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Donnerstag» 1. Dezember 1927 Verlags»»« > Dresden Slnzelgrndrrtse, Die tgetvattene P«tlt»<-tte »<» Z. Familien, an,einen „,,!> «telleuartuck,-- ««» Z. Die PettUekta»ei,etIr. so Millimeter breit, 1 .tr Offeriengebllbr tis» » Im Falle häbecer Aewnit eriiiclit jede Bert>N>chnnig an! Lieternng inwtr llrsüllnnn v. dlnzeinen.Auitrllnen ». Leistung v Schadenersatz, «eichästüchrr Letl: itlrmr Lenz. Dresden. Nummer 277 — 26. Jahrgang Hrichetnt «mai WSchenIltch mit den tllusirterlen NrattSbeilagen ,D>e Weit' itnd »Für nnlere kleinen Leute', sowie den Leit- dcilagen .Tt. tieinio-BIatt'. „llnterhaitiing und Willen'. .Die Welt der Fra»'. ,.SIerz»icher Ratgeber' .Du» gute Buch". ,Fiinirn»dichau'. Monatlicher PezugStzret» Mt. einschl. yesteNgeld. Elnzelnumnier I<» Z Soimtagnmmner it» Z. Haiiptlchristleiter- Dr. G. DeSczhk, Dresden. MelchiiftSftelle. Druck » Verlag - oierinania.il.-G. l iir Verlag und Druckerei. Filiale Dresden. Dresden-A. l. Polierslrake >7. FenirntlltNt?. polilcheckiontoDresden -7ag Banttonio Stabtban' Dresden lllr gI7tg Kür christliche Politik und Kultur Redakttou der Sächsischen ValkSzettuna DrcSden-Slltsiadi I Pollerstrotze 17. Fernrut 207ll n«»> ?1l>1l>. Die Vereinbarung von Regensburg Die Anträge -er Russen in Gens werben von Deutschland unterstützt Zusammengehen Frankreichs und Englands Dis Regensburger Vereinbarungen zwischen der Baye rischen Volkspartei und dem Zentrum, die jetzt nach Zu stimmung der beiderseitige» maßgebenden Parteiinstanzen ttzeltuugskrast erhalten, stehen unter dem großen Gedanken oer E i n i g u n g d e s p o l i t i s ch e n K a t h o l i z i s m u s in Deutschland. Dieser Gedanke ist trotz der Splitte rungen, die wir in den Nachkriegsjahren leider erlebt lmben. dort lebendig geblieben, wo man von seiner Große und seiner Bedeutung durchdrungen blieb. Ein Schritt auf diese Einigung hin ist jetzt getan. Ein kleiner Schritt, von dem erst die Zukunstsentwicklung wird lehren können, ob er sich zu dem gewünschten und erstrebten Endziel nus weitet. Beide Teile stehen am Anfang einer wichtigen Weg strecke. Für beide Teile können die Regensburger Verein barungen zu einem historischen Ereignis werden. Was ge waltsam zerrissen wurde, kann nur langsam und schwer wie der neu geknüpft werden. Um so erfreulicher ist der Fort schritt, wenn zunächst die beiden Kruppen, in denen der politische Katholizismus sichtbar organisiert ist, das Be streben zur Verständigung haben. Die Verhandlungen habe,, lange Zeit gedauert. Das vor uns liegende Ergebnis ist also nicht eine Frucht, die voreilig vom Baume geschlagen wurde. Es bedeutet einen reiflich und lang erwogenen Schritt. Ist es wahr, daß in der gewissenhaften und gründlichen Prüfung die beste Vor bedingung zum Erfolge liegt, dann muß das Endziel er reichbar sein. Was die parlamentarische Zusammen arbeit der Fraktionen angeht, so wird eigentlich nur offiziell proklamiert, was schon seit längerer Zeit zwi schen der Bayerischen Volkspartei und dem Zentrum Brauch gewesen ist. Es ist heute unter dem Eindruck der Ver einbarungen nicht angebracht, auf die Vergangenheit weiter einzugehen. Manches, was trennend war. hat sich im Ver laus der letzten Jahre aus sich heraus ab- und ausgeglichen. Manche Frage wird nicht mehr mit der Erregung disku tiert, wie ehedem. Die Abstände haben sich in dem Um fang verringert, als die politischen Verhältnisse sichgefestigt haben. Dadurch ist die von Natur aus gegebene Fühlungnahme unter den beiden Fraktionen ge