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«r. MO. «^4«iut U«li4. Preis S»e ei»,eine «sm»« «Vs. Dcutschc Mgmkiük Zkitung. --M" «Sahcheit ->d Acht. Freiheit »ß Msetz!» Mr »ie G»»lt«»t«u« » uuw« «»,»»»« ro N. Telegraphische Depeschen. «Darmstadt, 18. Sept. Se. Maj. der Kaiser ist heute früh S Uhr mittels Extrazuges hier einge- troffea und hat »Hue jetzt» Aufenthalt die Reise «ach Straßburg fortgesetzt. ' * Larl»ruhe, 18. Sept, mittag». Se. Maj. der Kaiser tmd Se. kaiserl. königl. Hoh. der Kronprinz trafen heute Mittag kurz nach 18 Uhr hier ein und begaben fick, von der Bevölkerung auf dem ganzen Wege mit jubelnd«» Zurufen begrüßt, «ach dem Re- sidenzschloff«, wo da» Dejeuner eingenommen wird. Die Weiterreise nach Straßburg erfolgt um 1 Uhr. Die Frau Großherzogin von Bade« w rd sich vo« hier au», Ihre Maj. di« Kaiserin von Station Oo^ aus dem Cisenbahnznge anschließen. * Straßburg r. E.,18. Sept, nachmittag». Se. Maj. der Kaiser ist heute Nachmittag kurz nach 3 Uhr wohlbehalten Hirt eingetroffen. Auf dem Bahn- Hofe wurde allerhöchstderselbe von her Generalität und den Spitzen der Behörden empfangen und besichtigte die zum Empfange ausgestellte au- bairischen, würtem- bergischen, sächsischen und braunschweigischen Truppen gebildete Ehrencompägnie in Begleitung Ihrer Maj. der Kaiserin, Sr. kaiserl. königl. Hoh. de» Kronprin zen, der Übrigen Fürstlichkeiten und der Generalität. Gegenüber dem Bahnhofe war der hiesige Kriegerverein ausgestellt. Da- kaiserlich« Paar fuhr nach Begrü ßung desselben durch di« Blaue Wolkengasse, über den Broglieplätz und die Brandgaffe, welche alle reich ge schmückt und von em« jubelnden Menschenmenge dicht besetzt waren, nach der Präfectur, wo die 2. Com pagnie d«S 25. Infanterieregiments al« Ehrenwache Ausstellung genommen hatte. Auf den Wagen Ihrer Majestäten de» Kaisers und der Kaiserin folgte der Wagen Sr. kaiserl. königl. Hoh. de» Kronprinzen, welch« mit dem Kronprinzen von Schweden fuhr, sodann folgte« der Großtzerzog, yon Pade« mit G<» maylin, .der Prinz Wilhrlm Ml» tzie Lh«g« Hohm Herrschaften. * Wien, 18. Sept, abend«. D«S Eintreffen de« deutsche« Reichskanzler- Fürsten Bismarck wird hier für morgen Abeyh erwartet. * London, 18. Sept. Dem Reuter'schen Bureau wird aus Simla vom heutigen Tage gemeldet: „Trotz der Einwendungen de« Emir« hat die Regierung von Indien de» General Stewart angewiesen, Trup pen von Kandahar in der Richtung auf Ghuzni zu senden, um üb« die Aufrechterhaltung der Ordnung zu wachen. Die Regierung von Indien h-t «och keine authentischen nähern Mittheilungen über die Ursache des Angriffe« auf de» Sitz der Gesandtschaft erhalten, ebenso wenig sind über die damalige und spätere Hal tung de« Emir« od« üb« die gegenwärtige Lage der Dinge in Kabul genauere Mittheilungen eingegangen. Die Leichname Hamilton'«, Jenkins' Und Kellh'S sind nicht verbrannt, sondern in der Nähe der Residenz der Gesandtschaft beerdigt worden.'' * Ä«» dem Haag, I S^Sept. Die Regierung hat die Gesetzentwürfe über hje indisch« Finanzein- küuste und über di« Besteuerung d« Desitzthümer der Todten Hand zurückgezogen nä> einen Gesetzentwurf über die Accise auf Zuck« ««gebracht. * Petersburg, 18. Sept. Der zeitweilige General- gouverueur von Odessa, General v. Todlehen, ist zum Commandireuden der Truppen de« MUitärdistrict« von Odessa unter Beibehaltung