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Wöchentlich erscheinen drei Nummern. Prönumeratjon«- Prei« 22 i Sgr. (j Tblr.) vierteliäbrti», 3 Thtr. sür da« ganze Jahr, ohne Er Höhung, in ollen Theilen der Preulüschen Monorchie. Magazin für die Man prönumerirt auf diese- Literarur Bla» in Berlin in der Erpedilion der Allg. Pr. Slaaii Zeüunq (Friedrichistr. Nr. 72); in der Provine so wie >m Auölande bei den Wohllibl. Poft > Zemlern, Literatur des Auslandes. Aerlin, Montag den 27. Dezember 1841. England. Die Orden in Großbritamen. Wenn die Aristokratie in England entschiedener hervortritt, als bei anderen Völkern, so besteht sie doch seil weit kürzerer Zeit. Die ältesten Geschlechter reichen bis zn den Plantagenets, und wenn sich ein Stammbaum bi« zu den Kriegen der beiden Rosen hinauf ver folgen laßt, so steht er in sehr großer Awtung. Vergleicht man hiermit die alten Patrizier-Geschlechter zu Venedig, die Spanischen Granden, die Deutschen Ritter, den Ccllütbcn Adel von Irland, die O'ReilS, O'Brien, O'Connor, die Zranzöstschtn Barone, die unter den Zeitgenossen Karl'S des Großen ihre Ahnen nachweisen, so wirb man in dem Respekt vor dem Engliscben Atel sehr herabgestimmt, und selbst das Blut der Howard erscheint als nicht allzu erlaucht. Doch ohne auf diese Bemerkung ein zu großes Gewicht zu legen, müssen wir anerkennen, daß die heraldischen Ueberlieferungen in England mit gleicher «Sorgfalt und mit größeren Kosten als bei den übrigen Rationen aufbewahrt und gelehrte Bücher jährlich darüber veröffentlicht werden. Unter den Schriftstellern, die in diesem vornehmen Wissenszweige gearbeitet baden, ist Harris NicolaS, der Kanzler des St. Michacss- und St. Georgs-Ordens, ehrenvoll bekannt, und Georg Friedrich Beltz, der Wappenherold; Beide haben neuc.dingS durch einige cmpteh- lenSwerthe Werke über das Britische OrvenSwcscn die Aufmerksam keit des Publikums auf sich gelenkt. Ihnen entlehnen wir folgende, wie uns scheint, nicht uninteressante C. izel cheitcn über verschiedene Ritter-Orden, die in England als Zeichen der Anerkennung sür bürgerliche und militairische Auszeichnung verliehen werden. ES ist seltsam, daß man über die Zeit und die Veranlassung der Entstehung gerade des ersten und gesuchtesten dieser Orden, des Hosenband-OrvcnS, ungewiß ist. Unbczweifelt ist er der älteste. Der Orden des goldenen VließcS schreibt sich von I42S, der des heiligen Geistes von IL7V, doch die Ritter dcS Hosenband-Ordcns erscheinen nach Einigen zuerst im Jabre 1144, nach Anderen 1347. Ueber die Umstände, welche Vie Gründung des Hosenband-OrdcnS Hervorricfen und begleiteten, besitzen wir sehr verschiedene Uebcrliefe- rungrn; Beltz erzählt Folgendes: Die berühmte Anekdote vom Strumpfband« der Königin oder einer anderen Dame, daS sie wahrend dcS BalleS verlor und das der galante Monarch aufhob, so wie die Worte, die er oabei ge sprochen haben soll und welche die Devise des Ordens wurden: lluinü gui Mill > pens«, sinder sich bei keinem Schriftsteller vor Polydor Virgil; nach ihm haben C-pcnd, Baker und Camden diese Angabe bestätigt und die Dame als eine Gräfin von Salisbury bezeichnet, welche der Gegenstand einer Königlichen Leidenschaft ge wesen sey. Selden forschte nach, wer die