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72. Sahrpanp. Rr 42» Arrllao, 7. Vrpmnb« 1»28 Dra-tanlchryt! Nachrtchtni Drs«den gsnilvrecher-Sammelnummer: 2L24t Nur sitr Nachlgespräche: Nr. routl Lchrilllcitung u. HanvlaetchällSstctte: Dre»dcn-A. 1, Mnrtcnslraße »8/4» «ej»a«<,ebüßr vom I. bi» 1». September isrs bei täglich »weimaliger Zustellung frei Hau» 1.70 Mk. Poslbc-ugSprei» iür Monai Sepiember ».40 MI. ohne Bost»»stellungSgcbühr. Uinzelnummer lo Big. Außerhalb Dresden» >b Pig. Anzetgenpreife: Die Anzeige» werden nach Goldmarl berechnet: die einspaltige »0 mm breite Zeile üb Psg., für auswärts 40 Psg. ffamilienan,eigen und Stcllen- gcluchc ohne Rubati tb Psg., auhcrhalb 25, Psg., die !»o mm breiie Rellamezeile 200 Psg., außer halb 2S0 Psg. Lsscrtengcbühr 30 Psg. Auswärtige Aufträge gegen Vorausbezahlung Drink u. Verlag: Liepfch » veichordt, Dreiven. Polischelk-llto. 10S8 Dretden jliachdrurl nur mildcull. Quellenangabe <Dresdn. Nachr.s znlissig. Unverlangte Schriststücke werden nicht ausbewohrt Illl. l...lll.iil.it.»Illll., I..I !.../ I .»..»...v.....«..ll.d.-^!-...!t...A!t.'....-.»!,.l : ll.tllll! l..l :...: :..! l l! llll'.l l...l l ^I-8iK>988ig68 s^68t8Uk-3slt 12 ^ ^ W» « ^ ^ ä!)6^8 8 Olll: 038 ^6«- lägliel^ 4 D ^ Z > » I I sllsi'Welt """ — - pr^Lgei- ZtpslZs / k^eitbst-Mslf-LlZs ' —»is»> > l-I-> H!-i- > l "I I l ssl I ll»iUU»SMIilIl Vi»>Nlmt—"'tU'IlM I !"'>>» 1">I Uttlin l :VlUHWIi Smring WM M Sichre regieren Das Aktionsprogramm - Abschaffung brr Technischen Nothilse Hamburg, 6. September. Bel Beginn der heutigen Ver handlungen des G e iv c r k! ch a k t s k v n g r e s s c s in Ham burg hielt Neichsinnenministcr Scvering, von minutenlangem Beifall begriislt, eine Rede, in der er u. a. anssührte: „Ich werde immer bemüht bleiben, der kleine Metallarbeiter zu sei», der ich einst war. Das schlißt davor, größenwahnsinnig zu werden, auch wenn man einmal Minister geworden ist So bleibe ich auch stets der Gewerkschaftler, der ich von jeher war. Ich erblicke meine hauptsächlichste Ausgabe darin, das, der Ban der Republik scststeht. Die Republik ist gesichert, aber ihre Verwaltung i st noch n i ch t g e s c st i g t. Solange aber die Verwaltung labil ist, solange können wir von einer ideellen Sicherung der Republik nicht sprechen. Daher können wir keine Gastrolle in der Republik geben. Wir Republikaner haben die Ausgabe, «m der Repu blik willen diese Republik eine ganze Legislaturperiode hindurch zu verwalten. Die P a n z e r k r c ii z c r f r a g e muß in diesem Zusammen hang als rein taktische Frage behandelt werden, noch dazu, wenn man bedenkt, daß wir auch schon früher Panzerkreuzer gebaut haben. Ich bin nicht hierher gekommen, um Ihnen I große Versprechungen z» machen, aber ich kann Ihnen doch schon einiges über meine künftige Politik im Ncichsinnenministcrium verraten. Eine Durchbrechung des Rechtes der Privilegierten aus Bildung soll durch eine Förderung der freien Volks bühne» und durch Ilulerstühnngsbeihilfen für die Erziehung von Kindern der Minderbemittelten erfolgen. Für diese Zwecke werden in dem neuen Etat 1 Millionen Mark mehr eingesetzt werden. Diese Mittel werden an anderer Stelle ein gespart. linier stürmischem Beifall erklärte Levcring, daß er die Absicht habe, anS diesem Grunde die Technische Rothilse ab- zubaucn. Das aber ist ein Akt meines Vertrauens zn den Gewerkschaften, suhr er fort, daß sie sich niemals ihren Ver pflichtungen gegen den Staat entziehen, den sie mit tragen Helsen. Den . Weg zum Einheitsstaat werden wir finden, wenn endlich eine Anzahl kleiner leistungs schwacher Länder verschwunden ist. Wenn erst Gesetzgebung und Verwaltung von einer Stelle erfolgen, dann wird man auch an ein N e i ch s k n l t u s m i n i st e r i u m. wie es hier gefordert worden ist, denken können. Je früher wir zum Einheitsstaat kommen, je früher wir die Millionen ersparen, die heule der Verwallungswirrwarr erfordert, desto eher haben wir die Mittel frei, die nötig sind, um endlich die , Hebung der Bildung der unteren Schichten unseres Volkes I durchzusetzen. Ner wkilttt Verlauf »er MtimmissaMraKe Erft Freitag Besuch Brian-s bei Müller - Ein englisches Orakel Gens, 6. Scpt. Der sür Donnerstag vorgesehene Be such Briands beim Reichskanzler konnte infolge der uner wartet lang ausgedehnten Sitzung des Rates nicht statt- sinden, soll jedoch am Freitag erfolgen. Im Lause des Donnerstag hat eine Aussprache zwischen Briand u n d Lord E ushcnd u n stattgesnnden. Wie man an- nchmen kann, ist hierbei die gestrige Aussprache Müllers mit Briand erörtert worden. In Kreisen der englischen Delegation verkantet: Für Frei tag ist eine