Volltext Seite (XML)
ImkeM Artiger und L agebla t t. Amtsblatt des Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter und der Stadträthe zu Freiberg u. Brand. ^-175. Erscheint i. Areiberg jed. Wochmt. Ab. S U. für dm and. Tag. Jnser. werdm bi« V. II U. für nichste Nr. angm. Preis vterteljähri. 20 Ngr. Inserate Preis «erteljähri. 2» Ngr. Inserat« werdm die gespaltene Zeile »der der« I As Raum mit l Ngr. berechnet. H-F G Mittwoch, deu 31. Juli. Freiberg, 30. Juli 1872. IV. Von großem Interesse ist die politische Betrachtung, mit wel cher daS erste Heft deS GeneralstabSwerkeS über den deutsch-fran zösischen Krieg eingeleitet wird. Wie es heißt, rührt sie direct auS der Feder des Grafen Moltke her, und lautet: Mit dem Sturze Napoleon'« I. war die Reihe großer Kriege geschlossen, welche die Staaten Europas erschüttert und eine neue Ordnung der Dinge begründet hatten. Dennoch konnten die Wiener Verträge, von denen dieser Zeitabschnitt seinen AuSgang nahm, den Völkern keine Befriedigung bieten. Noth und äußerste Gefahr hatten in Deutschland die einzelnen Staaten vorübergehend zum gemeinsamen Handeln gezwungen. Aber die Sonderinteressen ihrer Politik wirkten schon während deS Be freiungskrieges auf die Führung deS Feldzuges lähmend ein und traten bei den Friedensschlüssen entscheidend hervor. Zweimal zogen die deutschen Heere als Sieger in Paris ein, ohne daß von dem Besiegten die Rückgabe der deutschen Länder verlangt worden, welche dem Reich in Zeiten seiner Ohnmacht entrissen waren. Kein Wahr zeichen der Einheit, keine Sicherheit der Grenzen blieb den deutschen Stämmen, die zum ersten Male seit Jahrhunderten wieder als Macht nach Außen auftraten; im Volke aber lebte das Bewußtsein der Zusammengehörigkeit fort, auf deren Geltendmachung die Po litik verzichtete. In Frankreich hatten Republik und Monarchie und in den Monarchien die Dynastien gewechselt. Dabei hatte die französische Nation aber nicht vergessen, daß sie noch unlängst halb Europa be herrschte. Die wichtigsten Plätze Köln und Antwerpen hatten ihr gehört, und der Gedanke an eine Wiedereroberung deS Rheins lebte im Herzen der ganzen Nation, gepflegt von ihren Geschichtsschrei bern, wie von ihren Dichtern. Die Erfüllung dieses Wunsches schien nur eine Frage der Zeit zu sein. Die Wunden, welche jene Aera der militärischen Größe Frank reich selbst geschlagen hatte, waren vernarbt, der Ruhm und das Prestige geblieben. Weit vorgeschritten in Wissenschaft und Kunst, reich an Talenten und in der eigenen Meinung Träger der Civili- sation, achtet der Franzose doch nichts höher als Waffenersolge. Diesem Drange hatte auch Napoleon III. Rechnung zu tragen, als der Zauber deS Namens seines großen Oheims ihm den Weg zur Herrschaft gebahnt. Mit geschickter Hand wußte der Kaiser die enteute cnräiate herbei zu führen, als England eine Stütze auf dem Eootinent suchte und in dem zwiespältigen Deutschland nicht sand. Mit England vereint, führte er seinen ersten Krieg gegen Rußland, welches diesmal an den Dimensionen scheiterte, die eS einst geschützt hatten. In einem zweflen Feldzuge focht sodann da- französische Heer unter persönlicher Leitung Napoleon'S im Bunde mit Italien, und angeblich für Italien, gegen Oesterreich. Diesmal brachte der Kampf nicht b,loS Ruhm und Befriedigung der Armee ein, sondern auch