fördert worden und dadurch wird sie sich auf Grund der jetzigen Vereinbarungen, wie wir berechtigt hoffen möchten, weiter fruchtbar fördern lassen. Was die Verhältnisse draußen im Lande angeht, so ist hier die Lage ungleich schwieriger. Auf beiden Seiten mutzten Zugeständnisse erfolgen, sollte die löbliche Absicht verwirklicht werden. Ausdrücklich wird betont, daß der gegenseitige Besitzstand geachtet wird und daß es sich nicht um eine Verschmelzung handelt. Aber auch hier mußte mit der Forträumung der schwersten Hemmnisse der Anfang ge macht werden. Es erscheint uns selbstverständlich, daß für die kommenden Wahlen ein friedliches Zusammenwirken der beiden Vruderparteien zu erwarten ist. Hierin liegt ein wesentlicher Kern der gegenseitigen Abmachung, weil dies in der logischen Konsequenz der Zusammenarbeit liegt, die sich nur aufbauen kann auf Loyalität in den politischen Handlungen, ebenso aber auch in den Aeußerungen der öffentlichen Meinung, soweit sie von der Presse beider Krupven mayrgenommen wird. Wenn das Zentrum seinerseits darauf verzichtet, im rechtsrheinischen Bayern seine eigene Organisation aufrecht zu erhalten, und wenn es seine Parteiangehörigen aufsor dert, ihre politische Tätigkeit fortan im Rahmen der Baye rischen Volkspartei auszullben, die Bayerische Volkspartei aber die entsprechenden Zentrumsorganisationen zum Bei tritt in ihre Organisation einladen will, so braucht wohl kein Worr darüber verloren zu werden, daß der Besitzstand des Zentrums im Reich seitens der Bayerischen Volkspartei geachtet wird. Daß man der seelischen Verfassung dieser treuen Zentrumsfreunde Rechnung trägt, ist ein Wunsch, für den die Bayerische Polkspartei Verständnis haben muß. Zweifellos wird man itzderzentrumstreuenPfalz einigen Bestimmungen der Vereinbarungen mit schwerstem Herzen gegenüberstehen. Der Ausruf, der den Richtlinien beigefügt ist, spricht selbst davon, daß eine Aenderung ein zelner Bestimmungen von Angehörigen beider Parteien für erwünscht gehalten werden mag. Sicherlich beider Par teien Uns liegt es nahe, an die Freunde in der Pfalz zu denken Sie haben das Zentrumsbanner untsr schwierig sten Verhältnissen und mit selten treuer Festigkeit empor gehalten und manches andere zum gute» Beispiel voran getragen. Das muß offen ausgesprochen und anerkannt wer den. Den großen idealen Gedanken zuliebe möchte man jedoch erhoffen, daß auch in der Pfalz das Eesamtziel dem Einzelziel übergeordnet wird, auch dann, wenn wir. wie zugeben und eingestehen. Selbstverleugnung dazu gehört. Gerade in der Pfalz würde die Bayerische Volkspartei sich ein Verdienst erwerben, wenn sie alleräußerste Respek tierung der ''«fühle der Zentrumsanhänger walten läßt. Die heutige Nummer enthält die Beilage „Unterhal tung und Wisse n". Gens. AI. November. Bon gut informierter Leite verlautet, das, in den letzten Tagen Zwischen London und Paris ein« Verständigung über ein gemeinsames Vorgehen in der vorbereitenden 'Abrüstungs- ltoniniission zustande gekommen ist, und zwar soll .wischen der englischen und der französischen Regierung vereinbart worden sein, das, die Verhandlungen der Abrüslungsliommission aus schließlich aus die Erledigung der Tagesordnung zu beschrän- Ken sei. Man will somit lediglich die Wahl des Sicher- heitsa u s s ch u s s e s vornehmen lassen, den Bericht über die Nbrüstungsresvlutionen der Völkerbundsversammlung im Scp tcmber entgegennehmen und dann sofort die Verla gang der Abrüstungs-Kommission auf unbestimmte Zeit be- schließen lassen. Damit wird