Volltext Seite (XML)
WeMitz-IeitW «t „Wei-erih-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 2b Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan fialten, Postboten, sowie die Agenten nehmm Be stellungen an. Amtsblatt für die Königliche Kmtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Inserate, welche bei b« bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. dir Spaltenzeile oder oeren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im reoaktionellea »heile, die Spaltenzeile 2« Pfg- Verantwortlicher Redacteur: Psvl Ahne in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem,Hllustrirten Nr. 35^ Sonnabend, den 23. März 1895. 61. Jahrgang. LokaLs und Sächsisches. Dippoldiswalde. Auch für hies. Ort ist nunmehr Seiten deö hierzu gewählten Ausschusses das Fest programm für die Feier des 80. Geburtstages des Fürsten Bismarck festgestellt und soll dieselbe in dem Saal zur deutschen Reichskrone um 8 Uhr beginnen. Dieselbe besteht in einer ernsten Feier mit sich anschließendem Kommerse; Festredner ist Herr Superintendent Meier. Außerdem werden noch theils bei der ernsten Feier, theilS bei dem Kommers, Ansprachen an die Versamm lung gerichtet, beziehungsweise Trinksprüche auf Deutsch lands Heer, Frauen und Jugend ausgebracht werden. Der hiesige Männergesangverein sowie der Gesang verein des hiesigen Turnvereins haben den gesanglichen Theil übernommen, während die Musik von Herrn Stadtmusikdirektor Jahn ausgeführt wird, außerdem werden mehrere Gesänge gemeinsam von den Fest- genofsen gesungen werden. — Hoffentlich beteiligt sich die hiesige Einwohnerschaft an dieser Feier sowohl, als durch reichen Flaggen-Schmuck an den Häusern in zahlreicher und allgemeiner Weile. Dippoldiswalde. Der hiesige Wohlthätigkeits- verein »Sächsische Fechtschule" hält morgen Abend 8 Uhr im Saale der „Reichskrone" sein erstes diesjähriges WohlthätigkeitSkonzert ab. Wir machen auf das reichhaltige Programm auch hierdurch noch besonders mit dem Bemerken aufmerksam, daß für diesen Abend der Gesammtvorstand des obengenannten Vereins außer dem hiesigen Zitherklub den Tylophonisien Herrn Bruno Müller von hier, vormals Schüler der Spüring'schen Kapelle in Striesen, gewonnen hat. — Die anhaltend naßkalte und unbeständige Witterung hat auch in unserer Stadt einem un liebsamen Gaste, der Influenza, den Weg gebahnt und die Thür geöffnet. Schon in einer ganzen An zahl von Familien hat die Krankheit ihren Einzug gehalten und ist daselbst, wenn auch heftig, so doch dis jetzt ohne schwerere Folgen ausgetreten. Höckendorf. Sonntag den 3l. März, als am Vorabende des 80. Geburtstages unseres Altreichs kanzlers Fürst Bismarck, beabsichtigt man, zu Ehren desselben, im hiesigen Gasthofe einen Festkommers ab zuhalten, zu welchem jeder patriotisch gesinnte Mann jeden Standes willkommen sein soll. Altenberg. Am vorigen Sonntag fand der 3. und letzte diesjährige Familienab en d unsrer Kirch fahrt statt, an dem auch der Kreisverein für innere Mission in den Amtsgerichtsbezirken Altenberg und Lauenstein durch eine größere Anzahl von Mitgliedern aus Lauenstein, Bärenstein, Geising rc. sich beteiligte. Man hatte diesmal den größten Saal de: Stadt (Hotel z. Post) gewählt, aber auch dieser vermochte nicht alle Erschienenen (gegen 500) zu soffen. In längerer Ansprache begrüßte Herr Octspfarrer Haucke die Versammlung, insbesondere den Kreisverein für innere Mission, indem er das Programm deö Abends, das wiederum gedruckt vorlag, mit schönen erhebenden Worten in Beziehung zum Wirken dieses Vereins wie auch zum Leben des Einzelnen setzte. Herr Amtsrichter Ficker-Lauenstein dankte für den Willkommensgruß und verbreitete sich sodann über Zwecke und Ziele der inneren Mission im Einzelnen, aus den Erfahrungen des Lebens genommenen Beispielen ihren reichen Segen darlegend. — Den Hauptvortrag (in zwei Hälften) hielt der Hauptlehrer der hiesigen Eisenbahnvvrschule, Herr