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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.12.1891
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-12-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18911230021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891123002
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891123002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-12
- Tag 1891-12-30
-
Monat
1891-12
-
Jahr
1891
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Abeud-Au-gabe: die 6gejpoltene PetirT' 40^,Reclamen unter dein Redactionts» «r- tt ge,palten) l Aamiliennachrtchten Anzeigen verlorener Gegenstände svgrspaltetzg,7p, 20 Grossere Schriften laut unseren, Preis oerzeichntss. Tabellarischer und Zifferusatz^ nach höherem Daris. 6rtra-veilaacn (gefalzt), nur mit der Margen-Ausgabe, ohne Postbeförderuu» » ÜO.—, mrt Poslbesörderung ^s 70.—. Ännahmeschluß siir Juserite: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uh» Marge n-Autgab«: Nachmittag« 4 Uhr. Sonn- und Festtag« früh 9 Uhr. vei den Filialen und Annabmeslellen je «in» kalbe Stunde früher. Inserate sind stets an di« GxPetzttt«« zu richten. ^°4K3. Mittwoch den 30. December 1891. 85. Jahrgang Im Interesse rechtzeitiger und vollständiger Lieferung des Leipziger Tageblattes wolle man das Abonnement baidgefälligst erneuern. Der Abonnementspreis beträgt wie bisher pro Quartal 4 Mk. 50 Pf., incl. Bringerlohn für zweimaliges tägliches Zutragen 5 Mk. 5« Pf., durch die Post bezogen 6 Mk. In Leipzig nehmen Bestellungen entgegen sämmtliche Zeitungsspediteure, sowie die Hauptexpedition: Johannesgafse 8, die Filialen: Katharinenstratze 14, Königsplatz V und Universitätsstratze 1. Ferner kann in nachfolgenden Ausgabestellen das Leipziger Tageblatt — zum Preise von 4 Mk. 50 Pfg. für das I. Quartal 1892 — abgeholt werden: Arndtstraste 35 Herr L. 0. Llltvl, Colonialwaarcnhandlung. Peterskirchhof 5 Herr llax steril», Buchbinderei. Beethoverrstrahe 1 Herr Illvoü. 1'eter, Colonialwaarcnhandlung. Pfaffendorfer Strafte 1 Herr k*r1t/i Keller, Colonialwaarcnhandlung. Brühl 80 (Ecke Gocthestrasze) Herr Herrn. Ilvsske, Colonialwaarcnhandlung. Ranftsches Gäftchen 0 Herr k^rtellr. k'lseller, Colonlallvaarenhandlung. Frankfurter Straße LI.Herr Lrnst llros, Colonialwaarcnhandlung. Ranstädter Steinweg 1 Herr 0. LllKvImaim, Colonialwaarcnhandlung. Löhrstraße 15 Herr kilnnril lletrer, Colonialwaarenhandlung. Schützenftraste 5 Herr «lul. 8eklln>1edv», Colonialwaarenhandlung. Marfchnerstraße O Herr knul 8eliroll»er, Drogengeschäft. Westplatz 3» Herr ll. Vlttrlvd, Cigarrenhandlung. Nürnberger Straße 45 Herr 11. L. 41dre<;dt, Colonialwaarenhandlung. Horkstraße 32 (Ecke Berliner Straße) Herr 0. Colonialwaarenhandlung. Zeitzer Straße 35 Herr V. Lüffter, Cigarrenhandlung. in Anger-Crottendorf Herr Rodert Orelner, Zweinaundorfer Straße 18. in Neustadt Herr k. Reder, Eisenbahnstraße 5. - Connewitz Frau Riseder, Hermannstraße 23, 1. Etage. - Plagwitz Herr 11. OrUtrmunn, Zschochersche Straße 7 a. - Gohlis Herr Hi. Rrltrsede. Mittelstraße 5. . Reudnitz Herr IV. Ruxman», Marschallstraße 1. - Lindenau Herr Lä. R. IliUIer, Wettiner Straße 51. - - Herr Vvrok. IVeder, Mützengeschäft. Leipziger Straße 6. in Thonberg Herr R. Lüntsvd, Reitzenhainer Straße 58. Leipzig, 30. December. * Sc. Majestät der Kaiser bat, sobald ihm die Nach richt von den, erfolgten Ableben des aroßbritannischc» Bot schafters in Konstantmopel Sir William Arthur White zugegangen war, der Königin von England telegraphisch sein Beileid ausgesprochen. Bon der Königin Victoria