seine» Poste«« al« Geueralgouverneur «rucmnt woede«. Dös Reichsgericht, Leipzig und Berlin. l ----- Leipzig, 19. Sept. Nur wenige Tage noch kennen un« von dem Hochbediptsamen Moment, wo in ganz Deutschland ei« gemeinsames Rechtsverfahren uns Leben tritt, und wo diejenige Institution, in wei ther diese Gemeinsamkeit de« Recht« sich an höchst« stelle verkörpert und gleichsam zuspitzt, da« ReichS- mcricht, in unserer Stadt feierlichst eingeweiht und er öffnet werden wird. Unser Sachsenland und speciell Leipzig bereiten sich darauf vor, diese« oberste Symbol deutscher Rechtseinheit, welche« z« beherbergen ihnen die ehrenvolle Aufgabe zutheil geworden, würdig und mit den aufrichtigen Kundgebungen freudigen Stolze- zu empfangen. Wir theilen uNten die Reihenfolge der theilS von der königlich sächsischen Regierung, theil» von der Stadt Leipzig zn dem Ende angeordneten Festlichkeiten mit. Die sächsische Regierung ka«n mit einem Gefühle »«echter Genugthuung paräuf Hinweisen, wie qp« dem gesunden Keime de« von ihr zuerst angeregte« Reichs» DberhandelSgericht« jetzt diese größere national? Insti tution eine« allgemeinen oberste» deutschen Gerichtshof« sich entfaltet. Die Stadt LihM «her, faMft per ihr WbMtigen SchwesterkörPerschM -rr URversität, darf ffch wenWe»« da- ZenMiß zM«, tzsß si«^ wa« «» ihr war, um da« außerauMiche, geistige nud gestllige Leben d« Mitglieder de« Reichs-OberhandelsgerichtS so zu gestalten, daß ihnen der Aufenthalt hier nicht drückend, vielmehr lieb und heimisch werde, «ach besten Kräften gethan hat. Daß die Aufhebung der bisherige« obersten Ge richte in den Einzelstaaten und ihr Aufgehen (der Competenz und zum Theil auch dem . Personale nach) in dem neubegründeten Reichsgerichte für die Mitglie der dieser Gerichte, zumal solche, die eine lauge Reihe von Jahren darin stiuctionirt habe«, etwa« Schmerz liche« haben muß, begreift sich, und gern wird man auch eine öffentliche Kundgebung diese« Schmerzes als berechtigt und natürlich anerkennen. Nicht da« Gleiche aber möchten wir gelten lassen, wen« gelegentlich einer solchen Kundgebung halb vornehm herabsehend über die von Kais« und Reich eingesetzte neue Institution, back Reichsgericht, der Spruch gefällt wird, wie da« i» der Rede dtKWirkl. Geheimraths vr. Grimm beim Schluffe de« berÜWr Vbtrtribuual« geschehen: „Auch diese neue Institution hat ihre Lichtseiten." Den« damit ist, wenn ander« dieser Satz eine« Sinn haben soll, indirect angcdeutet, daß die »eue Institution hinter d« alte», an deren Stelle sie tritt, hinter dem preußischen Obertribunal, in wesentlichen Punkten zurückstehe. Eine derartige Bemäkelung de- höchste» Organ« un ser« neuen Reichsjustizpflege — in dem Moment, wo diese- Organ seine Thätigkcit beginnen soll, wo ihm also da- Vertrauen der Nation möglichst allseitig zugewendet werden müßte — von solch« Stelle au» und au- solchem Munde, erscheint allerdings über raschend und wol kaum recht paffend. Was aber soll man vollend- sagen, wenn eia anderer Punkt des vom Reichstage votirteu, vom BuudeSrathe genehmigten, von Sr. Maj. dem Kaiser vollzogenen und in seinem Räme» und Auftrag pabli- cirten Gesetze- üb« Errichtung de« Reichsgericht-, d« Punkt wegen de« Sitze« diese-Gericht-, bei derselben Gelegenheit geradezu zum Gegenstände eine« scharfen Tadels gemacht, wenn er öffentlich al- „unerklärlich" bezeichnet und wenn die Zuversicht