eauä. rev. rnin. Beckert, Pastor äesi^n. fürNieska, über: „Eine Reise nach Palästina". Wir fuhren im Geiste mit ihm über Triest nach Alexandrien und von da ins gelobte Land mit den heiligen Stätten, da einst der Herr gewandelt, und von denen uns eine interessante, anschauliche Schilderung gegeben wurde. Im zweiten Theile des Vortrages führte Herr Beckert Sitten und Gebräuche der Bewohner Palästinas uns vor Augen; und da sei es ihm besonders gedankt, daß er auch dem guten köstlichen Humor, der unter Thränen lächeln kann, sein Recht ließ. Der lebhafte Beifall der Versammelten mag ihm sagen, wie ungern wir den allerseits beliebten Lehrer und Freund ziehen lassen. Der Vortrag wurde eingerahmt durch Dekla mationen meist Gerockscher Gedichte über das heilige Land, vorzügliche Darbietungen von Musikstücken für Violine, Harmonium und Orgel, sowie einigen Männer quartetten, gesungen von einem Doppelquartett, und wie das letzte Mal, so auch gestern von besonderer Wirkung. Gemeinsamer Gesang begann und schloß den Abend. Die Sammelbüchse ergab 22 Mk. 40 Pf. — Auch die neueste Einrichtung unserer Herren Geistlichen, die Einführung allwöchentlicher Bibel stunden, die zunächst in der Kcnfirmandenstube des Diakonats abqehalten werden, ist von der Gemeinde mit Dank und Freude begrüßt worden. Bereits an der zweiten nahmen 40 Zuhörer und Zuhörerinnen Theil. Dresden. Von verschiedenen Seiten taucht das noch unkontrolirbare Gerücht auf, König Albert beabsichtige, sich an einem der letzten Märztage nach Friedrichsruh zum Fürsten Bismarck zu begeben. — Geh. Justizrath Rüger in Dresden ist zum Generalstaatsanwalt ernannt worden. — Wie eifrig die deutschen Eisenbahnen und ins besondere auch die sächsttche SlacüSdahnverwaltung be strebt sind, die Ausfuhr deutscher Maaren zü7 fördern und diesen den Wettbewerb gegen die außerdeutsche Produktion zu erleichtern, zeigt folgender Vorgang. Wir erfahren nämlich, daß am I. April ds. Js. ein direkter Tarif für die Güterverkehrs an deutschen Stationen nach den ostafrikanischen Hafcnplätzen südlich von Aden, sowie nach den Stationen Johannesburg und Pretoria der Niederländisch - Süd - Asrikamschen Eisenbahn in Kraft treten wird. An diesem Tarife sind eine größere Anzahl von sächsischen Eisenbahn stationen betheiligt. Der neue Tarif ermöglicht eine direkte Frachtberechnung von Deutschland nach den ostafrikanischen Hafenplätzen, sowie nach den Binnen stationen Johannisburg und Pretoria zu ermäßigten Taxen und dürste der bisher an englische Vermittelung gebundenen sächsischen Industrie gewiß bedeutende Vortheile bringen. — Gegenwärtig ist man damit beschäftigt, am Bau der Caro la brücke, die unter den eisernen Etrombogen angebrachten starken Arbeits- und Schutz gerüste zu entfernen. Zu diesem Zwecke müssen die Balken und Bretter in den Strom Hinabgelaffen und von unterhalb der Brücke postirten Kähnen aus auf gefangen und ans Ufer gebracht werden. — Die zwecks Einlegung der Gas- und Wafferleitungsröhren, der elektrischen Kabel und der Straßenbahnschienen an den Zufahrtsstraßen der Brücke erforderlichen Erd arbeiten werden durch den Eintritt der nassen Witte rung aufs Neue verzögert. Der übermäßig lange Winter hat die sämmtlichen Arbeiten an diesem Bau werk bedeutend aufgehalten, sodaß der Fertigstellungs termin erheblich hinausgeschoben werden muß. — In dem Vororte Pieschen herrscht gegenwärtig eine Meinungsverschiedenheit über die Frage, ob man die Einverleibung mit Dresden anstreben solle oder nicht. Zwei Drittel der Bewohner sind für, ein Drittel dagegen. Den Ausschlag wird schließlich die Steuerfrage geben, da die städtischen Steuern weit niedriger bemessen sind als die Ortssteuern. — In Löbtau wird die Einverleibungsfrage auch seit längerer Zeit erörtert. Bei einem eventuellen Aufgehen der beiden Vororte in dem Dresdner Gemeinwesen würde das letztere rund 30000 Einwohner mehr erhalten. Freiberg. Am Sonnabend wurde Bäckermeister