ist alsbald auf gleichem Wege dem Kaiser hierfür in verbindlichster Form gedankt worden. * Der „Staatsanzeiger" erklärt die Nachricht, daß der Kaiser zu dem Lcickenbegängiiiß des Professors Janssen einen Kranz gesendet habe, wie schon kurz gemeldet, für unbegründet. Diese Widerlegung eines seltsamen Gerücht» wird in allen protestantischen Kreisen mit Genugtbuung ver nommen werden. Eine solche Auszeichnung eines ManneS, dessen ganze afterwissenschaftliche Thatigkcit in dem versuchten Nachweis bestand, daß die Reformation daS deutsche Volk geistig, sittlich und wirtschaftlich zu Grunde gerichtet habe, hätte großes Befremden erregen müsse». U»S war bereits von hervorragender Seit: eine Protestkundgebung zugcgangen, die nun aber zu unserer lebhaften Freude gegenstandslos geworden ist. Die „Nordd. Allg. Ztg." bemerkt zu der falschen Mittbeilung der „Post" folgende-: „ES ist bedauerlich, daß di: „Post" mit dieser Nachricht von ihrem Corrcspondentcn mißbraucht worden ist, und vielleicht noch bedauerlicher, daß ein ernstes Blatt, wie die „Post", sich olme gewissenbafte Prüfung der Vertrauenswürdigkeit seiner Quelle zur Ver breitung derartiger unverbürgter, aus die Allerhöchste Person bezüglicher Nachrichten bergiebt. Die angebliche Kranzspende ist nicht erfolgt und Sc. Majestät der Kaiser bat dcn ver storbenen Professor Janssen überhaupt persönlich nicht gekannt." * Zum Jahreswechsel schreibt die „Nat.-Lib. dorr": Wir nehmen wieder Abschied von einem ereignissrcichcn Jahr und der Blick wendet sich beichaulich rückwärts aus Has, was es uns ge- bracht, was eS uns qehalten und gewahrt hat im Leben des Ein zelnen, was es der Allgemeinheit und der Naiion gewesen ist. Da können wir zunächst mit innigem Tank und freudiger Genugthuung begrüßen, daß abermals ein Jahr ungestörten äußern Friedens vorübergcgangcn ist. Lange, lange Jahre ballen wir unS jetzt sletS die Gefahr eine- nahe bevorstehenden Weltkrieges vor Augen, und rin Jahr nach dem andern gehl vorüber, ohne Laß die Befürchtung einer großen europäischen Krisis sich bewahrheitet halte. Wer möchte da ganz daran verzweifeln, daß doch die Besonnenheit der Regierungen und Völker und die allgemeine Sehniucht »ach ruhigem, friedlichem Schassen sich mächtiger erweisen werden als blinde Leidenschaften, haßersullier Fanatismus und ungezügelter Rachsucht! Unser junger Kaiser hat sich als Fricdenshort gleich seinen erhabenen Vorgängern bewährt: aber freilich auch im verflossenen Jahre mußte die zaand stets fest am Griff des deutschen Schwertes ruhen. Tie drohende und unsichere Weltlage lastete auch in dem vergangene» Zeitabschnitt schwer aus dem wirtdschaftlichen Lebe» unserer Nation. Es war kein» der gesegneten Jahre: Enverb und Verkehr wollten nicht zur Bltithe kommen; die Mangelhaftigkeit der Ernte trieb die Preise der Lebensmittel in die Höbe; die Stockungen im Gewerbebetrieb erzeugten vielfach Arbeitsmangel und Noihslände. In dessen vor dem Schlimmsten sind wir auch in dieser Hinsicht bewahrt geblieben; wen» wir den Blick nach so manchem andern europäischen Land richte», können wir mit unserem Loos immer noch zufrieden sein. Im inneren SiaatSleben hoi uns da- verflossene Jahr, in welchem neue Männer die Probe ihrer Leistungsfähigkeit abzulegen ballen, manchen iverlhvollen Fortschritt gebracht. Wir haben, »m nur an ein paar ganz hervorragende Schösslinge» zu erinnern, im Reich das Arbeiterichutzgesetz und die Handelsverträge, in Preußen die Reform der Einkommenstcuer und die Laiidgeincindcordnung erhalten. Ter innere Frieden in unserem Reich läßt freilich auch jetzt noch