ausgesprochen wird, daß dieser Punkt über kurz oder laug eine Aenderuug «fahren, mit andern Worten, daß ein neue- Gesetz da- Reichsgericht von Leipzig nach Bertin verlegen werde? Erst unlängst haben die Officiösen Preuße«- und de- Reiches e- hart getadelt, wenn liberale Stimme» gegen die neuen wirthschaftliche» Project« für da- Reich sich aussprachen, selbst al« diese noch nicht alle Sta dien der Gesetzgebung passtet hatten. Hier aber liegt ein von allen Gesetzgebungsfactoren vereinbarte-, vom Kaiser publirirte« Reichsgesetz vor, nutz gqzerr diese- Reich-gesetz erhebt ein hoher Beamter d« Justiz in einem deutfchen Einzelstaato eine Rüge- welch« nahezu jene GesetzgebuNg-saetoren beschuldigt, sie hätten nicht recht gewußte was sie thäte», sie hätten heschloffen, was nicht hätte beschlossen «erden dürfen und wa- sobald al« «ögüch wieder gutgemacht werde» müffel Leipzig hat eS seinerzeit al« eine große Gunst empfanden, daß da« Reichsgericht ihm zutheil gewor den; aber niemals haben wir unS vermessen, daß irgendeine besondere Rücksicht auf unsere Stadt daher vorgewaltet; stet« haben wir vielmehr geglaubt Un glauben noch, daß nur Gründe allgemeinster Natnr, Gründe, hergenommen von den höchste» Interessen de« ReicheS und der Gerechtigkeit, jenen Beschluß der Ver legung des Reichsgerichts nach Leipzig, in welchem schließlich Regierungen und Reichstag sich einigten, veranlaßt haben. Diese Gründe sollte jedermann in Deutschland ehren, auch wenn er sie nicht theilt, sollte nitMand als „unerklärlich" öffentlich tadeln, am aller wenigsten aber, meinen wir, sollte dies ei» Vertreter der Justiz thun — der Justiz, deren schönster Beruf es Lie Conferenz der europäischen Gradmessung. / Senf, 16. Sept. Heute Nachmittag 2 Uhr ward auf dem Saale des Hötel-de-Bille hierselbst die heurige Conferenz der permanenten Commission der europäischen Gradmeffung eröffnet. Von Leipzig aus nimmt als königlich sächsischer Delegirt« der Director der Univmsitättsternwarte, Geh. Hofrath Professor Vr.Karl BruhnS, daran theil. Derselbe gehört dem Vorstande der Commission an. Präsidenten derselben sind General Ibanez-Madrid und Director Professor Bauernfeind-München, Schrift führer die DirectotenK. BrUhns-Leipzig und A. Hirsch- Neufchätel. Da- Centralburea» der europäischen Grad- meffung steht unter Leitung de« General« Baeyer- Berlin. Die von Madrid und Neufchätel datirte Ein ladung an die Mitglieder enthielt zugleich da« Pro gramm -der Verhandlungen. Danach werden zuerst die Jahresberichte der permanenten Commission und des Centralburea» zu» Vortrag komme«. Dann erhalten die einzelnen Delegirten daS Wort, um über die in ihren Ländern und Staaten im Laufe des Jahres vorgenommenen geodätischen Arbeiten zu berichten. Hinauf folgt der CommissionSbericht über die von dem belgischen Oberstlieutenant Adan vorge legten Arbeiten (Berichterstatter: Professor C. A. F. PeterS-Kiel). Sodann wird mqn sich über Ort und Zeitpunkt der nächsten (sechsten) Generalconferenz per europäische« Gradmessung zu einigen und die Special referenten zu ernennen haben. Letztere haben die Auf gabe, in der nächsten Generalconferenz üb« den gegen wärtigen Stand d« einschlägigen Arbeiten in ihren Heimatländern zu berichten und zwar über die Breiten-, Längen- und Azimuthbestimmungen, fern« die Triangu lationen und Ausgleichungsbestimmuugen der Netze, die