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W eiftntz -Zcitmis Amtsblatt für die Königliche UmLshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein „Welßeritz.Zeltung" erscheint wöchentlich drei mal: DienStag. Donners- t«g und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 1V Pfg. — Alle Postan- stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Inserat«, welche bei d<» bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden« werden mit 10 Psg- di« Spaltenzetl« oder oerm Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechet«» dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Lheile, die Spaltenzeil« 20 Pfg. Verantwortlicher Redacteur: Paul Ikhnc in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jllustrirteu Unterhaltungsblatt." Mit land- «nd hauSwirthschastlicher MonatSbeilage. Nr. 129. Dienstag, den 1. November 1892. 58. Jahrgang. Abonnements auf die „Weißeritz-Zeitung" für die Monate November und Dezember nehmen alle kaiserlichen Postanstalten, Briefträger, unsere Zeitungsboten und die unterzeichnete Expedition entgegen. Inserate werden in unserer Expedition und in allen unseren Annoncen-Annahmestellen angenommen und finden die weitgehendste Verbreitung. Die Expedition der „Weißeritz-Zeitung". Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, l. November. Heute sind es genau lO Jahre gewesen, daß das Dampfroß auf glattem Schienenwege uns mit dem Weltverkehr in Verbindung gebracht hat. Nachdem am 30. Oktober 1882 die festliche Einweihung der Theilstrecke Hains berg-Schmiedeberg stattgesunden und das Reformations fest als Ruhetag gegolten hatte, wurde am 1. No vember 1882 der öffentliche Verkehr eröffnet und seitdem ohne wesentliche Störungen bis heute foctgesührt. Nur einmal, im Dezember 1886, war wegen des Schneefalls der Verkehr auf einige Tage unterbrochen. Von größeren Unglücksfällen und sonstigen Betriebsstö rungen ist unsere Sekundärbahn unter der gewissenhaften Pflege des Herrn Bahnverwalters Puruckherr glück licherweise verschont geblieben. Nachdem das letzte Stück Schmiedeberg-Kipsdorf dem Verkehr übergeben worden ist, hat sich unser bescheidener Schienenweg als beliebte Touristenstraße bewährt und unter den Se kundärbahnen einen guten, bisweilen aber besten Er trag geliefert, so daß sich deutlich herausgestellt hat, daß man die Bedeutung der Bahn vor ihrer Erbau ung seitens der maßgebenden Baubehörde weit unter schätzt und sie zu dürftig auSgestattet hatte, wes halb sich Erweiterungsbauten nölhig machten. Freilich zu einer Bahnhossuhr haben wir es hier heute noch nicht gebracht, und die Hoffnung, daß als Geburts tagsgeschenk eine einlausen würde, ist nicht in Erfüllung gegangen. Umsomehr wollen wir das Kindletn an seinem 10. Geburtstage der Gunst seiner hohen Gönner warm empfohlen haben, ihm auch den fort währenden Schutz des Höchsten wünschen, daß, je mehr es an Jahren zunimmt, umsomehr Segen von ihm ausgehen und es vor Gefahr und Unfall bewahrt bleiben möge. — Nächste Mittwoch, an welchem Tage auf unserer Bahn ein Theaterextrazug verkehrt, wird ini Altstädter Hostheater die Oper „vie Folkunger" und im Neustädter das Lustspiel „Großstadtluft" gegeben werden. — Von der am Montag vor. Woche abgehaltenen Bezirksversammlung ist beschlossen worden, mit Rück sicht auf ihre Frequenz vom Jahre 1893 ab die Ver pfleg-Nebenstation Waltersdorf aufzuheben. S Glashütte. Der am Donnerstag und Freitag herrschende Südsturm hat neben verschiedenen kleinen Schäden auch einen größern verursacht, indem er in der Nacht zum Freitag den an das Wohnhaus angebauten Schuppen des Gutsbesitzers Ed. Fischer hier einriß. — In nächster Zeit wird ein junges Mädchen aus Ostpreußen, das die Uhrmacherei erlernte und bereits einige Jahre als Gehülst» arbeitete, als Schülerin in die deutsche Uhrmacherschule eintreten. Es ist das wohl der erste Fall in Sachsen, daß in eine lediglich für die männliche Jugend bestimmte Fachschule eine junge Dame ausgenommen wird, und dürste dieser Fall, dem eine gewisse Berechtigung nicht abzusprechen ist, in Zukunft auch nicht vereinzelt bleiben. 