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ung, agen i. 8a irunter er be- otten- genau ezügen uuä äs« cksln- «I. drr« i und isins- u«gt«. en 66 ige. : oder gratis -platz. !dr! hnlich blut- ndeS, en, öurst. »n. hlt die Ü88, al, u 16Z. elr tanzend WenstM-CrOhckrAnzeiM Tageblatt für Kohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Kermsdorf, Bernsdorf, Wüstenbrand, Ursprung, Mittelbach, Kirchberg, Erlbach, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Küttengrund rc. Der »Kohenstein-Ernstlhaler" Anzeiger erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich abends mit dem Datum des folgenden Tages. Vierteljährlicher Bezugspreis bei freier Lieferung ins Kaus Mk. 1.50, bei Abholung in der Geschäftsstelle Mk. 1.25, durch die Post bezogen (außer Bestellgeld) Mk. 1.50. Einzelne Nummern 10 Pfg. Bestellungen nehmen die Geschäfts- und Ausgabestellen, die Austräger, sowie sämtliche Kaiser!. Postanftalten und die Landbriesträger entgegen. 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Bekanntmachung. Auf dem neuen Friedhöfe soll die links vom Eingänge zwischen dem Hauptwege und den Erb begräbnissen gelegene Abteilung nach erfüllter Liegezeit demnächst von neuem zur Bestattung Erwachsener benutzt werden Diejenigen, welche die auf der genannten Abteilung liegenden Gräber ihrer Angehörigen von der Wiederbelegung ausnehmen möchten, wollen ihre Anträge bis spätestens zum 1. April d. I. auf dem Pfarramte onbringen. Der Kirchenvorstand der Trinitatisparochie. Schmidt, Pf. Freibank Hohenstein-Ernstthal. Verkauf von gepökeltem Rindfleisch, Pfund 45 Pfg-, sowie rohem und ge kochtem Schweinefleisch, Pfund 45 und 40 Pfg. Der Schlußakt des Dramas von Allenstein. Der Selbstmord deS Hauptmanns v. Goeben ist ein überaus peinlicher Zwischenfall, der dringend der vollsten Aufklärung bedarf. Als der Mörder deS MajorS v. Schönebeck und dessen mitschuldige Gattin zur Untersuchung ihres Geisteszustandes Irrenanstalten überwiesen wurden, da ging ein Murre» deS Unwillens durch daS deutsche Volk. Nur da» nicht, nur auch nicht den Schimmer deS Verdachts erwecken, alt sollte hier eine Blutschuld ungesühnt bleiben, weil der Verbrecher von hohem Stand und Namen war. Diese eindringliche Mahnung konnte man besonders in konservativen Organen finden, wo gerade in Anbetracht der Stellung de- Mörder- und seiner mitschuldigen Geliebten die schärfste Strafe gefordert wurde, da eine ungeheure Schmach zu tilgen sei. Goeben befand sich wieder im Untersuchungsgefängnis. AUensteiner Meldungen zufolge soll er von seinen früheren Kameraden ein Feigling gescholten worden sein, »eil er nicht sofort nach seiner Entlarvung selbst zum Revolver gegriffen und durch einen wohlgezirlten Schuß seinem unmöglich gewordenen Leben «in Ende gemacht habe. Wir glauben nicht, daß einer der Offiziere fich öffentlich sich so ge äußert haben kann. Gerade der nahe liegende Selbstmord war in diesem Fall ein« Feigheit und «ine unmoralische Handlung dazu. Aber der Selbstmord lag nahe, und mit ihm mußte die GefängniSverwaltung rechnen. Sie hat eine schwere Pflichtverletzung auf sich geladen, indem sie dem Untersuchung-gefangenen Gelegenheit gab, sich feinem irdischen Richter zu entziehen. Das durfte in keinem Falle geschehen. Tlschmester und Gabel find in der Hand eine- Selbstmordkandidaten Waffen, mit deren Hilfe