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Skimmer 94 —25. Jahrgang 8«ai »Sch. ««»««»* ret» für vprU 8 M. einschl. «estell-eld. «n,et^»p reise: Di« Igrsp. Petttz«tl« »0^. Stellengesuche A Dt« Petttteklame-eUe, SV Milli« meter breit. 1 ^t. Offrrtrngebühren für Selbstabholer 80 L. bet Uedersendung durch di« Post autzevdem Portozuschlaq Einzel»Nr. 10 Sonntaqs-Nr. 15 L. «eschäftl. Teilt I. Hillebrand in Dresden. Leiliendaus vsi'I Solmililir /titmsrlrl 8 Slll!on»1o0l SlIÜSNÜLiNÜ»' Ssmlo r.r 2L4, SüÄMe Donnerstag, 29. April 192S g« -all« höherer Gewalt «rttscht jede Berpflichtunß «ruf Lieferung sowie Erfüllung o. Bnzelgenausträgea u. Leistung v. Schadenersatz. Für undeutl. u. d. Fern« ruf übermitt. Anzeigen übernehmen wir kein« Be« antwortung. Unverlangt elngesanote u. m. Rückporto nicht versehene Manuskripte wers nicht aufbewahch Hauptschristleit.: Dr. Joseph Alhert. Dresdens, v o lrszeliUNa »eichettefteU«, ^rrutt »ud «Vertag i saroiua- «vuchdnllkere, GmbH., Dresdens». 1. Potterslratzr 17. jZroirui 21V18. PolUcheMont» Dresden I47S7 BnNrane L ^rt»»«>e. Dresden. Für christliche Politik und Kullur vtedaktton der Lächstschea Volk»,«!»»»« Dresden.Allsladt l. Polterstras,e 17 slernrn' 20711 uni» 2IVI2. Die gesShr-ele KoaMwn Ein demokratischer Sonderschritt in -er Absindungsfrage — Reichstag und Volks entscheid — Die drohende Skaatskrise Die Auseinandersetzung über die Regelung der Fürsten«-, sindung hat nunmehr im Reichstag eine Lage geschaffen, die geeignet ist, den Fortbestand der Negierungskowlition ernstlich in Frage zu stellen. Die Verhandlungen zwischen den Vertre tern der Parteien, die nach Ablehnung des § 2 des Kvmpro- Misses siattgesunden hotten, waren bekanntlich zu einem posi tiven Ergebnis nicht gekommen. Infolgedessen bot sich am Mitt woch im Rechtsausschutz des Reichstages das Bild, datz sowohl Sozialdemokraten wie Deutschnational« fast bei je dem Paragraphen des Kompromihgesetzes ihre Bedenken gel tend machten und daß die Abstimmung gerade über die entschei denden Paragraphen bis zur dritten Lesung vertagt werden mutzte. Bei dieser Sachlage haben am Mittwoch abend die De mokraten einen Antrag eingebracht, nach dem an die Stelle der Kompromihvorlage folgende Regelung treten soll: Gemäft dem auf Grund des Volksbegehrens dem Reichstag vorgelegtcn Gesetze soll eine völlige Enteignung der Fürstenvermögen oorge- nommen werden, jedoch den Fürsten aus den aus diese Weise gewonnenen Geldern Renten zugebilligt werden. Das Zentrum, die Bayrische Volkspartei und die Deutsche Dolkspartei haben noch am Mittwoch zu diesem An trag Stellung genommen und sind zu dem Entschlutz gekommen, datz für sie nur ein Festhalten an dem Kompromitzentwurf in Frage kommen kann. Damit wäre also die Regierungskoalition m einer Frage von grundlegender Bedeutung gespalten Es kann noch nicht abgesehen werden, welche Folgen sich aus diesen Tatsachen im Verlaufe der Reich stagsbera- tung ergeben wenden. Der Angelpunkt der ganzen Ange legenheit ist. datz von seiten der Negierung schon der mildeste der vorgelegten Entwürfe, nämlich dos Abfindung.kompromih. als verfassungsändernd bezeichnet worden ist. Dem gemäß ist für die Annahme jedes der drei vorgelegten Entwürfe: Entweder des Kompromißgesetzes oder des Enteignungsgesetzes träges auf Gewährung von Renten oder des Enteignungsgesetzes di« für Verfassungsänderung vorgeschriebene Zmeidritlel-Mehr- heit notwendig. Bei der grundsätzlichen Bedeutung, die die Frage erlangt l)at, ist auch nicht zu erwarten, datz etwa ein« der Flügelpattelen eine genügende Anzahl von Abgeordneten aus dem Saale herausschicken würde, sodah die vorgeschriebene Mehrheit doch zustande käme. Für das Kompromiß werden nur di« Parteien der Mitte, für den demokratischen Antrag Demo kraten