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Dresdner Journal : 25.09.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-09-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187509258
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18750925
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18750925
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1875
-
Monat
1875-09
- Tag 1875-09-25
-
Monat
1875-09
-
Jahr
1875
- Titel
- Dresdner Journal : 25.09.1875
- Autor
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SV 22«. Ldo»»»»«»wpreli, I» L« »«t«»«: ^Udrttodu ... 18 ^jkdrliod: 4 N«d KO kk. Lu»»»tL«Isiuoll»«ri»: 10 kk. 4L>»»rU»Id äv» ä«at»ed«ll ltsied« tritt?c»t- aas 8wa>^1»a»vt»I»s dlaaa. kür ä»> Kaoru am« tsaapaltaueo kstitrails: 80 kt. Cawr „Lm^ammtlt" si« ^«ila: bv kk. kricdelaear mit Aaiaatuu» s« Korm - aoä kalarta^a, ^baaä, für äsu kolAeasou lax. SonnabeM den 25. September. DreMerIoumal. Verantwortlicher Redacteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. 187S kln«r»taii»i»»»l>w« »ar^ürtar I^IxriU: 6ommia»ionür s« Vrvaän« ^ouruat»; «bavüa».: HkAen H>rt, L»mdur«->«rlM-VI»L-I^ipi!x 8—l->r«»Um-rnmktari ». ».: ^/a<urn«tr,n <ü kvAirr; 8«rUa Vi«»-Na»daii--kr»^-l^ip»^-^raickkart » X HüocU«»: /i«<1 ^k»^e, 8«U>: L'. , /»»vaticien l/ont,/f. ^iörre^t, Lramau: L Lc/Uott«; >r«»I«m: /> ÄaAArn', küreau; 0U«mait»: l^oiFt, Waa^kart »H.: L ^aeA«'»otlo a. </ (?. //«rrna»»-«^oaltuckk , /)a«L«<-6a., 0«Ut»: /-v-O., 8mmov«r: t/'. Leister/ kart,: Lava«, Ixr/itte,LAU»«<1 Co.,- Statt»«»: Doitb« it L/o., Namd«»: L Vl«: ^1. O/»p«/»L. S«rau,»vdvr: LSuixl. Lrpeüitiou ä« vreasaer ^oaruLl», Ors^ou, tsar»«etk8u,tra«v Ao. 1. Abonnements - Ginkadung. Auf da- mit dem 1. Oktober beginnende neue vierteljährliche Abonnement de- „Dresdner Jour nal-" werden Bestellungen zu dem Preise von 4 Mark 50 Pf. angenommen für Dresden links der Elbe bei der unter zeichneten ExpHition, für Dresden rechts der Elbe in der Bach'- schen Buchhandlung (Hauptstraße 22) und für au-wärts bei den betreffenden Postanstalten. Ueber die Verhandlungen des bevorstehenden sächsischen Landtags, sowie über die de-deut schen Reichstage- wird da- „Dresdner Jour nal", wie bisher, schnell und ausführlich berichten. Die Ziehungslisten auSgelooster königl. sächs. Staatspapiere, sowie die Gewinn listen der königl. sächs. Landeslotterie werden im „Dresdner Journal" vollständig und Zug um Zug veröffentlicht. Ankündigungen aller Art finden im „Dresd- ner Journal" eine sehr geeignete Verbreitung. Die JnsertionSgebühren werden im Znseratentheile mit 20 Pf. für die gespaltene Petitzeile oder deren Raum berechnet; für Inserate unter der Rubrik „EingesandteS" sind die JnsertionSgebühren auf 50 Pf. pro Zeile festgestellt. UkZt* Wir ersuchen um recht baldige Erneu erung de- Abonnement-, da wir sonst die Lieferung vollständiger Exemplare ohne Mehrkosten für die geehrten Abonnenten nicht garantiren können. Lönigl. Expedition des Dresdner Journals. Amtlicher Theil. Se. Majestät der König haben allergnädigst geruht, dem Vorstände des Dresdner Gewerbevereins, Kaufmann August Walter hier, das Ritterkreuz des Verdienst ordens, dem Kaufmann C. Gustav Weller und dem Buchhalter bei der Landrentenbank Julius Wilhelm Nagel das Ritterkreuz des Albrechtsordens und dem Kommissar des Gewerbevereins zu Dresden, A. Albert Schütze hierselbst daS Ehrenkreuz vom Albrechtsorden zu verleihen. Se. Majestät der König haben allergnädigst geruht, dem Gutsbesitzer August Friedrich Schubert zu Nieder- saida die silberne Medaille vom Verdienstorden, sowie dem Factor in der Wachstuchfabrik Röller