dem Leben ein gewalt same» Ziel zu setzen ist. Goeben mußte beständig und ganz selbstverständlich während der Mahlzeiten sorgfältig überwacht werden. Wer die Schuld daran trägt, daß diese pflichtgemäße Ueberwachung unterblieb, der »st auch schuldig an der Verwir rung, die der Selbstmord deS Hauptmann- von Goeben in der öffentlichen Meinung angerichtet hat. Beruhigung kann nur eintreten, wenn ganz genau und authentisch der Sachverhalt bekannt gegeben wird, und die Oeffentlichkeit die Ursachen erfährt, die eS Goeben ermöglichten, sich durch Selbstmord seinem Richter zu entziehen. Lie Beichte de» Hauptmaan» p Goeben wird von dem Münchener Irrenarzt Dr. Frhr. v. Schrenck-Notzing veröffentlicht. ES kommt darin zum Ausdruck, daß der begabte Osfizrer völlig unter dem Einfluß der heißgeliebten, aber dieser Liebe nicht würdigen Frau stand, als er in drr Weihnachl-nacht 1907 seinen Freund, den Major v. Schönebeck, erschoß Die Veröffentlichung wird von dem Gedanken geleitet, daß man über einen Loten nicht- schlechte- sagen soll. Daß der Selbstmord verübt werden konnte, ist um so auf fälliger, al- vr v. Schrenck, der Goeben auf seinen Geisteszustand beobachtete, die Tat vorausgesetzt und Goeben» Rechtsbeistand davon unterrichtet Hot. Doch man beruhigte fich damit, daß Goeben ver sprochen hatte, sich mit Rücksicht auf seine Mutter und sein Regiment nicht zu töten. Schon nach der Beichte hatte er aber den Arzt gefragt, ob er sich da- Leben nehmen solle, vr. v. Schrenck, dessen Gutachten eine Verminderung der freien WillenS- deflimmung bei der Tat annahm, erwiderte nur, ! er würde wohl zu Gefängnis verurteilt werden und könnte vielleicht nach Jahren noch ein nützliches Mitglied der Gesellschaft werden. „Ich weiß also, was ich zu tun Habel" sagte Goeben, und nun hat er's getan. Wie vr. v. Schrenck einem Mit arbeiter des „Berl. Lok.-Anz." mitteilte, war Goeben in die Frau v. Schoenebrck derartig verliebt, daß er zu ihr im Zustand der Liebe-Hörigkeit stand, in gewisser Beziehung als von ihr hypnotisiert zu betrachten war. In einem Briefe nennt er sie sein Süßes, Wonnigstes, Schönster, den Engel der Liebe. In seiner Beichte äußerte er, daß er jene Frau für eine Art Heiligtum gehalten und ihr alles geglaubt habe, auch, daß sie von ihrem Manne schlecht behandelt worden sei, trotzdem da- nicht wahr ist „Die Frau muß eine Art Suggestion aus mich au-geübl haben. Ich habe ohne Bedenken und ohne inneres Widerstreben die größten Ver brechen für diese Frau begangen, die sie von mir haben wollte, und fühlte mich sogar glücklich dabei. Ich habe nie Gewissensbisse gehabt. Ist daS nicht scheußlich? Obwohl ich doch au- ihrem eigenen Munde wußte, welch' leichtsinnige- Leben sie geführt, hat «S mich nicht abgehalten, fie bis zum Wahn- sinn zu lieben und abgöttisch zu verehren. Sie hat mich durch ihre ewigen Klagen über Miß handlungen ihres Manne» dahin gebracht, daß sich in mir die Idee festsetzte, diese Frau von dem Manne zu befreien, der mir in den widerlichsten Farben erschien. Ein Duell wollte sie nicht ge statten — wie ich jetzt weiß, auS den Haltloiesten Gründen. Aber — ihr Verbot genügte für mich, die Idee eine- Duells gänzlich auSzuschalten! Da entstand in mir der wahnsinnige Plan eine» Duellt ohne Zeugen. Ich wollte den unglücklichen Mann zwingen, fich von seiner Frau scheiden zu lassen, oder sich