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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 18.06.1910
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-06-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19100618014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1910061801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1910061801
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-06
- Tag 1910-06-18
-
Monat
1910-06
-
Jahr
1910
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Sezuftb-Preiv für Lech»»» an» Boiort« durch u«i«r« Träger uii» kpediieur« Lmal »-glich in» Hau« gedrochl - SU monatl., T.76^e vierlelitdri ve« »niern Aillaleu u. An. »ud«llellrn aoardolt 7- »umatU. R.LS »i«rteli-brl. Lurch dt» V»k: »nnerhald Deuillvan»« und der deutlchru Kolonien rnerieliädr! 8.G» monatt. iLiv LUtlchi Poftdrslellgcld. ferner in Belgien. Dänemark, den Donauslaalen, Italien. Unremdurn. Niederlande, Nor wegen Oesterreich-Ungarn. Nuiiland, Schweden. Schwel» » Spanien An allen Kdrigen Staate» au» direkt durch di« cheichätttiielle »»» Blatte« «rhtitlich. Da« cr,v»ige> tagrdiatt -riche,n> 2 mal täglich Sonn- » 8«>-erag» nm morgen«, Ädonne «nl-Lannou» Augultu-vla, 8, de> unlerr» Trägern Filialen Svedneuren und Snnavmellellen kowl« Postämtern und Briefträger» »in,«I»»»ra»»«pr»>» »er vlorgen» nnlgav» 10 H. »er «idendau-qade S «edaktton und kSelchäfrdktellei Zohannidgalfe bl gernwrecheri I«««, I4ölQ, »46S4. Morgen-Ausgabe. UtipMcrTllMM Handelszeitung. Amtsblatt des Rates und des Rolizeiamtes der LtaSI Leipzig. Anzeigen-PresS f-r Anseraw au» Ueiv»ig und UmgednW, d>« Ugeivaltene SO mm breite Petitzeil« 25 bl« 7« mm »rette -keklametelle l von auewäns -Xl Beklamen l.!L) Inserate «on Bebärden -m mailichen Teil dl« 74 mm breite Petitzeil« 4U <UeIchäit«ant«inen Mi« P atzvorfchristen UN» in der Lbendauegade nn Preise erhöht, ttladali »ach Laris. Beilagegebühr ü v. Dauienb exkl. Postgebühr. Jeltrrleilte Austräge kännrn mcht zurück gezogen werden. Zur da« Erscheinen an bestimmten Dagen und Plätzen wird leine Garantie übernommen. «„zeigen.Annahme: Augultu-Platz 8, bei sämtlichen Filialen u. allen Annoncen- Expeditionen oe« An- und Auslande«. Haupt-Jilial« Berlin! Sarl Dnncker. Heriogl. Bahr. Hosbnch- landlung, Lützowstiatze 10. lLelephon VI, Ar. 4M6). Haupt-Iillale Ire-den: keestratze 4. l (Telephon 4621). Nr. ISS. Smtmtvenü, üen 18. Juni lSlV. 104. Jahrgang. Das Wichtigste. * Die Leipziger und die Chemnitzer Bauarbeiter wollen die Arbeit noch nicht wieder aufnehmen. Eine Kundgebung der Unparteiischen des Schiedsgerichts bezeichnet den Schiedsspruch als unbedingt verbindlich für alle Teile. (S. d. bes. Art ) * Die beteiligten Ausschüsse des Bundesrats stimmten der Schiffahrtsabgabenvorlage in ihrer jetzigen Gestalt z u. lS. Letzte Dep.) * Der Bundesrat stimmte der Vorlage wegen Zulassung von Aktien zum Börsen terminhandel, sowie der Vorlage b-treffend Bewilligung von Ruhegehalt an Reichs beamte zu. * Bei der Stichwahl Ucckermündc—Usedom- Wollin siegte der sozialdemokratische Kandidat Stadt verordneter K u n tz e - Stettin. (S. Letzte Dep.) * Königin Elisabeth von Rumänien ist an einem leichten Anfall von Blinddarment zündung erkrankt. * Durch den jüngsten Erlast ist allen Reli gionsgesellschaften in Spanien v.