Gräfin seyn könne, ver- muthete auf Johanna Plantagenet, die berühmte Schönheit von Kent, und taufte sie getrosten Mntbes zur Gräfin von Kent und Salisbury; doch dies war ein Jrrlbum, Johanna wurde erst nach dem Tode ihres Bruders lZbl Gräfin von Kent, und auf die Graf- schast Salisbury hat sie nie ein Anrecht gehabt. UebrigenS war der einzige Grund, der Polydor Virgil bewog, hierbei die Gräfin von SaliSbury zu nennen, die romanhafte Episode, in welcher Froissart Eduard III. von England mit der Gemahlin des Wilhelm Monta« cute, Grafen von SaliSbury, zufammenbrachte. Der geistvolle Chro nist, in ressen Sinne ein Ritter obne Dame nicht vcllkommen war, griff diese Andeutung eifrig auf. Man hat versucht, durch ein« Be rechnung der Jahre nachzuweisen, daß auf der Gräfin eine Zahl von Frühlinge» gelastet habe, durch welche,sie gegen die Abenteuer auch der blindesten Bebe sicher gestellt gewesen sey. Doch ist Froissart so lange Zeit Secretair bei der Gemahl n Evnard'S Hl gewesen, daß man nicht glauben kann, er habe seine Erzählung ohne jeden äußeren Grund erfunden; sie besteht ungefähr in Folgendem: David, König von Schottland, belagerte bei seinem Einfall in das Englische Gebiet 1342 ein Schloß, welches dem Grasen von SaliSbury zuge- hörte, der damals als Gefangener in Frankreich lebte. Dieses Schloß war nach Froissan'S Angabe ein Geschenk, das der König dem Grafen del seiner Vermählung mit einem der edelsten und schönsten Mädchen des Landes gemacht hatte. Der König von Schottland wurde mehrere Male zurückgkschlagcn, und dem Gonvcrncnr gelang cs, Eduard, der sich damals zu Berwick aushielt, von der Gssahr zu unterrichten, von der die Besitzungen seines getreuen Vasallen bedroht seprn. Der König rückte alSdald ins Feld, und d;e Nachricht von seinem Heran« nahen bewog die Schotten, die Belagerung augenblicklich auszuhebcn. Eduard, dem eS leid that, daß die Fcmdc leiner Bestrafung emgangen waren, ergriff die Gelegenheit, sich durch einen Besuch bei der Grä fin von SaliSbury zu trösten, die er seit dem Tage, au welchem sie diesen Namen cmpstng, nicht gesehen batte. Hier verweilt Froissart mit gewohnter Selbstgefälligkeit bei der Schilderung der Feste, welche bei dieser Gelegenheit gegeben wurden. Er malt die Schönheit und Anmuth der Schloßwirihin; die glühende Liebe, welche ihre Reize in dem Herzen des Monarchen anfachten; den zierlichen, doch entschie denen Widerstand, auf den Vie Wünsche desselben stießen. Ec fügt hinzu, baß der König von Frankreich, als kurz darauf ein Frieden zwischen Schottland und England geschlossen wurde, den Grasen von SaliSbury gegen den Grafen von Moray auslieferte. Bei der An kunft dcS Grasen veranstaltete Eduard große Feste zur Feier seiner Rückkehr, bei denen der Graf nicht umhin konnte, mit seiner Ge mahlin zu erscheinen. Doch die Gräfin wußte durch die Einfachheit und Würde ihres Auftretens die Hoffnungen ihres Königlichen Lieb habers hcrabzustimmrn. Beltz fährt fort: Aus der Geschichte ist bekannt, daß König Eduard IN., um den Grafen von Salisbury sür seine muthvolle Theilnahme an dem Sturze Mortimer'S zu belohnen, ihm und seiner Gemahlin Katha rina, der Tochter des Lord William Granson, die der Krone zugc- sallcnen Besitzungen Mortimer'S, der