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103. Jahrgang Dienstag, am 2. November 1937 Nr. 256 41 Netteste Zeitung des Bezirks Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der AmlShauptmannschaft, des Stadlrals und des Finanzamts Dippoldiswalde »elaeaoreiS: Die 4« Millimeter breite ß Anieiaenschluh: 10 Uhr vormittags. .. 7 I?Mt ist Preisliste Nr. 4 Mig. -- t Bezugspreis: Für einen Monat 2— ? mit Zutragen; rinzelne Nummer 10 Rpfg. l :: Gemein-e-Berban-s-Girokonto Nr. S :: - Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde Nr. 403 : :: Postscheckkonto Dresden 12S48 :: jeitzeritz-Zeilung Tageszeitung und Anzeiger siir Dippol-iswal-e, Schmiedeberg n. U. Freispruch im Verner Prozeß Das Urteil im Berusungsprozetz wegen der zionistischen Protykolle davon auszugehen, daß politische Thesen und Anschauung gen über Rasse- und Religionsfragen in der Presse freu ilnd in weitgehender Weise erörtert werden konnten, r m Zionistische/Protokolle sollten eine Niederschrift von Vor^ trägen einer unbekannten Person sein, die als Mngues einer jüdischen Geheimregierung auftrete. Die Strafkammer des Bcrnischen Obergerichts hat im Serufungsprozctz gegen Schnell und Fischer wegen Ber- rcitung der zionistischen Protokolle das Urteil verkündet, die beiden Angeklagten wurden freigcsprochen, da der gc- > etzliche Tatbestand des Bcrnischen Schundliteraturgesetzcs > licht erfüllt ist. Eine Entschädigung wird ihnen nicht zu- wbilligt. Die Kosten erster und zweiter Instanz fallen der .Staatskasse zur Last. Lediglich Fischer hat den Betrag von 100 Franken für >as erstinstanzliche Verfahren zu zahlen, soweit es sich auf einen Artikel „Schweizer Mädchen hütet euch vor schän- «enden Juden" bezog. Die Prozeßkosten für die erste Jn- tanz haben sich bekanntlich infolge der von den jüdischen klägern beantragten umfangreichen Sachverständigenver- lehmung auf über 26 000 Franken belaufen, wozu noch !400 Franken Parteikosten kamen. Die Urteilsbegründung Das freisprechende Urteil wurde vom Gericht unter Hinweis auf die große Beachtung, die der Prozeß in der Oeffentlichkeit gefunden hab;, ausführlich begründet. Es wurde zugegeben, daß im ersten Verfahren Mängel vor- gekomnten seien, hauptsächlich was die Protokollführung betrifft; auch die Prozeßführung sei aus dem üblichen Nahmen gefallen. Hierauf wurde untersucht, ob der Tat bestand des bcrnischen Schundliteratur-Gesetzes auf die Verbreitung der Zionistischen Protokolle und zwei im „Eidgenossen" veröffentlichte Aufrufe gegen das Juden tum zutreffe. Die Anwendung dieses Gesetzes habe unter dem Gesichtspunkt der Pressefreiheit zu erfolgen. Es sei Sie enthielten über die Ausübung der jüdischen Weltherrschaft Ansichten und Darstellungen, die den Leser mit Abscheu vor den Juden erfüllen können. In nicht üblicher Weise habe der erstinstanzliche Richtet eine Sachverständigen-Untersuchung über die Echtheit' der Protokolle durchgeführt; dadurch, daß die Parteien d'e Sachverständigen benannten, sei das Vertrauen auf diese erschüttert worden. Ueber den Charakter der Schrift könnten nur der Inhalt und die Form entscheiden. Ob die Protokolle tatsächlich echt oder gefälscht sind, brauche daher nicht untersucht werden; es sei nur zu prüfen ge wesen, ob die Protokolle — wie behauptet — Schundlite ratur sind. Wenn die Protokolle auch geeignet seien, den Leser zum Judengegner zu machen, s» würde es doch zu weit gehen, zu behaupten, daß