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o H i I Hi a rm on i o Freier Kartenverkauf des Handwerks, wohlklingende schrieb Maurice Ravel , Musik in unserem Jahrhundert: folgende Stille tönt aus aer feindlichen Menge die Stimme Taras Bulbas; fünfmal wiederholt sich sein Ruf, der durch Paukenschläge angedeutet wird: .Ich höre!' 3. Prophezeiung und Tod Taras Bulbas: Zwei Söhne hat Taras im Kampf gegen die Polen verloren; nun wird auch er gefangengenommen und gefoltert. Aber er bleibt standhaft. Auch im schwersten Augenblick denkt er an seine Kampf ¬ genossen und warnt sie mit seiner mächtigen Stimme vor der Falle, die man ihnen gestellt hat. Als man ihn an den Pfahl bindet und das Feuer unter seinen Füßen erklingt triumphierend seine berühmte Prophezeiung von der Un- auflodert, besiegbarkeit des russischen Volkes, von dessen herrlicher Zukunft. Immer ge ¬ waltiger, immer breiter läßt die Orgel ihren Choralgesang ertönen. Er leitet in eine hymnische Apotheose über. Mit überwältigender Großartigkeit klingt das Werk aus" (V. Lebl). Programmblätter der Dresdner Philharmonie — Spielzeit 1970/71 — Chefdirigent: Redaktion: Dr. habil. Dieter Hartwig Druck: veb polydruck Werk 3 Pirna - 111-25-12 1,6 ItG 009-59-71 populärstes Werk, den Bolero, über sein einer der prominentesten Vertreter französischer „1928 habe ich auf Wunsch von Frau Ida Rubinstein einen .Bolero für Orchester 11. AUSSERORDENTLICHES KONZERT 1970/71 komponiert. Es ist ein Tanz in sehr gemäßigter Bewegung und stets gleichför ¬ mig, sowohl in der Melodie und der Harmonie wie in seinem Rhythmus, den die Trommel unaufhörlich markiert. Das einzige Element der Abwechslung bringt hier das orchestrale Crescendo." Das Werk, das man einmal treffend ein „erstaunliches Karussell der Klänge genannt hat, wurde zum erstenma am 20. November 1928 zusammen mit „La valse" als Ballett in der Choreographie Ida Rubinsteins an der Pariser Oper aufgeführt. An diesem Tage trat es seinen wahrhaft triumphalen Weg durch die Konzertsäle der Welt an, seinen Schöpfer schlagartig berühmt machend, der es auch selbst gern dirigierte, eigenartig trocken, gleichförmig, beinahe langsam im Tempo. Die Interpretation des „Bolero" hat die Musikwissenschaft vor ein interessantes Problem gestellt. Nennt ihn Roland-Manuel eine „Spielerei seines Schöpfers", so wirft der Musikwissen ¬ schaftler Jules van Ackere den Begriff „Mystifikation" in die Debatte, erwähnt aber zugleich selbst die Möglichkeit, daß es sich auch um eine einfache Schau ¬ stellung einer faszinierenden Kenntnis des Orchesters handeln könnte. Suares „Bolero" das klingende Bild des unheilbaren Leidens zu vermeinte sogar, im sehen, das Ravels Verstand an seinem Lebensabend zerquälte, eine Art tragi ¬ schen Totentanzes, das Bekenntnis eines Alpdruckes. Diese Deutungsversuch streben bewußt über die Angabe des Komponisten hinaus, der seinen „Bolero' lediglich als Instrumentationsstudie auffaßte. Obwohl diese Bescheidenheit sehr für den Autor spricht, hat er doch mit dem Werk sehr viel mehr gegeben, ein faszinierendes, aufwühlendes Stück Musik, genial in seiner leidenschaftlich-vibrierenden Steigerung der Dynamik vom p zum ff, in den raffinierten Instrumentationskünsten. Der Reiz des „Bolero" liegt hartnäckigen Wiederholung seines stereotypen zweiteili- in der unaufhörlichen, gen spanischen Tanzthemas (etwa im Sinne einer Padilla) und des zugrund liegenden Bolero-Rhythmus über siebzehn Minuten lang bei gleichbleibender mit nur geringfügigen Änderungen, ohne Durchführungen, Tonart in den