bestätigt, daß nach der Aus fassung der englischen und französische» Delegationen die Bei Handlungen in kürzester Frist möglichst bis zum Schluß der Woche zu Ende geführt werden sollen. In der gleichen Rich tung bewegt sich die Erklärung, die der englische Delegierte der Abrüstungskommission Lord Cushendum vor seiner Ab reise aus London der Presse abgegeben hatte. Welche Hal tung die d e u t s ch e De l e g a t i o n im Falle einer Vertagung der materiellen Abriistungsverhandlnngen aus unbestimmte Zeit einnehmen wird, scheint gegenwärtig noch nicht festzu stehen. Die deutsche Delegation wird voraussichtlich gleich zu Beginn bei der allgemeinen Geschüftsordnnngsdebatte zur Tagesordnung den Wunsch auf eine sachliche Diskussion der bisherigen Abrüstungsergcbnisse Vorbringen, um aus die drin gende Notwendigkeit einer Einberufung der Abrüstungskom mission zu einem möglichst naheliegenden Termin hinzuweisen. Paris. 30. November. Dem Genfer Korrespondenten des „Excelsior" zusolge will die russische Delegation heute in Gens den Vorschlag unterbreiten, sämtliche Rüstungen aus zehn Jahre einzustellen und gleichzeitig eine Verminderung um 5g Proz. sämtlicher Waffengattungen und sämtlicher .Heeresbudgets vorzunehmen. Die russische Initiative in dieser Richtung werde von Deutschland. Holland und Skandinavien unter stützt iverden. Die vorbereitende Abcüstungskominission tritt heute vor mittag um 1l Uhr in öffentlicher Sitzung zusammen. Die Er Klärung, die die sowjctrussische Telegalio» voraussichtlich schon in der erste» Sitzung abgibt. soll, wie verlautet, sehr umfang Aus den Regensburger Vercinbaru-iigeii erwächst für beide Teile die innere Verpflichtung, die politischen Arbeiten nicht nur in den Fraktionen, sondern auch in den Partei organisationen aufeinander ubzustellen. Noch befinden wir uns erst am Anfang eines großen Weges. Beide Organi sationen bleibe» vorab selbständig, weil sie beide ihre eige nen praktischen Aufgaben zu ersüllen haben. Aber das katholische Volk muß nur erst den Anfang sehen. Es wird sich dann wieder zurllckbesinnen auf die politische Schlag kraft, die es besitzt, wenn es einig ist. Die Verstärkung der parlamentarischen Schlagkraft liegt im Willen zur Fraktionszujammenarbeit, wie sie in den Vereinbarungen niedergelegt ist. Dem ersten Schritt müssen andere Schritte folgen. Sie können folgen, wenn das Ideal nicht aus den Augen schwindet und wenn die loyale Zusammen arbeit sich dahin auswirkt, daß mir uns wieder auf dem politischen Wege zusammenfinden, der damals verlassen worden ist. Auch unter Brüdern gibt es wohl einmal einen Meinungsstreit. Aber schließlich ist doch das Band des Blutes stärker, durch das letzte» Endes auch beide Parteien verbunden sind. Man wird in den Parlamenten an die Ar beit gehen. Wir verbinden damit die Hoffnung, daß in der Zeit und mit der Zeit beide Gruppen, die noch getrennt marschieren, aber vereint schlagen wollen, in die gemein same politische Arbeit hineinwachsen. Alarmmel-ungeri aus Moskau Einmarsch Pilsudskis in Kowno befürchtet. Moskau, 30. November. Die Sowjetpresse beurteilt den polnisch-litauischen Konflikt nach wie vor als äußerst gcsühr- lich und veröffentlicht auch iveiterhin Artikel in einer mehr oder weniger alarmierenden Tonart. Die Petersburger „Prawda" meint, der einmal in Aufregung geratene „polnische reich sein und eine Reihe genau präzisierter Anträge zur iveileren Durchführung der Abrüstung enthalten. Allgemein wird mit einer längerett Diskussion gerechnet, da die iowjet» russische Delegation