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Amts- und Anzeigeblatt für den 'MM- Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock sertion-prei«: die kleinsp. und dessen Umgebung. Abonnement viertelj. 1M. 20 Pf. (incl. Jllustr. Unterhaltbl.) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen ReichS- Postanstalten. äL SS. Verantwortlicher Redakteur: E. Hannebohn in Eibenstock. 40. Aayr««««. Donnerstag, den 9. März 18SS. Bekanntmachung. Alle hier aufhältliche Militärpflichtigen werden hierdurch noch besonders aufgefordert, sich zu der von dem Herrn Civilvorsitzenden der Kgl. Ersatz-Commlssion des Aushebungsbezirks Schneeberg für hiesigen Ort aus Ireitag, den 10. März 1893, Wormittags 9 Wr angesetzten, im Saale des Feldschlößchen Hierselbst stattfindenden Musterung persönlich einzufinden. Mcht pünktliches oder Nichterscheinen zieht Geldstrafe biö z« 3V Mk. — Pf. beziehentlich entsprechende Haftstrafe nach sich. Eibenst ° ck, den 7. März 1893. Del g jh htl Stlld1. »r Körner. Hans. dagesgeschichte. — Deutschland. Die politische Lage bietet gegenwärtig ein Bild idyllischer Ruhe, die viel leicht einer allgemeinen Abspannung entspringt, nichts destoweniger aber auf den Beobachter einen ange nehmen Eindruck macht. DaS ist um so merkwürdiger, als ein jeder der Großstaaten innere Fragen großen Stils zu lösen unternommen hat, bei denen sich die Parteigegensätze schroff gegenübertreten. Deutschland hat seine Milikärvorlage, Frankreich den Panamaskan dal, England die Homerule-Bill, Oesterreich die Bil dung einer neuen ParlamentSmehrheit, Ungarn die Kirchenfrage, Italien die Regelung der Bankangelegen heit, Bulgarien die schwerwiegendeVerfassungSänderung — trotzdem, oder aber vielleicht gerade weil ein jeder im eigenen Hause alle Hände voll zu thun hat, sind die internationalen Beziehungen nach jeder Hinsicht recht befriedigend; man kümmert sich um den Nachbar wenig, weil die eigenen Angelegenheiten genug zu schaffen machen. WaS nun die Militärvorlage betrifft, so hat es überrascht, daß in der Kommission der frei sinnige Abg. Hinze im Gegensatz zu seinem Fraktions genossen Eugen Richter lebhaft für die vierten Ba taillone eingeireten ist, und man folgert daraus — mit welchem Recht bleibe dahingestellt — daß sich nun wohl der Weg der Verständigung finden werde, zumal auch der Reichskanzler Graf Eaprivi zum ersten Male von einem Entgegenkommen der Reichsregierung gesprochen hat. Nach dem, wie er sich bisher stellte, mußte man annehmen, daß die verbündeten Regier ungen die Militärvorlage als ein organisches Ganzes betrachtet wissen wollten auS dem sich kein Stein lösen lasse, ohne das Ganze werthloS zu machen. — Die Staat«lotterien in Sachsen, Braun schweig, Hamburg und Mecklenburg werken bekannt lich in Preußen als AuSlandSlotterien bezeich net und das Spielen in denselben ist unter Strafe gestellt. ES soll jetzt endlich, wie das .Kl. I." er fahren haben will, Aussicht vorhanden sein, daß in dieser Beziehung eine Aenderung cintritt. Die preuß ische Staalsregierung soll nämlich selbst den gegen wärtigen Zustand als unhaltbar anerkannt haben und mit den Einzelstaaten, welche Lotterien unterhalten, in Unterhandlung getreten sein, um zunächst eine Verständigung in der Lotterienfrage zu erzielen. DaS Ergebniß dieser Verhandlungen stehe noch au«, doch sei zu hoffen, daß eS schließlich zu einer reichSgesetz- lichen Regelung ve» Lotteriewesen« kommt. — Kiel. Eine wichtige Entscheidung über die Verpflichtung de« Deutschen Reiche« zur Anlegung und Unterhaltung von Brunnen an Stelle solcher, die infolge des Baue« de» Nordostsee-Kanals versiegt sind, hat der Regierungspräsident in Schleswig ge troffen. Nach derselben sind die Grundbesitzer, denen infolge de« Kanalbaue« das Wasser in