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für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. DU Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, " »5" »»ch»Ut«,« 5 Uh«. »ri «dh.l»», i» »»sch«st»ftrll« »»d »r» »>,,a»«p,««» 2 «M. t»r Monat, d«i Ansttllnn« dnich die Baten r^v «M., dei PoftdeftrLnn, Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend P°ftd °'i«n^nn,-"«^ dtlaeeundoxichÄsrafttllen —— - —' -—-—- nehmen ,« jede« geil Be. »ellnnaen «Nlg«,en. I»Falle hiheeer Gewalt, «rt-g oder sonftl,er «et-i-dastdrnngen besteht dcln «ns,rach aus Lieseruna »«Settim, oder Ksti,«,, de» Bezugopteis». — «ücksendung etn,esa«d«er Schrtftfta-ile erfolgt nur, »rau Porto beweg,. 9!r.291. 6 Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" 28 t l s Ä r u f s « D r e s d e N Postscheck: Dresden 2640 DüNNkrStaK, hen 15 Dezember 1927 Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr, 6 durch Fernruf i!kermlltelten«n,rlgcn üdern-hn,en wir deincGaranttc. IrdtrRadatIansprLch-t!iUftwnl»?crB"?r^ .. Klage -ingezogen werden,nutz oderder Auftraggeberin Konkurs gerät. «nz-igennehmenaHeBermiitlung-stellenentgege». Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts- Gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstreniamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Für die vom Reichskanzler angesetzte Tagesordnung auf der Länderkonferenz sind für jeden Punkt Referenten und Korreferenten bestellt. In Aussicht genommen sind folgende Redner: Bürgermeister Petersen-Hamburg, Ministerpräsident von Finckh (Oldenburg), Ministerprä sident Braun (Preußen), Ministerpräsident Held (Bayern), die Finanzminister von Preußen und Thüringen, Höpker- Aschoff und Tölle, die Innenminister von Sachsen und Bayern, Apel und Stützel. Reichskanzler Marx hat der Einladung eine Erläute rung beigefügt, die es zwar vermeidet, bestimmte Vor» schlüge zu machen, durch die Art der Anregung aber deut lich zeigt, worauf es der Reichsregierung ankommt. Zum Programmpunkt „Verhältnis zwischen Reich und Ländern" wird die Frage aufgeworfen, ob die gegen wärtige Abgrenzung der Zuständigkeit und Aufgaben sich für die wachsenden Kriegslasten, welche das Reich un mittelbar zu tragen habe, während die Länder nur mittel bar verpflichtet sind, ausreichen werden. Bei Stillstand °der Rückgang der Konjunktur würde die Aufbringung oes Bedarfs der öffentlichen Körper die Wirtschaft zu er drücken drohen. Eine sachgemäße Lösung von Teilfragen, vor Mem von verfassungsrechtlichen Fragen, könne nur ve, Einordnung in das Gesamtproblem erzielt werden. Zum Punkt „Maßnahmen zur Gewährleistung spar- lamster Finanzwirtschaft" wird ein gemeinsames Vor gehen aller Regierungen zur Erzielung von Sparsamkeit Mr notwendig erachtet. Dafür kämen gesetzliche Bindun gen grundsätzlicher Art für eine Reihe von Jahren in Vermieden werden müsse ungleiche Finanzwirt, '«vast in gleichen und »nsammenhäMenden Wirtschafts- Diener des Staates. Kommt sie? Kommt sie nicht? Das Rätselraten dar über geht weiter, ob nun — allmählich und recht langsam natürlich! — etwas aus der Reichsverwaltungsreform wird oder nicht. Selbst daß die schon im November an gekündigte Konferenz der Ministerpräsiden, ten aller deutschen Länder nun wirklich und wahrhaftig stattfindet, daß die Einladungen zu ihr bereits ergangen sind, ist an sich noch längst nicht durchschlagend angesichts der säst täglich sich neu zeigenden