Volltext Seite (XML)
HvlMstm-EMHlilcr Anzeiger Tageblatt für Koßenftein-Grnßtßak, Werkungwih, Hcrrdorf, Kermsdorf, Aenirdslf, WüftrnbrMS, Ursprmg, Mittelbach, Langenberg, Falke«, Meinkdorf, Lrmnbach, Tirfchhei» rc. —n Weitverbreitetes Jusertions-Orga« für amtliche und PrLvat-Nnrerge«. SSW— Abonnement Bei Ubholnng Frei ins Hau» monatlich 35 Pfg. monatlich 42 Pfg. vierteljährlich 1. M. 25 Pfg. Durch die Post bezogen 1N5 Mk. excl. Bestellgeld. Nr. 265 Donnerstag, den 15. November 1906 33. Jahrgang Fernsprecher Nr. 151 Geschäftsstelle: Bahnstr 3. JnsertionsgebÜhre«: die sechsgespalten« EorpuSzeile oder deren Raum für dm Verbreitungsbezirk 10 Pfg., für auswärts 12 Pfg. Reklamen 25 Pfg. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt Annahme der Inserate für die folgende Nummer öis Vorm« 10 Uhr. Größere Anzeigen abends vorher erbeten. Dieser Blatt ^scheint mr: Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich nachmittags. — Zu beziehen durch die Expedition und deren Aus träger, sowie alle Postanstalten Für Abonnenten wird der Sormags-Mlmmer eine illustrierte Sonn tagsbeilage gratis beigeg^ die einzelne Nummer 5 „ wird der Kom- 1 Uhr: Inter- die auswärtige von OrtSkrankenkassenvorständen misfionSantrag angenommen. Schluß 6V, Uhr. — Morgen pellation Bassermann betreffend Politik. Der Geniorenkonvent deS Reichstags, der sich vor der ersten Plenarsitzung zu einer Besprechung versammelt hatte, stellte einen vorläufigen Arbeits plan fest. Danach ist schon der heutige Mittwoch ein „großer Tag", an ihm kommt die Interpella tion Bassermann (natl.) über die auswärtige Politik zur Besprechung. Die Interpellation beantwortet natürlich der Reichskanzler Fürst von Bülow per- sönlich. Da am Donnerstag der neue österreichisch- ungarische Minister des Auswärtigen, Baron von Aehrenthal, in Berlin weilt und der Reichskanzler den Wunsch hegt, an diesem Tage von parlamen tarischen Geschäften möglichst frei zu bleiben, so will man versuchen, die Besprechung der Inter- pellation schon am heutigen Mittwoch zu Ende zu führen. Nach der Interpellation sollen zunächst Wahlprüfungen verhandelt werden, dann werden die Gesetzentwürfe folgen, die auS der vorigen Session noch zurückgestellt sind. Die Kolonial debatte soll am Montag beginnen und danach der Rest der unerledigt gebliebenen Vorlagen aufgear- bettet werden. Die erwähnte Interpellation Bassermann lautet: „Ist der Herr Reichskanzler bereit, Auskunft zu geben über unsere Beziehungen zu den anderen Mächten und sich über die Besorgnisse zu äußern, die in vielen Kreisen deS deutschen Volkes wegen der internationalen Lage bestehen?" Die sozialdemokratische Fleischnot-Jnterpellation wird zunächst noch nicht zur Verhandlung kommen. Der Reichskanzler wird die Erklärung abgeben, daß er die Beantwortung der Interpellation hinauS- zuschieben gedenkt, bis der neue Landwirtschafts minister in Preußen ernannt ist. Bis dahin sind hoffentlich die in Aussicht stehenden Regierungs- maßnahmen gegen die Fleischteuerung schon getroffen. Luitpold dankte dem Kaiser sichtlich erfreut, sprach auch seinen Dank für das Erscheinen der Maje- stäten aus, bezeichnete daS Museum als ein Denk mal für die Errungenschaften des menschlichen Geistes auf dem Gebiete der Naturwissenschaft und Technik und hob die mächtige Förderung des neuen vaterländischen Unternehmens feiten- des Kaisers hervor. Der Kaiser vollzog die Hammer- schläge mit den Worten: „Den dahingegangenen Forschern zum Gedächtnis, den lebenden zur An- erkennung, den nachkommenden zur