und Huste zu Leipzig, Karl Gottfried Waage aus Anger die silberne Medaille vom Albrrchtsorden zu verleihen. Verordnung, die im Umlauf befindlichen Zwei- und Ein-Thaler- « stücke betr. Zu Erledigung eine- Antrags des ReichSkanzler- amtrS, bei welchem Erörterungen über den dermalen un gefähr noch in Umlauf befindlichen Vorrath an Zwei- und Ein-Thalerstücken im Gange sind, werden I) alle, dem Ministerium des Innern unter stehenden königlichen Behörden und Ver waltungsstellen, welche Kassen haben, 2) alle Stadträthe und die Polizeiämter zu Leipzig und Chemnitz, sowie 3) die Bürgermeister in den Städten, für welche die Städteordnung für mittlere und kleine Städte ringeführt ist, hierdurch angewiesen, am 30. laufenden Monats Sep tember festjustellen, welche Beträge an Zwei- und Ein- Thalerstücken, nach beiden Sorten getrennt, an dem ge nannten Tage in den, unter ihrer Verwaltung stehen den Kassen vorhanden sind, und die Höhe der ermittel- . ten Beträge, nach den genannten Sorten getrennt, spä testens bi- zum 8. künftigen Monats October unter der Adresse der l. Abtheilung des Ministeriums des Innen: anher anzuzeigen. Zugleich ergeht hierdurch an alleBankinstitute, sowie an die Inhaber von Bankier- und Wechsel- Geschäften die Aufforderung, den im Interesse des allgemeinen Verkehrs beabsichtigten Zweck der Eingangs gedachten Erörterungen dadurch fördern zu helfen, daß sie am 30. laufenden Monats den auch in ihren Kaffen vorhandenen Vorrath von Zwei- und Ein-Thalerstücken constatiren und die betreffenden Beträge, nach beiden Münzsorten getrennt, bis zum 8. künftigen Monats Oc- tober unter der »bgedachten Adresse ebenfalls anher mit- theilrn. Dresden, am 17. September 1875. Ministerium des Innern. Für den Minister: Körner. Nichtamtlicher Theil, llebersicht. Telegraphische Nachrichten. TageSgeschichte. (Dresden. Berlin. Posen. Fulda. Doberan. Wien. Prag. Paris. Bern. Florenz. Madrid.. London. Konstantinopel.) Ernennunaen, Versetzungen re. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzial-Nachrichten. (Leipzig. Zwickau. Mühl troff.) Gerichtsverhandlungen. (Dresden.) Vermischtet. Statistik und LolkSwirthschaft. EingesandteS. Tagetkalender. Börseunachrichten. Inserate. Beilage. Gerichtsverhandlungen. (Freiberg.) Vermischtes. Börsennachrichten. Telegraphische Witterungsberichte. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Freiberg, Freitag, 24. September, Mor gens. (Privattelegramm des Dresdn. Journ.) Gestern Abend '^10 Uhr ist in dem Processe gegen die Di rektoren der Pirnaer Bank daS Erkenntniß des hiesigen königl. Bezirksgerichts erfolgt. Ernst Moritz Bretschneider ist verurtheilt worden zu 1 Jahr 9 Monaten Gefängniß, wovon 9 Monate als verbüßt zu erachten; Felix Marx zu 6 Jahren Ge fängniß, wovon 1 Jahr 6 Monate als verbüßt zu erachten; Alfred Marx zu 2 Jahren Gefängniß, wovon 2 Monate al» verbüßt zu erachten find. — Bei etwa 9 Anklagepunkten erfolgte Frei- bez. Straffreisprcchung. (Vgl. die „Gerichtsverhandlun gen" m der Beilage.) Prag, Freitag, 24. September, Vormittags. (Tel. d. Dresdn. Journ) Da» Journal „Pokrok" veröffentlicht die Denkschrift, welche die Jnsurgen- tenführer der delegirten Consularcommisfion in Metkovich überleben haben. Dieselbe ist vom 12. September datirt, zählt zahlreiche Beschwerde- Punkte auf und schließt mit der Erklärung, in reinem Falle unter das türkische Joch zurückkchren zu wollen, sondern lieber zu sterben. Buda-Pest, Donnerstag, 23. September, Nachmittags. (Corr.