die Pro tokolle geeignet wären, zur Begehung von Verbrechen an zureizen oder anzuleiten. Das Bundesgericht stehe ausi dem Standpunkt, daß eine Schrift nicht schon deshalb! zu verbieten sei, weil sie „etwas für die Juden Peinli ches" enthalte. , / Die Protokolle könnten nicht anders gewertet werden« als ein Mittel im politischen Kampf gegen das Iuden-s Nusi -er Heimat an- -em Sachjenianö Dippoldiswalde. Kreispropagandaleiter, Pg. Lehmann, wurde in die Gauleitung nach Dresden berufen. An seine Stelle tritt Pg. Glöckner, Dresden. — Die Schau „Die rote Meltpest — der Bolschewismus" wurde während, der fünf Tage ihrer hiesigen Aufstellung von insgesamt 5000 Personen besucht. Dippoldiswalde. Gestern nachmittag fand die Beerdigung des nach langer, schwerer Krankheit im besten Mannesalter Heim gegangenen Angestellten am hiesigen Arbeitsamt, Kurt Dietzel, statt. Die außerordentlich große Zahl des Trauergefolges, die Fülle von Blumenspenden zeugte von der Beliebtheit, deren sich der Berstorbene erfreuen durfte, war er doch ein Mann mit offe nem, liebenswerten Charakter, immer hilfsbereit und entgegen kommend, der auch gern in froher Runde mit froh war. 3n der Nikolaikirche spendete Sup. Fügner den Trost der Kirche auf Grund des Bibelwortes aus Johannis: Euer Herz erschrecke nicht, glaubet an Gott und glaubet an mich; ich lebe und ihr sollt auch leben. 3n seiner Rede dankte der Geistliche auch dem Heim gegangenen für sein Wirken als Mitglied des Kirchenvorstandes und stellte ihn vor Augen als gottesfürchtigen Menschen, treuen Haushalter, lieben Freund und guten Kameraden. Auf dem Wege zum Grabe schritten dem Sarge voraus die Politischen Leiter mit der Fahne, Vertreter der DAF, die Beamten und Angestellten des Arbeitsamtes, die Kriegerkameradschaft „Grenzland" und die priv. Schützengesellschaft, beide ebenfalls mit Fahne. Am Grabe dankte Ortsgruppenleiter Preußer dem Toten für seine Aufopfe rung und Pflichterfüllung im Dienste der Partei» schilderte ihn als aufrichtigen Freund und Mitarbeiter und als Borbild treuer Kameradschaft. Kreisobmann Werner sprach für die DAF, in der er unermüdlich für sein« Kameraden gearbeitet habe und in der er als stiller, unermüdlicher Mitarbeiter immer in gutem Gedenken bleiben werde. Arbeiksamksdirektor Haftmann würdigte di« Ver dienste des Heimgegangenen im Dienste der Reichsanstalt, bez. -es hiesigen Arbeitsamtes, in dem er als 1. Sachbearbeiter und stellv. Abteilungsleiter tätig war, und hob hervor, wie er mit großem Verständnis die gesetzlichen Bestimmungen anzuwenden verstand, den Betreuten zu helfen, dem Staate das Recht zu wah ren. Wie er daneben auch ein guter Kamerad war. Gleich diesen drei Rednern legten auch Schuhmachermeisler Heinrich für die Schützengesellschaft und Oberpostschaffner Hoch für di« Krieger kameradschaft „Grenzland" kostbare Kranzspenden mit ehrenden Worten am Grabe nieder. Di« Fahnen senkten sich, das Ehren feuer — Dietzel war Kriegsteilnehmer im Referve-3Sger-Batl. 12 — rollte über bas Grab bann nahm man mit einer Handvoll Erde letzten Abschied von einem Manne, -er allzufrüh von dieser Erde scheiden muht«. Schmiedeberg. .Der am Reformationsfeste im Saale von Marschners Gasthof veranstaltet« Konzertabend nahm einen sehr wohlgelungenen Verlauf. Den Konzertbesuchern (der Besuch hätte, den Darbietungen angemessen, wohl ein noch zahlreicherer sein können) wurde «in ganz besonderer Kunstgenuß geboten, -er durch