-lle Freiheit gewährt worden. (S. Ausl.) * Die Meldungen aus den verschiedenen Hochwassergebieten lauten bereits be ruhigender. Fast überall ist 1.: Höhepunkt der Katastrophe überschritten und die Fluten geh»n Zu rück. Die Eisenbahnverbindungen in der Schweiz und im Ahrtal sind w . eder - hergcstellt. (S. Tageschronik.) Das kansüilche Problem. Jahr um Jahr nimmt in Kanada das an gestammte Element und Jahr um Jahr der Anteil des englischen Mutterlandes an der kanadischen Einwanderung verhältnismäßig ab. Kanada hatte im Jahre 1900 sieben Millionen Einwohner, die Vereinigten Staaten hundert Jahre früher ebensoviel. In dem Jahrzehnt 1800 bis 1810 betrug die Einwanderung nach der nordamcrikanischen Union 70 000, also durch schnittlich 7000 im Jahr. Kanada hingegen empfing im Jahrzehnt 1900 bis 1910 1 250 000 bis 1500 000 Zuzüglinge. Im letzten Jahre waren es 280 000; in den Vereinigten Staaten wurde diese Zahl erst erreicht, als das Land 23 bis 24 Millionen Menschen beherbergte. Der Zuwachs der Unionsstaaten durch Ein wanderung beträgt jetzt 1,4 vom Hundert der Bevölkerung, der Kanadas 4 v. H. Die aufsaugendc Kraft des angelsächsischen Bevöl- terungslernes ist bei den einwandernden Fran zosen von vornherein ausgeschaltet. Das fran zösische Element in Kanada bildet von jeher eine Nation für sich. „Ich persönlich", lautete schon vor etwa 40 Jahren eine Aeußerung Lord Elgins, „bin von der Torheit aller Versuche, die Franzosen zu entnationalisieren, überzeugt; sie erzeugen im allgemeinen das Gegenteil des beabsichtigten Erfolges, indem sie die Flamme nationaler Vorurteile und nationalen Hasses nur entfachen. Aber angenommen, sie wären er folgreich; was wäre das Ergebnis? Man kann vielleicht die französischen Einwohner durch der artige Methoden amerikanisieren, man wird sie sicher nicht anglisieren." Die Französisch sprechende Bevölkerung des Kanadischen Bundes betrügt heute nahezu 2 Millionen, wovon 1350 000 in der Provinz Quebec wohnen, wo die breite Masse Französisch spricht und deren französischer Charakter noch so ausgeprägt ist wie vor fünf zig oder hundert Jahren. Das englische Ele ment weicht sogar vor dem französischen zurück, wo sich beide berühren. Englisch-kanadische Güter gehen fortwährend in französisch-kana dischen Besitz über. Der gesellschaftliche und politische Einfluß des angelsächsischen Ele mentes wird in den gemischten Bezirken von Jahr zu Jahr geringer. 230 000 französische Kanadier gibt cs heute in Ontario. Sie sind zahlreich in den südwestlichen Provinzen. In Elengarry verdrängen sie das altschottische Element. Sie verzweigen sich den Strömen und Schienensträngen entlang in die neucrschlosscnen nördlichen Distrikte hinein. In Neu-Schottland gibt es 50 000 Franzosen, in Neu-Braunschweig 80000, in Manitoba 20000 und 10 000 in Alberta und Saskatschewan. Ebenso selbständig wie das französische ist das aus den Unionsstaaten stammende amerika nische Element. Es ist bereits auf 600 000 Köpfe angewachsen. Mehr als 280 000 davon kamen während der letzten fünf Jahre und fast 104 000 in den letzten 12Monaten vor April. Sie sind ineinem Lande mit den freiheitlichsten politischen Ver hältnissen groß geworden, sind tüchtig, fort schrittlich, selbstbewußt und mit den Bedingungen amerikanischer Farmwirtschaft aus langer Er fahrung vertraut. Viele von ihnen sind süd deutschen oder skandinavischen Ursprungs, auf keinen Fall sind sie britisch gesinnt. Ein Kor respondent der Londoner „Times" sagt von ihnen: „Sie können keine ererbte Liebe zu den britischen Institutionen haben. Sie können keine natürliche Treue zu einer Flagge haben, die über See weht und die das Symbol einer Monarchie ist. Noch jahre lang werden sic amerikanische