ihren Brunnen versiegt ist, nicht verpflichtet, sich mit einer einmaligen Zahlung einer bestimmten Summe für dauernd ab gesunden zu erklären. Dementsprechend ist die kaiser liche Kanalkommission angewiesen worden, für die An legung und Unterhaltung neuer Brunnen auf den betreffenden Grundstücken Sorge zu tragen und bi» zu deren Fertigstellung den Besitzern da« zum täg lichen Bedarf erforderliche Wasser unentgeltlich zu führen zu lassen. — Der Pariser .Figaro", ein in Bezug auf Zu verlässigkeit stark angezweifelte« Blatt, will .durch einen glücklichen Zufall" in den Besitz de» Plane gelangt sein, nach dem im Kriegsfälle die Konzen tration der deutschen Truppen ander West grenze bewerkstelligt werden soll. Er behauptet, am l6. Januar d. I. sei da« letzte Abkommen zwischen den Regierungen de« Dreibund« getroffen und hier bei die Lokation der deutschen Streitkräfte folgender maßen festgesetzt worden. An der westlichen Grenze werden drei Armeen aufgestellt, bestehend aus neun preußischen Armeekorps und dem Gardekorps, zwei bairischen Armeekorps und der (?) würkkembergischcn Division. Sieben Armeekorps, vier Kavallericdivi- sionen und vier Armeekorps der Reserve (?) sollen an der russischen Grenze konzentrirt werden. Von den drei nach Frankreich hin birigirten Armeen soll die .Nordarmee" au« dem 7. und lO. Armeekorps und dem GardekorpS bestehen und zwischen Aachen und Düsseldorf postirt werken, mit Ausnahme der Gardeartillerie zu Fuß, die nach Metz gelegt wird. Die .Mittelarmee" umfaßt die Armeekorps 4, 8 und l l und eine Division Kavallerie und wird sich die Linie zwischen Trier und Köln als Operationsbasis nehmen. Die .Sükarmee" ist „auf ausdrückliches Ver langen der italienischen Regierung" besonders stark an Truppenzahl. Sie wird aus dem 3., 14., 15. und 16. Armeekorps sowie dem ersten baierischen formirt und soll hauptsächlich dazu bestimmt sein, gegen die zwischen Mosel und Ardennen aufgestellten französischen Truppen zu operircn; während das zweite baierische und das württembergische Armeekorps an der Schweizer Grenze konzentrirt werden solle, unterstützt von vier Armeekorps der Reservetruppen. Die italienische Armee hätte dann nur noch gegen das 14. 15. und 16. französische Korps zu kämpfen. Die Verlheidigung de« Elsaß falle den in Schlett- stabt, Kolmar, Mühlhausen und Zabern liegenden Regimentern zu. Die Schwerpunkte der deutschen Truppenkonzentration werden einerseits gegen Belgien und das Thal der Oise, andrerseits gegen die Schwei; und Belfort hin liegen. — Diese Mittheilungen wer den von dem Pariser Blatte noch mit zahlreichen Einzelheiten erläutert und dazu bemerkt, daß, wenn die offiziöse deutsche Presse den geringsten Zweifel an der Authentizität der gemachten Angaben erbeben sollte, man sie durch einige genauere Details ent waffnen werde. — Dänemark. DaS Folkething hat mit 69 gegen 17 Stimmen da» Budget genehmigt. — Es ist seit 1884 da« erste Mal, und in den 18 Jahren, die da« Ministerium Eslrup am Ruder ist, im Ganzen das fünfte Mal, daß der Etat in gesetz licher Form zu Stande kommt. Sonst hat die dänische Regierung da« Budget nur durch das LandSthing (Oberhaus) bewilligt erhalten und dann .provisorisch" gewirthjchaftet und die von der Volksvertretung ver weigerten Ausgaben für die Befestigung Kopenhagen« gemacht. Daß jetzt auch das Folkething da« Budget angenommen hat, liegt daran, daß der größte Theil der Linken unter Führung de» Grafen Holstein-Ledre- borg in da« Lager Estrup« übergetreten ist. — Italien. Angesicht» der französischen Be strebungen, zwischen Italien und dem Dreibunde bezw. Deutschland Mißtrauen zu säen und Verstimmung zu erwecken, gewinnt die Nachricht der italienisch offiziösen „Agenzia Stefani" politische Bedeutung, daß Kaiser Wilhelm und die