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ZchimtmrM TaaMU Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Beiträge find erwünscht und werden eventuell honorirt. Annahme von Inseraten für die nächster- scheinende Nummer bis Mittags 12 Uhr des vorhergehenden Tages. und Waldenburger Anzeiger. Der Abonnementspreis beträgt vierteljähr lich 1 Mk. 50 Pf. Alle Postanstalten, die Expedition und die Exporteure dieses Blattes nehmen Be stellungen an. Einzelne Nummern 8 Pf. Inserate pro Zeile 10 Pf., unter Eingesandt 20 Pf. Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg. Mittwoch, den 15. November 1882. ^266. "Waldenburg, 14. November 1882. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Der Kaiser hatte am 13. d. Nachmittag eine Conferenz mit dem Staatssekretär Grafen Hatzfeldt. Später fand anläßlich der Geburt eines Sohnes des Kronprinzen und der Kronprinzessin von Schwe den, eines Urenkels der kaiserlichen Majestäten, bei Sr. Maj. dem Kaiser im königlichen Palais Fa- milientafel statt, an welcher sämmtliche in Berlin und Potsdam weilenden hohen Herrschaften theilnahmen. Die „Kreuz-Zeitung" erfährt, die Thronrede, mit welcher der preußische Landtag eröffnet werden soll, werde kurzgefaßt sein, auf den Umschwung in den öffentlichen Verhältnissen und auf die Belebung des Verkehrs Hinweisen, des DeficilS von 30 Mil lionen erwähnen, welches gegenüber der Gesammtlage kaum ins Gewicht falle, und die Absicht der Auf hebung der vier untersten Stufen der Klassensteuer entschieden ankündigen. Der „Nordd. Ztg." wird geschrieben: „Herr Amtsrichter Hartwich in Düsseldorf, den man wohl als den intellecluellen Urheber der Verfügung des Cultusministers über Turnplätze und Schüler spiele betrachten darf, ist durch Herrn von Goßler nach Berlin berufen worden. Wenn seine Ideen noch weiteren Eingang finden, so würde allerdings in den einseitig-geistigen Erziehungsbetrieb, dem unsere höher sich ausbildende Jugend zu ihrem Schaden unterworfen gehalten wird, eine breite Bresche gelegt werden. Hartwich will beispielsweise den Nachmittag ganz freigegeben haben für die Pflege von „Körper und Gemüth," oder, wie man auch sagen könnte, von Leib und Seele im Unter schied vom Geiste." Die Handelskammer in Minden, in deren Bezirk die Tabakindustrie eine hervorragende Stel lung einnimmt, hatte in ihrem Jahresbericht eine Kritik der Ertragsberechnung des dem Reichstage vorgelegten Monopolprojectes ausgenommen. Der Handelsminister hatte hierauf hingewiesen, „daß eine derartige über den Rahmen der speciell durch die Handelskammer vertretenen Interessen hinaus gehende Erörterung sich zur Aufnahme in einen Handelskammerbericht nicht eignet und daher richtiger unterblieben wäre. Die genannte Handelskammer hat nun erwidert, daß ihre Berechtigung zur Auf nahme von Erörterungen durch das Gesetz von 1870 sestgestellt sei und hinzugefügt: „Gleichzeitig beehren wir uns, den dringenden Wunsch zu äußern, den Handelskammern auch ferner eine freie Beur- theilung der auf Handel und Industrie bezüglichen Gesetzvorlagen zu belassen." Ungarn. Der Staatsanwalt Havas, der Untersuchungs richter Bary und der Anatom Professor Scheu- thauer aus Pest sind zu der am 11. d. stattfinden den Obduction der nächst Csongrad gefundenen kopf- und unterarmlosen weiblichen Leiche gereist. Die Leiche soll mindestens ein halbes Jahr in Kalkum hüllung gelegen haben. Der Kalk ist vermuthlich auf der Leiche selbst gebrannt worden. Das Alter ist nicht bestimmbar. Man vermuthet, Eszther Solymosi sei in einen