viel zu wünschen übrig. Tie PariAsucht und die Kainvse um malerielle Iniereffen haben um nichts nachgelassen; die niächligen Kräfte, die au den ganzen Grundlagen unserer staatlichen und gesellschaftlichen Ordnung rütteln, setzen ihre unheilvolle ver hetzende Thaiiqkeit ungeschwächt fort, »nd die gewaltigen Muffen von haß- und neiderfüllten Menschen, die sich von bohlen Schlag- Wörtern und verderblichen Versuhrungskünsle» beihörcn lasse», sind wohl geeignet, Sorge und Betrüblich hervorznrusen. Das verflossene Jahr war überreich an großen leichtfertig bervorgerlisknenArbeilscinstellungen, welche die herrichendrn Noihslände noch steigerten. Immerhin ist da« erste sociolistengeseplose Jahr ohne große Ausschreitungen vor übergegangen. und man wird trotz vielsacher Eiiltauschung die Hoffnung nicht ausgebeu dürfen, daß die Fürwrge «ur die „arbeitenden Elasten", wie sie durch die Gesetzgebung und da» private Wohlwollen unaucge'etzt geübt wird, ihre versöhnende und beruhigende Wirkung mit der Zeit äußern wird. So stehen wir denn wieder an der Schwelle eines neuen Jahres. Möge es für jeden Einzelnen und für unser Reich und Volk insgejomir.l ein seoenbriiiaendeS sei«! Möge aber auch Jeder «» vtgin» des «ne» Zeitabschnittes sich geloben, seine Pflicht im bürgerlichen und lm öffentlichen Leben treu zu erfüllen! DaS Leben ist heutzutage ganz besonde.s schwer und fordert unendlich viel von einem tüchtigen Manne. Nur wenn Jeder an der ihm an. gewiesenen Stelle seine Schuldigkeit thut, mögen wir getrost in dir Zukunft blicken. * Neuere Nachrichten aus Rußland lassen eS. wie der „Magdeburger Zeitung" auS Berlin geschrieben wird, fast als sicher erscheinen, daß gegen die Deutschen daselbst Maß regeln ähnlicher Art zu gewärtigen sind, wie sie gegen die Inden in Rußland bereits ergriffen wurden. Die deutsche Regierung wirb daher mit der Möglichkeit zu rechnen haben, für die aus Rußland auSgcwiesenen Deutschen Sorge tragen zu müssen; denn eS liegt auf der Hand, daß weder sie »och da« deutsche Volk sich einer Pflicht entziehen wird, die un« auS der Nothlage unserer Brüder im Auslande erwachsen würde. Die Zahl der Deutschen in Rußland wird sich auf etwas über eine Million belaufen; denn die Auswanderung nach Rußland hat bis in die achtziger Jahre dauernd angehaltcn, obschon sich damals bereits der feindselige Zug des RussenthumS gegen daS Dcutschthum eigte, der sich iiizwischen bis zu unversöhnlichem Haß gesteigert at. Von den Deutschen in Rußland entfallen etwa 120 000 auf die Provinzen Estbland, Livland, Kurland, und zwar aus Kurland 41000, auf Livland 64 000, auf Estbland 12 000. Sie bilden hier, obwohl sie nur 16 Procent der Gesammt- bcvölkerung auSmacken, noch immer daS herrschende Element. Die Mehrheit der Deutschen in Rußland ist in kleinen Ge meinden über daS ungeheuere Reich vom Weißen Meer bi« zum Kaspischen und Schwarzen Meer, von der preußischen Grenze bis zum Ural zerstreut: ja selbst in Sibirien sind einige Tausend Deutsche angcsicdelt, und auch in den centralasiatischen Besitzungen Rußlands wurden deutsche Siedler gezählt. Am dich testen liege» die deutschen Siedclungen noch in den Gouvernements Ssomora, Ssaratow. Piotrkow, Warschau und Kalisch. sodann in Cherson, Plozk, Petersburg, Ssuralki und Wolkmiien zu sammen. In Finnland, wo früher zahlreiche Deutsche lebten, finden sich jetzt keine mehr. Sie sind nicht auSgewandert, sondern in der schwedischen Bevölkerung aufgegangen. In den letzten Jahren haben sich schon vereinzelte deutsche Familie» aus Rußland zur Ansiedelung in den Provinzen Posen und Westprcußen