Volltext Seite (XML)
Dichemllch erscheinen drei Nummer». Prßnumeraiions-Preis 22j Silbergr. sj Thlr.) vierteljährlich, Z Tblr. süi das ganze gabr, ohne Erhöhung, in allen Theile« der Preußischen Monarchie. Magazin Nir dic Pränumerationen werden von jeder Buchhandlung (in Berlin dei Veit u. Comp., gägerstraße Nr. 28). so wie von allen König!. Post - Aemlcrn, angenommen. L i t k r n t u r dcs A u s l n n d c s. . 1/ 116. Berlin, Donnerstag den 2li September 1844. Mejiko. Tic mesikanischen Znd,ancr. (Nach einem Vorträge von Geb man in „Sen u>- 8tnlleuter«nr«uing" IN Kopenhagen.s I. Milcht bloß der jugendliche Bode» Amerlta's bietet interessanten Stoss für Forschungen dar, obgleich es beinahe scheint, als ob dieses fruchtbaren Bodens unendliche Mannigfaltigkeit in seinen organischen Bildungen die Auf merksamkeit der meisten Forscher oon einem genauen Studium des Charakters und der Sitten der Urbewohner abgelenkt habe. Freilich ist die ältere Ge schichte der amerikanischen Völker verloren gegangen, und zwar für immer — zum Theil durch den Fanatismus der erste» europäischen Gröberer selbst, durch den die Begebenheiten unzähliger Jahrhunderte in ewiges Dunkel gehüllt worden sind; — allein dessenungeachtet sind sowohl die Ucberreste, welche sich erhalten haben, wH sie zu grandios waren, um zerstört werden zu können, als auch die noch vorhandenen Stämme der Ureinwohner wohl geeignet, das Interesse und die Theilnahme des Reisenden zugleich für das Berschwundene und kür das noch Vorhandene zu erwecken. Der Reisende, welcher unter de» Jndianerstämmen Central-Amerika s umhcrstretft, erkennt indessen bald, daß die früher veröffentlichten Schilderungen hinsichtlich des Charakters der In dianer größtentheils entweder aus einer totalen Unkennmiß des behandelten Stoffes oder aus der einseitigen Beurtheilung aller Stämme nach einer be schränkten Kenntniß der Eigenthümlichkeiten eines einzelnen Stammes hervor, gegangen sind. Zu den ersten rechne ich die arkadisch-sentimentalen Schilde rungen der Indianer, welche uns hauptsächlich eine Anzahl französischer Schriftsteller am Schluffe des vorigen Jahrhunderts geliefert hat, die den UnschuldSzustanv des goldenen Zeitalters in Amerika s Wälder zu versetzen suchten. Die mißverstandene Philanthropie Bartolomeo'S de las CasaS scheint lenen Stubengelehrten hauptsächlich vorgeschwebt zu haben. Die neuere und neueste Feit dagegen hat manche werthvolle Berichte über die amerikanischen Verhältnisse gebracht, doch in ihnen ist der Charakter der Indianer meistens mit sehr dunklen Farben geschildert. Die meisten dieser Reisenden haben nur südamerikanischc Stämme gesehen und habe» hiernach das harte Urtheil über die ganze Urbevölkerung Amerika s fällen zu dürfen geglaubt. Häufig findet man hier die amerikanischen Indianer dargestellt als finster, abgeschlossen, theilnahmlos, jedes geistigen Ausschwungs entbehrend, vor dem Hauche der europäischen Civilisation gleichsam hinwelkend, von der sie Nichts sich «»eigneten und annähmen, als den Branntwein, in dem sie sich zu Tode tränken. ES sep dies ein Geschlecht, dessen Stunde geschlagen, »essen Nolle ausgespielt und welches bald von der Erde verschwunden seyn werde! Der Reisende, welcher unter den Stämmen Central-Amerikas längere Zeit gelebt hat, kann diese Behauptungen nicht ungerügt