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Dierkllährlick ^MK-ohneZu- VtWsorels: Verantworlllcher Redakteur: D«U Sehne. - Dmck und Verlag: Larl Sehne in Divvoldl-wald«. 87. Jahrgang Donnerstag den 4. August 1921 Nr. 180 hauptmamchbast 75 Pfg» tm amtlicht» AM hn» «m Behörden) die Zelle 20» Pta.- ««eianbt i«- Reklamen 200 Ma. Am 1. Lurmt 1921 waren an Steuern salllg. 8tset»8runä»tan«r l. Termin 1921 Llredeoeraoilattaer für das Rechnungsiahr 1920/21 Seaadoü und Lrdilne für das Jahr 1921. Weiter ist dl, mm 15 Lärmt die 2. Rate der vorltiM» Sslgdttlolkomwimtium fiir das Rechnungsjahr 1921 zu bezahlen. Nach dem 15. August beginnt für alle diese Steuern die mit Kosten für den Steuer pflichtigen verbundene zwangsweise Beitreibung. Staätrat MppoISl,vl«l». am 2. August l92l.s BkSWMrlv. kagen. — Einzelne Nummern LO M. — Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde Nr. 3. Gemeindeverbands-Girokonto Nr. 3. — Postscheck konto: Dresden 12843. Sieles Blatt enthüll hie amtlichen BekanntmachunG« der Amtshauptmannfchasl, -es Amtsgerichts und -es Sta-trats zu Dippot-iswat-e Weitzeritz-Jeilung Tageszeitung unü Anzeiger siir Mppol-iswalde, Schmiedeberg «.L MS/"» V «elleste Zeitung-es Bezirk» llichcs rn!) ?iichsnchcs ^Explofionsunglück in Coswig. -^Der Telunion-Sachsendienst meldet aus Coswig: Noch ist der Rtesenbrand und die Explosion im Chemischen Werk von Pree nicht ganz vergessen, da wurde bereits Äontag vormittag der Industrieort Coswig vön einer neuen schweren Explosionskata- stropye heimgesucht. Gegen '/-9 Uhr früh wurde die wettere Umgebung von Coswig durch einen-schweren Doppelknall er schüttert. Die Mauern der Häuser zitterten und das Klirren der Fensterscheiben verriet die Wirkung des Luftdrucks. Don den benachbarten Höhen sah man über dem Industriegebiet von CoS- wig-Brockwih eine gewaltige schwarze Rauchsäule stehen. Wenige Minuten später war bekannt, daß eine schwere Explosion in der Niederlage der Deutschen Kunstlederfabrik A.-G. in CoSwig, ehem. Zelluloid-Fabrik, stattgefunden hatte. Die Ursachen der Explo sion sind vorläufig noch unaufgeklärt. Das heimgesuchte Werk liegt in CoSwig an der Fabrikstraße. In ihm lagerten Tanks init Benzol, Benzin, Zellulose, Filmabsälle usw., also alles hoch explosive Stoffe, die die Gröhe der Explosion erklären. Die Explosion selbst war von kaum zu beschreibender Wirkung. Und es ist als ein Glück zu bezeichnen, dah nur wenige Menschen in den Niederlagen anwesend waren. Der Fabrikteil, in dem die Explosion erfolgte, ist völlig geborsten, ein großer Trümmerhaufen. Die Mauern sind in großen Blöcken weithin weggeschleudert, zum Teil in den Erdboden eingegraben. Holzteile, Balken und Dachsparren liegen in der Umgebung des Werkes zerstreut. In den Trümmern loderten die hochbrennbaren Stoffe weiter, ein Bild grauenhafter Verwüstung, ein Chaos von geborstenen Mauern, Maschinenteilen, Tanks usw. Die Wirkung der Explosion aus die benachbarten Werke war infolge des ungeheuren Luftdrucks eine sehr schwere. Die nach Südosten angrenzende Maschinenfabrik von Lampe u. Co. dürfte am schwersten betroffen sein. Die Grundmauern sind erschüttert, das Dach zum Teil zerstört, das Bureau ein Chaos von zerstörten Türen und Fenstern, die Fenster aber ein ungeheurer Scherben haufen. Auch die zwischen der Firma Lampe u. Co. und dem heimgesuchlen Werk gelegene kleinere Schreibmaschinewnpen- fabrik von Neumann ist völlig zerstört. Die Mauern sind einge stürzt, Decken und Türen zertrümmert. Dasselbe Bild der Ver wüstung zeigen die BureauS der Firma Schmieder. Auch hier ist an den Gebäuden, Fenstern und Dächern schwerer Schaden angerichtet. Für den östlichen Teil deS Industrieviertels ist das vorgelagerte Werk der Lederfabrik von Heinrich Bierling in seiner