Volltext Seite (XML)
Tageblatt für Ersch. tägl. M«ra. 7 U. Inserate, b^Spaltzeile 5 Pf., werden d. Ab.7 (W»n»t. bis LU.) angenommen in der Expedition: Johannes-Allee und Waisenhausstraße s. Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Krobisch. L76. Atann. vierteljährlich 2» Ngr. de« unentgeldl. Lieferung in'« -aus. Durch die Aal. Paß vierteljährlich 2» Ngr. Einzelne Nummer» 1 Ngr. Dienstag, den 2. Oktober Dresden, den 2. Oktober. — Sr. Maj. der König ist am Sonnabend Abend halb 8 Uhr von Oschatz hier eingetroffen und hat sich nach Pill nitz begeben. — Ge. Maj. der König hat dem Salzverwalter Adolph Plüger zu Leipzig das Ehrenkreuz deS Verdienstordens verliehen. —Se. Piaj »er König hat den zeitherigen Actuar beim Bezirksgericht Lhemnitz. Albert Friedrich Wengler, unter Ernen nung zum Gerichtsrath bei dem Bezirksgericht Budisfin an- gestellt. — Am Sonnabend war der dritte und letzte Manöver tag der bet Oschatz concentrirten Armeediviston. Die Zweite Armeebrigade, welche di« zwei läge vorher begonnene Offensiv« fortzusrtzen hatte, war früh 9 Uhr südlich der Jahnaischen drei Dörfer verdeckt ausgestellt und avancirt« von da gegen Hohenwuffen. Zn diesem Orte und dem Dorfe Gassewitz hatte die erste Armeebrigade eine stark« Stellung genommen und er wartete den ..Angriff de- Gegners. Dieser vermied indeß den FrontutMzDs auf die hochgelegene Dorflinie, ging, namentlich mit btDWÜerei und reitenden Artillerie, links zwischen Hohen- wuffm «ed Schmorren vor, zog auch seine Znfanteri« aus dem Endlichen Artilleriefeuer in dieselbe Richtung und griff dann mit einer schnellen Frontveränderung den Gegner mit ganzer Kraft auf der Südseite von Hohenwuffen an. Um diese Zeit war auch bei der zweiten Armeebrigade bereits die Spitze des über Ostrau vorgegangenen Hauptcorps (die Schwadron aus Roßwein) eingetroffen. Die erste Armeebrigade wich vor dem Angriff« des überlegenen Gegner« mit sehr geschickter Be nutzung der verschiedenen Wallungen des Terrain- zwischen Zeicha und Mähris hindurch (welchen letzteren Ort 1 Batail lon früh zeitig besetzt hatte) b>s in die Höhe des Dorfe« Nieder-Soseln. Dort stieß die erste Armeebrigade auf eine Um- gehungscolonne von 1 Bataillon, 2 Schwadronen, deren In fanterie sich bereits in den Besitz de« Dorfe« gesetzt hatte. Der rechte Flügel der ersten Armeebrigade nahm indeß mit dem Bayonnet den Ort, vertrieb das feindliche Bataillon, da« unter dem Schutze der zugetheilten Reiterei seitwärt- au-wich und setzte sich noch einmal vorwärts Mügeln bei Schlagwitz. Der Gefechtszweck war damit erreicht, die erste Armeebrigade hatte sich nicht von der Straße auf Grimma abdrängen las sen. Da« Manöver war um 1 Uhr beendet. Se. Maj. der König befahl, die Armerbrigaden zu eoncentriren, ritt unter dem Hoch der Truppen die Fronten ab und sprach allseitig Allrrhöchstseine Zichriedenheit au«. — -Herrn Oberstaatsanwalt 0. Schwarze ist „alt einem ebenso treuen, al« berühmten Sohne seiner Vaterstadt Löbau und au« Hochachtuyg wegen seiner großen Verdienste um die Rechtswissenschaft und die vaterländische Strafrechtspflege" da« Ehrenbürgerrecht der gedachten Stadt ertheilt und vorgestern bei Gelegenheit seine- 44. Geburtstages das desfallfige Diplom durch eine aus dem Bürgermeister Hartmann und dem Stadt verordnetenvorsteher Lißke bestehende Deputation in seiner Be hausung überreicht worden. — Da« Festprogramm zur Enthüllung der Weberstatue am II. Oct. Vorm. I l Uhr lautet; I) Festgesang von v. Gustav Kühne, componirt vom Kapellmeister 0. Rietz, au«ge- führt von der k. Kapelle und sämmtlichen Gesangvereinen und Musikchören Dresdens; 2) Festrede vom Prof. 0. Hettner; L) Enthüllung unter Musikbegleitung, componirt »om Kapell meister I). Rietz; 4) Rede de-Oberbürgermeister« Pfotenhnurr; 5) Schlußgesang, Musik von L. M. v. Weber mit unter-«- legtem Text von v. G. Kühne. — Dem hiesigen praktischen Arzte Herrn Medicinalrath vr. Küchenmeister (früher in Zittau) ist in diesen Tagen im Auf träge Sr. Majestät de- Kaisers von Rußland, für brieflich« Con- sultation wegen eine« Krankheitsfälle« in der jünger» kaiserlichen Familie, durch die hiesige kaiserliche Gesandtschaft eine Brillant nadel von hohem Werth« übergeben worden. — Oeffentliche Gerichtsverhandlungen: Unter den gestrigen Verhandlungsterminen führte den Reigen ein Jnjurien- prozeß Der Ziegeldecker E. Schmidt in Mohorn hatte gegen die verehel. Schmiedemeister Börner in Helbigsdorf geklagt, daß fl« ihn einen »lüderlichen Kerl, der im Winter allemal sein? Sachen ver- kaufe," genannt habe. Rur die letzter« Aeußerung gab sie zu, den »lüderlichen Kerl- jedoch nicht, und da dir angeführten Zeugen Schmidten im Stiche ließen, andere von chm angegeben« aber von dem betr. Gericht«amte gar nicht abgehört worden waren, so wurde die Börner sreigesprochen, er selbst aber in Bezahlung der gerichtlichen und außergerichtlichen Kosten verurtheilt. Da« war aber dem Manne gar nicht nach seinem Sinn« und er erhob Ein- spruch. Er trug im Termine nochmal« auf Abhörung der Zeu gen an und da« Gericht erklärte sich mit diesem Antrag« einver standen, indem die Sach« an da- betr. Gerichtsamt zurückgegeben, anderweite Zeugenabhörung veranlaßt und zu seiner Zeit ein neuer Verhandlungstermin anberaumt werden soll. — Im zweiten Ein spruch handelte es fich um eine wegen Diebstahl- und Partirerei dem Armenhausbewohner I. C. Ziller in Raberburg auferlegtr einjährige Arbeit-hau-strafe. Dies« hatte ihn nach Art. -00 ge- troffen, obgleich er zum letzten Male wegen gemeinen Diebstahl« im I. 184 l mit Arbeitshaus bestraft gtwesen war, mithin die Strafverjährung eingetreten schien. Dieselbe hatte er jedoch im I. 1858 durch einen Forstdiebstahl unterbrochen und dj» erste Instanz hatte daher die wegen der in Frage stehenden Vergehen ihn treffende IStägige Gefängnißstrafe in 1 Jahr Arbeitshau«