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A-orker Wochenblatt. — 1 U11.. > -"E M L t t h e i l u n q e n über örtliche und vaterländische Angelegenheiten. Vierzehnter Jadrgang. Preis für den Jahr^lln^ bei Brsttttvng i>on der Post: 1 Tkater, brr Kestellemg Blatt»« durch BotengüegenHelt: 2» Neugroschea. 18. Mittwoch, » Mai. 1849. Sachsens Staatshnuchalt. V. Di< Civilliste des Königs. Im ver'gen Blatt« haben wir dir Einnahmen rmd Aufgaben unseres LaodeS, oder vielmehr unserer Negierung idenn daß dem Lande, dem Volke gar wenig davon zu Gute kommt, wird sich immer klarer Herausstellen, je genauer wir die Sache betrachten- im Ganzen gesehen, jetzt wollen wir die einzelnen Ausgaben, ihre-Nutzlichkeit und Rothwendigkeit der Meide nach prüfen, und müssen dabei vor allem An dern der Finanzksmmissisn unsres jetzigen Landtages dankbar gedenken, welche durch eine sehr mühsame und ^untaugliche Arbeit Lickt in kiese so wichtigc"Ang«le- genkeit warf, die man bisher aus guten Gründen dem Volke gegenüber immer in einem gewissen Dunkel ließ. Es war nämlich hergebracht, daß das Ministerium den Kammern immer nur auf Z bis 4 Seilen eine ganz kurze Uebcrsichk der Einnahmen und Ausgaben verlegte, und eben so hergebracht war >eS, daß die Kammern das Alles glaubten und überall „Ja" sagten; bestanden dock die Kammern fast ausschließlich nur aus Leuten, die ihren Vor:keil in einer solchen Wirtkschatt sanden. Es verstand sich von selbst, daß das Volk die Einnahmen aufbriugen mußte, für die Ausgaben sorgten dann die Minister und ihre guten Freunde, und so lebte daö Ganze gar lange in Freundschaft und Liebe mit einander fort, bis endlich die Marzrevolution und in diesem Jahre der neuer- wadlle Landtag kam, welcher di» ganze rührende Ein tracht dadurch zerstörte, daß fier ein unbescheidenes grelles Lickt in den stillen, geheimnißvollen Herzens, bunb zwischen dem unbedingten Unterthancnvertraucn und der erleuchteten väterlich beglückenden RegierungS- Weisheit warf. Auch unser voriges Ministerium suchte hier, wie in so vielen andern Dinge», Alles hübsch beim Alten zu lassen, und bracht« der Kammer nur eine neue, vermehrte Auflage der früheren Vor lagen über den Staatshaushalt. Der Finanzausschuß jedoch hatte andre Ansichten über diese Angelegenheit, glaubte, daß vor Allem das Volk das Recht habe, sich genau über die Rothwendigkeit und Zweckmäßig keit der von seinem Gelbe bestrittenen Ausgaben zu unterrichten und dann zu entscheiden, ob eS sie wirk lich, als lein wahres Wohl fördern, anerkennen und noch ferner bewilligen wolle. Deshalb Hal der Fin anzausschuß eine sehr genaue, ausführliche Liste sämmr- lichcr Einnahmen und Ausgaben angefertigt, welche uns Gelegenheit gi«bt, di« Verwendung der Äcaats- gelber genau kennen — und bewundern zu lernen. Sehr unangenehm schien eS der Regierung ge wesen zu sein, daß sich die Kammern nicht sogleich bereit erklären wollten, den vorgelegten Staatshaus halt zu billigen und die Steuern zu bewilligen; war doch, wie das Wohl jetzt Jedem klar sein wird, die Steuerverwillignng der einzige wahre Zweck der Ein berufung der Kammer», hatten sie den erfüllt, so konn ten sie g«lrost wieder ihrer Wege gehen, die Regier ung hätte sie gewiß nicht aufgehaltcn. Statt dessen aber wollten sie AUeS genau prüfen, bewilligten des halb die Steuern nur bjs Ende April, und-gaben un- terdeß dem Ministerium fortwährend eine Menge unangenehmer Dinge anzuhvrcn, von denen es Nichts wissen will, wie: allerlei Anträge auf Verbesserungen, Vorwürfe, daß das Richtige nicht gethan wird, Miß trauens,rklärungen rc. Noth lehrt beten, und eine alte Erfahrung ist es, daß, so oft die Fürsten oder ihre Regierungen Geld vom Lande haben wollen, sie plötz lich von einer ungemein rührenden Zärtlichkeit für die Armen und Bedrückten ergriffen werden. Diesen abgenutzten Pfsiff hat auch unsere Negierung ange. wendet,, als sie vor Kurzem in einer sehr ernsthaften Zuschrift an die Kammern forderte, sie sollen ohne weiteres Weigern die Steuern bis Ende des JabreS bewilligen — oder sic würden die Steuern auch ohne Bewilligung sorterhebcn. Dabei weist sie mit väterlicher Besorgniß auf die öffentlichen Arbeiten hin, behauptend, die alle müsten stille stehen und die da bei Beschäftigten würden brodlos und unglücklich, wenn die Kammern nicht sogleich die wohlgemeinte War nung beherzigten. DaS soll die bei den öffentlichen Arbeiten Beschäftigten gegen die Kammern aufbrin gen, wird aber vermulhlich seinen Zweck verfehlen, denn einerseits ist das Volk wohl überzeugt, daß kv: von ihr se lbstgew ä h lte n Kammern jedenfalls -.i.i-r