die künstlerische Höhe in der Durchführung der Vortrags folge zum Ausdruck kam. Von den Mitwirkenden waren Frl. M. Wild, Wendischrarsdorf sSopran) und- Rudolf Zschetzsching von der StaatSoper (Violine) durch ihre vorzüglichen Leistungen von früheren Konzerten her hier wohlbekannt. Neu kam d'esmal noch hinzu Opernfänger Seifert, dessen gesangliche Darbietungen ebenfalls von bester Wirkung waren. Di« Klavierbegleitung lag in Händen von Kapellmeister Herbert Stock, Dresden. Alles in allem konnte man mit dem Gebotenen auf jede Welfe zufrieden- gestellt sein. Der Beifall war ein stürmischer. ? Lungkwitz. Am Sonnabend kam es in der 6. Stunde zwischen einem Kreischaer Mietwagen, der nach Wittgens- dorf zu fuhr und einem Personenkraftwagen, der vom Sägewerk Häntzschel hergefahren kam, zu einem Zusammen stoß. Hierbei wurden die drei Insassen des Kreischaer Wa gens an Kopf und Armen verletzt. Die beiden Kraftwagen trugen ebenfalls mehr oder weniger Beschädigungen davon. Friedersdorf. In der Nacht zum Montag brach im An wesen des Bauern Karl Fleischer ein Schadenfeuer aus, das durch das tatkräftige Eingreifen der Freiwilligen Feuer wehren von Friedersdorf, Hartmannsdorf, Pretzschendorf und Nöthenbach auf seinen Herd beschränkt werden konnte. Dresden. Bon der Kriminalpolizei wurde der 47 Jahre alte, in Potfchappel geborene Eugen Nobitzsch wegen um sangreicher Provislonsbetrügereien vorläufig festgenommen. Er hakte sich bei verschiedenen Firmen als Bertreter an stellen lassen, um in den Besitz von gedruckten Bestell- fcheinen.zu kommen. Nobitzsch fälschte etwa 100 solcher Bestellscheine und lieh sich die darauf entfallenden Provi sionen auszahlen. Dresden. Der havarierte tschechoslowakische Lastkahn, der am Sonntag gegen abend an der Augustusbrücke- auf Grund geraten war, konnte am Montag nachmittag durch zwei Schleppdampfer der tschechoslowakischen Schiffahrts gesellschaft wieder flott gemacht werden. Damit ist das Hin dernis, das die Elbeschiffahrt in beiden Nichtungen sperrte, beseitigt. Meißen. In Zehren wurde nachts eine 34 Jahre alte Radfahrerin von einem unbekannt gebliebenen Radfahrer überfallen. Der Täler brachte der Radfahrerin mit einem Messer einen Stich in die linke Seite bei und ergriff dann die Flucht. Die Verletzte konnte sich noch bis zu einem Arzt schleppen, muhte dann jedoch sofort ins Krankenhaus gebracht werden. Nossen. An der Muldenbrüche stieß am Montag mittag ein Motorradfahrer mit einem Lastkraftwagen aus Zwickau zusammen. Der Motorradfahrer erlitt einen schweren Schädelbruch und wurde in bedenklichem Zustande ins Krankenhaus eingeliefert. Leipzig. Kraftwagen zwischen Straßen bahnwagen. Am Nordplatz stieß ein Personenkraft wagen mit- einem Straßenbahnzug zusammen; im gleichen Augenblick erreichte ein entgegenkommende Straßenbahn die Unfallstelle. Der Kraftwagen wurde zwischen die bei den Straßenbahnwagen eingeklemmt und erheblich be schädigt. Tie Insassen, zwei Männer und zwei Frauen, konnten von der Feuerlöschpolizci nur nach Ausschneiden des Verdecks befreit werden. Die Frau mußte in vos Krankenhaus gebracht werden. Leipzig. Der »Deutsche Fröbelverband hielt hier seine Reichstagung ab, wobei die Kindergür- , len, Kindertagesheime und die Ausstellung von Ergeb- nisten der Kindes, und Iugendkunde in der Zweigstelle des Psychologischen Instituts der Universität besichtigt wurden. In der Mitgliederversammlung wurde erklärt, daß in bezug auf die Lehrplände sich der Fröbelverband die Bayreuther Richtlinien des Hauptamtes für Erzieher zu eigen mache. Im engen Einvernehmen mit der Reichs- Wallung des NSLB. werde der Fröbelverband seine Ar beit tatkräftig weiterführen. Die weltanschaulich-politische Schulung der Erzieherschaft und weltanschaulich-politisch ausgerichtete fachliche Schulung und Fortbildung der Er zieherschaft gehöre nur dem NSLB. Leipzig. 