mit mir zu schießen. Daß dabei die rasende Sehnsucht, die Frau selbst zu besitze», eine Haupttriebfedcr war, leugne ich nicht. — Ich hätte Vaterland, Mutter, Freunde — all«-, alle- lachend im Stich gelufFn, wenn ich dafür diese Frau hätte eintauschen können, wie ich ja auch meine Ehre lachend in den Dreck getreten hab?. Ich meine, wenn ich offen sein soll, diese unglückselige Frau Hal einen hypnotischen Einfluß auf mich gehabt, der mich zu ihrem willenlosen Werkzeug machte. Ich kann mir da» alles nicht erklären. Ich kann eS auch merkwürdiger, weise nicht begreifen, daß ich für immer auf der Liste der anständigen Menschen gestrichen sein soll!" Ueber die Tat selbst beichtete v. Soeben, daß er im November Arsenik für Frau v. Schönebeck ze- kauft Hube, ui d zwar gleich soviel, daß er 200 Menschen damit hätte vergiften können. Und als eS zur Ausführung der Tat kam, fehlte der Frau der Mut. In Wahrheit behandelt» sie ihr Mann gar nicht schlecht. DaS Ehepaar kam ganz gut jusammen au». ES war »den die hysterische Art )er Frau, den Mann zu reizen. Dann, später, ollte ein Duell im Walde aukgefochten werden. Drr Versuch wurde auch wiederholt gemacht. Aber mmer kamen Zeugen hinzu Frau v. Schönebeck -alte dem Hauptmann v. Goeben ein Paar dicke wollene Strümpfe ihres Manne» gegeben. Die ollte von Goeben bei Au-Übung der Tat über die Schuhe ziehen, damit die Hund» seine Spur nicht inden sollten. Am Weihnachtsabend war v. Goeben Nast bei v Schönebecks von zwei bis neun Uhr. Ind während der Gatte einen Moment im Neben zimmer «eilte, ließ die Frau ihren Geliebten unter >em Weihnachtsbaum schwören, „daß eS heute zum Klappen kommen solle!" Und v. Goeben chwor! „Laß nichts von Dir liegen!" warnte sie Ec folgte wie immer. Dann kam die Nacht. Bi- drei Uhr morgens kämpfte der Mann mit siinem Entschluß, dann stieg er durch- Fenster. Vorher hatte er sich die Strümpfe übergezogen, wählend die Frau die Hunde zu sich inS Zimmer genommen hatte. Die MaSke hatte ec in der Tasche, steckte fie aber nicht vor. Er wollte dem Major Gesicht zu Gesicht gegenübertreten. Seine Absicht war, ihn in dem aroßen Speisesaal zu treffe», weil dort elektrische- Licht und ein großer Raum zum Schießen war. Dazu hatte er eigentlich durch das Fenster des GpeisesaaleS eindringen wollen. Aber Frau v S. hatte diese- Fenster ge schloffen. Wie der Major, vom Lärm erweckt, dem Hauptmann mit dem Revolver in der Hand entgegentrat, ist bekannt, v Goeben wollt« reden, erklären. Er ries: „Herr Major! —" Da aber der Major die Waffe erhob, so feuerte v. Goeben schnell und traf seinen Gegner mitten in die Stirn. Major v. Schönebeck kam überhaupt nicht zum Schuß, die Markierung an der Patrone rührte vom Fallen der Muss- her! „Tie sagte mn", schloß v. Goeben seine B ichte, „wenn's noch lange dauert, gehe ich kaput. In einem halben oder ganzen Jahre sind wir noch ebensoweit wie jetzt Mach Schluß und sorge dafür, daß mein Mann gleich tot ist, damit er nicht gegen unS au-iagen kann!" — „DaS Gutachten der Irrenanstalt e>- klärte Hauptmann v. Goeben für normal", meinte vr. v. Schrenck-Notzing noch „Mein Gutachten" — und er wies auf einen großen Stoß von Manuskripten — „daS ich später zu veröff ntlichen hoffe, geht dahin, d< ß die freie WlllenSbestimmung vermindert war, jedoch nicht in einem solchen Grade, daß die Anwendung deS gesetzlichen