ans einer gründlichen Auseinanoersetznng über die von ihr eingebrachien Anträge bestehet, wird Gestern vormittag ist die englische Abriistungskommission. darunter eine große Anzahl mililärischer Sachverständiger, in Genf cingetrofien Auch der Bölkerbuiidsreferent beim Ouaq d'Orsay. Graf Clanzel. ist heule früh «»gekommen Paul Bon cour wird dagegen erst Miiiwoch früh in Gens erwartet. Sir Austen E h a in l> c r l a i n wird am Sonnabend ab- reisen, um für d>e Eröffnungssitzung des Bölherbundsrates am Montag rechtzeitig in Gens zu sein. ..Lines" lresiirchlet N Msche Opposition London, 29. November. (T. U.) Die „Times" beschästigi sich in dem heutigen Leitartikel mit der bevorstehenden Genier Tagung. Nach einer Wür digung der bisherigen Verdienste des Völkerbundes, der beson der die Beilegung des griechisch-bulgarischen Konsliktcs und die Regelung der Jrakgrenzsragen als Ersolge verbuchen könne, wendet sich das Blatt des Stellung Deutschlands im Völkerbund zu. Der ehemalige Feindstaat Deutschland sei nur zu geneigt, gegen die Alliierten im Völkerbundsrat zu oppo nieren obwohl zugegeben iverden müsse daß die deutsche Opposition vielfach fruchtbringend sei. Trotzdem gefährde die Anwesenheit Deutschlands im Völkerbundsrat die Einstim migkeit, die sür die Beschlußfassung entscheidender Fragen im Völkerbund nötig sei. Im Gegensatz hierzu erklärt das Blakt im gleichen Artikel, daß der Völkerbundsrat durch den Eintritt Deutschlands und trotz des Verlustes Svaniens und Brasiliens an Wirksamkeit gewonnen habe. öernskorff bei Likwinow Gens, 29 November. sT. U 1 Der deutsche Delegierte, G r a f B e r n st o r f f. hat am Mon tag abend dem stellvertretende» Außenkommissar Litwinow rn seinem Hotel einen Besuch abgestattct, wobei zwischen den beiden Delegationssührern eine längere Unterredung über die zur Verhandlung stehenden Abrüstungssragen gefübrt wurde. Ameisenhaufen" werde sich nicht so leicht wieder beruhigen. Es handele sich nicht um plötzliche Beschlüsse Pilsudskis, sondern um die bevorstehende Verwirklichung lange gehegter Plane, die auf die Unterwerfung Litauens in irgendeiner Form Hinzielen. In Wilna sei schon alles bereit für eine „Expedition nach Kowno". Trotz aller Dementis und aller Versuche, Polen zurückzupseifen, lägen ganz sichere Nachrichten über bevorstehende aggressive Schritte Pildsudlkis vor. Wie die Blätter ferner melden, haben Rykow und Kal in in ihre Reise durch die Sowjetunion unterbrochen und sind nach Moskau znriickgekehrt. Diese Unterbrechung der Reise wird aus den Ernst der poUtschen Lage zurückgesührt. Woldemaras klagt d e Smwets an Kowno, 28 November In einer Unterredung mit Vertreter» der in und ausländi schen Presse nahm Ministe-präsident Wolde moros heule nachmittag der „Litauischen Rundschau" zuiolge zunächst Si.liung zu den umlaufenden Gerüchten. Er bezcichnete wiederholt die Meldungen über Vorbereitungen gegen Litauen im Wili'.agebiet als polnischen Blust. Es existierten keine derartigen Vor bereitungen. Die Hauptquelle des Alarms sieht der Ministerprnst- den in Moskau; die Berliner Presse habe Iper mehr als Echo gewirkt. Nach der Austastung der litauischen Negierung sei die Gefahr eines Ausbruchs von polnisch-litauischen FeindseNgleilen nicht groß. In längeren Ausführungen begründete er diese Austastung. Weiler bestände allerdings noch die Möglichkeit der Organsicrung von Banden, um einen soge»rnnten Aufstand herbeizufiihren. Da man die gering« Zahl der litauischen Emi granten kenne, werde dies Polen cbensalls wenig nützen. Dem