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Amtsblatt der Lönigl. Amtshauptmannschaft Flöha, des Lönigl. Amtsgerichts und -es Stadtrats M Frankenberg -S ten Jugend verzeihen kann und darf. Wie ist cs denn aber nur möglich, daß nationale Gegensätze, die stets vorhan den sein werden und unter Umständen ihre unzweifel hafte und häufig wohlthätig wirkende Berechtigung ha ben, zu solch empörenden Ausbrüchen führen können? Wir berühren damit die Wurzel und Quelle des Uebels, den Panslavismus. Von Rußland ausgegangen und dort lange Zeit gehegt und gepflegt, hat er sein Hauptlager seit langer Zeit schon in der böhmischen Metropole auf geschlagen und dort weiter gewuchert. Mag die Idee eines einheitlichen Slavenreiches jemals zur Wirklichkeit werden oder nicht, die unglaubliche Art und Weise, wie ihre Durchführung jetzt durch die unreifen Burschen der Prager Hochschule versucht worden, zeigt die wüsten Ge fahren, welche sie für deutsche Gesittung und Kultur in sich birgt. Und zu dem politischen und Rassen-Fanatis- mus scheint sich auch noch der religiöse gesellt zu haben. Die national-tschechisch gesonnene Geistlichkeit hat wenigstens niemals etwas dazu beigetragen, die scharf hervortreten den nationalen Gegensätze zu mildern und zu versöhnen. Was aber haben die Sicherheitsbehörden diesen wüsten Ausschreitungen gegenüber gethan? Nicht einmal ihre einfachste Pflicht. Ungeschick und Feigheit, vielleicht so gar Sympathisieren mit den Excedenten, haben das ver brecherische Treiben zu einer Höhe und Ausdehnung kom men lassen, die nun freilich wieder die äußerste Strenge der staatlichen Behörden nötig machte. Kaiser wie Kron prinz haben ihre entschiedenste Mißbilligung des Gesche henen in unverhohlenster Weise ausgesprochen, der letz tere sogar seinen Fortgang aus Prag in Aussicht gestellt und auch die Universitätsbehördcn, sogar'der Gemeinde rat von Wien haben sich zu geharnischten Erklärungen und energischen Maßregeln aufgerafft. Dies scheint ge wirkt zu haben, denn neuere Nachrichten melden, daß die Ruhe wieder hergestellt ist. «rscheint Uigltch, MU «»»nahm der Sonn-und Festtage, abend« für den fol genden Lag. Preil »ierteljährlich l M. «o Pfg.. monatlich 00 Pfg., ikinzel-Nrn. s Pfg. vesiellungm nehmen all« Post anstalten, Postboten und die Ausgabe stellen bei Lage- blatttr an. Tschechische Heldenthaten. von drag vorgekommenen Excssse in ih- woknm desto mehr gewinnt das über solche Roheiten und der Entrü- Behörden die Oberhand. E ^kannt genug und brauchen hier nur angedeutet zu werden. Ueberfall deutscher Studen- Stemwürfe, Messerstiche, das waren bisjetzt die Heldenthawn der studierenden tschechischen Jugend gegen ihre deutschen Kommllltonen. Nach den letzten Nachrich- ttn beschrankten stch aber die Angriffe des akademischen Tschechenpöbels nicht mehr auf die Personen deutscher Studenten, sondern man ging schon zu den frechsten At- tacken auf deutsche Institute, wie Kasino, Lesehalle rc. Wir stehen hier vor einer Erscheinung, die weit über die Bedeutung gewöhnlicher Studcntenpaukereien hinaus- geht und einen Grad der Erbitterung auf feiten der Tschechen erkennen läßt, der zu den schwersten Bedenken Veranlassung geben muß. Wodurch dieselbe hervorgeru fen sein mag, ist völlig unerfindlich; kein einziger der detailierten Prager und Wiener Berichte der Presse führt irgend einen darauf hindeutenden äußeren Umstand an, und wir haben somit lediglich den ausgesprochensten Ras senhaß vor uns. Es ist nicht das erste Mal, daß das Volk des heiligen Wenzeslaus dem in ihm kochenden Haß und Groll gegen alles, was deutsch ist und heißt, in sei ner Art Ausdruck giebt, bis dahin waren es aber doch nur die rohesten, ungebildetsten Schichten der Nation, aufgehetzt und aufgestachelt von politischen