Para graphen erfolgen kann, welche die vollständig» Ausschließung der freien Willensbestimmung verlangt. * * * Neber den Selbstmord deS Hauptmann» von Goeben melden die Allensteiner Zeitungen: Haupt mann v. Goeben ließ fich am Montag um 8 Uhr daS Mittagessen in seine Zelle bringen. Bi» 3'/, Uhr hatte der vor der Z ve auf und ab gehende Posten den Gefangenen durch da- Fenster am Tisch fitzen sehen Die Zelle ist bi- auf einen kleinen Teil de» Bette» zu Überblicken. Goeben pflegte sehr langsam und mit Unterbrechungen zu essen und sich nach der Mahlzeit auf da- Bett zu legen. Es fiel dem Posten daher nicht auf, als er nach 3'/, Uhr noch Essen auf dem Tisch sah, während der Gefangene sich in dem nicht sicht baren Teil der Zelle auf da» Lager zurückgezogen hatte. Goeben hatte aber da» ziemlich stumpfe Tlschmeffer an dem Eßgeschirr geschärft und sich, auf dem Bettrand sitzend, mit großer Gewalt einen Schnitt in die Halsader beigebracht. Der Tod muß schnell durch Verbluten etngetreten sein. Da» Blut stürzte derart hervor, daß die Wände be sudelt find. Als 20 Minuten vor 5 Uhr der Aufseher in der Zelle erschien, lag Goeben tot auf dem Boden. Man fand zwei Briefe an Ver wandte, nach einer anderen Angabe nur einen, während der andere für die Militärbehörde be- tlmmt war In den Briefen wiederholt Goeben ein Geständnis und gibt seiner tiefsten Reue Ausdruck. Auch Worte der Verzweiflung enthalten die Briefe. Es sei ihm zunächst der Gedanke gekommen, daß er in einem Zustande geistiger Schönheit gehandelt hätte. Wenn da- der Fall gewesen, hätte er da» Weiterleben für möglich zehalten. Da er aber die Ueberzeugung gewonnen -abe, daß die ärztlichen Gutachten ihn für geistig normal erklären und er fich wegen Mordes zu verantworten haben würde, habe er eingesehen, daß er tatsächlich ein Verbrecher sei. Er ziehe die konscquenz, nachdem er dem deutschen Ochzier. orpS solche Schande gemacht habe. Frau v Schönebeck, die grgenwärtig unzweifel- -ast geisteskrank ist, bleibt in der Irrenanstalt kortau. Sie kann seit einigen Tagen da» Bett nicht verlassen und zeigt rin tieffinniges Wesen. DaS Verfahren gegen sie kann aber erst eingestellt werden, wenn die Frage geklärt ist, ob die Geistes störung auch schon zurzeit der Ermordung de» MajorS v. Schönebeck bestand. Der Gatte tot, der Täter hat sich der irdischen Gerechtigkeit entzogen, die Frau i» der Irren- anstatt — eine Tragödie de» Leben», furchtbar zu lesen! Deutscher Reichstag. 114. Sitzung vom 3 März. Auf der Tagesordnung steht der Eiat de» ReichSami» de» Innern. E» liegen dazu 2L Reso- lutione» vor. Vor der Tagesordnung teilt Präsident Graf Stolberg mit, der Reichs kanzler habe sich zur Beantwortung der Inter pellation über Sch ffahrt-abgaben bereit erklärt. Er gedenke die Interpellation daher sofort nach Erledigung deS Etat» deS ReichSamt- de» Innern auf die TaaeSordnung zu sitzen. Beim Titel Gehalt de» Staatssekretär» bemerkt Abg GteSdert» (Zentk.): Die soziale Gesitzqebung hat unter Mitwirkung de» Zentrum» reiche Fort schritte gemacht. Zu verdanken ist da» name al ch auch dem Waken de- Grafen PosadowSky. Sollte tatsächlich das HilfSkaffengesetz zurückgezogen wor den sein, so wäre da- bedauerlich. Unter den von unS eingebrachten Resolutionen verdient die wegen E Hebungen über die V-rhältn ffe in Walz- und Hüttenwerken besondere Beachtung. Diese