Gegensätze. Unerbittlich wird, was die eine Seite, die eine Partei vorschlägt, von der Gegenseite, der andern Partei verworfen und als Un geheuer in die Wolfsschlucht gestürzt. Will der Reichskanzler also irgend etwas erreichen, so wird er sehr vorsichtig sein müssen angesichts der sogenannten „Mentalität", ein Fremdwort, für das man höchstens die deutsche Bezeichnung „Stimmungen und Verstimmungen" wählen kann. Vorsichtig und recht unbestimmt ist daher auch die Er läuterung, die Dr. Marx seiner Einladung an die Minister präsidenten beifügte. Er stellt drei Punkte auf die Tages ordnung, die sich aber auch theoretisch kaum voneinander trennen lassen: Zuständigkeit und Ausgabenverteilung zwischen Reich und Ländern, daun Maßnahmen zur Ge währleistung sparsamster Finanzpolitik und schließlich: Berwaltnngsreform im Reich und in den Ländern. Das Verhältnis des Reiches zu den Ländern und der Länder untereinander — welch eine Fülle von Problemen, aber auch wie verschieden die Ansichten. Auch die Aussichten auf das, was schließlich und ob es zustande kommt. Die Zeiten ändern sich, mit ihnen die Menschen. Deutschland ist anders, ganz anders geworden, seit Reichsversassuna schuf Durch die Revolution wurden dynastische Bande gesprengt: aberschon der Krieg, in dem es doch nur deutsche Truppen gab, hat ,o manchen landsmannschaftlichen Gegen satz ausgeglichen. Dazu kommt die wirtschaftliche Not, der finanzielle Druck von außen her, der alle Deutschen gemeinsani trifft. Das drängt zur Beseitigung mancher Schranken, deren Erhaltung historische Tradition liebevoll fordert, deren Beseitigung die finanzielle Not dringend erheischt. Wir wollen gewiß alle keinen Zentralismus nach französischem Muster, wo Paris alles beherrscht, eine kulturelle Uniformierung eingetreten ist, die der gesamten deutschen Entwicklung scharf widerspricht. Aber so manches steht hier doch hindernd im Licht des Fortbestehens, obwohl es den dicken Staub überholter Vergangenheit auf sich trägt. Es ist auch ein durchaus zu begrüßender Gedanke, der oft allzu großen Bewilli gungsfreudigkeit deutscher Parlamente und einem oft recht kostspieligen „Nessortpatriotismus" — um einen Ausdruck Bismarcks zu gebrauchen — in den Ministerien eine Schranke dadurch zu setzen, daß dem Reichsfinanzminister und seinen Kollegen in den Ländern größere, vielleicht entscheidende Widerspruchs re chtc gegen Ausgaben erhöhungen eingeräumt werden sollen. Das erste und oberste Gebot für uns heißt jetzt: Sparsamkeit in den öffentlichen Ausgaben jeder Art! Leider ist mit dem Neuaufbau des Reiches der Bureaukratismus durchaus nicht verschwunden. Dr. Marx weist demgegenüber auf die Notwendigkeit hin, durch neue Arten der Verwaltungsformen oder durch Übernahme schon bewährter auf möglichst weite Gebiete die Organisation an die Wirtschaft und ihre Nöte und Bedürfnisse besser an- zupafsen. Diener des Staates zu sein heißt aber, nicht zum mindesten gerade auf die wirtschaftliche Grundlage des Staates höchstmögliche Rücksicht zu nehmen. Der Kampl in cker kikeninckultrie Die SchlichtnrrMerhak^ungen im Eisrnkonflikt. Sitzungen hinter verschlossenen Türen. Nachdem schon am Dienstag die Schlichtungsver handlungen in Düsseldorf über die Arbeitszeitregclnng im Eisenbcrgbau begonnen haben, wurden sie am Mitt woch fortgesetzt. Von der Schlichterkammer wurde ein stimmig beschlossen, vor Abschluß der Verhandlungen über ihren