Sack mit Kalk gethan und versenkt worden und der Kalk habe den Sack zer fressen. Der Bettler, der nach Moritz Scharfs Aus sage Eszther in die Synagoge trug, ist in Tokay ausgemitlelt und seine Verhaftung angeordnet. Aus Szegedin wird über den Obduktionsbefund der kopflosen Leiche folgendes berichtet: Es wurde constatirt, daß die verstümmelte Leiche diejenige einer älteren Frau sei, die zur Zeit ihres Todes sich in gesegneten Umständen befand. In ihr wurde ein Fötus gefunden. Die vermeintliche Kalkhülle der zusammengeschrumpften Leiche erwies sich als zu sammengeballtes Fett, welches von der Fettigkeit des Körpers herrührt. Die Länge der Leiche — ohne Kopf — beträgt 120 Centimeter. Dieser Fund giebt den objektiven Thatbestand eines Verbrechens, welches mit der Tisza-Eszlarer Affaire nicht in Ver bindung gebracht werden kann. Frankreich. Im Elisäe Montmartre fand am 12. d. unter oem Vorsitze Clomenceau's ein Meeting statt, um gegen den Weiterbau der Laero-eoour-Kirche zu protestiren. Einem neuen Losungsworte gehorchend, erschienen einige Hundert Legitimisten, deren Redner versuchten, sich an der Debatte zu betheiligen. Schließlich erfolgte eine große Prügelei, wobei natür lich die Legitimisten unterlagen. Nach dem Journal „Du Loiret" wird nächstens eine Anzahl hervorragender Persönlichkeiten der legi- timistischen Partei nach Frohsdorf sich begeben, um den Grafen Chambord zu bewegen, durch ein Manifest oder einen Brief die hauptsächlichsten Punkte seines Programms bekannt zu geben, damit Frank reich genau und definitiv wisse, unter welchen Be dingungen die Monarchie wieder hergestelll werden könnte und müßte. Spanien. Die Königin von Spanien ist von einer Prin zessin entbunden worden. Aus dem Muldeuthale. "Waldenburg, 14. November. I. I. D. D. die Frau Fürstin und Prinzessin Elisabeth sind heute Mittag wieder auf Schloß Waldenburg eingetroffen, dagegen ist S. D. Prinz Sigismund gestern Abend nach Leipzig zurückgereist. *— Seit gestern hat sich ziemlich kalte Witterung eingestellt, vergangene Nacht hatten wir Frost, während auch heute Nachmittag das Thermometer noch um 0 herum stand. *— Auf dem heutigen Wochenmarkte kam es infolge von Differenzen und daraus sich ent wickelndem Streite zwischen zwei Weibern zu einem Auflaufe. Eine hiesige Einwohnerin hatte bei einer Bauersfrau 3 Stücken Butter gekauft und dieselben in ihrem Handkorbe untergebracht, worauf sie behauptete, zur Bezahlung einen Thaler gegeben zu haben und auf Herauszahlung des Restes bestand. Da die Bauersfrau dagegen bestritt, einen Thaler erhalten zu haben, mußte sich die Polizei ins Mittel schlagen und da stellte sich heraus, daß die Bauersfrau überhaupt keinen Thaler im Besitze hatte und daß die Käuferin nur Gelegen heit gesucht, zu billiger Butter zu kommen. Aus dem Sachseulande. — Seitens des königl. Ministeriums des Innern ist betreffs der Bestellung von Zustands-Vormund schaften für Kranke der Landesheilanstalt Sonnen stein an die königl. Amtshauplmannschaften und die Stadträthe der Städte mit revidirter Städteordnung eine Verordnung ergangen, deren wesentlicher In halt folgender ist: Die Landesirrenheilanstalt Son nenstein hat seit der Verordnung vom 28. Mai vorigen Jahres, die Interessen der öffentlichen Jrren- fürsorge gegenüber dem vormundschaftsgerichtlichen bez. dem Entmündigungsverfahren betreffend, zwar nur noch selten durch förmliches Entmündigungs verfahren eine Erschwerung ihrer Aufgabe zu erlei den gehabt. Die Bestellung von Zustandsvormund schaften aber, womit