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« scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donner» taa und Sonnabend. - Preis vierteljährlich 1 «». LS Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatluy 42 Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- «alten, Postboten, sonn die Agenten nehmen Be Inserate, welche bet d« bedeutenden Auflage de» Blattes'«ine sehr wirk same Beroreitungfinda^ «erden mit 1V Pfg. die Spaltenzeile oder der« Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen den» Aufschlag.—Einge sandt, im redaktionellen Theile, die SpaltenzeÜe so Pfg. Amtsblatt für die Königliche Kmlshaupimannschast, das Königliche Amtsgericht und dm Stadtrath zu Dippoldiswalde. Verantwortlicher Redacteur: PälU Ithne in Dippoldiswalde. Mit achlseitigem ,Jllustrirten UnterhaltungSblatt". Mit land- und hanSwirthschaftlicher MonatSbrilage. Nr. 145. Donnerstag, den 17. Dezember 1896. 62. Jahrgang. Lokales «nd Sächsisches. Dippoldiswalde. DaS verflossene Rechnungsjahr war für den Sächsischen Pestalozziverein ein Jahr tiefster Trauer, indem er seinen Mitbegründer und langjährigen Vorsitzenden, Herrn Oberschulrath Friedrich August Berthelt am 36. April durch den Tod verlor, aber es war auch ein Jahr reichsten Segens, da er durch den letzten Willen BerthettS in den Besitz emeS Kapitals von 317000 Mk. gelangte. Eine weitere Zuwendung wurde ihm durch ein Geschenk von ungefähr 34000 Mk., sodaß das gesammte Ver einsvermögen die ansehnliche Höhe von 670312 Mk. SO Pf. erreicht hat. In Folge dessen konnten aber auch im letzten Jahre 34686 Mk. Unterstützung an Lehrerswittwen und Waisen gewährt werden. Außer dem wohnen jetzt in dem Töchterheim „Carola-Stift" 13 Lehrerwaisen im Alter von 46—72 Jahren. — Der Hausvater der hiesigen „Herberge zur Heimath" hier, Schuhgaffe, wendet sich im Jnseraten- theile der heutigen Nummer an edle wohlthätige Menschenfreunde um eine Gabe, gleichviel ob in Geld, Kleidungsstücken u. s. w. bestehend, für arme würdige Wandergesellen. Wer ein warmes Herz für dieselben hat und wer da weiß, was es heißt, bei Sturm und Schneegestöber oder bei schneidender Kälte auf ein samer Landstraße zu wandern, ohne zu wissen, wo er am Abende sein Haupt hinlegen soll, der wird gewiß gern ein Scherflein opfern und das Liebeswerk der Herbergen fördern helfen. — Ostern 1897 zu besetzen: Die erste Lehrer stelle in Lauenstein, mit welcher das Kantor- und Or- ganistenaml verbunden ist. Kollator: Die oberste Schulbehörde. Das Einkommen beträgt außer freier Wohnung im neuen Schulhause und den gesetzlichen Alterszulagen 1000 Mark vom Schuldienste, 620 Mark 13 Pfennige vom Kirchendienste, 36 Mark an- theiliges Honorar für Foitbildungsunterricht und eventuell der Frau des Lehrers 72 Mark für Er- theilung des Unterrichts in den weiblichen Handar beiten. Gesuche sind unter Anschluß sämmtlicher Zeugnisse bis zum 6. Januar 1897 bei dem König!. Beztrksschulinspektor Richter in Dippoldiswalde ein zureichen. — Für rechtzeitiges Erscheinen am Brandplatz und erfolgreiche Löschthätigkeit gelegentlich des Brandes bei dem Schneidemühlenbesitzer Finsterbusch in Rei chenau, am 12. November d. I., hat die Kgl. Brand- versicherungskammer den Spritzen der beiden freiwilligen Feuerwehren von Nassau und Frauenstein Prä mien nach Höhe von 30 Mark und beziehentlich 2S Mark bewilligt. Reichstädt. Gleichsam als Vorbereitung auf die nächstes Jahr den 22. März fallende Gedächtnißfeier -an die vor 100 Jahren erfolgte Geburt Kaiser Wil helms I., sollen hier einige Vorträge über die Stellung Frankreichs zu Deutschland in vergangenen Zeiten gehalten werden. Der erste dieser Vorträge soll nun Sonntag den 20. Dezember abends 8 Uhr im Echwabe'schen Gasthofe stattfinden, und zwar wird über „Frankreichs Berhältniß zu Deutschland zur Zeit Ludwigs XIV." gesprochen werden. Möchten diese Vorträge zahlreich besucht werden und durch sie vater ländische Gesinnung gestärkt und erweckt werden. Reinhardtsgrimma. Auf den Freitag den 18. d. M. im hiesigen Erbgericht