Oehme, in dessen Backwaaren am 14. Dezember v. I. Arsenik gesunden worden war, wodurch zahlreiche Erkrankungen herbeigeführt wurden, von der gegen ihn erhobenen Anklage wegen Fahrlässigkeit kostenlos freig-sprochen. Niedersedlitz. Der 14jährige Sohn des Bäcker meisters Kempe hier rettete seinen 10jährigen Bruder Max vom Tode des Ertrinkens. Letzterer spielte an dem hochangeschwollenen Dorfbach, rutschte aus und schwamm gegen 100 Meter mit fort, wobei durch Hilfe rufe anderer Kinder sein Bruder Karl herbeieilte, schnell entschlossen und trotz eigener Lebensgefahr in -den Bach sprang und seinen Bruder Max glücklich rettete. Der muthige und tapfere Knabe dürfte zweifellos eine Rettungsmedaille erhalten, indem eS schon der zweite Knabe ist, welchen er vom Tode des Ertrinkens gerettet hat. Pirna. Der Fonds zum Kriegerdenkmal hat in neuerer Zeit eine Verstärkung dadurch erhalten, daß der hiesige Verschönerungsverein demselben den Betrag von 500 M. überwiesen und Steinbruchsbe sitzer Bodechtel in Schöna sich bereit erklärt hat, den zum Postament benöthigten Stein unentgeltlich zu liefern. Weiterhin hat auch die Kaufmanns-Innung zu Pirna einen Beitrag zugesichert. Pirna. Die am Anfang dieser Woche am hiesigen königlichen Seminar abgehaltenen Aufnahmeprüfungen für neue Zöglinge in der 6. Klaffe, werden, da von den Angemeldeten die meisten diese Prüfung bestanden, wiederum die Lücken füllen, die durch Abgang in der 1. Klaffe wegen Erlangung der EchulamtSkandidatur oder in anderen Klaffen aus ander» Ursachen entstand«, sind. Ueberhaupt ist wahrzunehmen, daß auch an den andern sächsischen Seminaren zahlreiche Bewerbung um Aufnahme vorhanden war und daß mehrfach, so z. B. am Frhr. v. Fletcher'schen Seminar in Dresden, das Angebot den Bedarf überstieg. Groitzsch. Endlich ist eS gelungen, der Ein brecher habhaft zu werden, die schon längere Zeit, in besonders frecher Weise aber in den letzten 14 Tagen, die gesammte Einwohnerschaft durch fortwährende Einbruchsdiebstähle in hochgradige Aufregung versetzt haben. Dieselben hatten versucht, in das Schuhwaaren- artikelgeschäft von Schröter in der sehr belebten Bahn hofstraße einzudringen, waren aber dabei von dem Dienstmädchen eines nebenan wohnenden Fabrikanten erkannt worden. Der sofort benachrichtigten Polizei und Gendarmerie war eS möglich, NachtS gegen 2 Uhr die Diebe einzeln zu verhaften. Die Einbrecher sind die Schuhmacher A. Trubel, W. Läge! und der Bäcker K. Rau von hier. Die ersten Beiden sind bereits wegen EigenthumSvergehen vorbestraft, der Letztere aber ist ein arbeitsscheuer Bursche, der, schon längere Zeit ohne Arbeit, bei seiner Mutter auflag. Die vorgenommene Haussuchung förderte Dinge zu Tage, die schon vor Weihnachten gestohlen worden waren. Die Einbrecher sind bereits in das Amtsgericht Pegau eingelieferl worden. Chemnitz. In Sachen Kalitzky — den Mord versuch in der Neujahrsnacht 1894 betreffend — sind jetzt neue Erhebungen im Gange. Eine Reihe damals vernommener Zeugen haben Ladung vor dem Unter suchungsrichter erhalten und sind theilweise bereits abgehört worden. Diese Maßregel soll auf eine Be hauptung des wegen Nothzucht mit tödtlichem Aus gange unlängst zu lebenslänglichem Zuchthaus ver- urtheilten Appreteurs Haustein aus Chemnitz zurück zuführen sein, wonach er nicht die Uebelthat an der bald nachher verstorbenen Arbeiterin Fuchs, sondern den Mordversuch an der 4jährigen Kalitzky, der be kanntlich der Leib ausgeschnitten war, verübt haben will. Was Haustein, welcher bereits aus dem Zucht hause Waldheim nach Chemnitz gebracht wurde, mit diesen Angaben verfolgt, ist nicht recht ersichtlich; wie bekannt, wurde Kalitzky, der Onkel des armen Kindes damals zu 15 Jahren Zuchthaus verurtheilt, ohne je doch ein Geständniß abgelegt zu haben. Callnberg. Der Hauseinsturz war weniger »armlos, als er nach den ersten Nachrichten zu sein schien. Mehrere Personen sind schwer beschädigt