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^L3V., 11869. Mittwoch, den 14. April -M Dies« Zeitschrift erscheint wöchentlich zwei Mal, Mittwochs und Sonnabends, und koket vierteljährlich 12'j« Rgr, Inserate «erden bis Dienstag« und Freitag« früh 8 Uhr angenommen. Berathung der Gewerbe-Ordnung sehr langsam vor wärts rückt. Allerdings können sich die freisinnigen Parteien freuen, daß es gelingt, im Reichstage den ziemlich reactionär gehaltenen Gewerbe-Entwurf freier zu gestalten. Namentlich wird dies uns Sachsen angenehm sein, damit wir nicht in unseren vorge schrittenen gewerblichen Verhältnissen allzusehr durch die Bundesgesetzgebung zurückgedrängt werden. Bei zwei anderen Berathungsgegenständen betraten eine größere Anzahl sächsischer Reichstagsmitglieder die Rednerbühne. Einmal, als es sich um die Befreiung des Militärs von den Communal-Abgaben handelte. Man wies die Petitton mehrerer sächsischer Gemeinde- Organe gegen diese Befreiung an eine Commission, in welcher der General Moltke den Vorsitz führt, und wird die Angelegenheit in der Weise ordnen, daß nur die Gage der Offiziere von allen Communal- Abgaben in Zukunst frei sein wird, während ihr sonstiges Vermögen wie das anderer Bürger der städtischen Besteuerung unterliegt. Ein anderes Mal, am Sonnabend, ergriff der sächsische Bundesbevoll- mächttgte, Staatsminister von Friesen, zum ersten Male in dieser Reichstags-Session das Wort, um den sächsischen Antrag: für alle Handelssachen einen obersten Gerichtshof für den norddeutschen Bund zu für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend Amtsblatt des Königlichen Gerichtsamtes und -es Sta-trathe« zu Discholswerda. Vorschlags hoben nämlich hervor, daß eine Gemein samkeit m der Rechtssprechung in Handels- und Wechselsachen so lange nicht eintreten könne, als noch nicht eine allgemeine Civil-Proceß-Ordnung vorhanden sein wird. Der Minister wies diese Gründe zurück. Viele Abgeordnete erkannten die Bedeutsamkeit des Entwurfs, ein gemeinsames Rechtsleben wenigstens indem einen Punkte herzustellen, an. Ob sich frei lich nachher noch die verschiedenen Ober-AppellatwnS- gerichte in den einzelnen deutschen Staaten halten lasser» werden, bleibt dahingestellt und ein vielfach geglaubtes Gerücht meldet, daß zwischen Sachsen und Preußen eine geheime Verständigung dahin aW- schlosftn sei, wonach Preußen auf den sächsischen An- ttcag, ftzr Handelssachen einen obersten BundeS- Nundschau. Von allen Seiten kommen und verstärken sich die Friedens-Aussichten. Baiern hat nicht nur ein Drittel der Stärke seiner Compagnien beurlaubt, Oesterreich schiebt die Assentirung um mehrere Mo nate hinaus, im französischen Parlamente giebt das —Ministerium die friedfertigsten Versicherungen. Wie wäre es nun, Ihr Herren Militärgewaltigen, wenn Ihr da ein Einsehen hättet? Rüstet, wenn Gefahr vorhanden — aber wenn Eure Minister überfließen von Friedens-Betheuerungen, na, so übersetzt Eure Worte aus dem Gebiet der schönen Redensarten in das der Thatsachen und schickt etliche Hunderttausend junger rüstiger Arme heim zu ihren Arbeiten! Ist es nicht ein Jammer, zu lesen, daß von dem großen Budget des norddeutschen Bundes, das 75,853,495 Thaler beträgt, nicht weniger als 66,699,765 Thlr. für das stehende Heer gebraucht werden und daß von dem Rest von 10 Millionen die Marine noch 3 Millionen verschlingt? Für Militärzwecke bezahlen die norddeutschen Bürger 97 Procent an dauernden Ausgaben auf dem gesummten Bundes-Etat. Seit dem letzten Bundeshaushalt sind die regelmäßigen Ausgaben stir Militärzwecke abermals um 2,155,208 begründen und demselben seinen Sitz in Leipzig zu Thaler gestiegen und daß der Bund nach den genauen geben, mit Wärme zu empfehlen. Die Gegner dieses Ermittelungen über die letzte Volkszählung noch 704 Soldaten mehr halten darf, als im letzten Jahre. Alle Zolleingänge, Rübenzucker-, Taback-, Salz- und Branntweinsteuer, die Ausbeute, der Posten und Tele graphen fließen in diese große Casse und dann bleiben immer noch 25,754,723 Thlr., also 2,409,817 Thlr. für Sachsen, übrig, welcke durch Mattimlar-Beiträge aufgebracht werden müssen. Nun hat der Bundes rach aber noch nicht seine neuen Steuer-Projette dem Reichstag vorgelegt und es geht das jedenfalls un begründete Gerücht, man wolle die Abgeordneten erst rmt.allerhand anderem Berathungsstoff mürbe machen, sodaß sie, wen» sie in der letzten Minute ihres Bei sammenseins Zeit staden, sich mit den Steuer-Vor schlägen;« beschäftigen, dtz..,«fordexljche .«D.iM.ÄV«KaqW:Wb!W< ',Och dMBechM- kmgen drs Reichstages.ist. heworzuhebrn,daß dre Limmdzwaazigst« Jahrgang.