-Bur.) Franz Deak wurde heute Vormittag unter stürmischem Beifall zum Abge- ordpeten des innerstädtischen Wahlbezirkes prorla- mirt und nahm daS ihm von einer Deputation überbrachte Mandat mit den wärmsten Danke»- wotzrn an. Paris, Donnerstag, 23. September, Abends. T. B.) DaS Journal '„TempS" bestätigt die vo» „Eourrier de France" gebrachte Nachricht, daß daS Ministerium einstimmig beschlossen habe, ein» CabinetSfrage daraus zu machen, daß die Deputirtenwahlrn nicht nach dem Listenscruti- nium, sondern nach Arrondissements vorgenommen wechen. Nach auS Sasse tot hierher gelangten Nach richten will die Kaiserin von Oesterreich am Sonn abend die Rückreise nach Wien antreten. Rom, Donnerstag, 23. September, Nachmit tag». (W. T. B.) In dem heute abgehaltenen Con- fistorium hat der Papst die Erzbischöfe VitelleSchi, Raßdi und Pacca unter den herkömmlichen Cere- mo<icn alS Cardinale eingefübrt. Der ebenfalls zu« Cardinal ernannte Erzbischof Antici Mattei konnte wegen Krankheit der Feierlichkeit nicht bei wohnen. Außerdem hat der Papst 3 neue Bischöfe in Frankreich, 7 in Spanien, 1 in Havana, 1 in der Schweiz, 1 in Italien und 1 in parUdu» inüüeliuin ernannt. Konstantinopel, Donnerstag, 23. Sep tember. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Officiellc Depeschen vom 21. und 22. d. melden: Ueber 1000 Insurgenten, welche sich auf der Straße von Ragusa nach Tre- binje eines Provianttransportcs bemächtigt hatten, wurden von den türkischen Truppen verfolgt und mit einem Verluste von 150 Mann vollständig ge schlagen. Chevket Pascha ist, nach Verprovianti- rung der bei Pcira campirendrn Truppen, und nachdem er den Insurgenten in einem Gefechte einen Verlust von 200 Mann, darunter den In- surgentenführer Darik, beigebracht hatte, in Gaczko eingetroffen. Lettin je, Donnerstag, 23. September. (W.L.B.) Gestern machten die Insurgenten einen Ueberfall auf einige türkische Compagnien, welche einen Provianttranöport nach Goransko geleiteten. Der Kampf soll ein mehrstündiger und für beide Seiten verlustreicher gewesen sein. , —z», .. > > Tagesgeschichte. Dresden, 24. September. Sicherem Vernehmen nach ist die Einberufung der Kammern für Dienstag, den 12. Octobcr, in Aussicht genommen. * Berlin, 23. September. Sc. Majestät der Kaiser, welcher sich ebenso wie die königl. Prinzen des besten Wohlseins erfreut, widmet auch während seines Auf enthalts in Mecklenburg die Morgenstunden resp. die nicht für Truppcnbesichtigungcn bestimmte Zeit der Er ledigung von Negierungsgeschäften und Entgegennahme von Vorträgen. Morgen und Sonnabend werden in der Umgegend von Doberan noch Feldmanöver der 17. und 18. Divisionen stattfinden, und kehren dann am Nachmittag die hohen Herrschaften von Rostock aus mittelst Extrazugs wieder nach Berlin zurück. Am 28. d. erfolgt dann die Abreise des Kaisers von hier nach Baden-Baden, woselbst wie alljährlich am 30. September der Geburtstag der Kaiserin im Kreise der großherzogl. badischen Familie festlich begangen werden soll. Nähere Bestimmungen jedoch über Zeit und Fahrt sind bis jetzt noch nicht erfolgt. — Ueber die deutsche Politik in der orientalischen Frage äußert sich der officiellc „D. N. u. St.-A." hcuta folgendermaßen: „Mehrere namhafte Zeitungen, und namentlich auch solche, welche in inncrn Fragen die Ncichsrcgierung zu unterstützen Pflegen, haben über die neueste Phase der orientalischen Frage in Leitartikeln und anderweitigen politischen Betrachtungen und Korrespondenzen ihre An ¬ sichten öffentlich kund gegeben. Das auswärtige Amt des deutschen Reiches ist allen diesen Kundgebungen vollständig fremd und hat nach keiner Seite hin direct oder indirect Anlaß zu einer öffentlichen Aussprache der Art gegeben. Wie keine der