Bclonausführung ein erheblicher Schuh gewesen. Diesem Betonbau Hal auch die Wucht der Explosion keinen Schaden an zuhaben vermocht. Weiter in Mitleidenschaft gezogen wurden die Maschinenfabrik von Adler u. Hentzen, die Tabakfabrik CoS wig, sowie die Lncksabrik von Tiedemann. Außer den beiden letztgenannten Fabriken und der Firma Heinrich Bierling sind die vorgenannten Werke nicht in der Lage, vor der Vornahme langwieriger AufräumungSarbeilen die Betriebe in Gang zu bringen. Auch die in der Nähe liegenden Privathäuser haben sehr gelitten. An Toten sind 3 Arbeiter zu «beklagen, die in den Niederlagen gearbeitet haben: Otto Fritz Petzschke, Meißen, Heinrich Leuteritz, Zehren, und Reimann aus Naundorf. Die Verletzten, etwa 20, stammen aus den Nachbarwerken. Sie haben Rücken- und Kopfwunden, Arm- und Beinbrüche sowie Schnitt wunden und Nervenstörungen davongekragen. Die erste Hilfe erhielten die Verletzten in der von der Lacksabrik Tiedemann unterhaltenen Verbandsstation, wo sofort zwei Aerzte zur Stelle waren. Ein Teil der Verletzten wurde nach Meißen ins Länd liche Krankenhaus gebracht. Zur Bekämpfung des Feuers waren zahlreiche Feuerwehren am Brandplah erschiene». Zunächst wurde der Ort der Katastrophe weit abgesperrt, da noch Explo sionsgefahr bestand. Kurz nach 10 Ahr trafen noch eine Motor spritze der Dresdner Feuerwehr und die Äampsspritze der Che mischen Fabrik von Heyden, Radebeul, ein. — Für die Hinter bliebenen wird in ausgiebigster Weise die Deutsche Kunstleder fabrik A.-G. Sorge tragen. Dippoldiswalde. Weckruf morgens 7 Ahr leiteke am gestrigen Dienstag den 3. Vogelwiesen-Festlag ein. Am Nachmittag war wieder Auszug der Schützen und bald dar nach wurde, wie bereits am Vormittag, wieder lebhaft nach der Scheibe geschossen. Manch guter Schutz fiel, bis gegen V-7 Ahr Herr Vorsteher Haubold die Proklamation des neuen Scheibenkönigs vornehmen konnte. Herr Restaurateur und Fleischermeister Möget wurde Scheibenkönig, den Schutz ^tte Herr Iwanitza für ihn getan. Marschall wurde der Herr Gärtnereibesiher Markin Philipp, der nun- mehr doppelte Würden in seiner Person vereinigt. Herr Haubold dekorierte beide mit den Insignien ihrer Schühen- würde, während der bisherige König, Herr Nietzold, allen Schutzenbrüdern dankte und dem neuen König nach alter Sitte einen Orden überreichte. Hierfür wie auch für die Beglückwünschung dankte der neue König herzlich Herr Schühenmajor Gieholt gab darnach die Pr'ämien-Empfänger bekannt. Es hatten sich erschossen: auf den Vogel: die Albin-Göll-Prämie für den neuen König Herr Kaffechaus- oesiher Arthur Schwarz, die Arthur-Nihsche-Prämie für den neuen Marschall Herr Schuhmachermeister Alfred Heinrich, -ie Hermann-Siegert-Prämie auf den Reichsapfel Herr Kürschnermeister Martin Reichel, die Theodor-Ebert-Prämie (verdeckte Prämie) und die Morih-Lommahsch-Prämie aufs Zepter Herr Max Löwe und die Ferdinand-Wolf-Prämie aufs Schwanz-Kleinod Herr Kaffeehausbesitzer Taubert. Das linke Flügel-Kleinod errang Herr Kaufmann Mehner, das rechte Flügel-Kleinod Herr Kaufmann Johannes Richter. Auf die Scheibe bestehen drei Prämien. Der Wander-Pokal des Plauenschen Lagerkeller auf die aufsteigende höchste Ringzahl und der Karl-Oppelt-Trostpreis auf die niedrigste Ringzahl ohne Fehler konnten diesmal nicht verliehen wer den, weil bei beiden die Bedingungen nicht erfüllt, die Ringe nicht selbst erschossen waren. Die Max-Nitzsche-Prämie auf die höchste Ringzahl wurde Herrn Schlossermeister Franz Weidner zuerkannt. Herrn Martin Reichel, dem bisherigen Inhaber des Wander-Pokals, überreichte Herr Vorsteher Haubold dann noch die ebenfalls vom Plauenschen Lager keller gestiftete zugehörige Medaille und Diplom und Herr Major Gietzolt dankte allen uniformierten Schützenbrüdern