Agitatoren, welche in blinder Wut über das herfielen, was sie nicht verstehen konnten oder wollten, diesmal aber ist es die jugendliche Blüte der Nation, die mit wohlüberlegtem Plan, wohlvorbereitetem Anschläge in einer Art und Weise, die jeder Civilisation spottet, ihre Studiengenossen deutscher Nationalität in feigster Weise überfällt, mit unglaublicher Roheit in erdrückender Uebermacht massa kriert und sich noch ihrer Heldenthat rühmt. Daß zwischen jugendlichen Hitzköpfen verschiedener Nationalität es nicht immer ganz glatt und ohne Zu sammenstöße abgeht, ist sehr natürlich und wird von je dermann, der das Studentenleben kennt, begriffen, wenn auch nicht gebilligt werden. Hier aber ist wesentlich mehr, hier lodert ein fanatischer Haß, der weit über die Grenzen dessen hinausgeht, was man der leicht entflamm- An den Küsten der Levante.*) Von Johann«« Deubner. HI. - Leben auf Malta. Wieder einmal stand ich auf der Fallreepstreppe und sah zu, wie mein alter treuer Reisegefährte, mein lederner Koffer, in die gähnende Tiefe des unteren Schiffsraumes spediert wurde. Es war im Hafen von Alexandrien, ich hatte auf dem Schiff- „Peking" der Peninsular- und Oriental-Kompagnie die Passage bis Malta bezahlt und wartete nun sehnsüchtig desAuqm- MckS, wo wir in See stechen sollten. Am 24. August 4874 mittags 12 Uhr war der Moment gekommen, das Nebelhorn ertönte, die Ankerkette auch die Maschine ihr monotones Geräusch, das Schiff setzte sich langsam in Bewegung und bald hatten wir die offene See erreicht. Das Wetter war geradezu entzückend, wie ein Spiegel lag das Mittelmeer vor uns, keine Welle kräuselte sich, so daß die Fahrt glück lich und schnell von statten ging. Am 26. August abend» tauchte Malta, einer Seejungfrau gleich, vor unseren Blicken auf. Die anfänglich verschwommenen Ilmriffe der Insel nahmen von Minute zu Minute be stimmtere Formen an, blendend weiß hoben sich die Felsen von der blauen Flut deS Wasser- ab und Meß- *) Nachdruck vertaten. Freitag, den 8. Mi. Babenberger Sächsisches. Frankenberg, 7. Juli 1881. — Das Befinden der verunglückten Frau Prin zessin Georg ist nach dem neuesten Bülletin befrie digend, die Schwellung im linken Vorderarme wohl etwas vermehrt, aber die Schmerzhaftigkeit vermindert. Das Königspaar hat sich gestern Mittag für einige Tage nach dem Jagdhause Rehefeld begeben und die Schwester Sr. Maj. des Königs, die Frau Herzogin lich ließen sich auch die starken Festungswerke Vieser englischen Miitelmeerstation ganz deutlich erkennen. Die Nacht senkte bereits ihre Fittiche über Meer und Land, als wir in den Hafen von La Valette, der Haupt stadt von Malta, einliefen. Tausende von Lichtern winkten freundlich zu uns herüber, ein Boot kam an das Schiff herangerudert, ich sprang hinein, der Koffer wurde hinter mir hergeworfen und adieu „Peking" — wenige Minuten später schritt ich durch die Straßen von La Valette dem auf der Strada Mezzodi gelege nen Great Britain Hotel zu. Schon an diesem Abende machte ich die Wahrnehmung, daß auf dem eigentlich nicht mehr zur Levante zählenden Malla doch durchaus levantinisches Leben pulsiert. Das ungezwungene, lär mende Treiben in der Levante zur Nachtzeit gehört auch zu Maltas Eigentümlichkeiten, und die englische Regierung hütet sich wohl, in dieser Beziehung einzu- greifen und eine Nachtstunde einzuführen. Was Wun der, wenn somit gleich meine erste Nacht auf Malta ruhelos verlausen mußte. Bis weit nach Mitternacht zogen Scharen von Fischern jubelnd und singend durch die Straßen, aus einem meinem Hotel gegenüberliegen den kleinen Branntweinschank erklang fortwährend Gui- tarrengeklitnper und schon graute der Morgen, als noch immer Nicht Ruhe werden wollte. Zum Ueberfluß hatte sich schließlich nach vor det Butike ein große- Wedkel spiel ausgestellt, vön dein immer und iMMtt wieder, ... 