abends 8 Uhr zu er wartenden A. Lonke'schen populär-astronomischen Vortrag sei auch an dieser Stelle noch besonders aufmerksam gemacht. Glashütte, 15. Dezember. Bei der am heutigen Tage stattgefundenen Etadtverordnetenwahl machten von 201 Bürgern 144 (also 72 Proz.) von ihrem Wahlrechte Gebrauch. Durchweg wurden die vom Handwerkerveretn aufgestellten Kandidaten ge wählt und zwar erhielten von den Ansässigen: Herr PtivatuS Kavner 125, Herr Hammergutsbesitzer Fischer 93, H-rr Mechaniker A. Lindig 83 Stimmen; von den Unansäsflgen: Herr PrivatuS Jllgen 83, Herr Strumpswirkermeister Kölbel 71 Stimmen. Die nächsten von den Ansässigen waren Herr Kohl ssn. 54, Herr Glauch 38, von den Unansässigen Herr Zeibtg 43, Herr H. Mülle' 34 Stimmen. Von den 5 Gewählten sind Herr A. Lindig und Herr Kölbel Stellvertreter. Herr PrivatuS Kadner wird bereits zum 6. Male als Stadtverordneter gewählt. JobnSbach. Durch die Güte des Hrn. Oekonomie- rath, Rittergutsbesitzer Otto auf Naundorf, unseres verehrten Kirchenpatrons, wurde aus Anlaß seines in diesem Jahre gefeierten 50jährigen BesttzjubiläumS wie schon anderen Orten, so auch unsrer Parochie am vorigen Sonntag ein schönes Vergnügen zu Theil, welches, bestehend in einem Freibier mit Tanz, unter zahlreicher Belheiligung besonders der hiesigen Be wohnerschaft in angenehmster Weise verlief. Während der Festlichkeit in hies. Gasthofe gedachte Herr Ge meindevorstand Herzog in dankender Weise des leider durch Unwohlsein an der Theilnahme verhinderten Festgebers, demselben ein dreifaches Hoch ausbringend; auch wurden ihm zu Ehren vom hiesigen Gesangverein mehrere gutauSzesührte Gesänge vorgetragen. Den jenigen armen und alten Personen deS Kirchspiels, welche bei der Feier nicht zugegen gewesen sind, ist noch eine besondere Freude zugedacht. Fraurustein. In den Tagen vom 21. bis 23. Februar veranstaltet der hiesige Geflügelzüchterverein eine mit Verloosung verbundene Geflügelausstellung. FriederSdorf. Muthmaßlich in Folge von Schwer- muth erhing sich in der Scheune ihres Mannes am vergangenen Montag eine hiesige GutSbesitzersfrau und Mutter von 3 Kindern. Fürstenwalde. In der Annahme, daß er ein Paar spielende Marder vor sich habe, hat der früh Morgens auf dem Anstand befindliche und von da äuS die Straße nur unter den Arsten des halbhohen Holzes beobachtende gräfliche Revierförster einen vor- beipatrouillirenden Grenzaufseher von hier in die Beine geschossen. Da Letzterer lange Schaftstiefeln ge tragen hat, sind die Schrote abgeschwächt worden und die Verletzungen unbedeutende geblieben, sodaß es dem Angeschoflenen noch möglich gewesen, seine Wohnung zu Fuße zu erreichen. Dresden. Nach dem kürzlich erschienenen, vom Pastor smer. Unger herausgegebenen sächsischen geist lichen Amtskalender auf 1897 sind in Sachsen binnen Jahresfrist (vom 1. September 1895 bis 31. August 1896) 43 Geistliche verstorben, und zwar unter 1240 überhaupt angestellten sächsischen Geistlichen 17 noch im Amte befindliche Geistliche von 61 bis 64 Jahren, und aus der Reihe der 160 emeritirten Geistlichen 26. AÜS der übrigen interessanten Kirchenstatistik, die der sächsische Amtskalender bietet, sei noch hervorgehoben, daß im letzten AmtSjahre vom 1. September 1895 bis 31. August 1896 in den sächsischen geistlichen Stellen 140 Erledigungen eingetreten sind, — darunter 14 durch Emerttirung, 17 durch Tod, 30 durch Neugründung und zwar von 9 Pfarr ämtern, 12 Diakonaten und 9 ständigen Hilfsgeist- lichenstellcn. Auf die 136 Ersetzungen kommen 4 Superintendenturen, 49 Pfarrstellen (34 durch Pfarrer und Diakonen, 7 durch Hilssgeistltche und 8 durch Predigtamtskandidaten) und 33 Diakonate (davon 8 durch Diakonen, 15 durch Hilfsgeistliche und 10 durch PredtgtamtSkandidaten). In den geistlichen Dienst sind in dieser letzten Jahresfrist 50 Predtgtaintskandi- daten berufen worden, welcher Zahl 67 neue Predigt- amtSkandtdaten gegenüberstehen. — Die sächsische Regierung will dem „Verbände der landwirthschastlichen Genossenschaften im König reiche