Zeitungen lesen, werden amerikanische Maschinen kaufen, wenn der Tarif es gestattet, und sie werden eine kindliche Zuneigung zu der alten Heimat jen seits der Grenze bewahren. Politiker von Natur, werden sie in örtlichen wie nationalen Ange legenheiten einen starken Einfluß erwerben und in wachsendem Maße die Einrichtungen des Landes gestalten helfen." Auch die übrige Einwanderung kann nur noch zu einem geringen Teile vom kanadischen Angel- sachsentum verdaut werden. Von den 208 794 Einwanderern, die im letzten Jahre eintrafen, kamen 103 794 aus den Vereinigten Staaten, 104 996 über See. Don den Einwanderern aus der Alten Welt kamen 59 790 aus England, ob es aber auch alles Engländer waren, wird nicht berichtet. Wahrscheinlich verfährt die englische Statistik hierbei, wie die bisher unter englischem Einflüsse stehende Seezollverwaltung in China in Hinsicht auf europäische Waren verfährt, die Waren europäisch-kontinentalen Ursprungs,wenn sie über britische Häfen ausgeführt werden, als englisch deklariert. Unmittelbar vom euro päischen Festlandc kamen 45 206 Einwanderer. Im März 1900 trafen nicht weniger als 33 065 Neulinge in Kanada ein. 17310 steuerten davon die Vereinigten Staaten bei, Großbritannien 9919 und das euro päische Festland 5836. In Winnipeg waren zu einer bestimmten Zeit im vorigen Jahre von 590 Schulkindern nur 45 in Kanada geboren; 139 sprachen Englisch, die übrigen 406 andere Sprachen. 40 000 Ruthencn leben in Manitoba, 50 000 in Saskatschewan und 30 000 in Alberta. Ferner zählt man im Westen 12 000 Polen, 10000 Ungarn, 25 000 Schweden, 15 000 Nor weger, 10 000 Finnen und 5000 Dänen. Seit 1900 betraten 50 000 Italiener, 40 000 Juden und 12 000 Japaner kanadischen Boden, und in den älteren Provinzen gibt cs eine beträchtliche und einflußreiche deutsche Bevölkerung, über deren Zahl keine Angaben gemacht werden. Wenn, wie im März, durchschnittlich täglich mehr als 1000 Einwanderer aus aller Herren Ländern ins Land strömen, wie kann da noch von der Möglichkeit einer Anglisierung aller dieser Elemente die Rede sein. Es wird an genommen. daß im laufenden Jahre mindestens 150 000 Menschen aus der Union übersiedeln werden, und wahrscheinlich wird der Zuwachs von dort her in einigen Jahren bereits jähr lich eine halbe Million betragen. Das ameri kanische Element muß dann rasch die Oberhand gewinnen und dieses dürfte kaum noch lange das Gefühl erträglich finden, politisch einer europäischen Monarchie anzugehören. Nachklänge zum Sampl im Saugemerde. Zn einer Erklärung, die von den Unparteiischen bei dem Schiedsgericht in Dresden ausgeht, heißt es nach einer Meldung aus Dresden: „Es sind Zweifel darüber entstanden, ob die Aus sperrung am 15. Juni aufzubeben ist, wie es in den Vorschlägen der Unparteiischen vorgesehen wurde und wie es die Generalversammlung sämtlicher be teiligter Zentraloraanisationen genehmigt hatten. Die Unparteiischen sind der Meinung, daß die Auf hebung am 15. Juni ein wesentlicher Punkt ihrer Vorschläge war, von dem nach träglich auch deshalb nicht abgegangen werden kann, well die Verhandlungen des Schiedsgerichts einen Tag später, als ursprünglich in Aussicht genommen war. begonnen hatten. Die Unparteiischen gehen von der Ansicht aus, daß. nachdem das Schiedsgericht zu- sammengetreten ist und zu funktionieren begonnen hat, die gegenwärtige Aussperrung als Kampfmittel nicht mehr in Frage kommen kann. Es bedarf keines besonderen Hinweises darauf, daß die bei einzel nen örtlichen Verhandlungen