4 Poffendorf. Nächsten Sonntag und Montag wird in unserer Parochie das Kirchweihfest gefeiert werden. Die Musikfreunde hiesigen Ortes und der Umgegend haben am Montag Abend Gelegenheit, im Saale des Schumann'schen Gasthofes ein Concert, ausgesührt von der Kapelle des Grenadierregiments Nr. 101 unter Leitung ihres Dirigenten Herrn L. Schröder, zu hören. - Hänichen. Laut behördlicher Anordnung wird für den erkrankten Lehrer Herrn Dittmann, welcher sich z. Z. in Dresden in Pflege befindet, der Schul unterricht von anderen Lehrern ertheilt. Colmnitz. Ucber den in vorigen Woche hier ver übten Mord bringt der „Th. A." folgenden einge henden Bericht: Der in Colmnitz wohnende 44 Jahr alte Hausschlächter Oswald Gehlert, welcher getrennt von seiner Ehefrau lebte und vier Kinder hinterläßt, hatte am Montag Abend noch lebensfroh einige Stunden in der Schankwirlhschust von Dietze verbracht, welche er in Gesellschaft seines 22jährigen Sohnes verließ. Da G. am Dienstag Vormittag seiner gewöhnlichen Be schäftigung nicht nachging, so forschte man nach der Ursache und fand ihn todt in seiner Stube vor. Nach dem der herbeigerufene Gemeindevorstand die Thalsache eines unnatürlichen Todes festgestellt hatte, versiegelte er die Wohnung und meldete den Vorfall sofort durch Eilboten der Königlichen Staatsanwaltschaft zu Frei berg. Nachmittags 4 Uhr war dieselbe zur Stelle. Die angestellten Erörterungen führten zu einem Ver höre des 22jährigen Sohnes. Dieses Verhör ergab, daß der junge Gehlert die Nacht zum Mittwoch in Gesellschaft zweier Gendarmen verbringen mußte. Die am Mittwoch vorgenommene Oeffnung der Leiche er gab, daß mehrere starke Rehposten in die linke Brust seite cingedrungen waren und Herz und Lunge durch bohrt hatten. Weitere Nachforschungen förderten einen Papierpfropfen zu Tage, welcher unzweifelhaft in dem Gewehre, welches zu dem tödtlichen Schüsse gedient hatte, benutzt worden war. Der Pfropfen erwies sich, entfaltet, als aus einigen Blatt Papier bestehend, die einem Rechenbuch entnommen waren. Bei einer Durchsuchung der Wohnung des Sohnes fand sich ein älteres Schulrechenbuch vor, in welchem die vorgefun denen Blätter fehlten. Auf diesen Fund hin verfügte der Staatsanwalt die Verhaftung des jungen Mannes. Derselbe wurde am Mittwoch mit dem um I Uhr in Klingenberg abgehenden Zuge nach Freiberg in Unter suchungshaft abgeführt. Das Gewehr, aus welchem der tödtliche Schuß abgegeben worden ist, konnte bisher nicht zur Stelle geschafft werden. Der junge Gehlert, welcher in der letzten Zeit bei seiner in Colmnitz wohnenden Mutter Wohnung genommen hatte, betrieb gleich seinem Vater das Fleischergewerbe. Zu der Trauerfeierlichkeit, welche Freitag Nachmittag 3 Uhr stattsand, hatten sich viele Leidtragende, Be kannte und Freunde eingefunden. Gehlert war ein beliebter Mann, wenn auch sein Wesen etwas geradezu war. Er wird als ein grundehrlicher Mann geschildert. Neben seiner Hausschlächterei trieb er etwas Handel. — Wie bei ernsten Sachen mitunter auch heitere Szenen unterlaufen, so ereignete sich auch anläßlich des Mordes in Colmnitz ein urkomischer Fall. Durch die Neugier geplagt, waren IS bis 20 Einwohner aus ein Schuppendach gestiegen, um in das Stübchen sehen zu können, in dem die Leiche des Erschossenen lag. Diese Last konnte das altersschwache Dach nicht ertragen und mit einem lauten Krach befanden sich sämmtliche Neugierige in dem darunter befindlichen Backofen, dessen Decke mit durchschlagen worden war. Für Spott und Hohnreden brauchten die Durchge fallenen nicht zu sorgen. Dresden. Auf ergangene Einladung werden der Präsident Les evang.