gemeldet. Dort kann auch jetzt noch zahlreichen Ansiedlern Grund und Boden angewiesen werde-; indessen auch Denen, die in der Ferne bleiben wollen, wird sich die Hilfe Deutschland« nicht versagen. Die Türkei hat sich schon wiederholt zur Aufnahme deutscher Colonisten bereit erklärt und ihnen in Kleinasien, aber auch in der europäischen Türkei Grundbesitz angeboren. Wenn die russische Regierung Ernst macken sollte mit den Ausweisungen, wird dieses An erbieten einer näheren Prüfung zu unterziehen sein. * Ucber Veränderungen in unserem diploma tisch cn CorpS erfährt man von zuverlässiger Seite Folgende«: An Stelle de« verstorbenen Grafen v. Arco- Lalley wird der bisherige Gesandte in Japan Vr.v. Hol le bcn den Gesandtschaft-Posten zu Washington bekleiden. Für Herrn v. Hollebcn geht der LcgationSrath Frbr. v. Gu t- schmidt, zur Zeit Gejandtcr in Chile, nach Tokio. Die Gesandtschaft zu Santiago wird der jetzige Generalconsul in Capstart, Herr v. TreSkow, als Gesandter übernehmen. Der Ministerresident in Guatemala, Herr v. Bergen, bezieht sick auf Urlaub und an seine Stelle wird der bisherige Ministerresident zu Caracas (Venezuela) Peyer treten Nach Caracas wird der königliche Kammerherr und LcgationSrath bei der preußischen Gesandtschaft in Stuttgart, vr. v. Kleist-Tychow, als Ministerresident be» rufen werden. Zu erwähnen wäre noch, daß unser erster BotschastSsecretair in Konstantmoprl, LeganonSrath vr. Winkler, als Nachfolger de« auf Urlaub befindlichen LcgationSrathS Frhrn. v. Zedtwitz für den GesandtschaftS- posten in Mexico in Aussicht genommen ist. Ter deutsche Gesandte am königl. belgischen Hose Wirklicher Geheimer Rath Graf v. AlvenSlebrn hat einen ihm bewilligten kurzen WeihnacktSurlaub angetrele». Während seiner Abwesenheit wirkt der LegationSralh Prinz von Tburn und Taxi« als Geschäftsträger. Der deutsche Ministerresident in Luremburg, Graf v. Wallwitz, hat einen ihm bewilligten Urlaub anzetrclen. Zu seiner Vertretung ist der Attache bei der deutschen Gesandtschaft in Brüssel, Prinz von Schön bürg Waldenburg, al- Geschäftsträger nach Luxemburg eutsandt. * Die Verordnung wegen Einberufung des preu ßischen Landtages auf den lt. Januar 1892 wird nun mehr amtlich bekannt gemacht. Es sollen dem Abgeortneten- hausc gleich nach Eröffnung seiner Sitzungen die beiden hauptsächlichsten Vorlagen der Session, der Etat und da« BolkSschulgesetz, zugchen. Beide Vorlagen werden nach Lage der S^ch«, der Staatshaushalt wenigstens ln seinen wichtigsten Bestandtheilen, nach der ersten Lesung in Commissionen ver wiesen werden, und während dieser Zeit wird der Raum für die fast gleichzeitig beginnenden Reichstagssitzungen un- gestörter zur Verfügung gestellt werden können, so daß sich die Uebelständc des gleichzeitigen TagenS der beiden Körper schaften erträglicher gestalten werden. Außer den beiden genannten Vorlage» wird dem Landtag eine große Reihe von Gesetzentwürfen zweiten Range«, zum Theil aber doch von erheblicher Bedeutung zugehcn, so daß man sich aus eine Tagung bi- tief in den Sommer hinein gefaßt macht. * Der preußische CultuSminister hat an die königlichen Regierungen einen Erlaß über die Ausleihung von Jugendschriften auS den BolkSschulbibliolheken gerichtet, nach welchem die Lehrer für eine geeignete Auswahl der Bücher verantwortlich sind und insbesondere auf Grund einer gewissenhaften Prüfung de- Inhalts der verschiedenen Jugendschriften dafür Sorge zu tragen haben. Laß dcn einzelnen Schulkindern seitens der Schule kein Buch in die Hand gegeben wird» welches hinsichtlich des Bekenntnisse« Anstoß erregen oder gar