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Leipziger Md Anzeiger. 92. Sonntag den 2. April. 1854. Mittwoch den 5. und Freitag den 7. April d. I. ist öffentliche Sitzung der Stadtverordneten im gewöhnlichen Locale. Tage-ordnung: 1) Bericht des Finanzausschusses über den diesjährigen Haushaltplan. 2) Vortrag des Ausschusses zur Gasanstalt über die demselben aufgetragenen Erörterungen. 3) Gutachten des Ausschusses zu den Kirchen, Schulen und milden Stiftungen, den Gehaltsetat der Mathematikusstellen an der Thomasschule betreffend. Verhandlungen der Stadtverordneten am 29. März 1854. Nach Eröffnung der Sitzung wurde die vom Stadtrath be schlossene Anstellung des vr. Nickels als confirmirten Lehrers der englischen Sprache an der Realschule angezeigt, und zu Gewäh rung von 87>/2 Ruthen Bruchsteinen und 5 Ruthen Knack, welche außer dem bereits verwilligten Material fernerweit zum Baue de- neu« Armenhauses nöthig geworden sind, Zustimmung ertheilt. Eine Zuschrift des Rath», welche die Ablösung der von den Gutsbesitzer» Arndt, Glaß, Linke und Müller in Panitzsch an da- Rittergut Kunnersdorf zu leistenden Dreschfrohnen betraf, und wonach ein Jeder der Verpflichteten im Wege de- Vergleichs vom 1. Januar 18SS an eine jährliche Rente von 3 Thlr. an das Rittergut zu zahlen übernimmt, gelangte sofort zur Beschlußfassung. Der vorgeschlagene Vergleich wurde einstimmig genehmigt. B»r dem U Adv frage . .... regulativ für Leipzig anzunehmen, dafern die Verhandlungen mit dm betreffenden Behörden, wie zu hoffen stehe, dies als thunlich erscheinen ließen. Im Uebrigen hob der Vorsteher hervor, daß durch Feststellung eine- Miethregulativs die Mängel des jetzigen Verfahrens nicht ganz zu heben sein würden; das Beste müsse hier im Wege der Gesetzgebung geschehen. Auf Anregung de- St.-V. Vr. Hering sicherte hiernächst der Vorsteher die Anlegung einer Registrande über die vom Collegium an den Rath gerichteten Anträge zu. Man schritt nunmehr zur Tagesordnung, der Berathung de- Gutachtens des Ausschusses zum Bau-, Oekonomie- und Forstwesen über die Anlegung eine- großen Fleischhallengebäudes auf dem Areale des früheren FrauencollegiumS, der Zwinger- Häuser und der Roßmühle. Die Anlage ist so gedacht, daß das ganze Gebäude unterkellert werden, da- Erdgeschoß die Fleischhallen aufnehmen, die erste Etage aber, welche mittel- einer vom Zwinger au- anzulegenden Appareille für Fuhrwerk zugänglich wird, zu Niederlagen und Geschäft-localen für den schweren kederhandel bestimmt sein soll, während die zweite Etage zu gleichem Zwecke, jedoch für die leichteren und feineren Leder zu verwenden wäre. Sowohl unter dem Georgenhause, als auch vom Ritterplatze au- sollen Ausfahrten aus der Stadt an gelegt werden. Die Mittheilung de- Raths hierüber lautet folgendermaßen: „Als wir unterm 19. Septbr. 1852 mit den Herren Stadt verordneten wegen Ankäufe- de- vormaligen Frauencollegiums „communicirten, stellten wir als hauptsächlichstes Motiv für diesen „Kauf in den Vordergrund, daß wir damit dem längst gefühlten „Uedelstande des Fleischmarktes auf offener Straße abzuhelfen und „eine den Marktverkehr der Stadt- und Landfleischer in sich fassende „Fleischhqlle daselbst zu erbauen gedächten. In weiterer Verfolgung „dieser Absicht motivirten wir in gleicher Weise in unserm er „gebensten Mittheilungen vom 10. März und 10. September v. I. „unsere Beschlüsse wegen Herstellung der zwischen dem projectirten „Neudaue und dem Parke anzulegenden Straße, so wie «egm „Ausgrabung des Grunde- zum Neubaue selbst, und hatten un- „hierbei überall de» dankenSwerthesten Einverständnisse- der Herren „Stadtverordneten zu erfreuen. In diesen Vorgängen mußten „wir die dringende Veranlassung finden, die specielle Ausarbeitung „des im Allgemeinen angedeuteten Plane- mit möglichster Sorg falt zu betreiben, wobei wir, namentlich auf Grund mehrfach in „Ihrer Plenarsitzung vom 14. September v. I. gegen den erge benst Unterzeichneten geäußerter Wünsche, bei der Wichtigkeit „des Unternehmen- die auswärts gemachten Erfahrungen benutzen „zu müssen glaubten, weshalb wir auch unfern Baudirector, Herrn „Dost, zu einer Instruction-reife nach Brüssel, Pari- und Ham burg entsendeten. Das auf dieser Reise gewonnene Material ist „von demselben bei d.r Fertigung der Pläne gewissenhaft benutzt „worden. „In den hier beigefügten Zeichnungen und Plänen finden die Herren Stadtverordneten das endliche Resultat dieser Studien und Arbeiten, und wir dürfen hoffen, daß Sie mit der ge mischten Baudeputation und mit unS die Zweckmäßigkeit des Entwurfes zum Baue einer Fleifchhalle auf mehrbemerktem Platze „anerkennen werden, und fügen wir in dieser Beziehung nur noch „bei, daß die zunächst betheiligte hiesige Fleischerinnung durch ihre „Herren Obermeister und Beisitzer sich mit dem, denselben erklärten „Plane völlig einverstanden hat. „Bevor wir jedoch wegen der Ausführung diese» Projects Ent schließung fassen konnten, mußten wir unS zuvörderst folgende „Fragen beantworten: 1) „ist dieser Bau im Interesse der Wohlfahrt unserer Stadt „nothwendig oder auch nur wünschenSwerth? und 2) „welche Rentabilität stellt das zu errichtende Gebäude in „Aussicht? Au 1. „Wir wiederholen, daß bereit- seit fast 30 Jahren die Frage immer und immer wieder erörtert worden ist, wie der Fleisch markt von der offenen Straße in ein geschlossenes Gebäude ver legt werden könne, und daß nur der Mangel an einem geeigneten Raume da- weitere Eingehen auf diese Frage verhindert hat. „Die Gründe, welche diesen Wunsch stets von Neuem lebhaft an - „regten, sprechen im Wesentlichen für sich selbst, und wir er mähnen daher nur die Vortheile, welche in gesundheit-polizeilicher „Hinsicht die Beseitigung diese- Mangels mit sich bringt; gedenken ferner, daß das Fleisch, wenn es nicht den Einflüssen der Luft und der Sonne ausgeseht ist, den Consumenten besser geliefert werden kann, so wie endlich, daß der Fleischverkauf, wenn er auf einen geschloffenen Platz concentrirt ist, weit sicherer und mit weit weniger Aufsichtskräften controlirt werden kann, als wenn er in der Stadt an verschiedenen Orten zerstreut ist. „Fragt man nun, ob diese Vortheile nicht auch auf billigere „Weise erreicht werden könnten, und namentlich dadurch, daß man /, ,, // /, z „i