Sachsen", dem jetzt 56 Genossenschaften ange- hören, ein niedrig verzinsliches Darlehen tu Höhe von einer Million gewähren, sobald dieser Verband die Rechte einer juristischen Person erworben hat. , Die sächsische Regierung führt damit einen Theil des I von der konservativen Fraktion gestellten und vom letzten Landtage angenommenen Antrages aus, der an die Staatsregierung das Ersuchen richtete, landwirth schastlichen und gewerblichen Genossenschaften Dar lehen zu möglichst niedrigem Zinsfüße bis zum Be trage von 2 Millionen Mark zu gewähren. — Am 11. Mai d. I. hatte der LandeSkulturrath aus Anlaß des vermehrten Auftretens der Maul- und Klauenseuche (damals in der Amtshauptmannschaft Zittau) an die Königliche Staatsregierung daS Ersuchen gerichtet, durch entsprechende bauliche Einrichtung der Ausladerampen auf den Bahnhöfen und die hier durch herbeigeführte Möglichkeit einer gründlichen Des infektion derselben die Einschränkung der Seuchenver schleppung zu unterstützen. Auf Verwendung des Königlichen Ministeriums deS Innern hat nunmehr das Königliche Finanzministerium nach einer Mitthei- lung vom 24. v. M. an ersteres beschlossen, auf de« für Viehverkehr wichtigsten Eisenbahnstationen im Laufe des nächsten Jahres die zur Abhilfe erforderlichen bau lichen Herstellungen bewirken zu lassen, obwohl dadurch ein Kostenaufwand von mehr als 147000 Mack ent stehen wird. Es sind dies innerhalb der Betriebs- Oberinspektionen DreSden-Altstodt und -Neustadt fol gende Stationen: Niedersedlitz, Mügeln, Pirna, Schan dau, Sebnitz, Neustadt i. S., DreSden-Friedrichstadt, Cossebaude, Großenhain, Frauenhain, Potschappel, Hainsberg, Klingenberg-Colmnitz, Freiberg, Oederan, Großhartmannsdorf, Mulda, Nassau, Bienenmühle und Dippoldiswalde; Radeberg, Pulsnitz, Kamenz, Bischofswerda, Bautzen, Löbau, Neschwitz und Zittau. — Vergangenen Sonnabend hatten sich viele Lehrer aus Dresden und Umgegend, die auf dem Oschatzer Lehrerseminar ihre Bildung empfangen, zu einer einfachen Jubelfeier an die vor 25 Jahren er folgte Gründung ihrer Bildungsstätte zusammenge- funden. Hoch erfreulich war eS, daß der erste Direk tor und langjährige Leiter, der in Dresden als Emeri tus lebende Herr Schulrath Elterich nebst Krau Ge mahlin in der Milte seiner ehemaligen Schüler erschienen war. Viele Ansprachen gaben glänzendes Z-ugniß dafür, in welch' hohem Maaße Herr Schul rath Elterich durch seine humane, liebenswürdige Be handlung der Seminaristen, durch seine freie, ideale Gesinnung, die allem PenaliSmuS und Kriecherlhum abgeneigt war, sich die Liebe und Achtung seiner ehe maligen Schüler erworben hat. Und noch heute nimmt Herr Schulrath Elterich lebhaften Antheil an der Weiterentwickelung des sächsischen Seminar- und Volks schulwesens, sowie an allen Bestrebungen, die auf die Hebung des Lehrerstandes gerichtet find. Freiberg. Am Dienstag trat das kgl. Schwur gericht zu seiner letzten diesjährigen Tagung zu sammen. Die Verhandlungen desselben sind auf 5 Tage bemessen und umfassen 5 Anklagesachen, davon 3 Fälle wegen Sittlichkeitsverbrechen und je 1 wegen versuchter Brandstiftung und betrügerischen BankeruttS. — Angeklagt war der Dachdecker Wilhelm Otto Kosche aus Dorf Saida bei Dippoldiswalde wegen Sittlichkeitsverbrechen- (Z 177 des St.-G.-B.), bei welchem die Obsthändlerin verehel. Ida Lange in Saida als Verletzte in Frage kommt. K. ist am 28. Mai 1851 in Lockwitz geboren, seit vier Jahren Wittwer und hat 3 erwachsene Töchter. Er bekennt sich zur evang.-luth. Konfession, diente im Grenadier-Regiment Nr. 101 und ist bereits 3 Mal wegen Betrug bezw. Beamtenbeleidigung und Begünstigung vorbestraft. Zur Verhandlung waren 8 Zeugen und als Sachver ständiger Herr vr. Nippold von hier geladen. Wegen Gefährdung der Sittlichkeit wurde während der Ver nehmung und Beweisaufnahme die Oeffentlichkeit aus geschlossen. Nach Wiederherstellung derselben wurde das Urtheil gesprochen, welche» gemäß dem Wahr spruche der Geschworenen aus 1 Jahr 3 Monate Gesängniß und 3 Jahre Ehrenrechtsverlust lautet.