bisherigen Kundgebungen in konservativen oder liberalen Blättern einem Bedürf nisse der amtlichen deutschen Politik, auf die Entwickelung der orientalischen Frage bestimmend cinzuwirkcn, ent- sprungen ist, so glauben wir auch nicht, daß die Aus lassungen irgend eines deutschen Blattes den Auffassun gen eines der beiden mit Deutschland verbündeten Kaiser reiche entsprechen, oder daß es einem der drei verbün deten Höfe erwünscht gewesen wäre, diese brennende Frage in der Art, wie dies in deutschen und namentlich auch in regierungsfreundlichen Blättern geschehen ist, besprochen zu sehen. Die auswärtige Politik des deutschen Reiches ist bei den Vorgängen in der Türkei nicht in erster Linie betheiligt, vielmehr auf eine rescrvirte und abwartende Haltung, die sich auf Unterstützung der Wünsche der befreundeten und sachlich. unmittelbarer interessirten Großmächte beschränkt, durch die geographische Lage angewiesen. Diese Sachlage ist so durchsichtig für Jedermann, daß wir wohl annehmen dürfen, daß in den reichsfrcundlichcn Kreisen des In- und Auslandes die Artikel auch der achtbarsten deutschen Blätter die Besorgniß nicht erwecken werden, als ob die deutsche Politik die gegenwärtige Lage benutzen konnte, um Pläne zu verfolgen oder aufzustellen, welche andern als zwei fellos und unmittelbar deutschen Interessen entspringen. — Die deutsche Politik ist weit entfernt, lediglich um des „prostiAv" willen oder aus Machtgefühl über das Maß deutscher Interessen hinaus eine leitende Stellung zu beanspruchen. Zu den deutschen Interessen gehört es allerdings, daß man der Freund seiner Freunde bleibt, die Zeitungsartikel aber, welche wir Eingangs im Sinne hatten, erstreben nicht mehr die Unterstützung, sondern die Bevormundung der Politik befreundeter Mächte, und deshalb wird cs nützlich sein, zu constati ren, daß die Reichspolitik solchen Auslassungen absolut fremd ist, und daß seit mehrer:: Monaten officiöse Mit- theilungen von Seiten irgend eines Organs des aus wärtigen Amtes an irgend ein öffentliches Blatt über haupt nicht stattgefundcn haben." — Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für Zoll- und Steucrwrsen und für Handel und Verkehr versammelten sich heute zu einer Sitzung. — Aus den Bcrathungen der ReichstagSju stiz- commission vom 22. und 23. September wird der „Post" Folgendes mitgetbeilt: Das Strafgesetzbuch gestattet bei Körperverletzungen und Verleumdungen dem Richter, auf Verlangen des Verletzten, dem Berurtheilten noch eine an den Verletzten zu zahlende Geldbuße auszuerleaen. Behufs der Ausführung dieser Be stimmung waren besondere Anträge vom Abg. ve. v Schwarze eingebracht worden, welche die Zustimmung der Commission fanden. Dagegen wurden die Anträge der Abag kr. Grimm und vr. v. Schwarze abgelchnt, welche darauf hinausgingen, daß dem Verletzten gestaltet werde, sich dem Strafverfahren anzuschließen. um in demselben seinen, durch das Delict ihm zuaezogcnen Schaden geltend zu macken, und daß der Straf- richter befugt sei, in dem Falle der Verurtheilung des Ange- schuldigten :n der Hauptsache ihn auch in Bezahlung dcS Schadenersatzes zu verurtheilen. Die Bestimmungen des Entwurfs über das Verfahren bei amtsrichterlichen Straf befehlen — nach vorangcgangencr polizeilicher Strafverfügung —, bei Zuwiderhandlungen gegen die Vorschriften über die Erhebum, öffentlicher Abgaben und Gefälle — gegen Personen, welche sich der Wehrpflicht entzogen haben — und über das Verfahren bei Einziehungen, fanden im Allgemeinen und ohne besondere Modifikationen die Zustimmung der Commission. Ferner war der Antrag gestellt worden, dap die Bestimmungen deS Entwurfs über das Verfahren gegen Personen, welche sich der Wehrpflicht entzogen haben, völlig gestrichen würden; der selbe wurde jedoch abgelehnt. — Nach einer Meldung dcr „Wes.