Repu blik nicht von Frankreich trennen. Welches Volk gibt uns im übrigen eine gleiche Lehre der Vaterlandsliebe als das Volk, das in dem Glauben, in seiner Integrität be droht zu sein, mit Hingabe seine rote A rmee feiert und mit gerechtem Stolz i m m e r mehr Milliarden für seine Landes verteidigung opfert? Die Jugend, das weiß ich, weil ich sie liebe, hat weder ihren Glauben an die Tugend der Vaterlandsliebe noch an die Mission der Re publik verloren. Die Jugend hat keine Lehren von denjenigen anzunehmen, die die Arbeits losigkeit und den Krieg als ein unvermeidliches Übel geduldet haben. Der Ministerpräsident schloß: Die ungläu bigen Demagogen und Gewinnler sollen schwei gen, vorwärts morgen für die Republik und Frankreich! Die Kammer nahm Montag mit 453 gegen 123 Stimmen das Flottenbauprogramm 1935 an. Das Gesetz ermächtigt den Kricgsmarineminister, vor dem 31. Dezember 1935 ein Linienschiff (nähere Angaben fehlen) und zwei Torpedo boote, sowie zu einem späteren Zeitpunkt ein zweites Linicnsck, iss aus Kiel zu legen und im Rahmen der Haushaltspläne 1935 bis einschließlich 1939 folgende Summen zu verwen den: 785 Millionen Franke» (etwa 150 Millio nen RM.) für das im Jahr 1935 aus Kiel zu le gende Linienschiff, 148 Millionen Franken für zwei Torpodobotte und 132 Millionen Franken für Ersatz- und Rescrveteile dieser Einheiten. Der linksgerichtete Abgeordnete Reynoud warf der Regierung vor, eine Vorlage einge bracht zu haben, die einem überholten Zustande entspreche. Sie sei nusgearbeitet worden, weil die italienischen 35 000-Tonnen-Kreuzer die fran zösischen 26 000-Tonnen-Einheiten übertroffen hätten. Die Italiener hätten sich aber jetzt zur Zusammenarbeit mit Frankreich bereit erklärt. Müßte nicht Deutschland durch seine Erfin dungen Frankreich viel größere Sorgen bereiten? Der Kriegsminister Pie tri bemerkte in einem Zwischenruf: „Die.Deutschland' erregte viel mehr Aufsehen, solange man sie nicht kannte, als jetzt, nachdem man sie kennt." Reynoud erwiderte: Was werde die Re gierung tun, wenn Deutschland den Bau dieser Schlachtschiffe zum Vorwand nehmen würde, um ein Schiff zu bauen, das jegliche Er wartungen übertreffe? Der Berichterstatter des Marineausichusscs bemerkte, daß die französische Regierung die Möglichkeit hätte, diese Annahme beim Bau des zweiten Linienschiffes zu berücksichtigen. * Die französische Kammer verabschiedete wei terhin mit 451 gegen 11 Stimmen den Gesetzes- Vorschlag über die Organisierung der passiven Luftverteidigung, wonach der Staat 99. v. H. der Kosten für den Bau von bombcn- und gassicheren Unterständen trägt, während die Gemeinden sich mit 1 v. H. zu beteiligen haben. Der Vorsitzende des Verwaltungsausschusses der Kammer wies in der Begründung zu dem neuen Gesetz auf die Maßnahmen hin, die kn Sowjetrußland und Deutschland zum Schutz» der Zivilbevölkerung gegen Gasangriffe getroffen worden seien. Die Welt misse, daß Frankreich niemals einen Krieg erklären werde. Man müsse aber leider mit der Möglichkeit rech nen, angegriffen zu werden. Der ehemalige Luftfahrtminister Pierr» Cot erklärte in seiner Eigenschaft als Bericht erstatter des Luftfahrtausschusses, daß das Gesetz so schnell wie möglich verabschiedet werden müss», da es sich um eine Maßnahme der Landesvertei digung handele. Der Luftfahrtausschuß sei jedoch der Ansicht, daß die passive Verteidigung im Luftkrieg keine große Wirksamkeit habe. Die aktive Verteidigung sei die einzig wirksame Verteidigung. Daher sei der Luftfahrt ausschuß der Ansicht, daß die Flugzeugab wehr-Artillerie und die gesamte aktiv« Verteidigung in der Hand des Luftfahrtminister» zusammengefaßt werden müßten. zerlsetzung derdeutsch-englischenBeshrechungen Elac » e H u a k m ? l d » n a Berlin, 26. März Am Dienstag um 10.15 Uhr vormittags wur den in der Reichskanzlei die Besprechungen mit den englischen Regierungsvertretcrn im gleiche» Kreise aufgenommen und fortgesetzt. Kein polnischer Protest Besprechung des polnischen Botschafters mit de« Reichsaußenministcr Berlin, 25. März Der polnische Botschafter Lipski hat am Sonnabend, dem 23. Mürz, den Reichsaußenmk» Schcrl-BiwmMerndicnst Die englischen Gäste beim Verlassen der Reichskanzlei nach der ersten Besprechung beim Führer. Von links Sir John Simon, Obergruppenführer Brückner, der Adjutant des Führers, Lord- sicgclbewahrer Eden, Neichsoußenminister Freiherr von Neurath und Sir Eric Phipps, der englische Botschafter in Berlin. nister Frciherrn von Neurath aufge sucht, um mit ihm die gegenwärtige internatio nale Lage zu besprechen, wie sie sich auf Grund der letzten Ereignisse entwickelt hat. Die in der Auslandspresse aufgetauchte Be hauptung eines Protestes der polnischen Regie rung gegen das Reichsgesetz vom 16. März ist völlig unzutreffend. Wassensunde »et Nanztger SeMemlratm Danzig, 25. März Am Sonnabend abend hielt die Danziger Sozialdemokratie im Lokal Viktoriagarten i» Zoppot eine Wahlversammlung ab, bei der «» während der Versammlung schon zu Störungen kam. Nach der Versammlung hielt die Polizei überraschend eine Razzia. Sie durchsuchte 120 Angehörige und Wahlordner der Sozialdemo kraten. Das Ergebnis dieser Untersuchung war überraschend, obwohl ein Teil der Gestellten sich vorher der Wassen zu entledigen versuchte. E« wurde u. a. von der Polizei eine Pistole, ein« llbungshandgranate, die als Schlaginstrument benutzt wurde, 2 6 Keulen und Totschlä ger, ferner Gummiknüppel und Stahl- ruten bei den Durchsuchten vorgefunden. D» diese Bewaffnung einen Verstoß gegen das Miki- tärgesetz darstellt und sich jeder, der bewaffnet zu einer Versammlung kommt, einer Gesängni»- I strafe nicht unter drei Monaten aussetzt, must- sten 13 Personen sofort verhaftet werden.