Volltext Seite (XML)
-8. Jahrgang. AL 291 Sonntag- 21. Oktober 1S2L Gegründet 185K Dra-tanschrtN: Mechrtcht»» Sr««»»«. Fernsprecher-Sammelimmmer SS Schl, «ur Nr Nacht,esprOch«: 20011. Dezugs-Gebühr V»tn«.,>o.d>«ra.,>v. M. «rwoomo. «luz.lunmmrr M.isooooooo SchMfl«Irahl der deuIIchcngeUunaen: 2V.0ÜVVx lS-undpre»«: Di« NpaMoe Zvmm dr„i« Neue « so, aunerdalv Äachlen» w. IM. ganiMenanzeieen v. Slellenaeluch« prtzls". odn« Ä«dai> m oo, avtzerhald M. so di» SV mm dr'tle Reklame-elie M. 2»), aubrrhäld Sachs«»« SN- DU: 0IserI«»gedUkr M 10. N„,w. Aullrita« ,««,n D,rau,b«»adlu»«. SchrWeUuna und Hmipt,»sch>st»II«ll«r M«rirn1Ir»s>« S»/ch0. Druck «. Berl«, »,n VIepsch «, «elchar»! in DrerdO. PaMcheck-ckoni» 10SS »re,»e>^ Nachdruck nur mU d«u»ich«r Vu»ll»»an>ad« (.Dresdner Aachr.'» rulitssia. — Vnverlan,»« Echristslüch» werden nichi ausdewahrl. ^ -Monosa HI§> ^ ^ Mg? Drercien-^lktLfaclk. l-DaisenstauLskraße 2-4 „MÜNNSOkL * iri der Anöegnü akser Tugenden, die ein ^kavier nur Ka5en ^ann. Ein „Rönirch" verk-ürgt dauernde kasköar^eik, Alunrkgenu^ und Zreude -Monola -DanoZ -Mgek Dresclen-K.ktrkaäk, ^aisensiausLkraße 2-4 Ansatz von Reichswehr in Sachsen. Die Mahnahme nichi gegen die werkkSkige Bevölkerung gerichtet- sondern gegen die Zerstörer der Drnndlagen -er Republik. Wer sich mit Waffengewalt widersetzt- wird erschossen. — Das Reichskabinett vor weittragenden antzenpoiittschen Entscheidungen. Amtsenthebung des bayrischen Generals v. Lossow durch das Reich. Las Wehrkreiskommando IV au die Bevölkerung! Seit Woche« gestalten sich die wirtschaftliche» und Ernäh rungsverhältnisse im Freistaat Sachsen täglich schwie riger «nd bedrohlicher als sonst im Reiche. Weshalb? U»ter Drohungen mit Gewalttätigkeiten erfolgen Ein griffe in die Gtttererzcuguug und die Bcwirtschaft- inng oer Lebensmittel. Die Tätlichkeiten richten sich in gleicher Weise gegen Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Arbeitswillige «erden ans de« Werkstätten herausgeholt und von ihren Arbeitsstellen serngehalte«. Bon den Arbeitgebern «erden Geldsummen erpretzt, die sie nicht mehr bezahlen können. Die Hergabc vo« Lebensmitteln wird in gleicher Weise erzwungen. Hier durch must sich die BolkSnot ins Unerträgliche steigern. Die Wirtschastskreisc auberhalt» Sachsens haben znm Freistaat Sachsen das Vertrauen verloren. Das zeigt sich in der Ablehnung der Anknüpfung «nd Abwicklung von Ge- schäftSbeziebungenr der auswärtige Kaufmann und Landwirt scheut sich, Lebensmittel z« liefern, der sächsische Kansmanu, sie zu beziehen aus Furcht, sie könnten durch eigenmächtige und gewalttätige Eingriffe der Verteilung im ordnungsgemähen Äcschästsbctricb entzogen werden. Dieses wirtschaftliche Chaos ist gewollt! Von wem? Bo« denen, die aus Eigennutz das schwergeprüfte Volk nicht zur Ruhe kommen lasten wollen, die in den durch die Not zur Verzweiflung Getriebenen gefügige Werkzeuge Ihrer dunklen Pläne zu sinden hoffen. Welches sind diese Pläne? Die Beseitig nng der verfass» »gömäsiigen Gleichheit aller Volksgenossen vor dem Gesetze und die gewaltsame Ausrichtung der Vorherrschaft einer Klaffe Diese Ziel« sind verschleiert mit dürren Worten aus gesprochen worden. Ein kommunistisches Mitglied der sächsi- scheu Regierung hat untcrbem Schutze der Jmmnni, tät dicie