's. - *** ; — Das neueste A per Synode gench- LandeSkonsistoriumS br Kenntnis. Nachge- migte Trauordnung MW „ird für den 2. hcnd einem w«. Sy^ angeordn-i, d°- Bußtag reden Jahres E»^ mmelt w„den behufs ren Erträge zu emem Fonvs S , Landesgesang- le? zu innerhalb der eigenen Parochre «cn, zu „„d geraten, durch Em- füh7un?^ in der Varo^ diesen Fonds Mittel zuzuführen, Nm man auch hofft, daß vermögende Gemeindeglieder durch Geschenke diesen Zweck fördern werden. EMtch werden die Kirchenvorstände daran erinnert, daß die Aussicht über würdige Feier der Sonn- und Festtage in das Bereich ihrer Befugnisse und Pflichten gehört, und angewieseiy Mißständen durch gütliche Vorstellung oder nötigenfalls durch Anzeige bei der Polizei entgegenzutreten. — Eine am 5. d. in Leipzig abgehaltene allgemeine Studentenversammlung beschloß einstimmig folgende Sympathie-Adresse an die deutschen Studenten in Prag zu richten: „Das brutal- Vorgehen von letten der Tschechen gegen die deutschen Studenten m Prag rief bei der Studentenschaft Leipzigs die größte Empörung her vor. Die allgemeine Studentenversammlung Leipzigs bezeigt hiermit ihr regstes Mitgefühl mit den deutschen Brüdern in Prag und ruft euch zu: Harret aus m Kampf gegen solch unwürdige Angriffe und wahrt deut schen Geist, deutschen Sinn und deutsches Recht." — Gestern Mittag ist in dem Hofe eines Grund stücks der Martinstraße zu Chemnitz die Frau eines Re staurateurs in den gegen 25 Ellen tiefen und gegen 10 Ellen Wasserstand habenden Brunnen gestürzt. Die Frau hat Wäsche zum Trocknen aufhängen wollen, trat auf die jedenfalls schon längst defekte Ueberdeckung des Brunnens und brach durch. Auf den Hilferuf eines Kindes eilten der Ehemann der Verunglückten, sowie mehrere Nachbarn herbei, welche daun die Frau mittelst eines Seiles aus ihrer gefährlichen Situation befreiten; dieselbe hatte sich inzwischen an der hölzernen Röhre in dem Brunnen sestgehalten. Glücklicherweise sollen die Verletzungen äußerlich nur leichte sein. — Der Dampfessenmaurermeister Mahn aus Chemnitz wohl ein Dutzend von Malen, das Miserere aus dem Troubadour heruntergeleiert wurde. Endlich schwieg der wüste Lärm, ich atmete in mei nem Bette erleichtert auf und schlief ein. Doch die Nuhe^sollte von sehr kurzer Dauer sein, denn nur we- niae stunden waren verflossen, als mich Helles Glocken- Kraute wieder aus dem Schlafe weckte. Hörte ich zu nächst den harmonischen Klang von nur einem Glocken- «, ich bald nicht mehr unterscheiden, wie E Glockenspiele nach und nach einstimmten, denn schließlich läutete es an allen Ecken und Enden der Stadt, um mit wenig Unterbrechung bis früh 10 Uhr mcht wieder aufzuhören. Jede Nacht der nämliche Tru bel, zeden Morgen dasselbe Läuten! Hat sich der Mal tese auSgelollt, sucht er endlich sein Lager auf, so ist auch bald die Zett gekommen, wo in den zahlreichen Klöstern, sowie in den Jesuitenschulen die Frühandacht beginnt. Die Nacht geh t dem Volke, die Frühstunden beansprucht die Geistlichkeit l Wollte man den Maltesen ragen, warum er eigentlich v-S Nacht- nicht Wä , so würde man gewlß «in ehr verwunderte-Gesicht »n LW «»LU " «Ms-hun, folgt.) WI. s Inserat« werd««" mit s Pf», für die gespalten« «eile berechnet. Kl« Inster Jnseratiit- . betrag 20 Pfg. Kompliziert« und ta bellarisch« Inserate nach b«sonderem , Tarif. Inseraten- Unnahm« für die jeweilig« Abend-Stummer bi» vormittag» io Uhr. Jnscrat-AuftrAe^ der B-rlagsekP-dttion auch deren Zeitungsbotin, auswärts sämtttch- Bureaus und Malstellen der Annoncen-KpAllon-ur J^ ff« V »I°»I'°M « Vogler — B. L. Laube L Co. -c. —; außerdem in Auerswald» Hr. Gastwirt Anton Richter (im Erbaericht), in Flöha Hr. BUivomo« in Niederwiesa Hr. Materialwarenhändler Tittmann.