Bässen, wobei bei jeder Wiederkehr der Motive diesem rasanten Orchestercrescendo eine neue Farbe hinzugefügt wird. Erst kurz vor dem abrupten Schluß wird auch eine andere Tonart erreicht. Gewöhnlich ist die Klangfarbe ein Mittel, die „Bolero" steht sie so im Vordergrund, Melodie plastischer zu gestalten — im daß ihr sogar das Thema untergeordnet ist, französischer Komponist spa- Edouard La Io , Victor Antoine nischer Herkunft, wurde in Lille (Flandern) geboren. Am Konservatorium dieser Stadt trieb er frühe musikalische Studien, ehe er am Pariser Konservatorium Schüler des berühmten Geigers und Dirigenten Francois Habeneck wurde. Lalo entwickelte sich bald zu einem glänzenden Geigenvirtuosen und Bratschisten, in letzterer Eigenschaft wirkte er im angesehenen Armigaud-Quartett mit. Als viel ¬ seitiger Komponist rang Edouard Lalo häufig genug vergebens um Anerkennung. Nur seine Oper „Der König von Ys" hatte am 7. Mai 1888 einen triumphalen, Erfolg. Noch heute gilt das Werk als ein Gipfelpunkt im durchschlagenden damaligen französischen Opernschaffen. u Lalos gelungensten Kompositionen rechnet ferner das Ballett „Namouna". Daraus wurden auch drei Orchestersuiten bekannt. Während der Arbeit an seiner letzten Oper „Der Bauernaufstand starb der Komponist an einem Herzleiden in Paris. Lalo hat neben Saint-Saens das große Verdienst, zur Erneuerung der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verflachten französischen sinfonischen Musik beigetragen zu haben. Ja, Guy Ferchault vertritt sogar die Ansicht, daß Lalo als Pionier der Bewegung betrachtet werden darf, die beim Anbruch des 20. Jahrhunderts in den drei großen Namen Faure, Debussy und Ravel endigte. Diese Einschätzung der Persönlichkeit Lalos rechtfertigen nicht zuletzt seine Orchesterwerke, von denen die vier Violinkonzerte hervorgehoben seien: darunter die Symphonie espagnole (Spanische Sinfonie), die Fantasie norvegienne (Norwegische Fantasie) und das Concerto russe (Rus ¬ sisches Konzert). Aber auch das Violoncellokonzert, die Sinfonie g-Moll und ein Divertissement verdienen genannt zu werden. Die virtuose Symphonie espagnole für Violine ster o p. 2 1 aus dem Jahre 1873, seinem Freunde Pablo de Sarasate ge ¬ widmet, ist das volkstümlichste Werk des französischen Meisters geworden; es erfreut sich bei Solisten und Publikum gleichermaßen großer Beliebtheit. Und wirklich ist es ein glänzendes, virtuos-schillerndes Werk, das dem Solisten alle Gelegenheit gibt, sein technisches und geistiges Gestaltungsvermögen zu be ¬ weisen. Den Hörer besticht die Symphonie espagnole nicht nur durch die Brillanz des Technischen, sondern auch durch die zündende Thematik und Farbigkeit der Instrumentation. Lalos spanische Herkunft und seine Liebe zur spanischen Folk ¬ lore ist deutlich an den fünf Sätzen (Allegro non troppo - Scherzando — Inter ¬ mezzo — Andante — Rondo) des suitenhaft angelegten Konzerts zu spüren. Die personalstilistischen Eigentümlichkeiten Lalos bestimmen vorteilhaft das Profil dieser Musik: Eleganz, urtümliche, kraftvolle, aber auch zarte Gefühlshaftigkeit, Strenge der Form, Brillanz, Dramatik, melodischer Einfallsreichtum, Unterhaltsam ¬ sichere Beherrschung keit im besten Wortsinn, Harmonik. Dirigent: Solisten: Adele Stolte, Potsdam, Sopra n Berlin, Tenor Günter Neumann, Wolfgang Hellmich, Dresden, Bariton Chor: Philharmonischer Chor Dresden Einstudierung Wolfgang Berger Joseph Haydn: Die Jahreszeiten VORANKÜNDIGUNG: Sonntag, den 30., und Montag, den 31. Mai 1971, jeweils 17.00 Uhr, Schloßpark Pillnitz SERENADE