Bestrebungen nicht «nr gutgeheifien, sondern öffent lich sich zu ihnen bekannt und zu ihrer Durchführung auf- gefordert. Solche» Verhallen isl Äochverral gegenüber -em Reich. So erwächst im Lande und bei den Ausrührern der irrige Glaube, als stünde die sächsische Regierung hinter den Ausrührern. Ihrer verantwortungsvollen Ausgabe gegenüber allen Schichten des Volkes wohl bewirbt, hat sich die NeichS- regierung entschlossen, durch Einsatz von Truppen Ordnung z» schassen. Ich bin mit der Durchführung der erforderlichen Maß- nahmen bcaustragt. Sie richten sich nicht gegen das werktätige Volk. Sic richten sich gegen die, welche dieses Volk durch Drohung und Gewalt in der freien Betätigung seines Arbeitswillens hindern. Sie richten sich gegen die, welche mit Waffengewalt unter dem lügnerischen Vorgehen, die Errnnacnschastc» der republikanischen Ver fassung zu schützen, die Vorherrschaft einer Klasse erkämpfen wollen und damit die Grundlage der demokratischen Republik zerstören. Wer sich der Durchführung der für nötig er achteten Mahnahmen mit Waffengewalt entg.gen- stellt, wer mit Waffen plündert und die Grundlage unserer Ernährung untergräbt, läuft Gefahr, erschossen zu werden. Ach vertraue aus die Mitwirkung aller versaffungStreuei, und besonnenen kreise der Bevölkerung. Sie in jeder Be ziehung zu schützen und die Schwierigkeiten der Ernährungs- lagc zu beheben mit allen zu Gebote stchcuöen Mitteln, soll meine vornehmste Ausgabe sein. Die Truppen bringen eigene Verpflegung mit. werden also hinsichtlich dieser der Bevölkerung in keiner Weise zur Last falle». Die notwendigen Maßnahmen werden die mit der mili tärischen Leitung au Ort und Stelle betrauten Befehlshaber in meinem Aufträge erlasse» und durchführen. Der Militärbcschlshabcr des Wehrkreises IV. Müller, Generalleutnant. Dresden, am Ly. Oktober 1328. Sin weiterer Aufruf an -le Bevölkerung! Mabnahme» für die Nusrechterhaltuug , geordneter Lebensmittelversorgung. Die Bevölkerung leidet schwer unter dem Mangel der «otwendlgsten Lebensmittel. Die Not wird nicht be seitigt. sondern gesteigert durch Plünderung von Ver kaufsstellen» von Brotwagen ». 8. Ach werde Maßnahmen er greifen. um die Einsuhr von wichtigen Lebensmitteln im Frei staat Sachse» zu erleichtern. Das wird unterbunden, wenn solche Eingriffe Einzelner und Uebergrisfc sogenannter Kon- IroltanSschüssc nicht unterbleiben. Kein Bäcker wirb sich Mehl, kein Fleischer Fleisch hinlegen, wenn er damit rechne« «mb, hast es ihm gcnommeu wird. Ich warne daher vor weiteren Ausschreitungen, Ke werbe« ans die Täter in voller Schwere znrückfalleu. Mögen sie bedenken, dab sie mit ihrem Leben spie le», falls ich gezwungen bin. die Truppe einznsetzeu. Der MilitärbesehlShaber des Wehrkreises IV. Müller. Geueralleutuant. Dresden, am 2«. Oktober 182». General Müller an Dr. Jelgner. Das Wehrkreiskommando teilt mit: Nachstehendes Schreiben wurde am SN. Oktober 1,80 Uhr nachmittags dem Herr» Ministerpräsidenten Dr. Zeig» er überreicht: »Sehr verehrter Herr Ministerpräsident! Entsprechend der Darlegung in meinem Brief- vom 18. Oktober 182» habe ich im Hinblick aus die Erklärungen des Herrn Minister präsidenten im Landtage die Entschließung über weitere Mab«ah«en dem Herrn Neichswehrminister an heimgestellt. Die