und viel fach in der Presse ausgesprochenen Drohungen der Arbeiter, die Schiedssprüche, die ihnen keine ausreichende Lohnerhöhung bringen, nicht anerkennen würden, mit den abgeschlossenen und von der General versammlung gemachten Vorschläge in direktem Widerspruch stehen würden, ihre Ausführung also einen Bruch ihrer Verträge bedeuten würde, die Folgen unabsehbar seien und von den Beteiligten deshalb wohl vermieden, jedenfalls von den Zentral organisationen auf das entschiedenste bekämpft wer den müßten. Es ist daher als Meinung der Unpar teiischen festzustellen, daß die Zentralorganisa tionen für die Durchführung der Schiedssprüche die volle moralische Verantwortung zu tragen haben." Daß die Leipziger Bauarbeiter die Ar beit trotzdem nicht wieder aufnehmen wollen, konnten wir bereits gestern mitieilen. Auch die Chem nitzer Bauarbeiter weigern sich, weil ihnen der In halt des Schiedsspruchs noch nicht offiziell mitgeteilt worden sei. Ueber die Beweggründe zur ablehnenden Haltung der Leipziger Bauarbeiter wird uns ge schrieben : „Die Leipziger Bauarbeiter werden die Arbeit bis auf weiteres noch nicht wieder aufnehmen. Die De legierten der Arbeitnehmerverbände waren bis Donnerstag abend noch nicht von Dresden zurück gekehrt, auch waren Anweisungen der Verbandsleiter über das weitere Verhalten der Ausgcsperrten von den Dcrbandsleitern bisher nicht eingegangen. Vor aussichtlich werden nächsten Montag auster ordentliche Verba ndstage der Arbeit nehmerverbände stattfinden, auf denen über das weitere Verhalten der Arbeitnehmer Beschluß gefaßt werden soll. In den Kontrollversammlungen machte sich eine große Mißstimmung über die Dresdner Schiedsgerichtsbeschlüsse bemerkbar. Be sonders wendet sich die Entrüstung der Arbeiter gegen die Verteilung der Zulage von 5 Pf. auf die drei Ver- tragsjahre. 1 Pf. Zulage pro Stunde für das laufende Jahr wird als völlig ungenügend betrachtet. Ueber die Aufhebung der Sperre sind den Nrbeitnehmerorganisationcn vom Leipziger Vau- arbcitgeberoerbande angeblich bis jetzt Mitteilungen nicht zugeqangen. Zeitungsnachrichten werden von den Arbeitern als unverbindlich für sie gehalten. Keinesfalls sollen die Arbeitnehmer ohne nähere An weisungen die Arbeit wieder ausnehmen. An den stilliegenden Bauten sind Posten aufgestellt worden, die etwa zureisende Arbeiter über die Lage am Orte aufklären sollen." Der Bezirksverband Thüringen des Arbeitgeberbundes für das deutsche Baugewerbe be schloß in seiner am Freitagnachmittag abgehaltenen Generalversammlung am Montag, den 20. d. M„ die Aussperrung auf zu heben und die Ar beit wieder aufnehmen zu lasten. Päpstliche Winkelzüge. Unter dieser Ueberschrift schreibt die „Deutsch- Evang. Korr." u. a. folgendes: „In der gesamten deutschen Presse herrscht ziem, liche Einstimmigkeit darüber, daß, wenn von einem Entgegenkommen der Kurie in der Enzyklika-Affäre die Rede sein kann, die n u r in dem Verbot der amt lichen Verkündigung des päpstlichen Rundschreibens zu finden ist. Die darauf bezügliche Stelle in der offiziösen Veröffentlichung der „Nordd. Allgem. Ztg." lautet folgendermaßen: „Am 11- d. M. ist dem Gesandten amtlich erklärt worden. Saß der Papst bereits den deutschen Bischöfen den Befehl gegeben habe, eine solche Verkündigung und Verönentlichung zu unter lasse n." Nun erhalten wir von unserem Korrespondenten in Rom ein Telegramm, wonach die vatikanische Presse in diesem entscheidenden Punkt einen wesentlichen anderen Standpunkt einzunchmcn scheint. Ein