Gang Stillschweigen zu bewahren, um einen ungestörten Verlauf zu sichern. Die Schlichtungsverhandlungen brachten zunächst die Verlesung des Gutachtens des Generaldirektors von der Porten. Die Arbeitgeberseitp legt Wert daraus, möglichst sofort einen Siedsspruch zu erhalten, da am 15. Dezember der letzte Termin für die Kündigungen am 1. Januar 1928 abläuft. Man würde solche, auch wenn sie vorsorg licher Natur sein sollten, von ArbeUgebersette gern ver meiden. Doch könnte dies nach Ansicht der Arbeitgeber nur geschehen, wenn der Schiedsspruch tatsächlich so er folgte, daß er die Interessen der deutschen Eisenindustrie voll wahre. Sonderverhandlunhen in Siegen. In Siegen fand die erste 'wn der Siegerländer Schwerindustrie beantragte SNitcguugSverhaudlung statt. Die Gewerkschaften lehnten bei den Verhandlungen vor dem zuständigen Schlichter jede Aussprache und Erklärung ab, auch deshalb, weil di" örtlichen Bergleitungen auf die Durchführung oder Aufhebung der Stillegung keiner lei Einfluß besäßen. Vom Vorsitzenden wurde darauf erklärt, daß er den zuständigen Behörden Bericht erstatten würde und weitere Stillcgungsverhandlungen sich hier durch erübrigten. Lohnerhöhungen in Oberschlesicn. In dem Konflikt in der weiterverarbeitenden Metall industrie Oberschlesiens hat die Schlichterkammer unter Vorsitz des ständigen Schlichters, Professor Brah«, einen Schiedsspruch gefällt, nach dem die tariflichen Ge hälter ab 1. Januar 1928 um 5,5 Prozent erhöht werden. Die Dauer des neuen Vertrages ist bis zum 30. Juni 1928 mit einer erstmalig am 31. Mai in Kraft tretenden Kündigungsfrist festgesetzt worden. Die Er klärungsfrist der Parteien über Annahme oder Ablehnung des Schiedsspruchs läuft bis zum 22. Dezember d. I. Auch im Bergbau werden Lohnerhöhungen, und zwar um 80 Pfennig je Schicht, verlangt. Sollten die Arbeit nehmer bis zum 20. Dezember eine Antwort in ihrem Sinne von der Arbeitgeberseite nicht erhalten, so treten sie in den Streik. gebieten. In Frage komme eine Stärkung oer Stellung des Finanzministers und seiner Rechte im Ministerrat, eine Selbstbeschränkung des Parlaments durch die Ge schäftsordnung, und ein Verzicht auf unbeschränktes Be willigungsrecht der Parlamente durch das Erfordernis doppelter Beschlußfassung oder qualifizierter Mehrheit. Zu Punkt „Praktische Verwaltungsreform in Reich und Ländern" empfiehlt der Reichskanzler Konzentration der Verwaltung in den verschiedenen Bezirken, Verein fachung des Jnstanzenzuges und der Zuständigkeiten, ein heitliche Verwaltung der Verwaltungsgerichtsbarkeit und rationelle Größenabmessung der Bezirke. Bei der Durch führung empfehle sich die Verteilung der Selbstverwal- tungsorganisationen. Die gewonnenen Erfahrungen sollten die Landesregierungen untereinander austauschen. Die Ergebnisse von Genf. Eine halbamtliche Darstellung. über die Auffassung der von deutscher Seite an der Tagung des Völkerbundrates Beteiligten wird bekannt, daß man sich in diesen Kreisen gegen eine Unterschätzung der Bedeutung der Genfer Ergebnisse wendet. Der in Genf erzielte Erfolg ist deshalb nicht zu unterschätzen, weil man doch Litauens Existenz auf einige Zeit sichergestellt hat, sogar in Gegenwart Pilsudskis. Die Polen haben Litauens Souveränität anerkannt. Wenn auch in der Wilna - Frage, die zum erstenmal in Genf ausdrücklick) erwähnt wurde, keine Lösung erzielt worden ist, so ist diese doch angebahnt worden, womit