Reichsregierung hat sich schlüssig gemacht: Ich bi« bcaustragt, im Frcistaate Sachsen mit den mir zur Versügung stehenden und znr Verstärkung zur Bersügun« gestellten Machtmitteln ver« safsungSmäßige «nd geordnete Verhält nisse wieder Herz« ft eilen nnd ausrecht- znerhaltc». Ihne« hiervon gebührend Kenntnis zu geben, will ich nicht verfehle«. Die Gründe für das Eingreifen der Reichs wehr werden von mir der Bevölkerung bckanntgegebcn wer den. Ich gebe mich der Hossnnng hin, dab die von der Reichs- regierung im Antercssc des Gcsamtwohlcö für nötig erachteten Mabnahme« die volle Billigung und tatkräftige Förderung der Negierung des Gliedstaates Sachsen finden werden. Insbesondere vertraue ich daraus, dab cs Ihnen. Herr Ministerpräsident, gelingt, die bei de» kom munistischen Mitglieder» der Negierung offensichtlich vorhandenen Bestrebungen, die sich gegen die Grundlagen der Rcichsvcrsassuiig zu wenden drohen, in den richtigen Schranken zu halten. Nur so wird die überaus schwierige Aufgabe zu lösen sein, die schwer erschütterten Zustände im Freistaate Sachsen ver- sassnngsmäblg wieder herznstellen. Mit vorzüglicher Hochachtung gcz. Müller, Generalleutnant." Sine Wirkung -er Zeignerschen Enthüllungen? Paris, 20. Okt. Poincars hatte am Freitag nachmittag eine Besprechung mit dem General Rollet, dem Vor sitzenden der Kontrollkommission in Berlin. Man geht sicher nicht fehl in der Annahme, dab sich hier eine Wirkung der Zeigncrschcn „Enthüllungen" über die Reichswehr zeigt. Derfünffachung -er Postgebühren. Ab 1. November ein Fernbrief 88 Millionen Mark. Berlin, 28. Oktober. Am 1. November wird ein «euer Posttaris cingcführt. Ein Fcrnbrics soll 88 Milli onen kosten. ES kommt also eine fünffache Erhöhung der neu in Kraft getretenen PortiS in Betracht. voranSgesetzt, bah die ständig fortschreitende Geldentwertung nicht «och weit höhere Sätze erforderlich macht. Marken zn 188 nnd 288 Millionen werden bereits gedruckt. Ihre Ausgabe erfolgt in der nächsten Woche. Mehrarbeit als nationale Forderung der Erwerbslosen. Von Syndikus Karl Tögel. „Mehrarbeit als nationale Forderung der Erwerbslosen" daS erscheint als ein Widerspruch in sich selbst. Hat doch jüngst ein Redner der deutsch-sozialen Partei in Dresden er klärt: „Wir sind gegen jede Aufhebung des Achtstundentages svlgngc noch ein Arbeitsloser da ist". Sehr logisch klingt das und überaus menschenfreundlich,- — aber mit Verlaub, cS ist grundfalsch. Nun aber wird man mir im Brustton der Ueber« zcugung nachzuwciscn versuchen: Wenn ihr mehr arbeitet, dann werden doch immer mehr Leute arbeitslos. Denn, was jetzt drei Arbeiter schaffen, daß müssen dann vielleicht zwei erzeugen, und wieder sitzt einer arbeitslos ans der Straße. Aber darauf sage ich: nein, das ist falsch, sondern so ist eS: wenn die drei mehr arbeiten als jetzt, dann kann noch ein vierter eingestellt werden. Wenn wir von Arbeitslosen reden, dann müssen wir zu erst die Arbeit und solche Produkte ins Auge fassen, die wir von Rohstoffen tm Lande Herstellen können, die wir aber jetzt zum groben Teile aus dem AuSlande einsühren. Dies aber deshalb, weil wir heute zu wenig arbeiten. Wir stehen vor einem furchtbaren Winter und haben keine Kohle. Aber im deutschen Mntterboden schlummern Tausende von Tonnen dieser