schwere Industrie ist gleichlam da» Rückgrat unserer ganzen Industrie. Von giößier Wichtigkeit ist eine weitere Ausgestaltung de» Gewerbeinsp.ktionSwesen», und zwar unter H nzuüehung von Arbeitern zur Ge- werbeaussicht. Pflicht der Gewerbetnsp ktoren ist vollste Sachlichkeit. Die Aussicht in Elsaß-Loihringen ist ganz ungenügend. Sie sollte fich mehr um ihre eigentlichen Aufgaben bekümmern, statt über die G wirtschaften, einschließlich der christlichen solche Märchen — von parteiischem Verhalten zu erzählen. Erfreulich ist, daß j tzt ziemlich alle Parteien im Hause für Tarifverträge eingenommen zu sein scheinen. Luch in der Gioßindustrie find solche Verträge durchau- möglich und durchführbar. Sollten sie etwa- nützen, so müssen freilich auch die Arbeitgeber darauf verzichten, bei rückgängigen Konjunkturen sofort die Löhne herabzusetzen. Der Hauptwerk der Tarifverträge liegt in der Amr- kennung der Gleichberechtigung, von Unternehmern und Arbeitern. Hieraus sieht man, wie seit den Zeiten der ZuchthauSvorlage die Anschauungen sich geändert Haien. Umso eher ist auch auf eine bal dige volle Anerkennung de» Koalition-recht- der Arbeiter zu rechnen. Eine auf da- Koalition-recht, da- Beruf-verein-recht und da- Tarifvertrag-recht bezügliche Resolution meiner Partei wird hoffentlich möglichst einmütige Annahme finden Auch bei der Regierung ist ja wohl eine grundsätzliche Ab neigung gegen die Selbständigkeit der Arbeiter nicht mehr zu besorgen. An dem ArbeitSkammer- entwurf werden meine Freunde gern mitarbeite», um ihn angemiffe» umzugestalten. Neben den ArbeiterauSschüffen, so wertvoll diese auch find, muß vor allem auch der frische Zug der freien Arbeiterorganisationen hinetnwehen. Abg. Pauli-Potsdam (kons.): Meine Freunde bedauern, daß Graf PosadowSky nicht mehr im Amte ist. Hoffentlich kan» er «n- noch einmal als Mitglied diese» Hause» seinen Rat zukommen lassen. Meine Freunde bringen aber auch dem neuen Herrn im Reichsamte Le» Innern Vertrauen entgegen, und wir hoffen, daß der neue Herr auch dem Mittelstand seine Fürsorge zuwenden wird. Wir vertraurn zu ihm, daß er da- sozialpolitische Tchisflein, da- von Jahr zu Jahr an Tonnengehalt wächst, in den richtigen Hafen bringen wird. Im Gegensatz zu dem Vorredner meinen wir, daß doch die Fälle sehr zahlreich find, wo Streikende ar beitswillige Arbeiter belästigt haben. De-Halb fragen wir den Staatssekretär, ob Schritte zu« Schutze der Arbeitswilligen in Aussicht genommen stnd. Der Arbeitswillige hat doch ein Recht darauf, zu arbeiten. (Sehr richtig!) Der Vorredner hat, al» er von den Tarifverträgen sprach, gemeint: die Arbeitgeber sollten e» unterlaffen, bei rückgängiger Konjunktur die Löhne zu ermäßige». Ja, dann müssen doch aber auch die Arbeitnehmer bei stei gender Konjunktur darauf verzichten, Lohnerhöhungen zu fordern. Redner fragt weiter den Staatssekretär, ob er an eine Verstaatlichung d«r Krankenkaff»n denke, um den Mißbrauch dieser Kaffen zu poli tischen Zwecken zu verhindern. Eine solche Reform sei wichtig. Eine Arbeitslosenversicherung, wie sie der Vorredner erwähnte, wäre doch kaum möglich, ohne daß die Freizügigkeit «ngrtastet würde. Abg Stresemann (natl.) begrüßt die Einigkeit aller Parteien in der Beurteilung deS Grafen PosadowSky und schließt fich de« Wunsch« an, daß sein Rat de« Haus« nicht für immer fehlen