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-i/» 8 Erscheint jeden Wochentag Abends >/,7 Uhr für .Uv andern Tag. Preis vierteljährlich 2 Mark 2b 1 E,'— e*-* zweimonatlich 1 M. bO Pf. und eimnonatlich 7d MißergerMME md Tageblatt. Amtsblatt für die königlichen nnd städtischen Behörden zn Freiberg und Brand. Verantwortlicher Redakteur: Julius Braun in Freiberg. den 3*?' Jahrgang. —— - - d werden bis Vormittag I I Uhr angenom- l Hs Donnerstag, den 11. Juni. undb^^ lood. Jahrestages, er ein Raub Ulen Denen, ch Rettung üederaufbau zur Seite welche uns men, meinen szusprechen. Lenker all« allmächtige» ider andnen iren. 885. Haftsbesitzer. henBlumen- ha bei ihrn st, versichert irnnert. Ulk owie für den Begräbnissk d Frau. Z85. Aalte t Kindern. iden hierdurch estern Abend ;e E-Mtt«- eiden an Ge- t. ibniß an 85. geb Franke. >85. e Lange. gute Mutter tu im Alter folgte unser Bruder ge >en m einem >or 17 Tagen Gattin und ich. ge. Großmutter, autter -Amtmann . Löbel e, den 8. Juni eritzsch sansi md Bekannten nur hier- rbliebenen Giesenstcin, esden. mds -/.8 Uhr, m Tivoli. inmanVo. 20,g «k. 12,, An Der Zusammenbruch des Kabinets Gladstone. Von dem Ministerium Marlborough wird erzählt, daß es unter der Regierung der Königin Anna von England nach zahlreichen ruhmvollen Erfolgen durch ein Glas Wasser gestürzt worden. Vielleicht berichten künftige Ge schichtsschreiber Aehnliches von dem Kabinet Gladstone, das unter dem Regiment der Königin Viktoria, nachdem es zahl lose Stürme siegreich abgeschlagen, durch die Branntwein flasche zum Fallen gebracht wurde. Auch in anderen Ländern, nicht nur in England, sind die konservativen Parteigänger abgesagte Feinde jeder Erhöhung der Brannt weinsteuer; jedenfalls konnte es bei den jetzigen Verhält nissen die Volksthümlichkeit der englischen Konservativen nur vermehren, daß dieselben sich entschieden gegen die von dem Schatzkanzler Childers voraeschlagene Erhöhung der Whisky steuer erklärten, sich für bas Lieblingsgetränk des armen Mannes als Vertheidiger aufwarfen und der Regierung riethen, lieber die Wein- und Champagner-Zölle zu erhöhen. Es liegt aber auf der Hand, daß nur die höhere Be steuerung von Massenbedarfsartikeln dem Schatzkanzler die Mittel schaffen kann, welche für Verzinsung und Tilgung der um 9 Millionen Pfund Sterling (180 Millionen Mark) neuerdings erst gestiegenen englischen Staatsschuld erforderlich sind. Die Mehrheit des britischen Volkes ist aber innerlich empört darüber, daß die moralische Niederlage, die seiner Regie rung von Rußland in Zentralasien zugefügt wurde, völlig unge sühnt blieb und daß seine Steuerlast nur zu dem Zweck gehäuft wurde, mit dem Säbel zu rasseln und dann muthig zurück zuweichen. Unter den 264 Unterhausmitgliedern, welche bei der zweiten Lesung des Budgets die von dem Schatzkanzler Childers geordnete Einstellung der Einnahmen mißbilligten, waren durchaus nicht nur konservative Gegner des Kabinets, sondern zahlreiche englische Liberale, die über die dem Nationalwohlstand ohne allen Nutzen zugefügten Riesen nachtheile mit dem Ministerium Gladstone gründlich zer fallen sind. Wie wir gestern unter Depeschen mitthcilten, hatte die Regierung aus der Abstimmung über diesen Budgetpostcn eine Kabinetsfrage gemacht, so daß nach der mit einer Mehrheit von 12 Stimmen erfolgten Verwerfung der Vor lage der Rücktritt des Ministeriums erfolgen mußte. Dazu konnte sich der zähe greise Premierminister Gladstone, trotz der bisherigen parlamentarischen Praxis, nicht sogleich ver stehen, weÜ er unter den Opponenten zahlreiche frühere Anhänger erblickte, von denen er annehmen mußte, daß sie bei nochmaliger reiflicher Wahl zwischen Branntweinsteuer erhöhung oder Verdrängung des liberalen Kabinets anders urtheilen würden. Der