ebenfalls leicht Beeinträchtigung des Heilzweckes und in der Regel Belästigung der Anstaltsverwaltung verknüpft ist, ist in Bezug auf Personen, die in der Anstalt Sonnenstein unterge bracht gewesen sind oder werden sollten, nicht selten gewesen. Das Ministerium des Innern hat Grund zu der Annahme, daß hierzu vielfach die Vorstellung Anlaß gewesen ist, als werde gerade für die Landes irrenanstalt selbst die Bevormundung und Erklärung des Vormundes stets gefordert. Das Letztere trifft nun zwar bei den Landesirrenversorganstalten zu, bei der Heilanstalt Sonnenstein aber, wo es sich in der Regel nur um einen vorübergehenden Aufent halt handelt, nicht. Vielmehr ist bei letzterer jetzt die Regel, daß zur Unterbringung in der Anstalt vormundschaftliche Zustimmung nicht sofort, sondern erst dann gefordert wird, wenn der Aufenthalt in der Anstalt die Dauer eines Jahres übersteigt. — Das evangelisch-lutherische Landesconsistorium hat verordnet, daß ihm künftig über jede abgehaltene Diöcesanversammlung unter Beifügung des über dieselbe geführten Protokolls sofort nach der Abhal tung Bericht zu erstatten ist. Ueber etwaige An träge oder sonst gefaßte wichtigere Beschlüsse wird sodann nach Befinden in einer zusammenfassenden Verordnung im Verordnungsblatte Entschließung erfolgen. — Das Ministerium des Innern hat auf An suchen dem Centralcomitee für die vierte Deutsche Verbands-Kochkunst-Ausstellung in Leipzig Erlaub- niß zum Vertriebe von Loosen zu der mit dieser Ausstellung zu verbindenden Verloosung ausgestell ter Gegenstände im Bereiche des Königreichs Sach sen ertheilt. — Erledigt ist die Schulstelle zu Ulberndorf. Koll.: ob. Schulbeh. Wohnung, Garten 850,so M., sowie 75 M. sür Fortbildungsschule und 110 M. . für Heizung und Beleuchtung. Gesuche bis 1. Decem- ber an den Bezirksschulinsp. Mushacke in Dippoldis walde. — Die Eisengießerei von C. F. Zenker in Chemnitz hat zuerst die elektrische Beleuchtung in ihren Werk stätten eingeführt. Drei große Kohlenbogenlichter zu je 1200 Normalkerzenstärke beleuchten die be treffenden Räume und wird das sonst so grelle Licht durch große darauf befindliche Milchglasglocken für das Auge gemildert. — Aus Hohenstein wird über den Tod des dortigen Spediteurs Schraps weiter berichtet, daß derselbe gegen 9 Uhr abends verunglückt sei, und zwar, wie anzunehmen, beim Suchen seiner ihm vom Sturm entführten Mütze; er sei dabei durch eine Barriöre gegangen und hinter dieser eine ca. 5 Ellen hohe Ufermauer hinab in den Lungwitzbach gefallen, wo der Tod jedenfalls durch Schlaganfall eingetreten ist. Nach einer uns soeben zugehenden Notiz ist Schraps schon am Donnerstag Abend gegen 11 Uhr aufge funden worden. — In Crimmitschau ist der Streik der Tuch macher so gut wie beendet, die Fabriken sind wieder flott im Gange. Etwa 70 der Streikenden sind nicht wieder in Arbeit genommen worden. — Ein Vorgehen der Bäckerinnung zu Franken berg verdient alle Anerkennung und die allgemeinste Nachahmung: die Innung hat nach Ablauf des Sommerhalbjahres die Censurbücher derjenigen Fort bildungsschüler, welche das Bäckerhandwerk erlernen, sich zur Ansicht vorlegen lassen und alsdann durch ihren Obermeister Herrn Raschke vor den vereinig ten Jnnungsmeistern die sittsamen und fleißigen Schüler belobigt und zum Weiterstreben angeregt, den nicht gesitteten und trägen Schülern hingegen einen ernsten Tadel zu Theil werden lassen und sie zur Ein- und Umkehr ermahnt. — Beim Läuten während eines Begräbnisses in Oschatz hob sich der Klöppel einer Glocke aus und