und Sozialdemokraten, für das Enteignungsgesetz Sozial demokraten und Kommunisten stimmen. Eine parlamentarische Lösung der Absindungsfrage er- scheint also nach wie vor im Reichstage ausgeschlossen. Es ist auch nicht abzusehen, wie etwa ein« Möglichkeit gesunden wer den Könnte, die Angelegenheit etwa ohne eine grundsätzliche Stel lungnahme des Reichstages zu regeln. Eine solche Möglichkeit würde etwa die fein, datz der Reichstag die Regelung der Abfin dungen, die noch nicht als erledigt gelten können, den Län dern übertragen würde. Bekanntlich ist in einer beträchtlichen Anzahl von Fällen ja bereits eine Regelung getroffen worden, die beide Seiten befriedigt. Nur in Preußen, Thüringen, Meck lenburg und Oldenburg sind di« Abfindungen noch grundsätzlich Um den Frieden im Rif Paris, 28. April. Der Sonderberichterstatter der „Agence Havas" in Udschda meldet: Gestern vormittag 9 Uhr haben die offiziellen Verhandlungen zwischen der französi schen und der spanischen Delegation mit den drei Risver- tretcrn begonnen. Um 9.50 Uhr zogen sich die Rifdele gierten zur Beratung des von General Simon vorge schlagenen Konfcrenzprogrammes sowie der von Mvhamed Aserkane zu erteilende Antwort zurück. Kurz nach 10 Uhr wurden die gemeinsamen Verhandlungen wieder ausgenommen. Hierauf wurde folgendes offizielle Kom munique ausgegebenr General Simon hat in seiner An sprache, mit der er im Namen der französischen und der spanischen Delegation die Verhandlungen eröffnete, die Risdelegierten darauf hingewiesen, daß der Zweck der Zu sammenkunft sei, die Prüfung aller Bedingungen für die Herstellung des Friedens aufzunehmen und weiter, die Einzelheiten der vorgeschlagenen Friedensbedingungen aus- einandergeseht. Nach kurzer Unterbrechung der Beratung haben die Rifdelegierten auf diese Ausführungen geant wortet. zu regeln, in einigen anderen Ländern stehen Teilfragen offen. Die Uebertrayung der ganzen Angelegenheit an die Länder wäre also durchaus erwägenswert, da dadurch auf der einen Seite eine Regierungskrise vermieden würde und auf der anderen Sette gerade die Fälle, die zur Aufrollung der ganzen Frage An laß gegeben haben, eine der Volksstimmung entsprechende Re gelung finden dürsten. Freilich würde ein solcher Beschluß des Reichstages gewissermaßen eine Bankrotterklärung bedeuten. Außerdem wäre auch für einen solchen Beschluß Zweidrittel- Mehrheit notwendig, und es ist kaum möglich, daß ein solcher Vorschlag die nötige Stimmenzahl findet. Die Verschleppung und parteipolitische Ausbeutung, die die Angelegenheit seitens der Flügelparteien erfahren hat, hat in den Kreisen der Regierungsmehrheit außerordentlich ver stimmt. Gerade von seiten des Zentrums muß es bedauert werden, daß alle Bemühungen, die von seiten der Zentrumsabge- ordnetcn unternommen worden sind, um eine befriedigende Lö sung dieser heiklen Frage innerhalb des Parlamentes zu finden, keinerlei Entgegenkommen bei den Flügelparteien gefunden ha ben. Wenn aus parlamentarischem Wege keine Lösung gefun den wird, dann wird der Volksentscheid, der nach Vor schrift der Verfassung ohnehin stattsinden muß. -ie Angcleaen heit in letzter Instanz z» entscheiden haben. Das rcnr. Vrlks- begehren aufgestellte Gesetz liegt bekanntlich jetzt dem Reichstag vor. Der Termin für den Volksentscheid dürfte in wenigen Tagen festgesetzt werden. Boraussichtlich wird ein Sonntag i m Juni in Frage kommen. Der Volksentscheid hätte stattzufin den über das vom Volksbegehren vorgelegte Gesetz, wenn nicht der Reichstag zugleich eine andere Fassung dieses Gesetzes zur Abstimmung stellt. Der demokratische Antrag, die Enteignung grundsätzlich vorzunehmen, aber aus dem enteigncten Vermögen den Fürsten Renten zu gewähren, soll zweifellos eine solche ?lb- änderung darstellen, die der