kostbaren schwarzen Diamanten und warten ans einen Zaubcrstab, der sie zum Leben erweckt. Dieser Zaubcrstab aber heibt, Schlägel und Eisen, und der Zauberer kann nur der deutsche Bergmann sein, — wenn er „will". Dieses starke Wort „ich will", das ist die Zauberformel, die dem Zaubcrstab Kraft verleiht. Aber weiter: Tie Teuerung ist so wahnsinnig groß, und der Dollar steigt von Tag zn Tag. Und er wird weiter steigen, immer, immer weiter und niemand wird ihn anfhaltcn können, keine Regierung und kein Gesetz: denn wir brauchen Devisen, mit denen wir unsere Einkäufe im Auslände bezahlen. Diese Devisen aber müssen wir be zahlen, und je mehr wir brauchen, desto teurer werden sie» weil immer nur sehr wenig in unserem verarmten Vatcr- lande sind. Erst wenn einmal der Zeitpunkt eintretcn könnte, wo wir sagen können: Bitte, ihr Herren Ausländer und Börsianer, behaltet Euere Devisen gefälligst selbst, wir brauchen sie nicht, erst dann, aber auch n u r dann können wir de» Preis der Devisen senken. Um Missverständnissen vor- znbcngcn: ich weiß recht wohl, daß wir diesen Angenölick vor läufig noch lange nicht erreichen können. Aber bitte, ist cs nach solcher Uebcrkcgung nicht eine furcht bare Dummheit, mit der wir Deutschen nnü Tag für Tag inS eigene Fleisch schneiden, daß wir täglich ein Drittel unserer Devisen nach England schicken, um — Kohle zu kaufen? Der deutsche Arbeiter ist mit schuld daran, daß wir immer nnd immer wieder soviel Devisen brauchen, und es ist ganz richtig: in Lngan-OelSnitz, im Plauenschen Grunde, in Oberschlcsien, im mitieldentschen Brannkohlcnrcvicr, da liegen unsere Devisen in der Erde, nnd wir heben sic nicht. Dort sitzen eben auch Devisenschieber, d. h. Leute, die daran schuld sind, das> wir immer wieder viel Devisen kaufen müssen, die nicht nötig mären. Aber ans solch ein Teviscngcsetz ich noch niemand ver fallen, das im ersten Paragaph sagte: Jetzt müßt ihr soviel arbeiten, daß wir keine Kohle mehr in England für Devisen zn kaufen brauchen. Aber Gesetze erreichen nicht viel, heute gletch gar nicht, viel besser als ein Gesetz ist die klare Einsicht und ein ehrlicher fester Wille, der stark bekennt „ich will, frei aus eigener Erkenntnis, und lasse mich dazu nicht zwingen". Wenn nun die Arbeitslosen immer und immer wieder ihre Not klagen, baß ihre Unterstützung nicht langt, daß sie sich kaum einen Zentner Kohle für den Winter kaufen können. Bitte, wer ist schuld an solcher Teuerung? Ihre eigenen Kollegen. Darum für solche Arbeit heißt die nationale Forde rung der Erwerbslosen: „Mehrarbeit!" Aber nun wird ei» ganz kluger Kopf kommen nnd sagen: die deutsche Kohle ist ja teurer als die englische! Wenn wir englische kaufen, dann kommen wir eventuell billiger weg. Damit hat er recht. Aber zunächst ist das ganz vaterlandslos gedacht und entsetzlich arbeiterfeindlich: denn wer danach handelt, müßte eigentlich die deutschen Kohlenbergwerke still legen und die englischen Arbeiter mit der großen Not ihrer deutschen Genossen bezahle». Aber bei solcher Tatsache muh man sich wirklich an den Kopf greisen, um zu sehen, ob wi» denn noch auf dieser Erbe stehen oder in einem riesengroßen Jrrenhause. Man bedenke: ein armes Volk, nach verlorenem Kriege, nach einer Revolution, die nun schon in fünf Jahre«