-luth. LandeSkonsistoriums v. Zahn und der Vizepräsident Oberhofprediger v. Meier sich nach Wittenberg begeben, um die Sächsische Kirchen regierung bei der am 31. d. M. daselbst stattfindenden Feier der Einweihung der erneuerten Schloßktrche zu vertreten. — Mit dem beginnenden Winterhalbjahr wird die Oekonomische Gesellschaft im Königreich Sachsen zu Dresden wieder ihre Vortrags-Versammlungen ab halten. Da die dabei zur Besprechung gelangenden Themata zumeist wichtige landwirthschaftliche Fragen bez. Gegenstände behandeln, zu deren Erörterung sich auf dem betr. Gebiete hervorragende Fachmänner be reit erklärt haben, so werden die Landwirthe Sachsens, welche noch nicht Mitglieder dieser Gesellschaft sind, sich aber für deren Bestrebungen interessiren, auf diese Vortrags-Versammlungen, gleichzeitig aber auch auf die vortheilhaften Einrichtungen der Geschäftsstelle, be sonders darauf aufmerksam gemacht. Den ersten Vor trag in diesem Winterhalbjahr wird vr. H. SuchSland- Halle a. S. Freitag, den 4. November, Nachmittags 4 Uhr in der Deutschen Schänke zu den „Drei Raben" Marienstraße Nr. 20 in Dresden halten über: „Zur Frage der Reform des Hagelversicherungswesens iu Deutschland." Eintrittkarten zu diesem Vortrage sind für Nichtmitglieder in der Kanzlei der Oekonomischen Gesellschaft im Königreich Sachsen (Wiener Straße Nr. 13 II.) während der Vormittagsstunden von 9—12 Uhr kostenlos zu entnehmen. Durch Mitglieder eingeführte Gäste sind jederzeit willkommen. — Am Loschwitz-Blasewitzer Brückenbau wird jetzt sehr rüstig gearbeitet, so daß man hofft, bis Januar nächsten Jahres die Brücke dem Verkehr über geben zu können. Dies ist aber nicht nur für den Verkehr während des Winters wünschenswerth, sondern auch für den Fall eines starken Eisganges nothwendig. Durch die vielen in's Flußbett eingerammten Pfähle kann bei einigermaßen starkem Eisgang eine Verstopfung und Eisstauung eintreten. Nachdem die Verbindung der Eisentheile hergestellt ist, wird voraussichtlich auch bald der hölzerne Unterbau in der bisherigen groben Ausdehnung verschwinden und die beiden Durchlässe verbreitert werden. Dies würde der Schifffahrt eben falls zu Gute kommen. Pirna. Nachdem in letzter Zeit wiederholt bei der Untersuchung von Schweinen im Schlachthofe Trichinen gefunden morden sind, hat der Stadtrath beschlossen, im Hinblick auf die abgewendete große Gefahr dem Trichinenschauer eine außerordentliche Be lohnung zuzuerkennen, demselben auch in Zukunft für jeden Fall der Auffindung von Trichinen eine im Voraus festgesetzte Belohnung von fünf Mark zu ge währen. Gottleuba. Unser aufblühender Badeort kann mit der Zahl der Kurgäste und Sommerfrischler, welche in diesem Jahre hier geweilt haben, wohl befriedigt sein. Nach dem Weggange der letzten Gäste, welche Ausgangs September und auch zu Anfang Oktober zu uns kamen, konnte man erst einen Ueberblick gewinnen. Es beziffert sich die Zahl auf 484, eine «summe, welche während des Bestehens des BadcetabliffementS noch in keinem Jahre erreicht worden ist. Sommer freunde, welche 1—5 Tage hier wohnten oder in dem nahen Hartmannsbach Aufenthalt nahmen, sind nicht mit gerechnet. Königsbrück. Unfern Schwebnitz ist dieser Tage ein mächtiger Steinadler vom dortigen Neviersörster geschossen worden. Der Raubvogel hatte eine Flügel spannweite von 2 m 40 em. Zittau. Am 10. Sept. d. I. früh 2 Uhr wurde der Wirthschaftsbesitzer E. G. Pfeifer in Hain, als