man wohl zufrieden sein kann. Die Situation war sehr ernst. Es bestand Kriegs zustand und Pilsudski hätte daraus Folgerungen ziehen können, wenn an den Grenzen bisher auch nichts passiert war. Diese Lösung stand keineswegs unter irgendeinem Druck Pilsudskis und Reichsaußenminister Dr. Strese mann hat mit Recht in seinem Schreiben an den Rats präsidenten diesen Sachverhalt gegenüber Unterstellungen hcrvorgehoben, durch die die immerhin beträchtliche Leistung der Ratsmitglieder herabgewürdigt werden sollte. Jie VeWnWMlage vm Reichstag eadgMg «Mummen. Berlin, 1s. Dezember. Im Reichstage wurde heute nach mehr als zehnstündiger Sitzung die Besoldungsvorlage in der Schlutzabstiumrung mit 333 gegen 53 Stimmen der Konmmmsten, des Bayrischen Bauernbundes und der Wirtschaftspartei bei 1k Enthaltungen des Zentrums und der Bayrischen Volkspartei an genommen. Die Sozialdemokraten halten zur dritten Beratung ihren Antrag, die Pensionen auf 12 000 Mark zu begrenzen, er neut eingebracht. Er wurde mit 217 gegen 176 Stimmen bei 13 Enthaltungen abgelehnt. Neue Regierung in Braunschweig. Ein sozialistisches Kabinett. Bei der am Mittwoch im Braunschweigischen Land tag vorgenommenen Wahl des neuen Ministeriums wur den für die von der sozialdemokratischen Fraktion vor- -eschlagenen Abgeordneten Rechtsanwalt und Notar Dr. Kakner. Bctriebsrätesekretär Steinbrecher «nd Lehrer Sievers je 35 Stimmen abgegeben. 22 Stimm zettel waren unbeschrieben. Die Gewählten erklärten die Wahl annehmen zu wollen. Die bisherige Rechtsregierrmg ist zurückgetreten, Weik tm Landtag keine tragbare Mehrheit für sie vorhanden A?" den 48 Sitzen im Landtag waren bei den kürz- 21 Sitze an die Sozialdemokraten gefallen. Als Präsident des Landtages fungiert der Sozialdemo- , e s e meier, als Vizepräsident sind der Vokks- parteiler Wessel und der Deutschnationale Dr. Roloff gewählt. ' Das Parlament im Schlafanzug. Zweiter Akt der Komödie von Oklahoma, Die Vorgänge in Oklahoma, wo der Gouverneur Johnston (nicht, wie zuerst gemeldet wurde, Johnson das Parlament mit Militär in Schach hält und das Par lament den Gouverneur sür „verhext" erklärt, werde« immer schnurriger. Während die Mitglieder der Staatsmiliz mit ihre» Maschinengewehren im Parlamentsgebäude den Schlafs der Gerechten schliefen, machten sich die aus dem Schlafe geweckten Parlamentsmitglieder auf leisen Sohlen auf, um in einem außerhalb der Stadt gelegenen Hotel eine „nächtliche Tagung" abzuhaltcn. Da nicht genug Stühle vorhanden waren, saßen oder lagen viele Volksvertreter, Gouverneur Johnston. wie Vie Ztyeuner tm „Trouvavour", auf der Erde. Etnege, die noch ein bißchen schlafen wollten, hatten sich Betten mitgebracht, viele waren in Schlafanzügen gekommen und etliche sogar im Bademantel. In dieser malerischen Aufmachung nahm das exmit tierte Parlament eine Entschließung an, in der erklärt wird, daß der Gouverneur und noch andere Mitglieder der Regierung sich einer Verletzung der Verfassung sowie der Korruption schuldig gemacht hätten. Inzwischen hat der Gouverneur den Senatoren ans eine Anfrage «ft- geteilt, daß auch sie sich als ausgesperrt zu betrachte« hätten, weil sie „rot" seien Worauf ihm die Senatoren Mitteilen ließen, daß er sich und Oklahoma unsterblich blamiere. Johnston erwiderte, daß ihm bis jetzt schon SOOV Vertrauenstelegramme aus allen Teilen Amerikas gegangen seien. Und nun kann der Rummel weitergehem.