Reichstag zugleich mit dem ursprüng lichen Enteignungsgesetz zur Abstimmung bringen könnte. Wenn die Wähler sich zwischen der restlosen Enteignung und der von den Demokraten »angeschlagenen milderen Fassung zu entschei den hätten, ist zweifellos die Möglichkeit gegeben, daß der radi kal« Entwurf wenigstens nicht die Mehrheit bekommen würde. Wie sich die A b stl m m u n g s o e r h 8 l l n i ss e beim Volksentscheid gestalten werden, ist heute noch nicht abzusehen. Stellt der Reichstag noch eine mildere Fassung neben dem Ent- wurf des Volksbegehrens zur ?lbsiimmung, dann dürfte es un möglich sein, daß einer -er beiden Entwürfe 20 Millionen Stim men auf sich vereinigt. Ob dann derjenige Entwurf als ange nommen gilt, der die Mehrzahl der Stimmen erhalten hat, ist eine heute noch von den Juristen umstrittene Frage — Wird zum Volksentscheid nur das beim Volksbegehren aufgestellte Enteignungsgesetz vorgelegt, dann müßte dieses 20 Millionen Stimmen, also 7ss Millonen Stimmen mehr als beim Volksbe gehren, erhalten. Ob bei der Einstellung der Parteien eine der artige Stiipmenzahl zu erzielen ist, ist fraglich, besonders da die Abstimmung an einem Iunisonntag statisinden soll. (Fortsetzung siehe S 2!) Im Anschluß an di« erste Besprechung berichtet der Havasvertrcter, daß der Standpunkt der Delegationen, 'wie es zu Beginn einer Verhandlung ganz natürlich sei, noch weit von einander entfernt sei, ohne datz jedoch jetzt un überwindliche Schwierigkeiten sestgestellt werden könnten. Die Konferenzteilnehmer selbst lehnten jede Aenßerung ckb. Flugzeugunglück in Warschau Marschau, 28. April. Gestern mittag .-eignete sich hier anlätzlich des Begräbnisses eines polnischen Flieger- obersten, der vor einigen Tagen bei einer Notlandung töd lich verunglückt war, ein grotzes und eigenartiges Ftieger- unglück. Als drei Heer-sttugzeikge, die dein Obersten die lehre Ehre erweisen sollten, in einer Höhe von ungefähr 500 Metern in Keilformation den Trauerzug überfliegen wollten, stietz das mittlere Flugzeug mit den Tragflächen an das rechtsfliegende Flugzeug und brachte dieses zum Absturz. Der Führer dieses Flugzeuges war sofort tot, der Beobachter wurde tödlich verwundet. Durch den Zusammen stotz kam Aber auch das Führerflugzeug ins Schwanken und prallte mit seinem linken Flugzeug zusammen, dessen Beobachter infolge dieses neuen Zusammenstoßes aus dem Apparat geschleudert wurde. Er wurde später tot in einem Garten, einen halben Meter tief in die Erde gegraben, auf- aefunden. Die beiden Flugzeuge konnten, obwohl sie schwer beschädigt waren, notlanden. Die soziale Mille Ein Nachwort zu Dortmund. Tagungen und Kongresse sind in dem Nachkriegs- deutschland fast zu einer Landplage geworden. Nur den wenigsten von ihnen gelingt es, mit ihren Reden und Entschließungen noch das Ohr der breiteren Oefscnilich» keit zu erreichen. Unter diesen wenigen aber nimmt zweifellos der Kongreß der Christlichen Ge werkschaften, der vergangene Woche nach fast sechs jähriger Pause in Dortmund zusammentrnt, ein« ganz besondere Stellung ein. Diese Kongresse der Christ- lichen Gewerkschaften gleichen nicht den üblichen Tagun- gen vieler anderer Organisationen, die nichts als Beruss- oder Standesinteressen zur Diskussion zu stellen und ihre Forderungen an den Staat und an die Regierung mit mehr oder weniger lautem Pathos anzumeiden wissen. Der christlichen Arbeiterschaft ist es Vorbehalten, auf ihren großen Tagungen aus tiefstem Verantwortungsbewußt- fein heraus um die letzten Probleme unserer staatlichen und wirtschaftlichen Zukunft zu ringen. Dieser Ernst und dieses Verantwortungsbewußten! erklärt sich aus der besonderen sozialen Struktur der christlichen Arbeiterbewegung. Sie ist die soziale Mitte, die unser Volk zusammenhält. Ihr ist