als Hochverräther veruriheilt wurde, überließ. Man bat keine bestimmte Nachricht über die Zeit der Vermählung des Grafen, doch da er 1301 und sein ältester Sohn IZ28 geboren ist, so muß dieselbe um daS Jahr I32S sollen, d. h. in die Zeit der Thronbesteigung Eduarv'S. ES steht zugleich fest, daß England im Jahre 1342 der Gegenstand mehrerer Angriffe der Schot ten war. Eduard zog in diesem Jahre (wie Lord HaleS, um Froissart zu widerlegen, bemerkt) in die Bretagne; doch da dies erst im Herbst geschah, so könnte er gleichwohl an den kriegerischen Unternehmungen gegen Schottland Theil genommen haben; allein der Graf von Sa- lisdurp starb im Ianunr 1343 in Folge der Verwundungen, die er bei den Turnieren erhalten batte, die der Gründung des Orden» vorauSgingen, und dieser Umstand, doch er allein, macht eS unwahr scheinlich, daß das Strumpfband seiner Witwe zum Symbol der neuen Ritterschaft sollte gedient Haden, da eS nicht glaublich ist, daß Froissart Viesen so wesentlichen Punkt sollte übergangen haben. Den Mantel nun, der, mit goldenen Strumpfbändern besät, das Abzeichen deS Ordens wurde, trug unter Eduard III. und seinen Nachfolgern nicht bloß die Königin von England, sondern eine große Anzahl der angesehensten Damen. Später, als der Orden bereits zu dem ge- worden war, was er jetzt ist, war Karl I. im Begriff, ein Edikt zu erlassen, welches auch grauen zum Eintritt in den Orden ermächtigte; roch inzwischen brach der Bürgerkrieg aus und verhinderte ihn daran. Ob Marie Tudor die Abzeichen des Ordens trug, wissen wir nicht; doch von Elisabeth ist eS außer Zweifel, da uns cjn Bild erhalten ist, welches sie mit denselben darstellt. Die Königin Anna trug den St. Georgs-, Stern- und Hosenband.Orden, wie die gegenwärtige Königin ebenfalls, und es wäre zu wünschen, daß Ihre Majestät den Orden wieder in seine Rechte einsetzte, die schon Karl l. ihm zurückzugeben gesonnen war. Ursprünglich war der Mantel von blutrother Farbe, übersät mit goldenen Strumpfbändern, denen jedes die Devise trug, unk die steiS in großer Anzahl vorhanden waren, am glänzendsten und zahl reichsten jedoch auf dem Mantel des König». Später trug man ihn blau, darauf nach Gefallen roth oder blau. Gegenwärtig besteht er aus purpurrothcm Sammet, der nicht mehr niit Strumpfbändern überstreut ist, und die Sitte, ihn während der Landestrauer schwarz zu tragen, ist aufgehoben. DaS Hosenband kann „ach Belieben mit Perlen, Edelsteinen und dergleichen auSgeschmückt werden. DaS, welches Karl l. am Tage seiner Hinrichtung trug, und welches der Kardinal von Aork Georg IV. überbrachte, besteht aus vierhundert Diamanten. Der lebende Herzog von Devonshire trägt ein fast eben so kostbares, und mehrere unserer Zeitgenossen haben die Devise mit Diamanten einschlicßen lassen. Georg lll. sand die Zahl der Ritter deS Ordens nicht größer, als man sie ursprünglich bestimmt halte, er bestand aus scchSund- zwanzigen (und nicht au» vierzigen, wie Froissart, oder vielmehr wie seine Abschreiber berichten). Er gestaltete jedoch das Reglement des Ordens mehrfach um und im Ganzen nicht zur Zufriedenheit seiner Unterthanen. Im Jahre 178V bestimmte er, daß «S erlaubt sey, außer den vollzähligen sechSundzwanzig Mitgliedern des Ordens