Kaiserin Augusta Viktoria an den Festlichkeiten au» Anlaß der sil bernen Hochzeit de« König« und der Königin von Italien am 22. April d. theilnehmen werden. «»eale ««v sLchstsche Nachrichten. — Leipzig, 7. März. Se. Majestät König Albert, welcher, wie bereit« gemeldet, gegenwärtig in den Mauern unserer Stadt weilt, nahm gestern Mittag auf dem AugustuS-Platz die Parade über die Regimenter 106, >07 und 134 ab. Von den an wesenden, nach vielen Tausenden zählenden Schau lustigen wurde der König enthusiastisch begrüßt. Um 5 Uhr war Galatasel im Schlosse, zu welcher die Spitzen der Militär- und Zivilbehörden, sowie der Universität geladen waren. Abends nahm der König an einer Versammlung der Vereinigung der Reserve offiziere theil. Nach der um 9'/, Uhr erfolgten An kunft der Königin brachte der Leipziger Feuerwehr- Verband dem KönigSpaare einen aus etwa 900 Fackeln bestehenden Fackelzug dar. — Zwickau. Kaum daß der strenge Winter verschwunden und ein paar milde Tage das Publikum hinauslockt, geht es auch schon wieder mit dem Wald- anzünden lo«. Sonmag, den 26. Februar d. I«., Nachmittags 4 Uhr wurde in einer Kultur de« Lauter bacher Ritterguts-Forstreviers muthwilligerweise dürre« Gras augebrannt. Die Brandstifter — 4 Fabrikar beiter aus Crimmitschau — wurden jedoch von dem Revierförster Rosig in Dänkritz und dem Einjährig- Freiwilligen Uhlmann in Zwickau überrumpelt und dadurch ein unabsehbarer Waldbrand verhütet. 8 Plätze waren zugleich in Brand gesteckt worden. Durch mit großem Geschick aufgenommene Verfolgung der Brandstifter, welche sofort die Flucht ergriffen, wur den dieselben theils festgenommen, theils die Persön lichkeiten der andern festgestellt und werden dieselben ihrer wohlverdienten Strafe entgegen sehen. Die Waldbrände haben seit einigen Jahren so überhand genommen, daß Sonn- und Feiertag« besondere Feuer wachen aufgestellt werden mußten. ES kann kein Wunder nehmen, wenn der Zutritt zu den Waldungen außerhalb der öffentlichen Wege unter solchen Umständen überall noch auf da« Strengste verboten wird. — Meißen. DaS hiesige Tageblatt schreibt: „Ein eigenthümlicher Fall wird voraussichtlich in den nächsten Tagen Grund zu einer Privatklage vor den Schranken des Gericht« werden. Zwei junge Leute haben sich kürzlich verlobt und der Bräutigam Hal bei dieser Gelegenheit seiner hold erröthenden Braut einen werthvollen goldenen Ring an den Finger gesteckt. Selbstverständlich trug er selbst das genaue Duplikat dieses Ringes. Der Datum de« Vcrlobung«- tageS und die Namen der beiden Verlobten waren im Innern des Ringe« eingravirt. Eine kurze Zeit waren die Verlobten im siebenten Himmel und letzte rer hing, wie man zu sagen pflegt, voll Geigen. Plötzlich aber zog eine schwere Gewitterwolke an diesem Himmel empor und e« schlug auch ein. Der junge Mann hatte sich schon öfter« darüber gewundert, daß seine .süße" Braut so oft nach Dresden reiste und oftmals erst mit dem letzten Nachtzug oder gar am andern Morgen zurückkehrte. Um der Sache aus die Spur zu kommen, reiste der Verlobte eine» schönen Tage« voraus und erwartete unbemerkt seine Braut. Wie erstaunte er aber, al« er gewahr wurde, daß außer ihm noch ein junger Mann auf seine Braut gewartet hatte, welcher sie vom Zug aus in Empfang nahm, ihr den Arm bst und in vertraulichster Weise einen Kuß mit ihr wechselte. Sein Blut wallte zwar mächtig auf bei diesem Anblick, aber er hielt sich zu rück und verfolgte da« Paar, welche« in eine Eon- ditorei und dann in ein Restaurant ging und später den Viktoria-Salon besuchte. Unter der Hand er kundigte sich natürlich der geprellte Bräutigam nach seinem Nebenbuhler und erfuhr, daß derselbe schon oft mit diesem Mädchen gesehen worden sei und daß man letztere für seine Braut halte. Und so war es