lassen. — Den» Europa hat sich ohnehin schon gegen diese unglückliche Menschenrace Ungerech tigkeiten genug vorzuwerfcn. ES ist durchaus unmöglich, die Indianer Amerika s im Allgemeinen zu schildern, wie dies so häufig geschehen ist, und ein einzelnes Bild kann den sämmtlichen Volksstämmen der neuen Welt eben so wenig gleichen, als sich die Bevölkerung eines anderen WelttheilS durch eine Beschreibung der Kal mücken ober Malapen darstellen läßt. Und doch haben berühmte Männer die Ungerechtigkeit begangen, ihre Behauptung, die ganze amerikanische Race sey für eine höhere Kultur unempfänglich, auf die Kenntniß eines oder mehrerer einzelner Stämme zu stützen, obgleich diese doch nur ei» geringes Bruchstück der Bevölkerung des ganzen WelttheilS ausmachten. Der rohe, völlig wilde Bodokude in Brasiliens Urwäldern, der von Erde sich nährende Karaibe in den Delta'S des Orinoko, der apathische Kordilleras- Jndianer in den Puna s Peru'S find wirklich zu schlechte Repräsentanten der ganzen amerikanischen Urbevölkerung, als daß Schilderungen, von ihnen ent. nommen, allgemeine Gültigkeit finden dürften. Von jeher ist es mir höchst auffallend gewesen, wie man die glänzenden Schilderungen hat vergessen können, welche die ersten Conquistadoren, die Central-Amerika'S Boden be traten, von der Kultur der dort angetroffenen Völkerschaften entwarfen und die wahrlich nicht übertrieben waren; diese, sage ich, so ganz zu vergessen, daß man später eS wagen konnte, die Gcistesfähigteit der ganzen Race nach der einiger rohen Barbaren oder unter dem Druck der Zeiten ganz Entarteten abmessen zu wellen! So viel Humanität sollte man doch von den Schrift stellern unseres Jahrhunderts erwarten, daß sie, wenn sie auch von den noch lebende» Abkömmlinge» Mokiezuma S nichts wußten, doch dessen eingedenk sepn müßten, daß die zahlreiche Nation, über die jener Herrscher einst gebot, lange vor der Ankunft der Europäer sich im Besitze einer hohen Kultur befand, die in manchen Richtungen der des alten weisen Europa schon weit voraus war (so z. B. im Ackerbau, in der Gewinnung der edel» Metalle und deren Mischung, in der Fedcrstickerci u.-s. w.); und wußte man auch nichts von den noch lebenden Nachkomme» jener Nation, und glaubte man auch, die Mißhandlung dreier Jahrhunderte sey hinreichend gewesen, ihre Degeneration zu bewirken: so durfte man doch nicht mit solcher Hartherzigkeit den Stab über die Unbekannten brechen, weil man bei ihnen»eiuen gleichen Zustand, wie bei andere» bekannten, auf einer niederen Kulturstufe stehenden Stämmen, voranssetzte. Wohlan, so laßt denn die Ungerechtigkeiten jener vergangenen Zeiten eine Aufforderung für uns seyn, endlich Gerechtigkeit zu üben! Gleichwie in der alten Welt, so war auch i» Amerika die Bedingung einer höheren Kultur an den Besitz fester Wohnungen und des Ackerbaus ge knüpft- Die Bewohner Mejlko'S, Guatemala s und Peru'S find seit den ältesten Zeiten im Besitz dieser beiden Bedingungen gewesen, und daher fand denn auch bei ihnen ein höherer geistiger Aufschwung statt. Es ist indessen nicht meine Abficht, bei der Betrachtung der längst verflossenen Zeiten zu verweilen, in welchen die großen Kunstwerke, die noch von dem Talent und der Kraft der alten Amerikaner zeugen, erbaut wurden, alle jene prächtigen Stein- Pyramiden, Massen