Aneiferung, dem Prinzregenten ein ewig ragendes Denkmal." Thronfolger Prinz Ludwig sagte: „Zum Heil, Nutz und Frommen des Deutschen Reiches, des Staates Bayern und seiner Hauptstadt München." Nach der Museumsfeier legten weißgekleidete Mädchen mit Schärpen in deutschen und bayerischen Farben Lorbeerkränze am Grundstein nieder. Hierauf zog unter klingendem Spiel die Münchener Garni son vorüber. Später besuchte der Kaiser das Armeemuseum. Nachmittags empfing er eine Ab- ordnung der Innungen, die einen Prunkpokal zur Erinnerung an den Münchner Besuch überreichte. Der Kaiser dankte und unterhielt sich mit den Herren. Um 6 Uhr fand Prunktasel in der Re sidenz statt. Prinzregent Luitpold gab noch ein mal seiner Freude über das Erscheinen der kaiser lichen Majestäten Ausdruck Der Kaiser sprach seinen und seiner Gemahlin Dank aus für den überaus herzlichen Empfang, der ihm wohlgetan habe, betonte die nationale Bedeutung des Tage- und brachte sein Glas dem bayerischen Königs hause dar. In der neunten Abendstunde vereinte ein Festvortrag des Berliner Professors Dr. Slabo ! über den Erfinder der Luftpumpe v. Guericke die Fürstlichkeiten bei dem Generalfeldmarschall Prinzen Leopold. Gegen Mitternacht, nach herzlicher Ver- abschiedung, erfolgte die Abreise des Kaiserpaares. Der Kaiser fuhr nach Donaueschingen, wo er Jagdgast de^ Fürsten von Fürstenberg ist. Die Vorgänge in Rußland. Ein neues Bombenattentat ist in Irkutsk gegen den auS dem russisch-japanischen Kriege nicht un rühmlich bekannt gewordenen General Rennenkampf verübt worden. Der General und sein Begleiter blieben unverletzt; der Täter wurde ergriffen und dem Feldgericht übergeben. — Aus Kiew wird ge meldet: Letzte Nacht überfielen auf der Südwest bahn Bewaffnete einen Güterzug, beschossen das Lokomotivpersonal und erbrachen mehrere Waggons. In die Hände gefallen find ihnen aber nur wertlose Petitionen. Zunächst Petitionen der Kellner-Ver- einigungen und der Verbände von Hotelbediensteten, betreffend das Arbeitsverhältnis der Kellner und Hoteldiener. Die Kommission beantragt, diese Pe titionen, soweit sie gerichtet sind auf Einführung einer wöchentlichen 36stündigen ununterbrochenen Ruhezeit für alle Gastwirtsangestellten, sowie auf Beseitigung bezw. Einschränkung der privaten Stellen vermittelung und Ausdehnung der Unfallversiche rung auf alle Gastwirtsangestellten, dem Reichs- kanzler als Material zu überweisen; dagegen über I die Forderung auf Einschränkung der Lehrlings- Haltung im GastwirlSgewerbe zur Tagesordnung überzugehen. ! Abg. Daisbach (Zentr.) beantragt, die Petitionen I in ihrem ersten Teil, betreffend Ruhezeit und be treffend Stellenvermittlung, dem Reichskanzler zur i Berücksichtigung zu überweisen. Abg. Burckhardt (Wirtsch. Ver.) erörtert die Mißstände bei der Stellenvermittlung im Gast wirtsgewerbe. Die Arbeitsuchenden würden in un- erhörter Weise ausgebeutet. Abg. Schmidt Berlin (Soz.) tritt für Aus- dehnung der Bundesratsverordnung vom Januar I 1902 auf alle Kategorien der im Hotel- und Gast- mirtsgewerbe Angestellten unter Verlängerung der ! Ruhezeit auf 36 Stunden pro Woche ein. Abg. Trimborn (Zentr.) erklärt in bezug auf das Hauptpetitum, die wöchentlich 36stündige Ruhe- pause, stimmten seine Freunde nunmehr für eine Ueberweisung zur Berücksichtigung, nachdem die Petent, n in einer Ergänzung zu ihrer Eingabe die 36stündige Sonntagsruhe in den Vordergrund gestellt hätten. Gerade die ausgiebige SonntaaS- ruhe sei für seine Freunde die Hauptsache. Für daS Petitum wegen der