verletzen könnte. Die Schulaufsichts behörden sollen dcn Lehrern diese Pflicht stets gegenwärtig halten, erforderlichen Falls ihnen auch bei deren Ausübung selbst Hilfe leisten. * Die „Köln. VolkSztg." meldet aus Saarlouis: Der ebemaligc socialdemokratische Redacteur Braun ist wegen Beleidigung deS Kaisers, die er sich in einer Bcrg- arbcitcrversammlung zu Schulden kommen ließ, verhaftet worden. — Der Schriftführer de» RcchtSschutzvereinS erhielt wegen Beleidigung der BcrgwerkSdirection zwei Monate Gesängniß. * In einer Polemik gegen die „Weser-Ztg." und einigt andere Provinzialblätter charakterisiren die „Hamb. Nach richten" ihre Auffassung von der Lage, die zu der Ent lassung Sr. D. des Fürsten von Bismarck geführt habe, in folgenden Sätzen: Aus Grund der gelammten Situation ist Fürst Bismarck von der Unhaltbarkeit seiner Stellung niemals überzeugt gewesen, wobt aber ist er schon vor derWlndthorsl'schen Unterredung davon überzeugt gewesen, daß ver Kaiser entschlossen sei, von seiner Berechtigung, einen anderen Kanzler zu ernennen, Gebrauch zu machen. Man braucht nicht, wie oi« „Weserzeitung" eS tbut, ein« gezwungen« Deduktion zu Hilfe zu nehmen, um zu begreisen. daß diese lieber- zeugung de- Fürsten Bismarck mit seiner Abneigung, die Beran». Wörtlichkeit für sein Ausscheiden selbst zu tragen, vollständig ver träglich war. * Die Nachricht, daß der Regierungs-Präsident v. Tepper- LaSki in Wiesbaden als Nachfolger des vr. v. Seydcwitz Ober-Präsident von Schlesien werde, ist nach der „Kreuz- Zeituna" durchaus unbegründet. * AuS Gera wird uns geschrieben: Gegen die letzte Gcmeinderathöwahl waren von dem Reichsvereine und der Fortschrittspartei rechtzeitig Pjrotestc eingcreicht worden. Infolge dessen ordnete da« fürstliche Ministerium eine Neuzähluiia sämmtlicher Stim men an, bei welcher jeder Stimmzettel nach der Gemcinde- ordnung auch daraufhin geprüft werden sollte, ob die Hälfte der Gewählten Hausbesitzer seien. Die gestern und heute stattgcsunvene Neuzählung hat ergeben, daß siebe» RcichS- vereinler, sieben Socialdemokratcn und ein Fort schrittler gewählt sind. Letzterer gehörte bei der ersten Zählung mit 992 Stimmen nicht zu den Gewählten, jetzt steht feit, daß derselbe mit N02 Stimmen unbedingt dazu zählt. Nack der ersten Zählung sollte derselbe in der ersten Wahlabtheilung nur 12«', Stimmen erhalten haben, die Neu- zählung ergab deren 222. *Dazu kommt für denselben noch «in Mehr von 14 Stimmen in der dritten Wahlabtheilung * Man meldet dem „Hann. Cour." aus Berlin: Zu Neujahr wird eine große politische Ansprache de« Kaiser« an die Generalität erwartet. *DerHandwerkertaa tritt am 15. und 16.Februar n.J '» Berlin zusammen. Am 14. ist Vorvcrsammlung im Gcmrine-Bäckerhaus«; am 15. beginnt dort der Handwerker tag. ES wird zunächst Bericht erthcilt über die Handwcrker- conferenz am 15. bis i7. Juni 1891, sodann soll über den Befähigungsnachweis verhandelt werden; der Handwerkertag will diesen nachdrücklich verlangen. * Nach den Informationen der „Freisinnigen Zeitung" unterliegt eS keinem Zweifel, daß vom l. Februar 1892 ab die Zollermäßigung auf alles Getreide gleich- mäßig Anwendung finden wird. * * Die Umwandlung, die sich zur Zeit im politischen Leben Oesterreichs vollzieht, dürfte, ohne daß vorerst eine wirk liche Klärung zu erkennen ist, noch lange andauern. Heute liegt wieder eine Meldung vor, deren politische Bedeutung schwer zu verstehen ist. Dem „Fremde,,blatt" zufolge wird nämlich der Präsident der Grneraldirection der österreichischen StaalSbabncn, Freiherr v. Czedik, in den nächsten Tagen in den