für die Unterstützung des Kommandos mit der Bitte und in der Hoffnung, datz der Schützengeist auch weiterhin so bleiben möge. Er schloß mit einem Hoch auf ferneres Blühen der Gesellschaft. Dann trat man zu einem Umzuge an und führte die neuen Könige über den Festplatz. Ein prächtiges Feuer werk, um dessen gutes Gelingen sich besonders Herr Niemand verdient gemacht hat, beschloß die Festtage. War am Nach mittag der Verkehr auf der Festwiese recht schwach gewesen, die Sonne brannte ja auch ganz unmenschlich, so war am Abend ein beinahe beängstigendes Gedränge, wie es selbst am Sonntag nicht geherrscht hatte. In den Schankstätten mar nach dem Feuerwerk kein Stuhl mehr zu bekommen, die Karussells, Schaukeln usw. waren dicht beseht, in den Budcnreihen standen und gingen noch viele Käufer, und noch lange in die Nacht hinein dauerte der Verkehr. Alles in allem: von dem herrlichsten Sommerwetter begünstigt, ist das diesjährige Schützenfest wunderschön verlaufen und jeder Teilnehmer wird sich gern dieser frohen Tage erinnern. Allen aber ein: «Wohl bckomm's!" — Vom 1. Oktober ab beträgt diy Grundgebühr für jeden an das Ortsfernsprechnetz Dippoldiswalde angeschlossenen Hauptanschluß, der von der Vermittlungsstelle nicht weiter als 8 Kilometer entfernt ist, jährlich 460 Bl. — Wie wir hören, hat Herr Ing. Treupel seine Stelle als Assistent und Hilfslehrer der Deutschen Müllerschule ge kündigt. — Die Hitze ist groß, gedenkt der Tiere, sucht ihren Durst zu stillen, ihnen nach Möglichkeit Schatten angeheihen zu lassen, auch ist ein öfteres Ausruhen dringend geraten. — Zur Kühlhaltung der Wohnräume bei der gegenwär tigen Hitze ist folgendes zu beachten: Menn das Zimmer am Morgen gelüftet ist, so schließe man die Fenster vollständig und lasse, sobald die Sonne kommt, die Jalousien oder Vor hänge herab. Die Fenster bleiben dabei aber geschlossen, bis sich gegen den Abend hin die Hitze etwas gelegt hat. Es ist ein Irrtum, daß man hinter herabgelassencn Jalousien oder Vorhängen die Fenster öffnen soll, dann kommt die Hitze herein. Ist draußen etwas Abkühlung gekommen, dann die Fenster im Zimmer sämtlich öffnen und Zugluft geben. Dann wird es in der Nacht erträglich sein. Den Durst bekämpft man am besten durch mäßiges Trinken. Kalter Kaffee hat sich noch immer als bestes Mittel bewährt. — Auch im letzten halben Monat ist die Maul- und Klauenseuche innerhalb Sachsens verhältnismäßig nur wenig zurückgegangen: während sie am 16. Juli in 28 Gemeinden mit 78 Gehöften ausgetreten war, herrschte sie am 1. August noch in 21 Gemeinden mit 69 Gehöften. — Für den Ver waltungsbezirk Dippoldiswalde sind die entsprechenden Zahlen 2, 28 und 2, 23. -- Eine Streckung des Mchlcs, das nach dem 16. August außerhalb der Verbrauchsrcgelung verkauft wird, ist an und für sich nicht unzulässig. Wohl aber greifen hier die Be stimmungen des Gesetzes über den Verkehr mit Nahrungs mitteln vom 14. Mai 1879 Platz. Eine Streckung kann sich darnach als NahrungSmittclfälschung darstellen und schwere Geld- und Freiheitsstrafen nach sich ziehen. k — Die katholische deutsche Skndenieu-Vcrbindung Saronia ans Prag traf am Dienstag von der Talsperre Malter kommend in unserm Städtchen ein, besuchte die Vogelwiese und ViessStadt und suhr mit dem Abendzuge wieder nach dem Plauenschen Munde. Sie hatte dort einen Caroneutag abgehalten. — Die Aufhebung aller Freifahrt-Vergünsti gungen für Eisenbahnbeamle und Angestellte ist, wie eine Berliner Korrespondenz meldet, von der Reichsverkehrsver- walkung in Aussicht genommen, da sich diese Vergünstigungen nicht mehr rechtfertigen ließen. Die Beamten anderer Ressorts, z. B. der Post, genössen auch keine Sonderrechte. — Heimatschuh. Im östlichen Erzgebirge, in den Amtshauptmannschaften Dippoldiswalde