Lehrlingshaltung empfehle I sich nicht Uebergang zur Tagesordnung, sondern Ueberweisung als Material. Nach längerer weiterer Debatte wird daS Petitum, daß die Festlegung des Ruhetages durch Gesetz für alle im Gastwirtsgswerbe angestellten Personen erfolge, der Regierung zur Berücksichtigung, das Petitum betreffend Einschränkung der privaten Stellenvermittlung als Material überwiesen. Das Petitum betreffend Einschränkung der LehilingS- Haltung wird der Regierung zur Berücksichtigung mit der Maßgabe überwiesen, daß die Einhaltung der bestehenden Vorschriften der Gewerbeordnung einer schärferen Ueberwachung unterliegen möge. Endlich wird das Petitum wegen der wöchentlichen Ruhepause von 36 Stunden, und zwar tunlichst am Sonntag, der Regierung als Material über wiesen. Petitionen betreffend Regelung deS Apotheken, wesens, betreffend reichsgesetzliche Regelung der Rechtsverhältnisse des häuslichen Gesindes, des gleichen der Rechtsverhältnisse der Landarbeiter (des ländlichen GesindeS) werden der Regierung als Material überwiesen. Ueber Petitionen betreffend Ausprägung silber- ner 25 Pfennig-Münzen beantragt dieKommijsion Uebergang zur Tagesordnung. Abg. » Strombrck beantragt dagegen Er- I wägung. Staatssekretär Freiherr v. Stengel: Gewiss« Erleichterungen im Zahlungsverkehr find ja von I den 25 Pfg.-Slücken zu erwarten, die Schwierig. : leiten liegen nur in der Form der Stücke. Da l meine ich, das Bedürfnis nach einer solchen Münze 1 Deutscher Reichstag. 116 Sitzung vom 13. November. Das Haus ist gut besetzt. Am Bundesrat«, tische Freiherr von Stengel. Präsident Graf Ballcstrcm: M H., indem ich Sie nach der Sommerpause aufs herzlichste begrüße, eröffne ich die Sitzung. Im Lause längerer ge. schäfllicher Mitteilungen gedenkt der Präsident der verstorbenen Abgeordneten Sattler, Jeffen und Grün- berg, deren Andenken daS HauS durch Erheben von den Plätzen ehrt. Auf der Tagesordnung stehen ist doch nicht so groß, um über diese formellen Schwierigkeiten Hinwegsthen zu können. Die An- rcgungen des Vorredners wegen der Form werden jedenfalls eingehende Prüfung und Würdigung bei den verbündeten Regierungen finden. Aber die vom Vorredner empfohlenen .erhabenen Stellen" würden sich doch sehr rasch abnützen. Hinsichtlich deS Verlangen« nach 3 Mk.-Stücken erklärt der Staatssekretär, daß darüber ja eine Enquetle ver- anstaltet worden sei. Ausweislich der im Mai veröffentlichten Denkschrift bestehe, dem Ergebnis der Enquettc zufolge, hinsichtlich eine« angeblich allgemeinen Verlangens nach 3 Mk.-Stücken zum mindesten ein non liquet. Abg. Blell (Freis. Bolksp.) spricht sich gegen 25 Pfg.-Stücke aus. Abg. Dr. Arexdt (Reichsp.) konstatiert einen Mangel größerer Silbermünzen. Sollte eS zu sei« nem Bedauern nicht zur Ausprägung von 3 Mk.- Stücken kommen, so sei jedenfalls eine baldige Ausprägung von 5 Mk.-Stücken notwendig. Freiherr v. Stengel erwidert, daß die Drei markstückfrage jetzt erledigt sei und mit der Aus- Prägung von 5 Mk.-Stücken fortgefahren werden solle, sobald die Frage der Form entschieden sei. In einer kleineren dickeren Form könnten sie nur ausgeprägt werden, wenn die Taler alle eingezogen seien. Nach kurzer weiterer Debatte wird die Petition betreffend die 25 Pfg.