solcher Befehl, der der Zurücknahme der Enzy klika gleichküme, soll nicht ergangen sein, sondern auf bischöfliche Bedenken, die Enzyklika vorzulesen, soll der Papst geantwortet haben, inan möge es da, wo größere Uebel befürchtet würden, unterlassen. Zu oicscm Thema äußert sich die klerikale „Corricre d Italia" in offiziöser Auslastung: „Die deutsche Note sei in diesem Punkte nicht exakt, der Papst habe diese Maßnahme vor jeder Intervention der preußischen Regierung getroffen; sie könne daher durchaus nichtals Genugtuung für die ver meintlichen (!) Beleidigungen, die die Enzyklika enthalten solle, angesehen weiden. Eine offizielle Note im „Ostervatore Romano" endlich erklärt, eine Zurücknahme Ser Enzyklika sei nicht erfolgt, der Papst babe pov ivyftoni <I> prmlon^a, also aus Vorsicht, Maßregeln ergriffen, um weitere Publikationen in Deutschland zu vermeiden. Davon sei dem Gesandten mündlich Mitteilung gemacht worden. Diese Auslastungen der päpstlichen Blätter stehen in auffälligem Widerspruch mit der „Nordd. Allgem. Ztg.", die ausdrücklich von einem Befehl des Papstes spricht, dis Verkündigung und Veröffent lichung zu unterlassen. Das ist ein klares, zwingendes Verbot, während die päpstliche Presse nur oon einem Dispens weiß, der sich an scheinend nach der Dauer der Erregung im protestan tischen Volk richtet. Von diesem Dispens Gebrauch zu machen oder nicht, liegt im Belieben der deutschen Bischöfe, verträgt sich also nicht mit dem, was nach der „Nordd. Allgem. Ztg. amtlich dem Gesandten mit geteilt worden ist. Auch die Bamberger Veröffentlichung erklärt sich am leichtesten, wenn man entsprechend den vatikani schen Prcßstimmen annimmt, daß das Bamberger Ordinariat den amtlichen Befehl zur Unterlassung des Abdrucks im Kirchenblatt in der Tat gar nicht erhalten hat. Es fällt weiter auf, daß von dem so wichtigen Verbot, dem einzig Wesentlichen an dem angeblichen „Rückzug des Vatikans", in der offiziellen Note der Kurie, wie sie die „Nordd. Allg. Ztg.' ver öffentlicht, mit keiner Silbe die Rede ist. Das alles wirft denn doch ein so eigentümliches Licht auf den wahren Sinn und die Trag weite der päpstlichen Versprechung, daß man fast versucht ist, an Mystifikation und Düpie rung durch die Kurie zu denken. Zum mindesten liegen Winkelzüge vor, die so nicht hingehen dürfen, wenn die Regierung ihr Ansehen wahren will. Um so weniger, als nach Mitteilung des „Ostervatore" der Reichskanzler dem Papst den aufrichtigen Dank für seine Haltung ausgesprochen hat. die er als kost bare Bürgschaft für die Fortdauer der freundschaft lichen Beziehungen zwischen Kurie und Preußen be trachte. Läge hier wirklich ein päpstlicher Bluff vor, so müßte das eine Empörung im deutschen Volk Her vorrufen, die größer als im Anfang wäre. Be- schimvft und genarrt — selbst für den friedliebendsten Deutschen und Protestanten wäre das zu viel. Hoffen wir im Intereste des konfessionellen Friedens, daß wenigstens diese Befürchtungen sich nicht bestätigen. Weitere Nachrichten zur Enzyklika-Bewegung. Auf die an den König Friedrich August oon der evangelisch-lutherischen Geistlichkeit der Stadt Leipzig gerichtete Dankadresse ist folgende Antwort eingegangen: Seine Majestät der König lasten der evangelisch lutherischen Geistlichkeit der Stadt Leipzig für die dargebrachte Huldigung Allerhöchstseinen Dank aussprechen. von Schmalz, Major und Flügeladjutant. Die evangelisch-lutherischen Geistlichen der Ephorie Leipzig-Land haben folgendes Ergebenheitstele gramm an den