Nivellement- und die Ergebnisse d« Pegelmessun gen, die Messungen der Intensität der Schwere, end lich die auf dem Gebiete der europäischen Gradmeffung erschienenen neuen Schriften. Zuletzt sollen noch die von einzelnen Mitgliedern «inzubriugenden Anträge und Vorschläge zur Verhandlung kommen. - Aus Jnzing in Tirol wird über ein schreckliche» Elementarunglück berichtet, welches dieses an der AuS- mündung des Hunterthale» ins obere Innthal gelegene Dorf in der Nacht zum 1. Sept, heimgesucht hat. Da» Oertchen wurde durch einen infolge eines Hochgewitters eingetretenen Muhrbruch in grauenerregender Weise über schwemmt und devastirt. Der Muhrbruch nahm am „Roß kogel" pnd „Goliathsgrab" seinen Ursprung und wälzte sich unter entsetzlichem Gepolter und Getöse durch die enge Thalschlucht de» bei den Einwohnern in übelm Andenken stehenden Hunterbaches thalaufwärts. Die wilde Flut brachte in ungeheuer» Massen Schutt, Gerölle, Holzstöße, Steine, unglaublich große Felstrümmer und entwurzelt- Tannen angeschwemmt und tauchte Häuser und Felder von Jnzing gleichsam in einen See. Es folgte Schreckensscene auf Schreckensscene. Wit schwerer Mühe rettete sich ein Theil der.aufgefcheuchten Bewohner durch eilige Flucht auf minder gefährliche Stellen der Bergseite und hier mußten sie als ohnmächtige Zeugen ihre Häuser und Felder, ihre Ernte und Habe dem schonungslosen Elemente preisgegeben sehen. Einen noch graueuvollern Eindruck machte es jedoch, als die mit Vehemenz heranstürmenden Muhrmasten diejenigen, welche sich nicht rechtzeitig retten konnten , ip den eigenen Häusern zu Gefangenen Machten und die Angst der Un glücklichen, denen die Minuten zu Stunden wurden, bi« prr Verzweiflung steigerte«. Es sind in der That auch Unglücksfälle an Menschen zu beklagen; ebenso gingen viele RiUder und HauSthiere zu Grunde. Der angerichtrt« Scha den ist sehr bedeutend. Erwähn«nrwerth ist, daß Jnzing in Tirol im Iah« 18V7 am selben Tage von einem gleiche« Muhrbruche devastirt wurde. —Der Neuen Frankfurter Presse wird aus Fritzlar vom 14. Sept, berichtet: „Das dem Bildhauer Jean Echtermeyer zur Ausführüng übertragene Kaiserdenkmal ist von demselben gestern auf dem Nacken bei Guben»« berg ausgestellt worden. Es besteht aus einem 4'/, Meter hohen Obelisk aus Granit, welcher die Inschrift trägt: ! per ^ove»e»d«t 8r. lAeieotät 6es Laiser» L Läuig» Vildolm I. äw 23. Sept. 1878 klood glüektieder ^Visäsrgeuerong in treuer läede und Lrgsdvndeit geviämeb vom k«is kritolpr 1879. Dit Einweihung des Denkmals soll am 23. Sept., an welchem Tage der Kaiser im vorigen Jahre von eben diesem Plätze auS das Manöver besichtigte, vorgenommen werden, und zwar in festlicher Weise." - «- Bor drei Jahren begannen, wie ungarische Blätter be richten, gyvngyöser Oekonomen mit der Anpflanzung von Kaffee Versuche zu machen. Die erste Ernte fiel zwar, der Qualität nach, nicht sehr befriedigend aus; die Frucht verdrängte aber dennoch vermöge de« wohlfeilen Preises beim Landvolke den importirten Kaffee. Heuer aber soll das gyvngyöser Product ein so vorzügliche» sein, daß es selbst in den wohlhabenden Häusern verwendet wird; ja der Quästor de« Abgeordnetenhauses, Ladislau« Kovac», lud zum Sanct-Stephanstage den Handelsminister Baron KLmeny zu einem gyöngvöser Kaffee, welcher Eiü- ladungder Minister diesmal, eingetretener Hindernisse halber» keine Folge geben konute.