Länderbefitz, freilich auf Kosten des anderweit ent schädigten Verbündeten. I» beiden Kriege« hatte Frankreich nur' einen Theil seiner BMrWq «rast zu cnMM sstM M Warr» -egen MM gerichtet, die nicht an Frankreich grenzten. Selbst ein unglücklicher AuSgang hätte die Stellung deS Kaisers nicht leicht gefährden können. Gegen seine unmittelbaren Nachbarn beobachtete Napo leon III., so lange er Herr seiner Entschließungen blieb, eine freund« liche und wohlwollende Politik. Frankreich schien befriedigt. Seit mehr denn fünfzig Jahre« war sein Boden von keinem äußeren Feinde betreten. DaS Laad erfreute sich einer guten Verwaltung und eines hohen Grade« von materiellem Wohlsein. Vortreffliche Straßen und Kanäle erleichterten den Verkehr; Wohlstand, Sauberkeit, selbst Eleganz waren bis in die Hütten verbreitet. Reichthum, LuxuS und Ge schmack feierten ihre Triumphe in der Pariser Ausstellung, die Tuillerien beherbergten die Monarchen Europas als Gäste, die Neujahrsreden des Kaisers bildeten ein Ereigniß, und die Diplo matie lauschte seinen Bussprüchen über die politische Lage der Welt. Wie bescheiden stand daneben Deutschland, wo jede Actio« nach Außen durch die Eifersucht Oesterreichs und Preußens ge lähmt war, welche« noch unlängst sich in einen demüthigeudm Frieden mit dem kleinsten seiner Nachbarn hätte fügen müsse»! Deutschland konnte nur dann von politischem Einfluß werdm, wenn die beiden großen Nebenbuhler sich verständigten, oder wen« einer von ihnen dem anderen völlig unterlag. Bedenklich war daher schon ihre Vereinigung zu einem gemeinsamen Feldzüge gegen Dänemark, folgenreich auch für Frankreich konnte der Kampf werden, in welchem sie bald darauf ihre Waffen gegen einander kehrten. Andererseits mochte mau hoffen, daß bet fast gleiche« Kräften Oesterreich und Preußen sich gegenseitig erschöpfen würde« und daß dann ein vermittelnde« Einschreiten neuen Gewinn bringe« werde. Nur auf die so schnelle und so vollständige Niederlage Oesterreichs war man nicht gefaßt. Dies Ereigniß kam dem kaiserlichen Cabinet um so unwill kommener, als man eben erst den etwas abenteuerlichen mexikani schen Feldzug beendet hatte, der nicht nur die Hilfsquellen Frank reichs erschöpfte, sondern auch große Mängel seiner Organisation bloslegte ; zwar nicht dem AuSlande, in dessen Augen da- Ansehm Frankreichs trotz jenes Mißerfolgs unverdunkelt blieb, auch nicht der Nation, der man die Wahrheit nicht enthüllte — wohl aber dem einsichtigen Kaiser und seinen vertrauten Räthen. Die Franzosen, welche von dem Kampfe der Deutschen unter sich den Besitz von Rheinland und Belgien erhofft, begriffen kaum die Zähigkeit des preußischen König-, welcher sich nicht dazu ver stehen wollte, auch nur ein einzige- deutsche- Dorf abzutreten. ES war ihnen unverständlich, daß Deutschland sich beikommeu lasse, seine Geschicke selbst bestimmen zu wollen. Sie forderten „Rache für Sadowa", während doch Frankreich nicht- gethau hatte, um Sadowa abzuwenden. Um der französischen Eigenliebe Genugthuung zu verschasse«, wurde die Luxemburger Frage hervorgesucht. Aber Preußen, wel che- den Frieden zu wahren wünschte, so lange die Ehre e- gestat tete, zeigte die größte Mäßigung. ES vertauschte da« zweifelhafte Besatzung-recht mst der Neutralisation Luxemburg-. Dieser dst-lo« WM Asyls MW Wß M TxgWsrn flicht: M WsftfllM M