und Pirna, findet man in den öffentlichen Gebäuden, an Plakaktafeln der Ge meinden, in Gasthäusern usw. Plakate, die den Wanderer an die Schonung und den Schuh der Fluren der Heimat mahnen: .Es wird gebeten, das Betreten der Wiesen außer- , halb der Wege, sowie das Pflücken der Feld-, Wald- und Wiesenblumen zu unterlassen." So lautet die Bitte, die der Landesverein Sächsischer Heimatschuh mit den beiden Amts hauptmannschaften den vielen Wanderern und Sommer frischlern stellt, die das östliche Erzgebirge wegen seiner Schönheit aufsuchen. Begründet wird das Vorgehen durch folgende Erläuterung: «Das östliche Erzgebirge trägt eine reiche Pflanzenwelt. Zwar hat der fortschreitende Anbau des Landes auch sein Pflanzenkleid stark verändert. Aber es findet sich hier noch so manche Berg- und Talwiese, noch so manches Gebüsch, wo die Gewächse in ursprünglichen Ge meinschaften zusammenstehen. Solche Naturdenkmäler müssen erhalten bleiben: die selten gewordenen und in ihrem Bestand bedrohten Vertreter der heimatlichen Pflanzenwelt dürfen nicht dem Untergänge preisgegeben werden. Darum ergeht an alle Bewohner und Besucher des östlichen Erzgebirges die dringende und herzliche Bitte: Schont und schützt die Fluren der Heimat! Bewahrt sie vor frevelhaften Eingriffen! Wacht darüber, daß sie nicht durch gedankenloses oder mut williges Abrupfen oder Herausreihen von Pflanzen ihres schönsten Schmuckes beraubt werden! Die heimatliche Natur ist ein Quell edler Freude und erhebenden Genusses. Helft niit, daß sie nicht verarmt und verödet." ' — Am Sonnabend den 6. August 1921 soll die Kraft- wagenlinie Dresden—Dippoldiswalde dem öffentlichen Ver kehr übergeben werden. Am Freitag den 5. August 1921 findet eine Probefahrt auf dieser Linie statt, die </24 Uhr nachm. in Dresden (Hauptbahnhof) beginnt. Der Kraftwagen, mit dem die Probefahrt ausgeführt wird, verkehrt zunächst nach Dresden wie folgt: Ab Dippoldiswalde—Bahnhof 2,00 Uhr „ Oberhäslich, Gasthof 2,14 „ „ Wendischcarsdorf, Gasthof 2,30 „ „ Possendorf, Gasthof 2,40 „ „ Welschhufe, Gasthof Voigt 2,48 „ „ Bannewitz, Gasthof 2,53 „ „ Nöthnitz, Gasthof 2,57 „ „ Kaitz, Gasthof 3,03 „ An Dresden, Hauptbahnhof 3,15 „ Trotzdem diese Fahrt Passagiere nicht aufnimmt, veröffent lichen wir ihren Fahrplan doch, damit unsere Leser sich den Abgang der Wagen von den einzelnen Stationen nach den nachstehenden Abgangszeiteu von den Ausgangspunkten be rechnen können. — Von der Eisenbahn-Generaldirektion (Staatl. Kraft wagenverwaltung) geht uns endlich folgende Mitteilung zu: Staatliche Kraftwagenlinieu. Die Sächs. Staatliche Kraft- wageuverwaltung eröffnet am 6. August 1921 den Betrieb auf der Kraftwagenlime Dresden-Dippoldiswalde. Die Kraft wagen verkehren wie folgt: ab Dippoldiswalde 6,15, 10,15 u. 5,30 ab Dresden-Hptbh. 8,00, 11,45 u. 11,sK Der Fahrpreis beträgt 50 Pf., die Eepäcksracht 10 Pf. für 1 Tarif-Kilometer bei einem Mindestsatz von 1,50 M. für jedes Gepäckstück bis zu 30 k^. Alles Nähere ist aus den veröffentlichten Fahrplänen, Preistafeln und Allgemeinen Be stimmungen zu ersehen. (Von der Weißeritz-Zcitung bereits in Nr. 178 veröffentlicht. Für die Zwischcnstationen fehlen die Abfahrtszeiten aber immer noch.) NM«- '' — Der Landesverein Sächsischer Heimatschuß schreibt uns: Das sächsische Kultusministerium hak der sächsischen Schuljugend in die großen Ferien durch eine Verordnung nachstehende beachtenswerte Mahnung mit auf den Weg gegeben: Die Schülerwanderungen und die Unkerrichksgänge müssen mehr und mehr auch in den Dienst des Naturschutzes gestellt werden. Sie sind daS wirksamste Mittel, den Sinn für die Reize der Heimatwelt zu erschließen und zu schonen dem Umgänge mit der Natur anzuleiten. 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