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sm Hchiskk-ErnWü, Nnlili^ih, GttSSms, Lugau, Wüstenbrand, Urspmng, Mittelbach, Hermsdorf, Bernsdorf, Langenberg, Falken, Meinsdorf u. s. w. Kieses Blatt erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich Nachmittags. — Zu beziehen durch die Expedition und deren Austräger, soivie alle Postanstalten. Der Bezugspreis beträgt vierteljährlich 1 Mk. 25 Pfg. incl. der illustrirten Sonntagsbeilage. Redaction und Expedition: Bahnstraße 3 (nahe dem K. Amtsgericht). Telegramm-Adresse: Anzeiger Hohenstein-Ernstthal. Jnsertionsgebühren: die fünfgespaltene Corpuszeile oder deren Raum für den Verbreitungsbezirk 10 Pfg., für auswärts 12 Pfg., Reclame 25 Pfg. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Amrahme der Inserate für die folgende Nummer bis Borm. 10 Uhr. Größere Anzeigen Abends vorher erbeten. Sonntag, den 27. October 1901. Nr. 252. 28. Jahrgang. Freitag und Sonnabend, den 1. und 2. November 1901, werden sämmtliche Geschäftsräume des Rathhanfes (Altstadt) gereinigt An diesen Tagen werden nur dringliche, keinen Aufschub duldende Sachen erledigt. Hierzu, sowie zur Entgegennahme der standesamtlichen Anzeigen von Todes fällen ist das Wachtlokal (Zimmer Nr. 9) an beiden Tagen Bormittags von 11 bis 12 Uhr geöffnet. Die Sparkasse ist Sonnabend, den 2. November 1901, ebenfalls wegen Reinigung der Geschäftsräume für den öffentlichen Verkehr geschloffen. Hohenstein-Ernstthal, den 26. October 1901. Der Stadtrat h. vr. Polster. W. T a g e H g L s ch i ch t c. Deutsches Reich. — Mit der Bezeichnung „Kaiser Wilhelm der Große" ist der Kultusminister Bosse nicht einver standen gewesen. Bosse halte zu einer Pestalozzischrift ein Geleitwort geschrieben, zufällig am 22. März. Auf die Bitte der Pestalozzi-Vereine, diesen Tag als Ge burtstag Kaiser Wilhelms I. zu bezeichnen, erwiderte Bosse nach der „Voss. Ztg.": „Ich bin sehr damit ein verstanden, daß mein Geleitswort vom 22. März, „dem Geburtstage unseres lieben alten Kaisers", dattrt wird. Wenn Sie das Buch aber Sr. Majestät überreichen wolle», so muß nach meiner Kenntniß unseres jetzigen allergnäoigsten Herrn in irgend einer Weise „Wilhelm der Grohe" hinein; also z. B. „am 22. März 1900, dem Geburtstage unseres lieben alten Kaisers Wilhelms des Großen". So hoch ich nun auch unseren geliebten alten Herrn halte und ihn ehren möchte — ich kann kaum ausdrücken, wie hoch — so überschleicht mich doch leicht ein Gefühl des Gemachten, wenn bei solchen Ge legenheiten der Beiname „der Große" so demonstrativ gebraucht wird. Unser jetziger kaiserlicher Herr hat ja damit die höchste Pietät verbunden, die denkbar ist; aber vielleicht vermag er sich doch nicht so völlig in die Seele der Unterthanen hineinzudenken, um solche ketzerische Bedenklichkeiten, wie ich sie angedeutet habe, ganz zu verstehen." — Im Laufe der letzten Zeit sind die einzelnen Officierkorps wiederholt auf höhere Anordnung, dem Vernehmen nach auf die des Kaisers, auf ihren Dienst eid hingewiesen worden und zwar lediglich im Hinblick auf eine Thätigkeit als Mitarbeiter von Zeitungen und Zeitschriften. Wenngleich es den Osficieren nicht ver boten ist, sich auf dem Gebiete des Feuillton« für Mili tär-Zeitschriften nützlich zu machen oder sonst für monarchisch gesinnte Zeitungen Beiträge aus dem mili tärischen Alltagsleben zu liefern, so hat der Osficier nach dem erwähnten Hinweis doch unter allen Um ständen das militärische Dienstgeheimniß zu wahren. Dem Osficier ist demnach verboten, für Zeitungen über militärische Einrichtungen, Neuheiten, Anordnungen usw. zu schreiben, von miltärischen Dienstgeheimnissen ganz zu schweigen. Bei dieser Gelegenheit sei bemerkt, dah