leitende Staatsmann beantragte des halb zunächst eine vierundzwanzigstündige Vertagung der Sitzung und gewann so Frist zu Erörterungen, ob nicht eine Rekonstruktion des liberalen Ministeriums und Ausscheidung einzelner Mitglieder genügen könnten, die Krisis zu be seitigen. Wenn aber auch das Staatsschiff durch das Ueberbordwerfen der beiden radikalen Kabinetsmitglieder Chamberlain und Dilke auf kurze Zeit wieder flott werden sollte, kann Gladstone trotzdem nicht hoffen, den Sturm auf lange Zeit hinaus beschworen zu haben. Nach einem solchen Ministcrwechsel würden sämmtliche radikale Unterhaus-Mit glieder gegen die Regierung stimmen und deren Anhang im Parlament zur Minorität zusammenschmelzen. Was der welterschütternde Streithandel mit Rußland begann, das vollendete der innere Zwist über die Verwal tung Irlands, den Zusammenbruch des Kabinets Gladstone, das, in sich uneins, den Boden im Parlament ebenso ver lieren mußte, wie es schon vorher durch seine fehlerhafte auswärtige Politik den Boden im englischen Volke verloren hatte. Zu der letzteren Thatsache hat der bisherige Ver treter Englands bei der afghanischen Grenzregulirung, Sir Peter Lumsden, nicht wenig beigetragen. Der General, welcher bei seiner am 6. d. erfolgten Ankunft in England von der Bevölkerung warm begrüßt wurde, hat sich auf seiner Reise Berichterstattern der Presse gegenüber über die zentralasiatische Frage in einer Weise ausgesprochen, wie dies offizielle Persönlichkeiten in Bezug auf schwebende Fragen in der Regel nicht zu thun Pflegen. In den eng lischen Regierunoskreisen hält man dieses Vorgehen Lumsden's für eine grobe Taktlosigkeit, die ihm nicht sobald verziehen werden dürfte. Abgesehen davon verdienen die russenfeind lichen Auslassungen des Generals nur eine sehr bedingte Beachtung, denn er hat sich in dem eben seiner Lösung zu- kehenden Konflikte zwischen England und Rußland sehr schlecht bewährt, wenig Scharfblick, wenig diplomatisches Geschick, ja selbst wenig von jener höheren Einsicht, die Männem in hohen leitenden Stellungen unentbehrlich ist, an den Tag gelegt. Gerade jetzt aber, wo es sich um die Deckung der für die nutzlosen militärischen Vorbereitungen Englands aufgewendeten 180 Millionen Mark handelt, schadet Lumsdcns wegwerfendes Urtheil über seine ministe riellen Auftraggeber diesen unendlich in der Volksmeinung. Statt aber dieser sichtlichen Gefahr gegenüber sich enger zusammenzuschaaren, haben noch am Tage vor dem jubelnden Empfang Lumsdens zu Charing Croß in London die eng lischen Minister sich in einer vierstündigen stürmischen Kabinetssitzung ausschließlich über die geplante Verlänge rung der irischen Verbrechen-Vorbeugungs-Akte herum gestritten. Es mag ja liberale Staatsmänner peinlich berühren, einen großen Theil des Landes mit drakonischen Ausnahme gesetzen verwalten zu müssen, aber dieser Nothwendigkeit dursten sie sich kaum verschließen, nachdem erst bei dem letzten Besuch des englischen Thronfolgerpaars nur mit Hilfe dieser Ausnahmegesetze die häßlichsten Ausschreitungen verhindert werden konnten, nachdem ferner die irische National partei mehr und mehr in den revolutionären Ton zurück verfiel. Der Vizekönig von Irland, Lord Spencer, reiste vor wenigen Tagen eigens zu dem Zweck nach London, die Regierung zu beschwören, die irischen Ausnahmsmaß regeln fortbestehen zu lassen, denen er allein die Abnahme der agrarischen Verbrechen zuschreibt. Der Minister Glad stone hat sich schließlich selbst überzeugt, daß er die irischen Abgeordneten durch eine mildere Behandlung ihres Heimath- landes doch nicht in zuverlässige Anhänger umwandcln kann; die letzten Tage haben ihm aber auch gezeigt, wie es um die Bundesgenossenschaft zwischen den englischen Liberalen und Radikalen