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Unterhaltung und Geschäftsverkehr. 78. Mittwoch, den 17. December. 1856. Erscheint täglich Morgens 7 Uhr. Inserate die Spaltenzcile oder deren Raum zn 5 Pf. werden bis Abends 7 Uhr (Sonntags von 11—2 Uhr) angenommen. 1. Abonnementprcis ä Vierteljahr 1 Thlr., (monatlich 20 Zeilen uncntgeldliche Inserate); 2. Abonnementprcis ä Vierteljahr 15 Ngr. bei unentgeldlicher Lieferung in's Haus. — Für auswärts durch die Post ä Vierteljahr 10 Ngr. — Einzelne Nummern 1 Ngr. Expedition: Johannes-Allee Nr. 6, sowie auch WaisenhauSstraße 6 pt. Dresden, den 17. December. Se. Maj. der König hat gestern seine gewohnte Für sorge für die Bildung seines Volkes wiederum durch ei nen Besuch einer der hiesigen Schulen an den Lag ge- legt. Allerhöchstderselbc beehrte nämlich die 1. Bürger schule mit seiner Hohen Gegenwart zwei volle Stunden, von 10 bis nach 12 Uhr, und geruhte in mehreren Clas- sen verschiedenen Unterrichtsgegenständen eine längere Auf merksamkeit mit sichtlicher Zufriedenheit zu schenken. Ge wiß wird Lehrern und Schülern die außerordentliche Huld und Freundlichkeit Sr. Mas. unvergeßlich bleiben. — Sc. M. der König hat dem Herz. Anh.-Dess. Kammerherrn u. Forstmeister v. Wolfframsdorff u. dem Herz. Anh.-Dess. Kammcrherrn u. Adjutanten Sr. H. des Erbprinzen Friedrich von Anhalt, v. Bcrenhorst, das Com- thurkreuz 2. El. des Albrechtordcns, ferner dem zu Sr. H. dem regier. Herzog von Sachsen-Altcnburg commandirten K. Pr. Hauptmann im 6. Jäger-Bat., v. Knorr, das Ritterkreuz desselben Ordens verliehen. — Den beiden jungen Gräfinnen v. La-Rosee aus München wurde verflossenen Sonntag die Gnade zu Theil, bei I. M. der regier. Königin von Sachsen ihre Talente im Gesang, Clavier und auf der Zither zu produciren. — Der Frauenverein hat die Freude und die Aus zeichnung, daß die Frau Fürstin Metternich, gcb. Gräfin Sandor, Gemahlin des hiesigen k. k. österr. Gesandten, demselben bcigetreten ist, und zwar als thätiges Mitglied der 3. Kinder-Bewahr-Anstalt und der Krippe, welche sich auf der großen Reitbahngasse befinden; zwei Anstalten des Vereins, zu welchen auch kürzlich Frau Jenny Goldschmidt geb. Lind als Mitglied beigctrcten ist. — An dem neulich auch in der hies. Blindenanstalt ebenso würdig als herzlich gefeierten Geburtstage Sr M. unsers Königs ward den Zöglingen unter Anderem eine ästhetische Freude, auf welche ihnen schoi^ früher Hoffnung gemacht worden war. Der festliche Tag bot zur Eifül- lung derselben die passendste Gelegenheit; Hr. Dawison nämlich, der sich bekanntlich in der Nachbarschaft des mild- thätigen Instituts eine Billa erbaut hat, las dessen Zög lingen gegen Abend mehrere wohlausgewählte und zu Ge- müth sprechende Gedichte vor und erregte dadurch einen außerordentlichen, dankbaren Jubel Für die, dem Blin- dcn-Publikum nicht angehörigcn Zeugen war es außerdem eine besondere Freude, den Künstler, welcher übrigens an denselben Abende noch den Rilcault de la Marliniere zu spielen hatte, in einer Situation zu sehen, welche seinem Herzen in so rührender Weise Ehre macht. — „Geben ist »seliger denn nehmen.- Das bewährt sich in Dresden namentlich zur Weihnachtszeit am glän zendsten, wo man von so vielen Seiten bemüht ist, den Armen, und insbesondere der Kindcrwelt unter ihnen, Freude zu bereiten. Zunächst die große Christbescheerung auf dem Gewandhause, welche seit länger als 30 Jahren alljährlich mehr als 300 Kindern Weihnachtsfreuden bringt und vielen hundert Erwachsenen, welche dieser Bescheerung beiwohnen, auch noch für spätere Zeiten eine liebe Erin nerung bleibt. Leider ist durch den Einbau des zweiten Theaters in das Gewandhaus die Räumlichkeit etwas be schränkt worden, so daß von nun an nur eine kleinere Anzahl Zuschauer und Zuhörer beiwohnen können. So dann die Bescheerung in den drei Kleinkinderbewahranstal ten des Frauenvereins; rührend ist es, die Freude der Klei nen, wie die Sorgfalt und Lheilnahm'e der edlen Vor steherinnen und Pflegerinnen zu beobachten. Ferner die Bescheerung in der evangel. Freischule, deren Vorsteher- schasc alljährlich ihre Ansprache an die christliche Liebe mit so schönem Erfolge gekrönt sieht. Die Bescheerung im Pestalozzistifte und der damit verbundenen Mädchenbe- schäftigungsanstalt. Das Vertrauen, welches dem Direk torium dieser Anstalt durch die alljährlich wachsende Theil- nahme an der Ausstellung und Verloosung bewiesen wird, läßt auch hier die Mittel zu einer Freudenspende für viele Kinder herbeischaffen. Endlich die Bescheerungen in der Schule zu Rath und Tdat, im Ehrlich'schen Gestift, sowie in den städtischen Erziehungsanstalten. In Summa: die Liebe sorgt dafür, daß auch den Armen rin Christbaum brenne!