es auch denzur ostasiatischen Expedition gehörenden Offizieren untersagt war, über Vorkommnisse in China an Zeit ungen oder an Privatpersonen zu berichten. Den Unter- osficieren und Mannschaften ist die Bethätigung als Zeitungskorrespondent ganz und gar verboten. — In den nächsten Etat für den Reichshaus haltetat sind erhebliche Mehrausgaben für das Reichsheer zu erwarten. U. A. sollen den Jäger bataillonen Magazin-Gewehr-Abtheilungen in einer Stärke von je 70 Mann und 56 Pferden beigegeben werden. Die nöthigen Neubanten für je eine solche Abtheilung in jeder Jägergarnison sollen zwar zunächst nur provisorisch aufgeführt werden, trotzdem dürften schon erhebliche Aufwendungen erforderlich werden, da den fraglichen Garnisonen, soweit sie bisher nur Fuß truppen umfaßten, auch eine paffende Räumlichkeit zur Aufstellung berittener Mannschaften fehlt. — Wie aus Caracas berichtet wird, ist der Zwischen fall, welcher sich anläßlich der Anwesenheit des deutsche» Kreuzers „Vineta" ereignete, durch die deutsche Gesandt schaft in befriedigender Weise ausgeglichen worden. Die Befürchtungen, daß cs zu Verwickelungen kommen könnte, seien geschwunden. — Auf Vorschlag des russischen Generalkonsulats in Bucuos-Ayres haben die Mehrzahl der europäischen Konsulate an die argentinische Regierung die Aufforderung gerichtet, um internationale Maßnahmen gegen den Mädchenhandel Südamerikas vorzunehmen, ihnen die Befugniß zu regelmäßigen amtlichen Besuchen der bekannten öffentlichen Häuser zu ertheilen. Die Konsulate wollen Beamte in diese Häuser entsenden, welche daselbst genaue Nachforschungen anstellen sollen, ob Angehörige ihrer betreffenden Länder in diese Häuser durch Mittel der Ueberlistung oder Verführung verschleppt worden, in welchem Falle alsdann die Konsulate diesen Mädchen ihre Unterstützung zu Theil werden lassen sollen. Man berechnet, daß in den Häusern der Calle Savalle und anderen Straßen in Buenos-Ayres andauernd 800 bis 1000 aus Europa mit List fortgebrachte Mädchen ein geschlossen gehalten werden, deren Namen der argentinischen Polizeibehörde nur zum allergeringsten Theile bekannt sind. Hamburg, 25. Oct. Nachdem große Kartoffelankäufe der englischen Regierung in Schlesien gemeldet waren, wurden jetzt auf dem Hamburger Dampfer „Duisburg" 25 000 Kisten Kartoffeln seedicht verpackt und nach Capstadt verladen. England. — Die Entlastung Bnllers. Das Ereigniß des Tages ist die Enthebung General Bullers von seinem Posten als Commandirenden des 1. Armeecorps und Entlassung mit halber Gage. Am Nachmittag hatten Lord Roberts und der Kliegsminister Audienz beim König und spät Abends erschien der Beschluß des Kriegsministeril, ms, Buller wegen seiner am 10. Oct. gehaltenen Rede seines Amtes zu entsetzen. Zum Nach folger wurde General French ernannt, der sein Amt jedoch erst nach Beendigung des Krieges antreten wird. Einen leidlich fähigen General, wie French, können die Engländer nicht gut entbehren. In der Zwischen zeit soll General Hildyard den Oberbefehl über das 1. Armeecorps übernehmen. Die Meinungen über diesen Schritt des Kriegsministeriums sind sehr getheilt, doch stimmen wenigstens alle Väter darin überein, daß Bullers Indiskretion nicht ungestraft bleiben konnte. Er hätte sich begnügen sollen mit dem Factum, daß er nach seiner Dienstzeit in Südafrika ohne Widerspruch als Obercomamndirender eingesetzt sei. Das sei Be weis genug, daß gegen ihn nichts vorliege. Auf die Angriffe der Presse unter Führung der „Times", die hauptsächlich gegen ihn gewühlt hatte, hätte er nicht reagiren sollen. Immerhin wird es bedauert, daß Buller nunmehr kalt gestellt ist. Und man betrachtet es als endgiltigen Sieg der Hintermänner