bestellt ist. Er sieht am Abend seines Lebens die bisherige liberal-radikale Parlamentsmehrheit zerfallen und hat höchstens die Genugthuung, daß selbst seine bisherigen konservativen Gegner über seinen Rücktritt bei dem jetzigen verwirrten Stand der Dinge mehr bestürzt als erfreut schienen. Dem neuen konservativen englischen Ministerium gegenüber würde Rußland Wohl noch mehr Schwierigkeiten bei Regelung der afghanischen Grenzenfrage machen, Irland aber sehr leicht offenen Widerstand entgegen setzen. Die Erbschaft Gladstone's ist demnach wenig be- neidenswerlh. Von den Londoner Blättern glaubt trotzdem nur „Daily Telegraph", daß die Konservativen sich weigern werden, die Regierung zu übernehmen. Die „Pall-Mall-Gazette" schreibt aber, das Ministerium Gladstone habe aufgehört zu leben, selbst wenn eine Neubildung stattfände; die seit 1880 bekannte Form könne nicht wiederkehren. Lord Salisbury werde die Staatsleitung übernehmen, falls seine Partei sein Programm billige und die liberale Majorität werde ge zwungen sein, ihn zu unterstützen. Die „Saint James Gazette" räth den konservativen Führern die Leitung an und der „Globe" glaubt, Salisbury werde vor der an ihn herantretenden schweren Aufgabe nicht zurückschrecken. Die große Tragweite eines Kabinetswechsels in England unter den gegenwärtigen Umständen wird allgemein anerkannt. Hier sei nur noch daran erinnert, daß Gladstone und mit ihm die liberale Partei am 26. April 1880 wieder an's Ruder kam, so daß diese Negierungsperiode der liberalen Partei wenige Wochen über fünf Jahre gedauert hätte. Schwer gefährdet war das Regiment Gladstone's schon seit Ende des Jahres 1883, als die üblen Folgen seiner Be handlung der egyptischcn Angelegenheit zu Tage zu treten begannen. Mehrere Tadelsanträge unterlagen schon wäh rend der ersten Hälfte des vorigen Jahres nur gegen eine geringe Majorität, so daß cs nur noch eines kleinen An stoßes bedurfte, um den morschen Bau zu stürzen. Tagesschau. Freiberg, den 10. Juni. Die Nachricht, daß auf Anordnung der deutschen Re gierung der deutsche Avisodampfer „Pommerania" einer eng lischen Flottille das Handwerk gelegt hat, bei der Insel Nor derney unberechtigt Fischerei zu treiben, erfüllt die Bewohner schaft der ganzen deutschen Nordseeküste mit hoher Befriedigung. Was sich dort bisher die englischen Fischer herausgenommen haben, ist bisher nur zum kleinsten Theil bekannt geworden. Die Reichsregierung ist entschlossen, dem Treiben der englischen Fischer an unserer Küste mit unnachsichtlicher Strenge zu be gegnen und sollen die der Seepvlizei zur Verfügung gestellten Schiffe demnächst noch vermehrt werden. Der Kutter „Pet" aus London ist am Sonnabend von der „Pommerania" beim Fischen in der Nähe von Norderney erwischt, in's Schlepptau genommen und in der Nacht zum Sonntag nach Wilhelms- Hafen bugsirt worden. Der in Arrest abgelieferte Kutter „Pet" ist ein schönes kräftiges Fahrzeug und macht einen sehr ge diegenen Eindruck, während das schon vorher auS gleichem Grunde nach Wilhelmshafen geschaffte englische Schiff „Scheine* ungemein verwahrlost aussieht. Die beiden Fahrzeuge ge hören überdies verschiedenen Gesellschaften an. Der Kapitän der „Pet" ist sofort in Haft genommen und dürfte schon ge richtlich vernommen sein; desgleichen sind dem Fahrzeuge sämmtliche Fischgeräthe abgenommen worden. Als Beitrag zu der braunschweigischen Angelegenheit gilt die Botschaft aus Ischl, daß der dort verweilende Großherzog von Mecklenburg-Schwerin und seine Gemahlin in regstem persönlichen Verkehr mit dem Herzog nnd der Herzogin von Cumberland stehen. Am vergangenen Dienstag machte die Her zogin von Cumberland von Gmunden aus einen Besuch bei den mecklenburgischen Herrschaften, am Donnerstag wiederholte sie den Besuch