König gerichtet: „Unserm geliebten Könige, besten landesväterlich königliches Wort gegenüber den Angriffen wider unsere Kirche uns wie unseren Gemeinden hoch begeistert hat, bringen wir untertänige dankerfüllte Huldigung dar. Gott kröne Ew. Majestät mit Segen und Ihr Regiment mit Frieden, auch konfessionellem Frieden. Die evangelisch-lutherischen Geistlichen der Ephorie Leipzig-Land, v. Hartung. Der R a t und die Stadtverordneten zu Dresden sandten an den König folgendes Tele gramm: Euere Majestät wollen allergnäjngst gestatten, daß wir der lebhaften Freude und dem ehr furchtsvollen Danke Ausdruck geben, von dem die Bürgerschaft der Haupt- und Residenzstadt über die hochherzige Fürsorge erfüllt ist, welche Euere Majestät der Aufrechterhaltung des konfessionellen Friedens durch das entschlossene Eintreten für die Wahrung der protestantischen Interessen gegenüber der Borromäusenzyklika angedeihen liegen Dr. Kretzschmar, Bürgermeister und Dr. Stöckel, Stadtverordnetenvorstcher. — Darauf ist folgende Antwort eingegangen: Seine Majestät lasten dem Rate und den Stadt verordneten allerhöchst Seiner Residenzstadt Dres den für die im Namen der Bürgerschaft übersandte Kundgebung aufrichtig danken. v. Schmalz, Major und Flügeladfitt-'nt. H- Bismarck und der Vatikan. In einem Teil der deutschen Presse wird zu. : t hervorgehoben, daß soviel, wie die preußisch - Re gierung biesmal gegenüber Rom erreicht habe, noch nie erreicht worden sei. Zugleich will man da mit glauben machen, daß mehr überhauot nicht zu erlangen gewesen fei. Eine einfache geschicht liche Reminiszenz beweist, auf wie schwachen Füßen diese Behauptungen stehen. In der jetzt wieder be sonders aktuell geworbenen Broschüre von Geh -Rat 11. Mirbt in Marburg „Die preußische Gesandtschaft am Hof oes Papstes" (Verlag des Ev. Bundes) liest man: „Als auf dem vatikanischen Konzil den Synodalen eine Vorlage gemacht wurde, welche den Protestantismus als „postis" bezeich nete, lieg Bismarck dem Kardinal Antonelli durch den norddeutschen Bundesgcsandten von Arnim mitteilen, daß, wenn das Bekenntnis des Königs von Preußen und dadurch er selbst amtlich beleidigt würde, er den Gesandten abbcrufcn und die preußi schen Bischöfe auffordern würde, in ihre Diözesen zurückzukehren. Auf der Stelle hat die Kurie den beanstandeten Ausdruck zurück- gezoge n." Das war denn doch ein anderes „Ergebnis" als der diplomatische Ausgang der Enzyklika-Affäre. Hier sind all' die schmählichen Morte stehen ge blieben; nicht eins ward zurückgezogen, trotz dem unter Bismarck die Kurie gezeigt hatte, daß sie sich sehr wohl auch zu Korrekturen ihrer Erlaße herbeilastcn kann, wenn nur in der richtigen Tonart mit ihr gesprochen wird. Sus üen Sommerkommillionen Die Strafprozeßkommission setzte am Donnerstag ihre Beratungen'bei 8 173 fort. Auf Antrag des Zentrums wurde mit allen gegen eine Stimme folgender 8 173a neu eingejügt: „Im Ermittelungsversahren gegen einen unbe kannten Täler hat der Richter dem Zeugen mitzu teilen, welche Gründe ihn zur Zeugnisoerweigerung berechtigen würden, wenn ihm der Täter bekannt wäre, und der Zeuge kann ohne Angabe des be stimmten Zcugnisverweigerungsgrundes glaubhaft machen, daß er zur Zeugnisvcrweigerung berechtigt jei; es genügt die Versicherung an Eides statt." Ein Abänderungsantrag zu 8 171. der die Klageerhcbung , durch die Staatsanwaltschaft betrifft, wurde zurück. ! gezogen, nachdem die Regierung eine andere Fällung
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