230 neue Wohnungen. Im Vorort Meusdorf wurde im Volkswohnungsbau ein bedeuten der Abschnitt erreicht; es handelte sich um das Richtfest von 18 Häuserblocks mit 230 Wohnungen. Burgstädt. Von durchgehenden Pferden getötet. In Köthensdorf gingen zwei Pferde durch; der sechsjährige Rolf Lindner wurde erfaßt und geriet unter den Wagen. Die Räder gingen über ihn hinweg und führten seinen Tod herbei. Reichenbach i. V. Am Nationalen Sparlag wurden bei der hiesigen Städtischen Spatkasse 481 Ein zahlungen gegen 171 im vergangenen Jahr mit 62 827 M. gegen 14132 Mark vorgenommen. Mit'einem Gesamt- cinlagenbestand von 16 515 000 Mark ist der höchste Ge samteinlagenbestand der Vorkriegszeit mit rd. 16600 000 Mart fast erreicht worden. ' Untreue mit Zuchthaus gesühnt Wegen mehrerer schwerer Verfehlungen in seinem Amtl als Obermeister der Buchbinder-Innung in Grimma sowie . als Bezirksinnungsmeister des Buchbinderhandwerks in Sach- « sen stand der 44 Jahre alte Hermann Burkhardt aus! ' Colditz vor dem Leipziger Gericht. Burkhardt verbrauchte Gel der in Höhe von 1688 Mark, zur Anfertigung von Handwer-! kerkartcn bestimmt, zu eigenem Nutzen; außerdem veruntremei er 1227 Mark, die er weiterleiten sollte. Aus dem Vermögen des früheren Landesverbandes der sächsischen Buchbinder- meister behielt er 2345 Mark zurück und ergriff sich an 256 Marl Beiträgen der Grimmaer Innung. Burkhardt wurde zu zwei Jahren sechs Monaten Zuchthaus, 2100 Mark Geldstrafe und drei Jahren Ehrverlust verurteilt. Gnadengeluche zur Parteiaulnahme zwecklos Der Chef der Kanzlei des Führers, Reichsleiler Bouhler, gibt bekannt: Bei Lockerung der Mitgliedersperre für die Partei ist der Kreis der zur Aufnahme Berechtig ten genau festgelegt worden. Darüber hinaus er streben zahlreiche Volksgenossen, bei denen die Voraus setzungen zur Aufnahme nicht vorliegcn, auf Grund von Gnadengesuchen die Mitgliedschaft zur Partei. Es han delt sich hierbei überwiegend um ehemalige Mitglieder von Freimaurerlogen oder logenähnlicher Vereinigungen. Gnadengesuchen der obenbezeichneten Art muß der Er folg versagt werden, da Neuaufnahmen nur im Rahmen der erlassenen Bestimmungen erfolgen. Die Einreichung derartiger Gnadengesuche ist daher zwecklos Wettervorhersage öes Neichswetteröieuftes AnSgabeorl DreSdy» für Mittwoch: Heiter bis wolkig, vorwiegend trocken. Mäßige südöst liche Winde. Temperaturen, gleichbleibend. Wetterlage: Nach Mitteldeutschland dringen von Osten her Kühle kontinentale Luftmassen, von Südosten her milde Meeresluftmassen vor. Bei der verhältnismäßig ge ringen Energie der Tiefdruckstörungen über Westeuropa treten im Kampfgebiet dieser Luftmassen, vor allem im We sten Mitteleuropas, wohl stärkere Bewölkung, aber nur ge ringfügige Niederschläge auf. Für die Weiterentwicklung bleibt noch immer das Hochdruckgebiet über Osteuropa be herrschend wetterwirksam. Eine von Südosteuropa heran ziehende Störung bringt vorübergehend stärkere Bewölkung und verhindert einen weiteren Rückgang der Temperaturen«