Ruhestand treten. Als sein Nachfolger wird, wie schon gemeldet, der Abgeordnclc vr. v. AilinSki bezeichnet. Den Anstoß zu diesem Personenwechsel gab ohne Frage Czedik'S Haltung in der Frage der Decentrali- sir»ng der aalizischcn Bahne», welche er gegen den Wunsch höherer MiiitairS besürwortcle. Um so auffallender ist die Berufung eines Mitgliedes des Polcnclnbs aus diesen wich tigen Verwaltung-Posten. Der „Herold" meldet hierzu: BstinSki'S Erncniiling zum Gcneraldircctor der österreichischen StaatSbahncn erfolgte ans Wunsch Taaffe'S behus« Be friedigung der polnischen Fractio», ungeachtet, daß der Hof- rath de- HandclSamtS Körbcr seit fünf Wochen für diesen Posten bestimmt war und ungeachtet, daß der Finanzministcr und der Handel-minister BilinSki'S Candidatur ebenso be kämpften wie die KriegSverwaltung. Letztere protestirte gegen die Ernennung BilinSki'S, weil derselbe bisher bezüglich der Eisrnbahnsrage Grundsätze verfocht, welche der Anschauung der KriegSverwaltung entgegenstehen. * Das „Vaterland" warnt die Altczechen vor dem Verzicht auf die LandtagSmandate, weil sonst der Feudal adel ein Gleiches tbun müßte. Die Folge hiervon würde eine dcutschliberale Majorität im böhmischen Landtage sein. * In der Schweiz steht im Vordergründe deS öffent lichen Interesse« die sinanzicllc Dedrängniß, welche über daö Land hcreingcbrochen ist. „Cs kracht!" schreibt die Baseler „Nat.-Ztg", „vulkanartig machen sich Empörung »nd Entrüstung über dcn frechen Schwindel der letzten Jahre Luft; der Schrecken ist de» Börsenleuten in die schlotterigen Glieder gcsahren. . . . Im Zürcher, im Basler Großen Ralhc und auch im Nationalrathc verlangt man, daß der Staat cinschreitc, daß er aus Mittel und Wege sinne, um dem Börscnunwescn kräftig Einhalt zu thun." Und der „Bund" erklärt, die Verluste durch de» Zusammenbruch der verschiedensten Banken ver- theilten sich aus da» ganze Land und darüber hinaus, sie seien enorm. Dieselben betreffen vorzugsweise Eisenbahn- u»d Bankactien, und die Summen, weiche an schweizerischen Papieren verloren gegangen sind, werden auf 150, von einzelnen Blättern sogar auf 200 Millionen beziffert. Dazu hat die Krisis noch nicht ipr Ende erreicht; die CourSzrttel zeigen täglich schmerzliche Ueberraschungcn und neue Fallimente wachsen aus dem Boden empor. „Tas solideste Geldinstitut", schreibt der „Bund", „welches sich in keinerlei schwindelhaste SpccnIationSgeschaste eingelassen hatte, ver mochte sich nicht immer vor Verlusten zu sichern. Denn Papiere, die es als voUwertbige Deckung in besten Treuen annehmen konnte, fielen so plötzlich von Sturz zu Sturz, daß es oft nicht mehr möglich war, den Schlag abzuwenden. Wenn wir die KAsiS gut belieben, so wird da« ein gutes Zeugnis, «ein für unsere wirthschast. lichen Verhältnisse. Bismarck hat einmal gesagt, die Schweiz sei das wohlhabendste Land. Möchte dieses Wort sich erwahrenl" * Ter dcutsch-bclgiscke Handelsvertrag scheint in der Büsseler Kammer aus einige Schwierigkeiten und nicht unbedeutenden Widerspruch zu stoßen. Gleichwohl glaubt man in Berlin nicht, daß der Vertrag ernstlick gefährdet sei. Sollte eS aber wider Erwarten doch der Fall sein, so würden dadurch selbstverständlich die andern Verträge nicht berührt. Die deutsche Regierung hat zwar wiederholt betont, daß die vereinbarten Verträge ein zusammengehörige« Ganze« bilden, und dieselben sind auch in der weitgehendsten Weise mit einander verstockten und verkoppelt, gleichwohl aber sind sie nicht unlösbar verbunden und der belgische Vertrag könnt«
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