Unterredung zwischen Müller und Lord Eushendnn vereinbart worden, in der der Reichskanzler über seine bisherigen Verhandlungen mit Briand berichte» wird. Anschließend soll sodann eine Unterredung zwischen Müller, dem belgischen Außenminister Hymans und dem italienischen Senator Scialoja stattsinden. Sollte in diesen Unterredungen eine gewisse Uebereinstimmung in den Haupt sragen erzielt werden, so soll möglicherweise bereits am Sonn- abcndnachinittag die erste Aussprache zwischen den vier B c s a ß u n g s m ä ch t e n und Reichskanzler Müller I stattsinden. Man erwartet, daß ans Grund dieser Besprechun gen zunächst ein Protokoll gemacht wird, das die allgemeine Linie der getroffenen Vereinbarungen seststellt. Die weitere Führung der Verhandlungen soll jedoch aus diplomatischem Wege zwischen den Regierungen erfolgen. Ans Kreisen der englischen Delegation wird weiter mitgetcilt, daß die erste Unterredung zwischen Müller n»d Briand allgemein einen guten Eindruck hervorgcrnscn habe und daß man weitere sachliche Verhandlungen sür möglich erachte. Man hält cs nicht sür ausgeschlossen, daß in den kommenden Verhand lungen gewisse Grundlagen sür die Lösung der Ränmnngs- srage geschaffen werden können. In unterrichteten Kreisen stärkt sich die Auffassung, daß die konitneiiden Verhandlungen die Ausnahme von S a ch v c r st ä n d i g e n a r b c i t e n zur Prüfung der gesamten Rcparations- und Schuldcnsragc znm Ergebnis haben werden. Die endgültige Regelung der Reparations- und Schnldensragc könnte ans dem Wege einer internationalen Reparations-Konferenz geklärt werden. Kampf am Rhein und um den Rhein Es ist eine tolle Welt, in der wir leben: nur sind wir an die Tollheiten der Vorgänge, die als „große Politik" gelten, schon allzusehr gewöhnt, als daß wir sie tragisch nehmen könnten. Aber man muß sich die Kontraste des Geschehens doch recht eindringlich zu Gemütc führen, um zum Verständ nis dessen zu kommen, was gespielt wird. Wenig mehr als acht Tage ist es her, als im Uhrensaale des Quai d'Orsay unter rauschenden Fricdensrcdcn der Krieg in Acht und Bann erklärt wurde. Briand, der Friedensapostel, sprach das große Wort von der Notwendigkeit, jetzt „den Frieden zu organi sieren". Derselbe Briand, der schon Jahre zuvor die Welt ausjnbcln ließ unter dem Ausruf: „Fort mit den Kanonen — ivcg mit den Mitrailleuscn!" Und zur gleichen Stunde fast rasseln die französischen Geschütze wieder über deutsche Land straßen, knattern französische Maschinengewehre auf rheini schen Feldern! Tie Clairons schmettern in der Eiscl, und deutsche Städte Hallen wider vom Schritt paradierender fremder Truppen. Und wieder fast zur gleichen Stunde kon ferieren die Staatsmänner in Genf, sprechen von Verständi gung und erörtern die Möglichkeiten der Rheinland- ränmung. Keinen bezeichnenderen Rahmen hätten die Unter haltungen in Genf finden können, als das Kriegsspicl am Rhein. Während dort die letzten Schleier von den Plänen der Politik Frankreichs und seiner Freunde fallen, kom men hier die Absichten des französischen Militarismus in brutalen Tatsachen zum Durchbruch. Die Pariser Zeitungen plaudern es offen ans, was das kundige Auge in diesen Tagen am und um den Rhein sehen kann. Nicht nur daß verarmtes deutsches Land den Schauplatz bildet, die Manöver sind in ihrer strategischen Anlage — trotz Locarno, Genf und Paris — gegen Deutschland gerichtet. Hatten schon im vorigen Jahre die großen Hcrbstübungen nach der Schilderung des „TcmpS" den Zweck, eine Aufgabe zu lösen, in der leichte Kräfte mit starker Artillerie und Kampfwagen, ohne die Einstcllnng von Reservisten abzu- lvarten, sofort nach der Kriegserklärung vorstoßen, um einen scindlichen Aufmarsch auf dem linken Nhcinufcr nördlich der Mosel unmöglich zu machen, so bilden die jetzigen Manöver eine Fortsetzung der vorjährigen. Unter aus gesprochenem Zuschnitt auf einen Kriegsfall zwischen Deutsch land und Frankreich soll, dem „Echo de Paris" zufolge, dies- mal der Nordrand der Eiscl mit dem Rhein die Front dar- stellcn, die die französischen Truppen gegen eine voröringcnde deutsche Armee zu verteidigen haben. Und um dieser mili tärischen Uebnng den politischen Stempel auszudrücken, unter stützt ein englisches Husarcnregimcnt die Franzosen bei ihrer gegen Deutschland gerichteten kriegerischen Aufgabe. Gerade als ob sich die ersten Kriegslage von llll-1 wiederholen sollten, nur diesmal auf deutschem Boden. Wenn man be denkt, daß noch vor zwei Jahren das französische Ober- Von der 9. Völkerbundstagung Ln Genf Reichskanzler Hermann 5Muller (RTitte) mit Staatssekretär Dr. Pünder Der französische Außenminister Briand Pilot. Ke/stono