-Ztg." wird der Anschluß des bremischen Gebiets am linken Wcser- ufer von Vegesack, Aumund und Grohn an das Zoll- gebiet in allernächster Zeit erfolgen. — Wie die„N.-Z." versichert, hat die Vorbcrathung des Börsensteuergcsctzes in den vereinigten Bun- desrathsauss chüssen für Handel und Verkehr und Zoll- und Steuerwescn gestern durch Ablehnung des Feuilleton. Rcdigirt »«» Ott» Baust. Der Brautstab. Bon P. K. Rosegger. Nach dem waldfrischrn Alpenland von Steyermark führt uns die Schilderung, wo in Sitten und Volks- bräuchen noch ein originales Leben herrscht. Aber auch hier zieht daS Alles nivellirende moderne Treiben ein und räumt viel Interessantes hinweg. Betrachten wir Einiges, das noch übrig bleibt. Nicht immer bleibt es verborgen, waS im Geheimen und Finster,: des „Fensterlns" geplant worden. Oft keimt es auf zu jenem Baum, der den Brautstrb beut und das Wiegenholz. Heute ist der Brautstab nicht mehr recht im Ge brauche; ältere Ehegatten aber haben einen sochen noch aufzuweisen und bewahren ihn als Heiligthum im besten Schranke ihres Hauses. Einst ging der Bräutigam ohne diesen Stab nicht »um Traualtäre. Es ist ein etwa vier Fuß hoher Stock mit Knopf und Quaste; er bedeutet die Würde und wohl auch die Herrschaft des Mannes über die Frau. Nur bei großen Gelegenheiten, wichtigen Familienfesten sieht man den Hausvater mit diesem Stocke wandeln. Mancher läßt sich den Stab endlich auch mit in das Grab legen. Wir jedoch wollen mit diesem Stabe in der Hand da- heitere Bild einer Hochzeit enthüllen. Eines jungen, sich liebenden Paares Trauung und Ehrentag, das ist wie ein heiterer Junisonntag. Es grünt, eS blüht, am höchsten steht die Sonne, und es ist noch keine Schwüle und kein Gewitter. Das ist des Lebeu- leuchtender Frühmittag, und was je zur Rose werden will auf Erden, hier wird es zur Rose, und was je glücklich werden will auf Erden — hier wird es glücklich. Trauung und Hochzeit! darum hat das eine so ab sonderliche Färbung be: allen Völkern, und besonders ist es eine gar eigenartige Komödie, die sich hierin ab spielt in dem Volke unserer Berge. — Komödie mag man's wohl heißen — endet das Ding doch mit der Hochzeit, obwohl ich einmal behaupten gehört habe, die Antrauung bis zum Tode sei der würdigste Schluß für eine Tragödie. Ob ein Mägdelein je an das letztere denkt, wenn es zur Sonntagszeit sich ein Kleidchen zusammennäht, und es schlingt sich dabei der Faden? Bedeutet das Schlingeln doch, daß es in diesem Kleide Hochzeit halten werde. Und wenn sich dem Burschen ein Schuhband löst, so geht er auf FrrierSfüßen, und er frägt den Kukuk, er frägt das Maßlieb um Weisung und er meint, die ganze Welt müsse nun darauf Hinweisen, daß er Hochzeit halten will. . Wenn es eben nicht gar beim Fensterln auSgemacht wird, so kommt doch auf einmal ein junger Bursche und ein alter Mann, gewöhnlich der Pathe des ersteren, in den Hof; eine Kuh thätcn sie gern kaufen oder ein Kalb — oder so was, und da zögen sie halt so umher. Und wenn sie in den Stall kommen, da sprechen sie viel mit der Magd, und fragen, wie sie's hält mit der Fütterung, mit dem jungen Kälbchen, mit der Milch — wie denn umsichtige Bauersleut' das immer gerne wissen mögen. Dann gehen sie aber fort und reden unterwegs mitein ander: „Ich sag', die wär geschickt, Bub, die thät's." „Halt ja, die thät mir wohl gefallen, Göd." Und in wenigen Tagen nachher kommt der Pathe allein