der „Times", der vielleicht ausgeblieben wäre, wenn Buller die Rede in Westminster nicht gehalten hätte. Buller hat sicher beim Volk nichts an Ansehen verloren und die Popu larität des Kriegsministeriums hat durch jenen Schritt bedeutend verloren. Man muß nicht vergessen, daß trotz seiner Mißerfolge Buller der Abgott des englischen Volkes, besonders seiner Soldaten ist, gegen die er eine Rücksicht zeigte, welche einem Lord Roberts, viel mehr aber noch eiuem Kitchener, gänzlich fremd ist. Die englischen Tommys, die von den Osficieren im Großen und Ganzen als „Vieh" betrachtet werden, vergessen es nicht so leicht, wenn ein hochstehender Osficier eine derartige Menschlichkeit zeigt, wie sie Buller bewiesen hat. Freunde Bullers behaupten, daß seine Entsetzung einen Entrüstungssturm durch ganz England heraufbeschwören wird. Aber das ist ent schieden zu optimistisch und der Wunsch ist auch hier Vater des Gedankens. Das englische Volk ist zu apathisch, um überhaupt sich zu entrüsten. Rennen und Sports können den Engländer aus seiner Lethargie erwecken, das Bemühen Liptons, den amerikanischen Pokal zu gewinnen, hat alle Klassen der Bevölkerung aus dem Häuschen gebracht, aber die Entsetzung Bullers oder irgend eine andere Sache, die mit dem Raubzug in Südafrika in Verbindung steht, sollte dasselbe ver ursachen? Unmöglich, so etwas giebt es nicht in England. Serbien. — Diskretes und Indiskretes aus der Familie der Königin Draga. Die Belgrader Blätter bringen allerlei Andeutungen über einen argen Skandal, der sich kurz vor der Abreise des Königspaares aus Nisch in einem dortigen Kaffeehause zugetragen hat. Es ist gleich zu Beginn ausgefallen, daß die serbischen Blätter mit der ganzen Sache so überaus zart umgegangen sind; ihre Zurückhaltung erscheint aber begreiflich, wenn man bedenkt, daß die Haupthelden der vielgenannte Thron- folgerkandidat Leutnant Nikodem Lunjeviza und sein Neffe, ein zwei Käse hoher, neugebackener Leutnant, Pe- trowitsch, der Sohn der ältesten Schwester Frau Dragas, waren. Die beiden jungen Herren, letzterer zählt kaum 19 Lenze, machten sich den Spaß, in angeheitertem Zu stande vor ihren Vorgesetzten in Hemdärmeln Billard zu spielen. Ein anwesender Hauptmann machte sie auf da» Unschickliche ihre« Benehmens in einem öffentlichen Lokal aufmerksam, erhielt jedoch statt jeglicher Antwort vom hoffnungsvollen Nikodem mit einer vollen, schweren Bier flasche einen derartigen Schlag auf die rechte Brustseite, daß ihm zwei Rippen brachen. Da erhoben sich mit einem Male sämmtliche Offiziere und bei dem, was nun geschah, soll dem muthmaßlichen Thronfolger u. a. mit einem Säbelhiebe eine Zehe abgehauen worden sein. Zwei Tage vorher sprach man gleichfalls sehr viel von den Brüdern Lunjeviza. Sie hatten bei der Belgrader Nationaldank einen Wechsel auf 180000 Francs einge reicht. Der Verwaltungsrath der Bank fand jedoch, daß die jungen Herren gar kein Vermögen besitzen, daher kreditunfähig seien und wies den Wechsel in aller Form zurück. Da« hat im Konak böse« Blut gemacht und seither muß sich der Vizegouverneur der Bank, der die Sache verschuldete, Tag für Tag allerlei kleine Nadel stiche gefallen lasten. Den wackeren Brüdern wurde in zwischen geholfen. Frau Draga setzte es durch, daß sie au« des Königs Civilliste allmonatlich 2000 Francs Taschengeld erhalten. Einen gleich hohen Betrag bezieht die verheirathete Schwester der Königin, Frau Petro witsch, seitdem sie von ihrem Mann, einem „ganz ge wöhnlichen Bankdtrektor", seit Dragas Heirath von Tisch und Bett geschieden lebt. Die Söhne der Frau Petro- witsch (den Bankdirektor hört man nicht mehr nennen) beziehen gleichfalls namhafte Unterstützungen, ebenso die