es in erster Linie zu danken, wenn die Staatsumwälzung vor Jahren nicht zum Chaos geführt, sondern noch vor den letzten Dämmen staatlicher Ordnung Halt gemacht hat. Die christliche Arbeiterschaft steht zwischen den vam kapi talistischen Geist einerseits und den vom sozialistischen Geist andererseits beherrschten Volksgruppen. Und ihr Führer Adam Stegerwald hat in seiner programmati schen Rede in Dortmund mit einer Offenheit und Gerad heit die ans dieser Stellung der christlichen Arbeiterschaft erwachsenden Pflichten aufgezetgt, wie man sie anderswo meist vergeblich sucht. Stegerwalds Ausführungen gipfelten in einem kla ren und entschiedenen Bekenntnis zum deutschen Volksstaat. Er sagt der christlichen Arbeiterschaft Klipp und klar, was sie in dieser Hinsicht versäumt und was sie noch nachzuholen hat. Für ihn ist der Staat keine bloße Verteilungsorganisation, nur Wirtschafts und Magenfrage. Für ihn und für die christliche Arbei terschaft beruht der Staat und alles, was wir mit die sem Begriff verbinden, letzten Endes auf einem gei stigen Prinzip, auf dem Glauben an eine „geistgelei- tete und geistbeherrschende" Weltordnung. Mit der materialistischen Auffassung vom Staate, wie sie die sozialistischen Massen zur Schau tragen, werde der Ar beiterschaft, der jüngsten Gesellschaftsschicht, niemals die Führung in Volk und Staat zufallen! Und was das Ausschlaggebende ist, Stegerwald verlangt vom christ lichen Arbeiter, daß er sich ohne Rücksicht auf die Staats form unbedingt positiv zum Staate einzustellen habe. Der Gemeinschaftsgedanke müsse wieder heraus gestellt werden, das größte Aktivum einer im Christen tum wurzelnden Sittlichkeit. Stegerwald lehnt es ab, den Streit um die Staatsform, die gefühlsmäßige Vor liebe für Schwarz-weiß-rot, oder für „vaterländische" Verbände zum ausschlaggebenden politischen Moment zu machen. Er verlangt von der christlichen Arbeiterschaft Gefolgschaft zu einer ernsteren Staatsauffassung, den Willen zur Mobilmachung aller sittlichen und geistigen Kräfte, die in unserem Volke ruhen, auch ohne Regi mentsmusik und Tambourzug an der Spitze. Und Stegerwald findet mit dieser seiner Auffas sung, die er im wesentlichen schon 1920 in Esten betont hat und die letztlich aus dem Wesen der ganzen christ- lichen Gewerkschaftsbewegung resultiert, restlose Zustim- mung. Man vehauptet, daß kaum se ein Kongreß eine gleiche Geschlossenheit und eine stärkere Ausgeglichenheit gezeigt habe. Dieses Bekenntnis zum Staate und diese Geschlossenheit sind um so bemerkenswerter, als in den christlichen Gewerkschaften die Mitglieder fast aller nicht sozialistischen Parteien organisiert sind. Die christlichen Gewerkschaften basieren seit ihrer Gründung auf dem Gedanken strikter politischer Neutralität. Sie bedeutet ihre Stärke und ihre Stoßkraft. An ihr darf und soll nicht gerüttelt werden. Es ist vielleicht ihr größtes Ak tivum. daß hier der deutschnationale und der Zentrums arbeiter in einer Linie stehen. Aber Rückschlüsse ans die politischen Parteien und ihre Einstellung zum Staate wird man aus dieser Gesinnung der christlichen Gewerk schaften ziehen können und ziehen müssen. Man wird sich zu fragen haben, inwieweit die politische Linie dieser oder jener Partei dem überparteilichen Kurse der christ lichen Gewerkschaften entspricht. Man wird festzustellen haben, wo die gleiche ernste Auffassung vom Polksstaate und die gleiche Verantwortungsfreudigkeit zu finden kft und wo nicht. Und wenn tatsächlich christliche Gewerk schaftler zwischen ihrer ernsten und opferwilligen Staats- auffassung und einer damit unvereinbaren Parteipolitik hin- und herpendeln muffen, so wird damit die Schwung kraft der Stegerwaldschen Ideen schwerwiegend gehemmt Wir betonen nochmals, es soll daraus dem einzelnen