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> Mittags tt L-r aa-«,»» «t« tu der etzpedttw», - . -. 7^' ^F. MM'( ich »r ^-. . ««r, » «g». M«. SS. Hageötatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredaeteur: Theodor Drobisch. Freita», den 22. Janmr 1864. Dresden, den 22. Januar. — Ihre Majestät die Königin Marie hat für die Zwecke des morgen bevorstehenden Balles (zum Besten hilfsbedürftiger Angehöriger der in Holstein stehenden sächsischen Unteroffiziere »nd Soldaten) einen Beitrag von 30 Thlr, II. KK. HH. der Kronprinz und die Frau Kronprinzessin einen solchen von 25 Thlrn. gespendet. Auch wurden von einzelnen Personen wie derum höhere Beträge für Ballbillets, darunter einer von 2b Thlr., gezahlt — Wie wir hören, werden Ihre König! Hoheiten der Kronprinz, der Prinz Georg, Se. Durchlaucht, der Prinz Muß und andere hohe Herrschaften dem Balle beiwohnen. — Se Maj der König von Bayern hat Herrn vr. Roderich Benedix in Leipzig bei Gelegenheit des Jubiläums desselben den Michaelisorden verliehen. — Ihre königl. Hoheit die Prinzessin Amalie von Sachsen beehrte den Jubilar mit einer eigenhän digen Zuschrift des Inhalts: „Dem freundlichen Dichter, wel che« wir so viele heitere Stunden verdanken, wünsche Glück zum Jubelfeste." — An Herrn v. Neust ist von Barmen ein Telegramm abgegangen, um demselben zu danken für die würdige Vertre tung Deutschlands gegenüber englischer Anmaßung und Grobheit. — Das königl. Bezirksgericht erläßt hinter dem Geld wechsler Commerzienrath Bayonne einen Steckbrief, da er we gen glaubhaft beschuldigter Unterschlagung zur Verantwortung zu ziehen ist — Die Staatsanwaltschaft zu Wittenberg hat die Anzeige gemacht, daß dort ein Graveur Steinmetz, der in Klein-Witten berg seinen Wohnsitz gehabt, wegen Falschmünzerei verhaftet Worden ist. Er hat österreichische Zweiguldenstücke gefertigt, die den echten täuschend ähnlich, sogar, was bei falschen Geld stücken selten vorkommt, mit Rand versehen, aber von Messing und schwach mit Silber belegt sind. Steinmetz hat vor seiner Verhaftung mehrfach Reisen nach Berlin gemacht, es ist daher der Verdacht entstanden, daß er seine Fabrikate dort umgesetzt oder sich sogar mit Einwohnern Behufs Umsatzes der falschen. Geldstücke in Verbindung gesetzt hat. Es wird daher auf diese Zweiguldenstücke besonders aufmerksam gemacht. — Heute hält im naturwissenschaftlichen ChcluS Herr vr. Rabenhorst einen Vortrag über die Leistungen des Mikroskope-. — Zu Verherrlichung der Carnevalsfreuden wird dießmal auch das Bürger-Casino von Neustadl-Dresden seinen Theil beitragen indem diese Gesellschaft nächsten Sonntag in Mein» holds Etablissement ihren Maskenball abhält. Der reiche Zu spruch, dessen sich Feste dieser Art schon immer in früheren Jahren zu erfreuen hatte, dürft n Bürgschaft bieten, daß auch der bevorstehende Maskenball allen Theilnehmern einen fröh lichen Abend bereiten wird. — Gestern Morgen wurde auf dem Bautzner Platze von einem Jäger auf Anordnung der Wohlfahrtspolizri der schwarz- große Hund todtgeschoffen, welcher mit seinem rautigen zer fressenen Kopfe den Ekel aller Vorübergehenden in Neustadt fthvn seit einigen Wochen erregte. — Wir hören von Teplitz aus, daß es mit der Gesund heit des geschätzten Schriftstellers Eduard Maria Oettinger im Ganzen viel besser geht; jedoch ist sein rechter Arm contraet und gelähmt, daß ihm das Schreiben noch immer große Schmer zen verursacht. Unter solchen Umständen ist der wackere Ver leger seines neuen Romans „Gräfin Kielmannsegge" zu bedauern, der jetzt, nachdem der Druck bereits bis zur Hälfte des zweiten Bandes vorgeschritten ist, einstweilen festsitzt. Doch: „Geduld, Geduld, wenn's Herz auch bricht" nur mit Eontr arten hadre nicht! — si Auf der ritzstraße entstand gestern in einem Hause ein kleines Feuer, das bald mit einer Handspritze wieder gelöscht- wurde. Es war nur etwas Stroh und ein kleines Bret in Brand gerathen. Trotz dieser Kleinigkeit waren aber die Steh plätze um das Haus zahlreich von Neugierigen besitzt. — Concert. Das 5. Abonnement-Concert der k. Ka pelle (19. Jan.) leitete Herr Kapellmeister 0. Rietz. Es kamen zwei Ouvertüren zum Vorträge: die Ouvertüre zur Weber'schen Euryanthe und die Ouvertüre zur Oper Semiramis von Carl Simon Catel, einem gebornen Waadtländer, der Ende vorigen und Anfangs unseres Jahrhunderts in Paris neben den be kanntesten Meistern jener Zeit als Theoretiker und als Compo- nist eine umfangreiche Thätigkeit enrwickelte. Die Ouvertüre hier ist in Form, Stil und Orchesterbehandlung außerordentlich geschmackvoll, doch bildet das 2. Thema zum ersten keinen le bendig genug gezeichneten Gegensatz und die Steigerung am Ende erklärt sich nicht aus dem Vorangehenden. Außerdem wurden noch zwei Symphonieen vorgetragm: zunächst die Sym phonie in 6-moII (Nr. 2) von Fritz Spindler. Der unter unS lebende fleißige Componist, dessen zahlreiche Clavierschöpfungen weit verbreitet sind, liefert hier ein sehr umfassendes Werk, dessen Haupttheile auf ein und dasselbe Thema angelegt find und bewegt sich in der melodischen Sprache und in den Klang wirkungen des Orchesters im Allgemeinen mit sehr anerknnungs- werthem Geschicke. Er verdient schon deshalb und noch mehr wegen des Gedankenflusses, den er offenbar nach Beethovenschem Muster anstrebt, allen Verfall Indessen muß neben diesen Vor zügen doch Folgendes bemerkt werden: das Werk culminirt im 1. Satze, nimmt schon im 2. ab. im 3. noch mehr und wird im 4. unverständlich. Der umgekehrte Fall wäre eher zu ent schuldigen. Die einzelnen Sätze sind überhaupt nach ihrer in» nern Anlage etwas zu lang; besonders könnte der erste noch viel wirksamer ausgefallen sein, wenn seine Durchführung, d. h. das Stück nach dem Wiederholungszeichen bis zum Wiederein tritt des ersten Hauptthemas mit kanonischen Mitteln in logisch aufeinanderfolgenden Engführungen zweckmäßig bis zum Höhe punkte der Cadenzirung gesteigert worden wäre. Auch das tldagio, so gefällig es in seiner Anlage auch ist, schließt unvor bereitet und matt ab. So könnten noch manche andere Aus stellungen gemacht werden. Allein der strebsame Componist hatte ja das Glück, sein Werk selbst mit anzuhörrn. Möge ihn sein etgrner Geschmack über die hier weiter vorgekommenen