in Gemeinschaft mit ihrem Gemahl, und am Sonntag fuhren der Grobherzog und die Großherzogin zum Gegenbesuche nach Gmunden. Diese persönliche An näherung würde für die Instruktion der bundesräthlichen Stimmen Mecklenburgs in der braunschweigischen Erbfolgefrage um so bedeutungsvoller erscheinen, wenn sich die Behauptung der „Germania" bestätigen sollte, daß Sachsen entschlossen sei, gegen den Anttag Preußens auf Ausschließung des Herzogs von Cumberland von der Thronfolge in Braunschweig zu stimmen. Die „Germania" giebt freilich diese Nachricht vor sichtigerweise „unter aller Reserve" wieder. — Der deutsche Bundesrath will seine Arbeiten doch noch bis in den Anfang des Monats Juli ausdehnen. Neu eingegangen ist der Anttag Sachsens aus Verlängerung des kleinen Belagerungszustandes über Leipzig und Umgegend vom 28. Juni d. I. bis zu demselben Tage 188K. Allem Anschein nach wird sich die Entscheidung über den preußischen Antrag zur braunschweigi schen Thronfolge noch einige Wochen Hinziehm. Der zum Gesandten Braunschweigs in Berlin designirte Herr v. Cramm- Burgsdors wird dort erst Mille Juli eintreffen, nachdem der Bundesrath zur braunschweigischen Frage Stellung ge nommen hat. Der jetzt in Frankfurt a. M. tagende deutsche Feuerwehr ausschuß beschloß, daß im Jahre 1888 der deutsche Feuer wehrtag in Hannover abgehalten werden solle. Der seitherige Präsident des Verbandes, Jung in München, legte seine Stelle nieder, und wurde Ritz-Dresden mit der Führung der Geschäfte betraut. Da Jung Gegenstand heftiger Angriffe gewesen, die sich namentlich gegen dessen Geschäfts-, bezw. Rechnungsführung richteten, so fand eine nochmalige Prüfung der Kaffenverhält nisse statt. Der Ausschuß des deutschen Feuerwehrtages stellte jedoch -est, daß sich nichts, was die Ehre des seitherigen Vor sitzenden beeinträchtigen könnte, ergeben hätte. Von den im Ganzen vorzunehmenden 353 österreichi schen Rc'chsrathswahlen haben bisher 320 stattgesunden. Von den Gewählten gehören 167 der Regierungspartei, 132 den Deutschliberalen und die Uebrigen verschiedenen Partei- schattirungen an. In Dalmatien wurden am 8. d. M. 6 Nationale, in Galizien 11 Polen und 1 Unabhängiger ge wählt. Unter den dort Gewählten befinden sich der Minister Or. v. Dunajewski in Biala und der Kammerpräsident I)r. Smolka in Lemberg. Die steirischen Handelskammern wählten 2 Liberale, der schlesische Großgrundbesitz 3 Liberale, der Kärntner und Görzer Großgrundbesitz je einen Liberalen. Gestern Nachmittag theilte der Minister Freycinet der französischen Deputirtenkammer mit, daß die Regierung eine Depesche des Gesandten Patenotre erhalten habe, wo nach vor wenigen Stunden in Tientsin der Vertrag zwischen Frankreich und China unterzeichnet wurde. Die offiziöse „Agcnce Havas" hatte schon vorher über den Inhalt des Vertrages berichtet, daß China endgiltig auf alle politischen Beziehungen mit Anam verzichte und alle aus dem von Frank reich errichteten Protektorat sich ergebenden Folgen anerkenne. Der kürzlich in Paris cingettoffene elsässische Oberst Her binger, dem der Oberbefehlshaber Brisre in seinem Bericht alle Schuld für den schimpflichen Rückzug von Langson auf bürdete, hat selbst den Kriegsminister ersucht, anzuordnen, daß sein Verhalten bei der Räumung Langson's einem Kriegs gerichte überwiesen werde. Da alle Zeugen in Tonkin sind, entschied General Campenon, Herbinger solle nach Tonkin zurückkchren und sich zur Verfügung Courbet's stellen, welcher die' Thatsachen im gewöhnlichen Verfahren seststellen werde. Je nach dem Ergebnisse der Ermittelungen soll dann Oberst : Herbinger einem Kriegsgerichte oder Untersuchungsgerichte überwiesen werden. — Nach einer Meldung der „Agence Havas" machten in der letzten Sitzung der Suezkanalkommission