ungeheurer, bcrgähnlicher Teokalli"), die Paläste mit den weitläufigen unterirdische» Gängen u. s- w., welche in der neuesten Zeit die Aufmerksamkeit und Bewunderung der Alterthumsforscher in so hohem Grade erregt haben; — sondern ich will hier nur einige Skizzen über die jetzt lebenden Indianer mittheilen und will vorher nur noch auf den Einfluß ailsmerksam machen, den die Bedrückungen und Ungerechtigkeiten dreier Jahr hunderte auf den National-Charakter nothwendigerweise ausüben mußten, indem ich daran erinnere, was die Grieche» im Alterthum waren — und was sie jetzt find. — Mejiko's friedliche, ackerbautreibende Indianer bestehen aus einer Menge von Stämmen, welche lm Körperbau, in der Gesichtsbildung, der Hautfarbe eben so verschieden sind, als in Sprache, Sitten und Gebräuchen. Sie stimmen unter einander überein in dem milden, friedlichen Charakter, in der großen Vorliebe für die Scholle, auf der sie geboren sind, und in dem Ab scheu vor Krieg und Umherstrcifen. Sie sind also gänzlich verschieden von den Stämmen, welche sich in den nördlichen, an die nordamerikamschen Freistaaten glänzenden Provinzen vorfinden, den Apachen, Komanchcn u. A., oder wie sie mit einem in Mejiko gebräuchlichen gemeinschaftlichen Namen bezeichnet werden, den UekoS, d h. den „Wilden", welche die Beduinen Amerikas find, rastlos zu Pferde umherstreisende Jägerstämme, die einen ewigen Krieg Aller gegen Alle führen, und die die verdrängten Ueberrcstc zahlreicher Nationen find, welche ehemals die jetzt längst vccupirtcn ungeheuren Strecken der nord- amerikamschen Freistaaten bewohnten. Es ist mir nicht möglich, die Anzahl der in Mejiko lebenden verschiedenen Jndianerstännne anzugcben; wir besitzen hierüber keine zuverlässige Nachrichten. Daß sie sehr groß seyn muß, ersieht man schon daraus, daß im Departement Oajaka, welches nicht größer als 8Z37 Cll!cg»aS°°) ist, 2l verschiedene Sprachen geredet werden, von denen zwar einige nur als Dialekte betrachtet werden können, deren Mehrzahl jedoch wirklich ganz verschiedene Ursprachen sind. Die Jndianerstämme, die ich kennen gelernt und unter denen ich gelebt habe, sind: die Totonaken, Olmeken, Azteken, Otomite», Mizteken, Maza- teken, Chinanteken, Zapoteken, Serranos, Mijes, Tiutilenner, Jnquilennen, Pochuteke», Tequesistekcn, Tchuanlepekaner, Guabe», Chapaneken. Man wird aus dieser Aufzählung ersehen, daß ich mich zu einem Urtheil über die Indianer füt wohlbcrechtigt halten darf. Die Charakterzüge, welche von pen Europäern, als ganz allgemein unter den Indianern verbreitet, besonders hcrvorgehoben werden, die aber nach meiner Meinung sich als eine Folge des Druckes, unter dem sie so lange Zeit lebten, ganz natürlich auf solche Weise entwickeln mußten, sind zunächst ei« völliges Mißtrauen gegen die europäische Race; ist ein solches etwa nicht wohlbegründete oder erwartet man wirklich, daß der von allen Seiten schwer« 't wrucaUi (Haus Gottes) ist der Name der montanischen Tempel überhaupt, die in der Reget in Form einer abgestumpften Pnramide mit mehrere» Absätzen erbaut waren. Ihre Anzahl war außerordentlich, denn Könige und Vornehme setzten eine Ehre darein, dieselben errichte» zu lasten. I» hex Hauptstadt Mejiko'» allein so" man zweitausend solcher Tempel gezahlt haben. "I Spanische Meilen, oon denen an? aus einen Breitengrad geben.