zum Bauernhof, aber offen sagt er's heraus und freit für den Burschen um die Magd. Eie sitzen lange beisammen im Knhstall auf dem Barren, er kaut an seinem Pfeiflein, sie kaut an einem Strohhalm und zupft und zerrt allwcg an etwas und blickt zu Boden. Was er auch sagen und fragen mag, er bekömmt in neun Fällen keine Antwort; sie starrt nur so vor sich hin. Das Wangenroth glüht ihr auf den Wangen, jetzt soll cs gar Tag werden für Die, die bisher die arme vergessene Magd war; sie kanns kaum fassen. „Ja, ich weiß cs halt nit, und ich weiß es halt nit", sagt sie immer, und zuletzt: „Möge,: thät ich ihn schon!" Das ist genug, an dieses Wort häkelt er an, jetzt hat er sic am Band, jetzt mag er sic eine Weile herum führen in dcr Öffentlichkeit, zwischen hundert heißen Blicken, stechenden Worten hindurch bis in die stille Kammer des Bräutigams. Und von diesem Augenblick an sichts anders aus mit der Welt, die Magd ist Braut, der Pathe ist „Bidelmann", wie sie den Brautführer heißen. Dcr Dienstherr dcr Braut kanns auch nicht fassen: „Willst mir leicht 's Kuhmensch aufgabcln? Schau, bist aber ein Kreuzschwcrenöther, du. Und für den jungen Ring- mhof, gelt! Na, wenn's Mensch ihr Glück macht, bin ihr nit im Weg. Ein Frühstück geb' ich schon am Hochzeitstag, 's wird mir ein' Ehr' sein!" Und bald hernach können wir den Brautleuten be gegnen aus allen Wegen und Stegen. Sie haben sonst einfache Kleider an, aber der Braut steckt so cin kleiner Strauß zwischen dem Tüchelchen, das sie sittsam in der Hand hält, und auf dem Hute des Bidclmanns flattern großmächtige Bänder. So ziehen sie herum, um Leute zur Hochzeit zu laden. Wenn nun die Brautleute von Haus zu Haus wandern, um alle Nachbarsleutc heranzuziehcn, so wer den sie überall auf das Zuvorkommendste empfan gen und bcwirthct, und crhaltcn wohl noch Flachs, Lein wand oder andere Wirthschaftsgegenstände zum Braut geschenk. Sehr gebräuchlich ist in manchen Gegenden die „Brautschüsscl", welche eine Bäuerin den Braut leuten verehrt. Bei der Ucbergabe derselben wird dcr Wunsch ausgesprochen, daß sie stets mit guten Bissen voll sein und daß Jeder, dcr daraus ißt, gesund bleiben möge. Ist das Brautpaar noch jung und unerfahren, so begleitet cs auf solchen Gängen häufig dcr „Bidelmann", der sich um Alles, was zur Hcirath und Hochzeit ge hört, anzunchmcn hat. Dieser Mann muß, nebst anderen Eigenschaften, Stellung und Geldbeutel be treffend, den Mund hübsch auf dem rechten Fleck haben. Der Bidelmann macht zu Zeiten, wenn die Braut leute andere Wege zu wandeln haben, diesen Gang wohl auch allein, dann sagt er, wenn er cin zu den Thürcn tritt, den Spruch: „Braut und Bräutigam schicken mich her und lassen euch schön grüßen, und cs ist ihr und mein cinfachs Gebitt, ihr möcht' so gut sein und euch zur Freud' und Hochzeit finden ein; und möcht euch zum Montagmorgcn ins Haus, wo die Braut thut leben, und endlich zum Hochzeitschmaus begeben, wo das Hackbrett wird klingen, und Jung und Alt soll umspringen. Wohl andächtig hören sie den Spruch an, dann komnit dir Bäuerin und setzt dem Bidelmann ein Gericht vor aus Eiern und Schmalz, und sie bringt noch ein Geschenk für die Brautleute, Wolle etwa, oder feinen Flachs, oder Eßgeschirr, oder andere Gcräthc, wie sic nie »u viel sein können in einem Haushalte. Jedoch ist überall das unvermeidliche, das spottende, beißende, boshafte Gerede, und Jedes weiß etwas Nach- thriliges von dm jungen Brautleuten zu erzählen. „Willst g'schimpft wer'dn, muaßt hcirat'n!" sagt die Großmutter, und es ist richtig! (Forts, folgt.)
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