-Stücke der Regierung zur Erwägung überwiesen. ES folgen Petitionen betreffend Abänderung des KrankenverstcherungSgesetzeS. Die Kommission beantragt durchweg Ueberweisung al« Material. Nach längeren Auseinandersetzungen zwischen den sozialdemokratischen Abgeordneten Fräßdorf und Thiele einerseits und dem Abg. Mugdan (Freis. Vp.) andererseits über den Charakter gewisser ge> werkschaftlicher Vorstände als sozialdemokratische Organisationen, sowie über parteiische- Verhalten Bekanntmachung. Die Anträge auf Ausstellung von Wandergetverbefcheinen sind, um Verzögerungen zu vermeiden, bis Ende November a. c. unter Beibringung eines ärztlichen Zeugnisses, sowie des letzten Wandergewerbescheines im hiesigen Rathause, Zimmer Nr. 3, anzubringen. Gersdorf, am 12. November 1906. Der Gemeindevorstand. ' Göhler. Der Kaiserbesuch in München hat den schönsten Verlauf genommen. Die Auf nahme des Reichsoberhauptes in der bayerischen Hauptstadt war von großer Herzlichkeit und der Kaiser hat mit seinem Dank nicht zurückgehalten. Wie bei dem Einzug am Montag, so wurden den kaiserlichen Majestäten und neben ihnen den Mit gliedern des angestammten Königshauses mit dem Prinzregenten Luitpold an der Spitze bei der Grundsteinlegung zum Deutschen Museum am Dienstag Huldigungen bereitet. Ganz München war bei der Sache. Wer feiern konnte, der feierte. Sogar die Schlächter hatten ihre Kunden aufge fordert, ihren Fleischbedarf für Dienstag schon vorher zu decken, da die Läden geschloffen bleiben würden. Während der Auffahrt der Fürstlich keiten zur Museumsfeier hielten gewaltige Menschen- maffen die prächtig geschmückten Straßen besetzt. Unendlicher Jubel erscholl, al« der Kaiser an der Seite de- Regenten sichtbar wurde. Des Grüßens und Dankens war fast kein Ende. Biele tausend Künstler und Handwerker bildeten in mittelalter lichen Kostümen Spalier. Auf dem Festplatz er wies Militär die Ehren und die Musik spielte schmetternde Weisen. Die Vertreter der Stadt be grüßten den Kaiser und den Regenten, dann hielt Professor v. Röntgen, der Museumsvorstand, die Festrede, in der er betonte, die Anwesenheit des Kaisers bekunde, daß hier ein nationales Werk geschaffen werde, daS die deutsche Wissenschaft und Kunst umfasse. Feierliches Glockengeläut der umliegenden Kirchen setzte ein, als dem Prinzre genten der Hammer überreicht wurde. Kräftig tat der greise Fürst die drei Hammerschläge. Ihm folgten der Kaiser und alle anderen Fürstlichkeiten. Männergesang beschloß die Feier, zu der sich Hunderte von hervorragenden Gelehrten und Tech nikern, hohe Reichsbsamte und Vertreter der Einzel- staaten eingefunden hatten. Der Kaiser stiftete für das Museum das Schnittmodell eines neuen Linienschiffes als ein „Merkzeichen der Errungenschaften deutschen Ge- werbefleißeS und der im Reich geeinigten Wehr kraft deS deutschen Volkes." In der StistungS- urkunde wünscht der Monarch: „Möge ihm (dem Museum) auch fernerhin unter dem Gedeihen ver bürgenden Schutz von Reich und Staat die Teil nahme der das Geistes- und Wirtschaftsleben deS Vaterlandes leitenden Kräfte erhalten bleiben und eS dadurch befähigt werden, der deutschen Arbeit reiche Anerkennung zuzuführen." Prinzregent Bekanntmachung. Nachdem die Aufstellung der Wahllisten für die diesjährige Gememderats -Ergänzungswahl erfolgt ist, werden diese Listen vom 15. November a. c. an, vierzehn Tage lang, in der hiesigen Gemeindeverwaltung — Zimmer Nr. 3 — zur Einsicht- nähme für die Stimmberechtigten und Wählbaren ausgelegt. Einsprüche gegen diese Wahllisten find gemäß der Bestimmungen in tz 42 der revidierten Landgemeindeordnung binnen siebe« Tage«, also bis zum 21. November, bei dem unterzeichneten Gemeindevorstande anzubringen. Gersdorf, den 12. November 1906. Der Gemeindevorstand. Göhler. - WetteranSsicht für Donnerstag, den 15. Rovbr.: