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Die ,.W«i«eritz Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. S5 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 43 Ma. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postän- stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen -in. WchkNtz-ZckM Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Inserate, welche bet de» bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirk sam« Verbreitung finden «erde« mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder der« Raum berechnet. — Ta bellarische und compliciri» Inserate mit entsprechen dem Aufschlag.— Einge sandt, im redaktionellen Lheile, die Spaltenzeil« -MPfg. Amtsblatt für die Königliche Umlshauptrnannschaft, das Königliche Amtsgericht und dm Stadtrath zu Dippoldiswalde. Verantwortlicher Redactmr: Paul Ithne in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „JlluSrlrtra Uutrrhaltuugsblatt". Mit land- und hauswirthschastlicher Mouatsbeilage. Nr. 143. Sonnabend, den 10. Dezember 1898. 64. Jahrgang. -LoLaLes und Kächstfche«. Dippoldiswalde. In vierzehn Tagen ist Weih nachten und die Hausfrau hat die Liste der kleinen und großen Ueberraschungen für ihre Lieben schon längst aufgestellt. Der Etat ist kalkulirt und mit diplomatischem Scharfsinn horcht man noch auf die leiseste Andeutung dieser oder jener Jvee, deren Aus führung Diesem oder Jenem noch besonders erfreulich wäre. Aber dieses Grübeln und Spüren bis zum letzten Moment bringt den Nachtheil grober Ver zögerung deS Einkaufs mit sich. Kurz vor Thor s- schluß stürzt man dann nervös von einem Geschäft ins andere, um in den Meisten zu hören, daß gerade das, was man sucht, vor ein paar Tagen bereits vergriffen ist. In den meisten Fällen ist man dann genöthigr, «ine Waare, die übrig ge blieben ist, zu nehmen und ist mißvergnügt und ent täuscht über den Einkauf. Gerade jetzt ist die beste Zeit zum Einkauf, die Waare ist noch nicht aus gesucht, die Läden und Waarenlager noch nicht über füllt. Alle Geschenke wie Stoffe, HauSgeräthe, Pfeffer kuchen rc. sind von der Zeit nicht abhängig und am Weihnachtsabend ebenso frisch. Darum kaufe man jetzt, wo noch alle Chancen eines guten Kaufes vor handen sind. In den letzten Tagen giebt eS doch schließlich noch eine Menge von Kleinigkeiten einjukaufen, bei denen weniger Werth auf Auswahl, als aus Frische der Herstellung gelegt werden muß, nämlich das Christbaumkonfekt, Marzipan, Makronen rc. Im Uebrigen enthält unsere Zeitung so viele Annoncen solider, leistungsfähiger Häuser, daß unseren Lese-m die Auswahl wesentlich erleichtert wird. Prüfet und wählet — und kauft! Je welter die Börse geöffnet ist, desto lieber dem Kaufmann und um so größer die Belebung des Geschäftes, auf dem zu Weihnachten die Hoffnungen vieler Tausende ruhen! Dippoldiswalde. Im Jahre 1899 werden sich drei Sonnenfinsternisse und zwei Mondfinsternisse er eignen. Im nordöstlichen Sachsen wird nur die zweite Eonnenstnsterniß und die zweite Mondfinsterniß sichtbar sein. Die erste Sonnenfinsterniß wird am 11. Januar eintreten; sie ist partiell und nur in der nördlichen Hälfte des Großen Ozeans, einem Theile Japans, an der nordöstlichen Küste Astens und im nordwestlichen Nordamerika sichtbar. Die zweite partielle Sonnenfinsterniß beginnt am 8. Juni, Morgens 5 Uhr 41 Minuten und dauert bis 9 Uhr 37 Minuten mitteleuropäischer Zett. Sie ist bet uns sichtbar. Die größte Verfinsterung beträgt nur ein Zehntel deS EonnendurchmefferS. Eine ringförmige Sonoen- finsterntß wird sich in der Nacht zum 3. September «reignen. Eie wird sichtbar sein auf der Südwest spitze Australiens, auf Vandiemensland, dem südlichen Neuseeland und an der Südwestspitze Südamerikas, überhaupt in den südlichen Polargegenden. Am 33. Juni ist eine bei uns sichtbare totale Mondfinsterniß und am 17. Dezember eine partielle Mondfinsterniß, die früh »/il Uhr beginnt und bis nach 4 Uhr dauert. Letztere ist in ganz Europa sichtbar. — Ostern 1899 zu besetzen: Die neugegründete 3. ständige Lehrerstelle zum Schmiede berg im Erz gebirge. Kollator: Die oberste Schulbehörde. Ein kommen: 1350 Mk. (Unschließltch WohnungSgeld), so wie 75 Mk. für Unterricht in der Fortbildungsschule. Bewerber wollen ihre S-suche nebst den erforderlichen Beilagen bis zum 31. Dezember bei dem Königlichen Beztrksschulinspektor vr. Lange in Dippoldiswalde ein reichen. — Das kgl. Landgericht verhandelte am 8. Dez. gegen len 18 Jahre alten, aus Dresden gebürtigen, zuletzt in Dippoldiswalde wohnenden Lattlergesellen Ernst Wilhelm Lehmann wegen schweren Diebstahls. Der »«geklonte stellte nicht in Abrede, am 9. v. M. in einem hiesigen Gasthaus« den verschlossenen Koffer eine« BerufSgenoffen mittel« einer Zange aufgesprengt und daraus ein Paar Turnschuhe im Werthe von mindestens zwei Mark gestohlen zu haben. Das Gericht erkannte unter Annahme mildernder Umstände auf 4 Monate Gefängniß und Einziehung der Zange; 14 Tage gelten als verbüßt. — Das Gewissen über einen Meineid schlug einem Schriftsetzer in Leipzig so stark, daß er sich selbst der Polizei stellte. Elf Jahre lang hat der Mann sich unter der Last deS Verbrechens bekunden. — Das 3. Bataillon deS Infanterie-Regiments Nr. 178 wird am 1. Oktober n. I. von Zittau nach Kamenz verlegt, doch bekommt Zittau zunächst keinen Ersatz dafür, wie dem in dieser Angelegenheit be müht gewesenen Stadtrath behördlicherseits eröffnet worden ist. Glashütte. Den 7. Dezember, den Gründungs tag der hiesigen Uhren-Jndustrie und verwandten Zweige, begingen die Angehörigen derselben wiederum durch Kommers im Saale deS „Goldenen GlaS". — Herrn Heinrich KassiSke bierselbst ist ein Patent auf eine Münzen-EinsührungS-Vorrichtung für Laden- tischkaffen ertheilt worden. Glashütte. Infolge d'r warmen Witterung des Herbstes fangen verschiedene Frühjahrsblum n wieder an zu blühen. So hat man hier kleine Sträußchen von Veilchen, Primeln, Vergißmeinnicht pflücken können. Einzelne Rosen, die bis jetzt unded ckt stan den, fangen an, sich neuen Blätterschmuck zuzulegen. - Am Dienstag Abend '/«IO Uhr zeigte sich nach Süden zu ein äußerst glänzendes Meteor, das, von Ost nach West etwa 40—50° durchfliegend, mit einem prächtigen Blau erlosch, nachdem eS vorher die Farben roth und gelb gezeigt hatte. Poffendorf. Die Resultate der am 37. November stattgefundenen Kirchenvorstandswahl sind fol gende: Poffendorf, Herr Gem-indevorstand Sommer schuh wieder gewählt; Börnchen, Herr Gemetndevor- stand Wolf wiedergewählt; Kleinkarsdorf, Hr. Schmiede meister Ullrich neugewählt; Quohren, H rr Gemeinde vorstand Grumbt wiedergewählt; Welschhuse, Herr Steinbruchverwalter Schempflug wiedergewählt; W'lmS- dorf, Herr Gemetnvevorstand Rüger wiedergewählt. Die Einweisung der neugewählten KtrchenvorftandS- miiglieler findet nächsten Sonntag Vormittag nach der Predigt statt. Fraueufteiu. Herrn Forstrentamtmann Schurig hier ist von Sr. Maj. dem König der Titel und Rang eines RechnungsratheS verliehen worden. Liebe««». Die diesjährigen Christspiel-Auf - führungen sollen am 37. Dezember Abends '/»8 Uhr, am 39. Dezember Nachmittags 4 Uhr und am 1. Januar Abends >/»8 Uhr stattfinden. Die Nach mittags-Aufführung ist mit Rücksicht auf Auswärtige angesetzt. Waldheim. In amerikanischem Fleisch, das über Nürnberg hier eingeführt wurde und mit Beschau urkunde versehen war, find bei der Untersuchung im hiesigen Echlachthofe Trichinen gefunden worden. Taucha. Wie sich aus den amtlichen Mittheilungen über die letztabgehaltene Sitzung des Etadtgemeinde- ratheS ergiebt, erreicht die Abnahme von Strom aus dem neu errichteten städtischen Elektrizitätswerke nicht die erwartete Höhe. Man hatte einen jährlichen Verbrauch im Werthe von ca. 14000 Mk. berechnet, während man nach dem jetzigen Verbrauch nur auf ca. 9600 Mk. zu kommen glaubt. Daher kann man vorerst auch auf die von den Konsumenten gewünschte Herabsetzung deS Strompreises nicht etngehen. Man will aber in späterer Zeit event. klagbar gegen die Personen vorgehen, die sich zur Abnahme von Strom verpflichtet, demungeachtet aber die elektrische Be leuchtung in ihren Räumlichkeiten nicht eingesührt haben. Zwickau. Die Generalversammlung des Forst- Steinkohlenbauverein» hat beschlossen, den Betrieb des am 31. Juli vor. IS. bei der Mulden-Hochfluth er soffenen und bis zur 1. Sohle wasserfrei gemachten Forst Schachtes weiter fortzusetzen. Mesa. Bei einer Explosion des Gasometers verunglückten am 4. Dezember Früh kurz vor 6 Uhr im hiesigen Eisenwerk sechs Arbeiter, einer davon schwer, sodaß er in seine Wohnung gebracht werden mußte, während die fünf anderen sich zu Fuß nach Hause begeben konnten. Der entstandene Brand wurde durch die Werks- und die Gröbaer Feuerwehr, sowie das hiesige Freiwillige RettungSkorpS gelöscht. Reukirch. Die Kgl. Amtshauptmannschast zu Bautzen hat für die hiesigen öffentlichen Echanklokale die Einführung der Polizeistunde verfügt, derzu- folge NachtS 13 Uhr geschloffen wird. Alt- und Neugersdorf. Am 3. d. M. früh langte bei den hiesigen Gemeindeämtern die ministerielle Bestätigung des Vereinigungsbeschlusses ein, so daß der Verschmelzung unserer Schwestergememden zu einer politischen Gemeinde nicht» mehr im Wege steht. -agettqelchtchle. Berlin. Der „Germania" zufolge beschloß die CentrumSsraktion eine sofortige Wiedereinbringung deS Antrages betreffend Aufhebung de« Jesuiten gesetzes sowie eine Wiederholung der Anträge be treffend Berufsvereine und Arb°iterkammern. — In der Begründung zum Gesetzentwurf betr. der Friede nSpräsenzstärke deS HeereS heißt eS: Nach wie vor sei Deutschland in Folge seiner geogra phischen Lage bedroht. Die Rüstungen der Nachbar staaten werden planmäßig betrieben und mit großem Aufwande von Mitteln fortgesetzt. Zwar biete die Kundgebung de« Zaren eine Gewähr, daß derzeit ein Angriffskrieg von dieser Seite nicht beabsichtigt wird; aber eine Abrüstung erfolgt nirgends, ist auch unter den jetzigen Verhältnissen kaum erwartbar. Alle Nachbarstaaten arbeiten an der Vervollkommnung ihre- Heerwesens. Wenn wir uns der Nothwendigkeit nicht verschließen dürfen, zur Erhaltung der Schlagfertig keit deS Heeres organisatorische Maßnahmen zu treffen, so bietel doch die gegenwärtige politische und militärische Lage die Möglichkeit, von dem System plötzlicher er heblicher HeereSv.rftärkungen abzusehen und statt dessen einen ruhigen und planmäßigen Ausbau in« Auge zu fassen. Bezüglich der Beibehaltung der zweijährigen Dienstzeit bet den Fußtruppen heißt eS: Dank dem unermüdlichen Eifer des Lehrpersonals -nd der bereit willigen Gewährung von Mitteln zur Ausbildung der Truppen gelang es, trotz der verkürzten Dienstzeit, die Anforderungen im FctedenSdienste vorläufig zu erfüllen. Dics sei auch zukünftig zu hoffen, wenn die beabsichtigten Verbesserungen verwirklicht werden. Ueber die Wirkung der verkürzten Dienstzeit auf die militärische Leistungsfähigkeit deS BurlaubtenstandeS liegen noch keine ausreichenden Erfahrungen vor. — Zur Deckung der Reisekosten deS Kaiser- auf der Fahrt nach Palästina soll nach der „Franks. Zta." dem preußischen Landtag eine besondere Vor lage zugehen. — Im ReichShauShaltSetat für 1898 erhöhen sich die Matrikularbeiträge um rund 14 Millionen Mark; gleichzeitig stno aber die lleberrve sungen an die Einzelstaaten um 35 Mill. MI. höher angesrtzt, so daß sich für die letzteren daS Ergebniß um 31 Mill. Mark günstiger stellt. — Die medizinische Doktorwürde soll künftig erst na1> dem absoloirten Staatsexamen verliehen werden. Diese Verfügung, welche zu Ostern 1899 in Kratt tritt, ist nicht nur für Preußen, sondern für ganz Deutschland erlassen. — Die offiziösen Blätter und namentlich die „Norddeutsche Allgem. Zeitung" fahren fort, die Inter- pellationS-Beantwortung des Grafen Thun in einer